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Die Gewerkschaft »Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr« (ÖTV) und ihr Vorsitzender Heinz Kluncker galten in den 1960er und 1970er Jahren als überaus mächtig: Mit dem legendären zweistelligen Lohnabschluss von 1974 brachten sie sogar Bundeskanzler Willy Brandt in Bedrängnis.Karl Christian Führers Studie porträtiert die ÖTV und zeigt, wie die Organisation in Tarifverhandlungen und bei Streiks agierte. Politische Rahmenbedingungen wie das ambivalente Verhältnis zur SPD und öffentliche Debatten über den Einfluss der Gewerkschaften werden dabei ebenso berücksichtigt wie der wirtschaftliche…mehr

Produktbeschreibung
Die Gewerkschaft »Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr« (ÖTV) und ihr Vorsitzender Heinz Kluncker galten in den 1960er und 1970er Jahren als überaus mächtig: Mit dem legendären zweistelligen Lohnabschluss von 1974 brachten sie sogar Bundeskanzler Willy Brandt in Bedrängnis.Karl Christian Führers Studie porträtiert die ÖTV und zeigt, wie die Organisation in Tarifverhandlungen und bei Streiks agierte. Politische Rahmenbedingungen wie das ambivalente Verhältnis zur SPD und öffentliche Debatten über den Einfluss der Gewerkschaften werden dabei ebenso berücksichtigt wie der wirtschaftliche und soziale Wandel zwischen 1964 und 1982. Das Buch leistet einen wichtigen Beitrag zur Geschichte der deutschen Gewerkschaften und der jungen Bundesrepublik.
Autorenporträt
Führer, Karl ChristianKarl Christian Führer, geb. 1954, ist Historiker, außerplanmäßiger Professor an der Universität Hamburg und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Historischen Seminar der Leibniz-Universität Hannover. Er publiziert zur deutschen Wirtschafts- und Sozialgeschichte, zur Mediengeschichte und zur Kulturgeschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert. 2009 erschien die Biografie »Carl Legien 1865-1921. Ein Gewerkschafter im Kampf um ein 'möglichst gutes Leben' für alle Arbeiter«.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.11.2017

Klunckers
größter Coup
Karl Christian Führers famose
Biografie über den ÖTV-Boss
Der Konflikt im öffentlichen Dienst im Frühjahr 1974 zählt zu den spektakulärsten tarifpolitischen Auseinandersetzungen in der Geschichte der Bundesrepublik. Kein geringerer als Kanzler Willy Brandt hatte nämlich angesichts der Forderung nach 15 Prozent mehr Lohn und einer Einmalzahlung von mindestens 185 Mark, mit der die Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) in die Verhandlungen ging, eine Steigerung um mehr als 10 Prozent kategorisch ausgeschlossen. Derart in ihrem Verständnis der Tarifautonomie herausgefordert, blieb die ÖTV unnachgiebig: Als die Arbeitgeber nach einem dreitätigen Streik elf Prozent und einmalig mindestens 170 Mark akzeptierten, sprachen selbst Sozialdemokraten von einer Tragödie für Staat und Bürger. Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Helmut Kohl kommentierte das Ergebnis mit der Bemerkung, die ÖTV habe demonstriert, wer in der Bundesrepublik „eigentlich die Macht in Händen halte“.
Dieser Tarifstreit nimmt verständlicherweise einen großen Raum in der exzellenten Studie des an der Universität Hamburg lehrenden Historikers ein, erschöpft sich aber nicht darin. Karl Christian Führer hat seine Geschichte der ÖTV unter dem Vorsitz Heinz Klunckers vielmehr zugleich als politische Biografie des „wohl mächtigsten“ deutschen Gewerkschaftsfunktionärs und als Beitrag zur Politik- und Gesellschaftsgeschichte der Bundesrepublik angelegt. Er zeigt anschaulich, wie eine Gewerkschaft intern und in der Auseinandersetzung mit ihren Tarifpartnern, in diesem Fall den Arbeitgebern von Bund, Ländern und Gemeinden, funktioniert. Das Quellenmaterial für seine Darstellung fand er in den einschlägigen Beständen des Verdi-Archivs und des Archivs der sozialen Demokratie sowie im Bundesarchiv Koblenz.
