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Die fundamentalen Essays Jean Bollacks über Paul Celan und den Widerspruch zwischen künstlerischer Form und der dargestellten Wirklichkeit.An den Texten Paul Celans ausgerichtet, durchmißt der Philologe, Freund und Weggefährte den kulturellen Raum, der sich für den Leser Celans durch die zahlreichen literarischen und kulturellen Bezüge in dessen Werk auftut. Der Bogen ist weit gespannt, von den Autoren der Antike über die deutsche Klassik bis hin zur Dichtung und Philosophie des 20. Jahrhunderts. Die Interpretationen des Bandes rekonstruieren die dialogische Spannung zwischen einem Ich, das…mehr

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Produktbeschreibung
Die fundamentalen Essays Jean Bollacks über Paul Celan und den Widerspruch zwischen künstlerischer Form und der dargestellten Wirklichkeit.An den Texten Paul Celans ausgerichtet, durchmißt der Philologe, Freund und Weggefährte den kulturellen Raum, der sich für den Leser Celans durch die zahlreichen literarischen und kulturellen Bezüge in dessen Werk auftut. Der Bogen ist weit gespannt, von den Autoren der Antike über die deutsche Klassik bis hin zur Dichtung und Philosophie des 20. Jahrhunderts. Die Interpretationen des Bandes rekonstruieren die dialogische Spannung zwischen einem Ich, das seine Position in der Geschichte gewählt hat, und einem Du, das sich in der Sprache bewegt und als Dichter agiert. Neben bereits häufig diskutierten Gedichten untersucht Bollack auch Texte, die bislang kaum Beachtung gefunden haben. Zugleich zeichnet sich in der Auseinandersetzung mit den vorherrschenden Deutungsansätzen eine kritische Geschichte der Celan-Interpretation ab, in der sich die intellektuellen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte widerspiegeln.
Autorenporträt
Jean Bollack (1923-2012), geb. in Straßburg in einer elsässisch-jüdischen Familie, war Philosoph und Philologe. Er studierte klassische Philologie in Basel und nach Kriegsende in Paris. Dort gründete er an der Universität Lille das Forschungszentrum für Philologie und Hermeneutik und an der MSH (Paris) ein Zentrum für die Geschichte der Interpretation. Er veröffentlichte u.a.: Paul Celan. Poetik der Fremdheit (2000).

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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.04.2007

Opferlyrik?
Auf Szondis Spuren: Jean Bollacks gesammelte Celan-Erkenntnisse

Die seit mehr als einem Vierteljahrhundert andauernde Auseinandersetzung des Pariser Philologen Jean Bollack mit der Lyrik Paul Celans zeugt von der immensen Faszination eines Werks auf seinen Interpreten; sie ist auch Dokument der Freundschaft. Der von Werner Wögerbauer herausgegebene Band "Dichtung wider Dichtung. Paul Celan und die Literatur" versammelt Bollacks verstreut publizierte und in Vorträgen vorgestellte Celan-Interpretationen, die für die deutsche Ausgabe aktualisiert wurden.

Bollacks Aufsatzsammlung steht im Zusammenhang mit seiner "Poetik der Fremdheit" (2000), einer Studie zu Celans Dichtungslogik. Die dort erörterten, zentralen Aspekte dieser Poetologie werden hier im Eingangsessay zusammengefasst und anhand von Einzelinterpretationen ausgeleuchtet. Für Bollacks in vielem den "Celan-Studien" Peter Szondis verpflichteten Ansatz bilden die Rekonstruktion der persönlichen Situation des Dichters und des historischen Kontextes der einzelnen Gedichte zentrale Elemente einer angemessenen Interpretation.

Bollack weist Celans sprachliche Bearbeitungen von geschichtlich Konkretem, von Privatem und Partikularem akribisch nach. Wie die Auseinandersetzung mit der literarischen Tradition und deren fortwährende Befragung Celans Arbeit bestimmt hat, wie in ihnen der Bruch mit der konventionalisierten Sprache vonstatten geht, wird dabei deutlich. Ein Zerlegen der Sprache in deren kleinste Partikel werde, so Bollack, für Celan aus seiner historischen Erfahrung heraus zur Notwendigkeit.

Diese Zerlegung sieht Bollack auch beim lyrischen Subjekt am Werk. Mittels eines vom Autor künstlich konstruierten, mitlesenden Ichs werde ein schreibendes Du in vielen Gedichten Celans einer ständigen Beobachtung unterzogen. So erreiche das Gedicht größte Genauigkeit, aber auch maximale Selbstentfremdung - eine These, die der Vorstellung vom Gedicht als Gespräch, als Ort der Begegnung widerspricht.

Celans Sprachüberprüfung hat für Bollack ihren Grund in der persönlichen Erfahrung des nationalsozialistischen Terrors gegen die Juden. Für Bollack handelt es sich - und auch hierin unterscheidet sich sein Ansatz wohltuend von dem zahlreicher anderer Interpreten - bei den Gedichten nicht um Gedächtnis- oder Opferlyrik. Die Verse zwingen in ihrer häufig polemischen Stoßrichtung dazu, Geschichte in die Gegenwart zurückzuholen. Diesen kritisch-aktualisierenden Gehalt habe der Interpret nachzuvollziehen. Dass dies selten geschieht, zeigen Bollacks Aufsätze in den Analysen der Resonanz von Kritikern auf Celans Gedichte. Diese Analysen machen die Aufsätze zu beeindruckenden Zeugnissen der Auseinandersetzung mit philologischen Traditionen vergangener Jahrzehnte.

Man wird Bollacks fein verästelten Überlegungen vielleicht nicht immer bis ins Letzte folgen wollen, zumal wenn sie, wie beim Verhältnis Celans zu Ingeborg Bachmann, eingestehen, den Bereich des Spekulativen zu betreten. Seine weit ausgreifenden kritischen Bemühungen, die "Arbeit am Sinn", bringen jedoch erhellende Ergebnisse hervor und tragen erheblich zu einem tieferen Verständnis dieser Lyrik bei. Zudem legt der Band Zeugnis ab von einer kaum noch zu überbietenden philologischen Meisterschaft.

BEATE TRÖGER

Jean Bollack: "Dichtung wider Dichtung". Paul Celan und die Literatur. Herausgegeben von Werner Wögerbauer. Aus dem Französischen übersetzt von Werner Wögerbauer, unter Mitwirkung von Barbara Heber-Schärer, Christoph König und Tim Trzaskalik. Wallstein Verlag, Göttingen 2006. 535 S., br., 49,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Jean Bollack: ein Meister der Philologie. Beate Tröger kommt zu diesem Schluss, nachdem sie Bollacks jetzt aktualisiert vorliegende Paul-Celan-Interpretationen nicht nur als "Dokument einer Freundschaft", sondern vor allem als Ausdruck der "immensen Faszination eines Werks auf seinen Interpreten" gelesen hat. Die Texte selbst begreift sie als Einzelbeiträge zu Bollacks, die Celansche Dichtungslogik analysierender "Poetik der Fremdheit" und beurteilt den Lektüreansatz positiv, der Celans Lebensumständen und dem historischen Kontext der Gedichte Rechnung trage. Für Tröger hebt sich Bollacks Hinweis auf die "polemische Stoßrichtung" von Celans Texten "wohltuend" ab von Versuchen, diese als Opferlyrik zu lesen. In Bollacks eigener Auseinandersetzung mit der philologischen Tradition wird die Ausnahmestellung seiner Interpretationen für die Rezensentin sichtbar. Ein bisschen Spekulation hier und dort verzeiht Tröger dem Autor bei so viel Erleuchtung gerne.

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