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"Keine Wahl zu haben, ist nicht so schlimm. Es entlastet."
Wäre es nicht so traurig, könnte Dennis darüber lachen: Stress zu Hause, Stress in der Schule, Stress mit Mädchen – sein Leben verläuft geradezu absurd berechenbar. Doch als dann über Nacht der Nachbarsjunge verschwindet, rücken die kleinen Dramen des Alltags in den Hintergrund. Denn Dennis kommt der Verdacht, dass der Junge Opfer eines Verbrechens geworden ist. Dennis hat keine Wahl: Er beginnt, Nachforschungen anzustellen, und findet immer mehr Hinweise auf eine schreckliche Tat. Um endlich Gewissheit zu haben, wagt er sich in die…mehr

Produktbeschreibung
"Keine Wahl zu haben, ist nicht so schlimm. Es entlastet."

Wäre es nicht so traurig, könnte Dennis darüber lachen: Stress zu Hause, Stress in der Schule, Stress mit Mädchen – sein Leben verläuft geradezu absurd berechenbar. Doch als dann über Nacht der Nachbarsjunge verschwindet, rücken die kleinen Dramen des Alltags in den Hintergrund. Denn Dennis kommt der Verdacht, dass der Junge Opfer eines Verbrechens geworden ist. Dennis hat keine Wahl: Er beginnt, Nachforschungen anzustellen, und findet immer mehr Hinweise auf eine schreckliche Tat. Um endlich Gewissheit zu haben, wagt er sich in die Höhle des Löwen: Im Keller des Nachbarhauses kommt es zu einer Begegnung, die alles verändert.
Autorenporträt
Oliver Uschmann brach eine Buchhändlerlehre nach einem Tag ab und arbeitete als Packer und Berufsrevolutionär. In Bochum studierte er Germanistik, in Berlin die Wirklichkeit. Uschmann ist Träger des Förderpreises NRW 2008, Dozent für Literaturpraxis sowie Journalist für Magazine wie 'GEE', 'Visions' und 'Am Erker'.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 01.12.2009

Das erste Date und andere turbulente Gefühle
Oliver Uschmann lässt seinen 15jährigen Helden die typischen Altersschwierigkeiten überleben
Die Geschichte von Dennis, dem 15-jährigen Jungen aus dem Hochhaus, könnte man auf ganz verschiedene Arten erzählen. In der traurigen Variante ist er der Junge, dessen Vater abgehauen ist, als er noch klein war, der sich bis tief in die Nacht in Computerspiele vergräbt und dabei auf virtuellen Schlachtfeldern sinnlose Kampfaufträge erledigt, der viel zu schüchtern ist, um ein hübsches Mädchen aus seiner Klasse anzusprechen, der heimlich mit einem Fernglas die Nachbarn im Hochhaus gegenüber beobachtet und ständig Gefahr läuft, von einem leicht aggressiven türkischen Jungen verprügelt zu werden.
Oliver Uschmann erzählt die Geschichte von Dennis anders, obwohl Dennis tatsächlich mit all den Dingen zu tun hat. Er lebt allein mit seiner Mutter im Bahnhofsviertel in einem Hochhaus, vor dem ihm hin und wieder eine Gang von Jugendlichen auflauert. Und, was das Schlimmste für ihn ist, sein Vater ist tatsächlich abgehauen und seine Mutter will nicht mit ihm darüber reden. Aber Oliver Uschmann hat offenbar beschlossen, dass er seiner Hauptfigur bedingungslos zur Seite steht im Schlamassel des Erwachsenwerdens und der turbulenten Gefühle. Wie ein Ersatzvater lotst er ihn durch alle Wirren des Lebens, will das Positive in ihm hervorbringen. Hinter dieser Haltung steckt der unbedingte Glaube, dass es sich lohnt, zu kämpfen, dass man eben nicht dem Schicksal ausgeliefert ist.
Dennis’ Geschichte wird gut ausgehen, das spürt man von Anfang an. Sogar der so lange vermisste Vater wird wieder auftauchen, alle Probleme lösen sich auf, und Dennis ist mit seinem Mädchen zusammen. Das ist vielleicht etwas viel Willen zum Happy End, doch Das Gegenteil von oben fasziniert mit großer sprachlicher Qualität und der Haltung des Autors zu Jugendlichen.
Denn der 1977 geborene Autor Oliver Uschmann begreift die Lebenswelt seines Protagonisten, er ist ihm tatsächlich nah. Er versteht, warum Jugendliche nächtelang vor Computerspielen herumhängen, wie fragil das erste Date ist, wie brüchig das Leben einem 15-Jährigen vorkommt. Und er versteht vor allem Dennis große Sehnsucht nach dem Vater, von dem ihm seine Mutter nie erzählen will, nicht einmal, warum dieser verschwunden ist, als er noch klein war. Er hinterlässt eine große schmerzhafte Lücke in seinem Leben, die sich nicht schließen will. Dieses schwer fassbare Innenleben eines pubertierenden Jugendlichen zeichnet Uschmann wunderbar nach. So fühlt man mit, wenn sich Dennis und seine Freundin zum ersten Mal im Dachschwimmbad des Hochhauses verabreden, freut sich, als anfangs alles glatt läuft, und leidet mit ihm, als ihm zum Verhängnis wird, dass er wirklich an alles denken wollte.
Das Gegenteil von oben erzählt von Jungen und ihren Nöten. Oliver Uschmann trifft genau den richtigen Ton. (ab 13 Jahre) HUBERT FILSER
Oliver Uschmann
Das Gegenteil von oben
Skript 5. 336 Seiten, 12,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Oliver Uschmanns Jugendroman ist für den Rezensenten Thomas Binotto ein durchaus spannender Einblick in das Innenleben des 16-jährigen Dennis, der vaterlos in einem Hochhaus lebt, sich in seine Fantasiewelt zurückzieht und nur in der Beobachtung der Hochhausbewohner von Gegenüber so etwas wie ein Anteil nehmendes Leben entwickelt, wie der Rezensent erläutert. Obwohl Binotto den Erzähler "altklug" findet und den Pointen der Geschichte allzu deutlich die Intention des Autors abzulesen meint, hat er sich dennoch von diesem Roman fesseln lassen, wie er betont. Und wenn dieser Realitätscheck von Dennis die Jugendlichen vielleicht nicht begeistern wird, dann empfiehlt der Rezensent den Roman zumindest als "Elternbuch" für einen Einblick in ein gelungenes Porträt eines Jugendlichen.

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