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Erhabene Kunst und theatralische Inszenierung. Das Gesamtwerk des rätselhaften Genies, das die europäische Malerei revolutionierte

Produktbeschreibung
Erhabene Kunst und theatralische Inszenierung. Das Gesamtwerk des rätselhaften Genies, das die europäische Malerei revolutionierte
Autorenporträt
Sebastian Schütze war wissenschaftlicher Assistent an der Bibliotheca Hertziana (Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte) in Rom. Er ist Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates des Istituto Italiano per gli Studi Filosofici in Neapel und korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. In den Jahren 2003 2009 lehrte er als Bader Chair in Southern Baroque Art an der Queen s University in Kingston. Seit 2009 hat er einen Lehrstuhl für Neuere Kunstgeschichte an der Universität Wien inne.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.11.2009

7. So viel Caravaggio war noch nie

Plötzlich liegen da gleich zwei Riesenbände über Caravaggio auf einmal vor einem. Zwei Bücher, ein Gegenstand. Die Autoren dürften sogar Tür an Tür gesessen haben: Sybille Ebert-Schifferer leitet die Bibliotheca Hertziana in Rom, Sebastian Schütze hat lange dort gearbeitet, jetzt lehrt er in Wien. Zufall? Pech? Beide haben sogar das gleiche Umschlagmotiv: das Gesicht der Judith, wie sie sich selbst stirnrunzelnd beim Absägen des Kopfes von Holofernes zuschaut, denn natürlich legen beide den Fokus auf das Staunen, den Glauben und die Radikalität Caravaggios.

Es ist damit nun ein bisschen so wie früher bei den doppelten Diaprojektionen im Kunstgeschichtsstudium: zwei Varianten des gleichen Motivs. Nun muss verglichen werden. Zunächst einmal: Beides sind die seriösesten Caravaggio-Studien seit langem. Es steht erstaunlich wenig Quatsch drin, und das ist bei diesem Maler leider nicht selbstverständlich. Normal sind leider psychologisierende Schmonzetten. Hier wird alles strikt aus den Bildern herausgeholt, nichts aus der Phantasie, endlich dürfen die Bilder wieder noch dramatischer sein als Caravaggios Leben. Man muss schon lange suchen, bis man was zum Nörgeln findet. Dass Ebert-Schifferer die Nebenfigur Vicente Carducho für einen Spanier hält, obwohl das ein Florentiner war, vielleicht . . . Aber sonst?

Beide Bücher sind für das sogenannte breite Publikum geschrieben, das es schließlich auch verdient hat, den aufregendsten, aktuellsten, film-noir-haftesten Maler des Frühbarock in dieser Ausführlichkeit vorgestellt zu bekommen. (Die wahren Abgründe im Lächeln des "Amor" hier oben begreift schließlich erst, wer weiß, was er mit seiner linken Hand da treibt.) Ebert-Schifferers Buch ist bei C. H. Beck erschienen; Schützes im Taschen-Verlag, der sehr viel Wert auf die Ausstattung gelegt hat: Viele Bilder wurden extra neu fotografiert, zu jedem Gemälde gibt es riesenhafte Detailaufnahmen. So nah kommt man nicht einmal vor den Originalen ran. Dafür kostet es auch fast doppelt so viel.

Und welches soll man nun nehmen? Beide natürlich.

Peter Richter

Sybille Ebert-Schifferer: "Caravaggio, der Maler und sein Werk", C. H. Beck, 58 Euro; Sebastian Schütze: "Caravaggio, das vollständige Werk", Taschen, 100 Euro

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Dieser Mammutband mit Caravaggios Gesamtwerk ist aus Sicht von Florian Illies eine "kongeniale Form der Würdigung" des großen Künstlers. Denn kombiniert werde die bombastische Werkpräsentation mit einem "weit ausholenden, in die Tiefe gehenden Text" sowie einem umfassenden Werkverzeichnis samt "Zu- und Abschreibungen". Der Kritiker ist außerdem höchst dankbar dafür, dass in diesem Buch das Caravaggio-Klischee vom homosexuellen Outlaw nicht weitergesponnen wird, sondern die ästhetischen Sensationen seiner Kunst herausgearbeitet und durch sie dieser Künstler greifbar gemacht.

© Perlentaucher Medien GmbH