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Arata Isozaki - einer der bedeutendsten Architekten der Gegenwart - ist als Schöpfer spektakulärer Entwürfe und Bauten international ein Begriff. Im Ausland weniger bekannt ist sein gleichermaßen eminentes schriftstellerisches Werk. Dieser Band gibt erstmals in deutscher Sprache einen Einblick in Isozakis Gedankenwelt sowie einen Überblick zur Entwicklung seiner erstaunlich vielfältigen Architekturtheorie. Das Buch bietet einen unmittelbaren Zugang zum Verständnis seiner Architektur wie auch zur japanischen Gegenwartskultur im Spannungsraum internationaler Diskurse. Isozaki erweist sich als…mehr

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Produktbeschreibung
Arata Isozaki - einer der bedeutendsten Architekten der Gegenwart - ist als Schöpfer spektakulärer Entwürfe und Bauten international ein Begriff. Im Ausland weniger bekannt ist sein gleichermaßen eminentes schriftstellerisches Werk. Dieser Band gibt erstmals in deutscher Sprache einen Einblick in Isozakis Gedankenwelt sowie einen Überblick zur Entwicklung seiner erstaunlich vielfältigen Architekturtheorie. Das Buch bietet einen unmittelbaren Zugang zum Verständnis seiner Architektur wie auch zur japanischen Gegenwartskultur im Spannungsraum internationaler Diskurse. Isozaki erweist sich als ein scharfer Kulturkritiker und Analytiker, dessen Rolle als Architekturdenker sich keinesfalls auf den Kontext Japan oder auf seine legendären metabolistischen und postmodernen Architekturvisionen reduzieren lässt - Isozaki ist aktueller denn je!
Autorenporträt
Isozaki, ArataArata Isozaki, geb. 1931, ist japanischer Architekt und Inhaber von »Arata Isozaki & Associates«.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.08.2011

Schwebende Übergänge ins Inselreich
Von der Zukunft in Ruinen: Ein Band versammelt Essays des Architekten und Designers Arata Isozaki

Der 1931 geborene japanische Architekt, Designer und Querdenker Arata Isozaki ist zugleich Kosmopolit und Kind der Inselnation. "Nicht eine Wolke stand am Himmel", als Japan kapitulierte, beschreibt er seine private und die nationale Zerstörungs- und Schöpfungsgeschichte: "Alle Explosionen und Gefahren um mich herum wie auch alles, was klar und deutlich die Zukunft verkörpert hatte, waren verschwunden." Die Ruinen und das zerstörte "Gewebe des Lebens selbst", die den Jungen umfingen, tauchten später am Reißbrett wieder auf: "Alles, was ich zeichnen konnte, waren zersplitterte Fragmente von geschmolzenen und verformten Objekten, denen allein der Zufall ihre Form gegeben hatte."

Das "Denken in Ruinen" als architektonisches Programm und die Metapher des Archipels stehen im Zentrum eines Buchs, das zwischen 1962 und 2004 erschienene Essays von Arata Isozaki versammelt. Sein Spiel mit der Ironie der Geschichte und ihre Umdeutung im Zeichen der Ruine widerspiegeln Erfahrungen der "Auflösung der traditionellen Stadt". Isozaki kritisiert die "Wirklichkeitsferne von Planungen" in der Metropole Tokio und entwirft unter dem Credo "Zukunft in den Ruinen" negative Utopien, einen Anti-Stil als positive Stillosigkeit.

Isozaki zieht dabei immer wieder Analogien zu Musik und Literatur - etwa zu Kafkas "Schloss" oder Carrolls "Alice hinter den Spiegeln", aber auch Tanizakis "Lob des Schattens" -, um das "Drama des Lichts" oder die "sichtbare Dunkelheit" japanischer Innenräume zu erklären. Dem Ewigkeitsanspruch westlichen Bauens stellt er in Japans Baukunst, auch mit Blick auf die traditionelle Holzbauweise, einen vorweggenommenen Ruinenstatus gegenüber.

Isozakis Essays erzählen von Vergänglichkeit ebenso wie vom buddhistischen Motiv der Wiederkehr. Weltgeschichte und somit auch Weltarchitektur erscheinen ihm nach jedem "Tod der Utopien" als zyklisch sich wiederholende "Ruinenszenarios", "simultane Eruptionen" und Neuanfänge. Nachdem 1945 der entgöttlichte Kaiser als Bezugspunkt der Architektur verlorenging, überrannte ein Bauboom das japanische Architekturdenken. Die flexiblen Großstrukturen der "metabolistischen" Richtung im Japan der sechziger Jahre verinnerlichten die Logik mechanischer Produktion. Isozaki schlägt einen Bogen von der Besetzung und "Befreiung" des öffentlichen Raums während der Studentenrevolten in Europa und zeitgleich in Tokio bis nach Woodstock, wo sich eine "Instant City" formierte. Er erörtert Architektur im Zeitraffer historischer Ereignisse vom Fall der Berliner Mauer über die japanische Immobilienkrise 1990 bis zum Anschlag auf die Twin Towers von New York.