Erwartungsgemäß „entzaubert“ Führer die in den Medien vorherrschende Sicht der übermächtigen ÖTV und ihres im wahrsten Sinne „gewichtigen“ Bosses. Dessen Körpergewicht von zeitweise etwa 150 Kilo bei einer Größe von 1,88 Metern widmet er einen kurzen, aber höchst interessanten Abschnitt – gründlich. Den konfrontativen Kurs der ÖTV im Frühjahr 1974 erklärt er damit, dass deren Selbstverständnis jede Art von Disziplinierungsversuch verbot, auch wenn er von einer politisch nahestehenden Regierungspartei ausging. Intern war übrigens wenig Triumphgehabe zu spüren, vielmehr war sich die Führung über den Rückhalt in der eigenen Basis keineswegs sicher, und auch das negative Medienecho machte ihr zu schaffen.
Nicht nur wegen der ausgewogenen Darstellung dieses Arbeitskampfes, sondern auch wegen der Fülle an Einblicken in das Innenleben einer Gewerkschaft ein höchst lesenswertes Buch.
WERNER BÜHRER
Werner Bührer ist Zeithistoriker. Er lebt in München.
Karl Christian Führer: Gewerkschaftsmacht und ihre Grenzen. Die ÖTV und ihr Vorsitzender Heinz Kluncker 1964-1982, Transcript-Verlag Bielefeld 2017. 649 Seiten, 49,99 Euro.
E-Book: 49,99 Euro.
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»Eine gut geschriebene Studie [...], die den Blick auf die Gewerkschaften und die Arbeitsbeziehungen in der Vorgeschichte der Gegenwart jenseits von Programmatik oder publiziertem Diskurs öffnet.« Matthias Frese, Westfälische Forschungen, 68 (2018) »Karl Christian Führers Studie ist uneingeschränkt zu empfehlen. Sie unterstreicht eindrücklich, wie verdienstvoll und notwendig eine innovative Zeitgeschichte der Gewerkschaften ist.« Stefan Wannenwetsch, Archiv für Sozialgeschichte, 58 (2018) »Eine detailreiche Analyse der Tarifpolitik der ÖTV und der Rolle Heinz Klunckers in der Bundesrepublik der 1970er-Jahre.« Andrea Rehling, H-Soz-u-Kult, 26.04.2018 »Die Studie von Karl Christian Führer leistet einen wichtigen Beitrag zur Erforschung der bundesdeutschen Gewerkschaftsgeschichte in den 60er und 70er Jahren. Die Aufarbeitung der Quellen und des Forschungsstandes ist beeindruckend.« Frank Deppe, junge Welt, 12.03.2018 »Das Buch [ist] mit großem Gewinn zu lesen.« Karl Lauschke, Mitbestimmung, 15.01.2018 »Nicht nur wegen der ausgewogenen Darstellung dieses Arbeitskampfes, sondern auch wegen der Fülle an Einblicken in das Innenleben einer Gewerkschaft ein höchst lesenswertes Buch.« Werner Bührer, Süddeutsche Zeitung, 05.11.2017 »Führer macht die Bedeutung einer sich in den letzten Jahren abzeichnenden Renaissance der Gewerkschaftsgeschichte für die allgemeine Geschichte der Bundesrepublik am Beispiel der ÖTV und ihres langjährigen Vorsitzenden deutlich.« Sebastian Voigt, www.sehepunkte.de, 17/9 (2017) O-Ton: »Was macht Gewerkschaftsmacht?« - Karl-Christian Führer im Gespräch mit Gunter Lange bei ver.di publik im Juni 2017. »Eine präzise Analyse über eine besondere Ära der Gewerkschaftsgeschichte.« Gunter Lange, verdi news, 16/11 (2017) Besprochen in: Vierteljahresschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, 105 (2018), Wolfgang Schroeder…mehr