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Für eine weltberühmte Universität wie es die Georgia-Augusta zu Göttingen besonders im 18. und 19. Jahrhundert war, waren nicht nur Professoren von europäischem Format wie Heyne, Pütter, Schlözer, Gatterer und Lichtenberg wichtig, sondern auch ihre Studenten. Zu Lichtenbergs Hörern zählten so berühmte und noch heute bekannte Persönlichkeiten wie die Mathematiker Gauß und Pfaff, die Brüder Humboldt und Schlegel, der Historiker Schlosser, der Mediziner Hufeland und der Astronom Benzenberg. Wer aber waren die anderen, zeitweilig mehr als 20 Prozent der gesamten Göttinger Studentenschaft, die bei…mehr

Produktbeschreibung
Für eine weltberühmte Universität wie es die Georgia-Augusta zu Göttingen besonders im 18. und 19. Jahrhundert war, waren nicht nur Professoren von europäischem Format wie Heyne, Pütter, Schlözer, Gatterer und Lichtenberg wichtig, sondern auch ihre Studenten. Zu Lichtenbergs Hörern zählten so berühmte und noch heute bekannte Persönlichkeiten wie die Mathematiker Gauß und Pfaff, die Brüder Humboldt und Schlegel, der Historiker Schlosser, der Mediziner Hufeland und der Astronom Benzenberg. Wer aber waren die anderen, zeitweilig mehr als 20 Prozent der gesamten Göttinger Studentenschaft, die bei dem »kleinen, buckligen« Professor lernten und nach ihren Göttinger Studien zu damals bekannten und heute oft zu Unrecht vergessenen Wissenschaftlern, Beamten, Würdenträgern oder Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens avancierten? Hans-Joachim Heerde stellt den Göttinger Professor der Experimentalphysik als akademischen Lehrer und seine Studenten vor. Auf der Basis von bisher nicht ausgewerteten und publizierten Quellenmaterialien wurde der Versuch unternommen, so vollständig wie möglich seine Schüler zu ermitteln. Von den vermutlich 2.500 Hörern zwischen 1770 und 1799 konnten über 1.740 identifiziert werden. Diese werden in kurzen Biogrammen vorgestellt und liefern somit einen repräsentativen Querschnitt der europäischen Bildungselite in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Autorenporträt
Hans-Joachim Heerde, geb. 1953, studierte Germanistik, Politik und Erziehungswissenschaften in Göttingen. Von 1987 bis 1997 arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Edition Lichtenberg-Briefwechsel und war 1998 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt »Ins Stammbuch geschrieben« am Stadtarchiv Göttingen. Seit 2007 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der "Kritischen Robert Walser Ausgabe", Universität Basel/Zürich.

Stefan Brüdermann ist Leiter der Abteilung Bückeburg des Niedersächsischen Landesarchivs sowie Vorsitzender der Historischen Arbeitsgemeinschaft für Schaumburg.Veröffentlichungen u. a.: Geschichte Niedersachsens, Bd. 4: Vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des Ersten Weltkrieges, (Hg., 2018); Schaumburg im Mittelalter (Hg., 2014).

Ulrich Joost, geb. 1951, Herausgeber von Lichtenbergs Werken und Briefwechsel; lehrte Neuere deutsche Literaturgeschichte und allgemeine Literaturwissenschaft an der TU Darmstadt.Veröffentlichungen u. a.: Gottfried August Bürger: Briefwechsel (2015 ff.); Georg Christoph Lichtenberg: Briefwechsel (Mithg., 1983-2004); Lichtenberg - der Briefschreiber (1993).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.06.2006

Blitz und Buckel
Wer saß im Publikum, wenn Lichtenberg experimentierte?
Den Kampf um Studierende kennt man aus dem Ausland. In England oder Amerika hängen kleinere Fächer unmittelbar von ihrer zahlenden Kundschaft ab, Professoren können gar an Gehalt einbüßen, falls Kurse nicht zustande kommen. Bis zu den Universitätsreformen Ende der sechziger Jahre galt das teilweise auch noch für Deutschland. Hörerzahlen bestimmten mit über das Einkommen. Im 18. Jahrhundert waren Dozenten völlig davon abhängig, sie lehrten täglich so viel wie heutige Professoren wöchentlich und kamen nur bei einiger Popularität gut über die Runden.
Der Göttinger Experimentalphysiker Georg Christoph Lichtenberg (1742 bis 1799) war ein Star. Neben Studenten aus allen Fächern zog er auch durchreisende Gelehrte wie Goethe, die Humboldts oder Schlegels an, die sich von ihm Privatissima lesen ließen. Die Witze und Aperçus des eher gehemmt Vortragenden dürften nicht die Hauptattraktion gewesen sein, wirklich spektakulär war sein Repertoire von rund 600 Versuchen.
Die meisten führte er in seinem Privatauditorium mit numerierten Sitzplätzen durch, Sprengungen und Experimente mit Blitzen natürlich im Freien. Bei so viel Spektakel ging es dem kleinen, buckligen Mann recht gut, in den 1780er Jahren kam er regelmäßig auf einhundert Hörer und mehr. Dennoch reißen die ängstlichen Klagen über ausbleibende Studenten nicht ab: „Sehr verdrüßlich wegen der Pursche!!” „Keine, keine! Niemals so traurig.” Mit unglaublicher Akribie hat jetzt Hans-Joachim Heerde etwa 1700 „Biogramme” solcher „Purschen” zusammengetragen. Hörerlisten, Ausleihregister, Briefwechsel und viele andere Zeugnisse ergaben die Namen im Auditorium, die dann mit schier grenzenlosem Aufwand biobibliografisch weiter ermittelt wurden. Allein die fünfzigseitige Liste verwendeter Hilfsmittel ist ein neuer Rechercheschlüssel. Insgesamt ist dieses Register ein imposantes Stück wissenschaftsgeschichtlicher Kärrnerarbeit.
ALEXANDER KOŠENINA
HANS-JOACHIM HEERDE: Das Publikum der Physik. Lichtenbergs Hörer. Wallstein Verlag, Göttingen 2006. 832 Seiten, Abb., 49 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Der Rezensent Alexander Kosenina nennt diesen seiner Auskunft nach mit Sorgfalt und Liebe zum Detail recherchierten Einblick in die Arbeit des Experimentalphysikers und Dozenten Georg Christoph Lichtenberg für "ein imposantes Stück wissenschaftsgeschichtlicher Kärrnerarbeit." Die Popularität von Lichtenberg beruhte vor allem darauf, dass er spannende Versuche in seine Vorlesungen integriert hatte, die auch das Interesse berühmterer Zeitgenossen wie Goethe oder den Humboldt-Brüdern weckte. Insgesamt 1.700 der studentischen Zuhörer, die der Wissenschaftler in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts hatte, hat der Autor Hans-Joachim Heerde ermittelt. Das Buch dient damit auch als Grundlage für weitere Forschungen: "Allein die fünfzigseitige Liste verwendeter Hilfsmittel ist ein neuer Rechercheschlüssel."

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