Isozakis Auftragsarbeiten sind in sich gebrochene Staatsrepräsentationen, die in ihrer metaphorischen Suche nach dem Nullpunkt der Architektur das "Unternehmen Japan" hinterfragen. So gestaltete er in der Satelliten- und Wissenschaftsstadt Tsukuba einen abgesenkten Stadtplatz mit einer klischeehaften Kopie des Pflasters auf dem Kapitol - als Metapher für die Leere des Stadtzentrums.

In der Fotomontage "Re-Ruined Hiroshima", in der er das verstümmelte Panoramabild Hiroshimas mit Motiven seiner bizarren Megastrukturen überblendete, wird die Ruine zum Ornament und gesellschaftskritischen Motiv. Als "Fragmente idealer Dinge" laden Isozakis Ruinen den Betrachter ein, die Naht- und Leerstellen miteinander in Beziehung zu setzen. Die Bedeutung des Zwischenraums (japanisch "Ma") scheint dabei ein Schlüssel zum Verständnis dieses Architekturdenkens.

Einen Ausweg aus der krisenhaften Moderne und architektonischen Kommerzialisierung sieht Isozaki im Bauen mit Eigensinn und Ambiguität. Die "Schaffung starker Formen und Stile aus dem Inneren der Architektur" und einem eklektischen "Archiv der Erinnerung" der Weltkulturen heraus bietet die Chance der "Rehabilitation des ikonischen Charakters der Architektur".

Leitmotivisch ist die Forderung nach ortsspezifischen Bauten. Ein Beispiel sind die wie Inseln im Raum schwebenden Bühnen im Konzertsaal von Akiyoshidai. Im Essay "Vom Panoptikum zum Archipel" plädiert Isozaki für einen Wechsel von der westlichen Zentralperspektive "hin zum illusionistischen Modell verstreuter Brennpunkte". Es läuft zuletzt auf eine Theorie der Inseln und Ikonen hinaus. "Die Welt wird sich", so schreibt Isozaki, "in ein Archipel verwandeln, in eine Ansammlung zahlloser, unterschiedlich großer Inseln, Möbel, Zeichen, Landschaften, Gebäude, Regionen, Städte - sie alle werden zu Ikonen, wenn sie an ihrer Unterscheidbarkeit festhalten. Dass sie dagegen in einer Masse aufgelöster und homogener Materie schwimmen, das zeichnet sie als Inseln aus."

STEFFEN GNAM.

Arata Isozaki: "Welten und Gegenwelten". Essays zur Architektur.

Hrsg. und aus dem Japanischen von Yoco Fukuda u.a. transcript Verlag, Bielefeld 2011. 194 S., br., 21,80 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Diesen Band mit Essays des japanischen Architekten Arata Isozaki schätzt Steffen Gnam seiner querdenkenden Ausrichtung wegen. Das vom Autor laut Gnam betriebene Denken in Ruinen und seine Umsetzung in architektonisches Programm bezeugen für den Rezensenten die Texte aus den Jahren 1962 bis 2004 etwa in Isozakis Kritik an Tokios Architektur, in seinen Referenzen an Musik und Literatur oder seinen Ausführungen zur traditionellen japanischen Holzbauweise in Absetzung zum ewigkeitsbeanspruchenden westlichen Bauen. Dass ihm der Autor außerdem Bauen im Kontext historischer Ereignisse (von Woodstock bis 9/11) erfahrbar macht, dankt Gnam ihm ebenso wie die Darlegung von Eigensinn und Ambiguität als mögliche Auswege aus einer als krisenhaft empfundenen Moderne.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Die neun Essays bieten einen neuen Zugang zu Arata Isozaki.« Elisabeth Plessen, Umrisse, 11 (2012) Besprochen in: Der Architekt, 2 (2011), Andreas Denk www.djas.uni-duesseldorf.de, 6 (2011), Elisabeth Scherer www.buchkaufen.de, 10 (2011) Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.08.2011, Steffen Gnam Fraunhofer IRB, 10 (2011) ARCH+, 208/8 (2012), Stephan Trüby