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Der Vorstandsvorsitzende einer großen Privatbank, einer der erfolgreichsten Top-Manager des Landes, steht mitten in einer Vorstandssitzung auf und stürzt sich aus dem Fenster des 34. Stocks. Wie konnte es dazu kommen? Ein junger Journalist nimmt die Recherche auf ... und stößt auf viele pikante Details hinter den Kulissen der Wirtschaftsmacht. Amigos und Amouren, Incentives und Intrigen, Prahlerei und Peinlichkeiten. Am Ende bleibt nur noch eine Frage: Wie viele Charaktereigenschaften darf man sich erlauben, wie viel Ich darf man sein, wenn man heute Karriere machen will? Ein kritischer,…mehr

Produktbeschreibung
Der Vorstandsvorsitzende einer großen Privatbank, einer der erfolgreichsten Top-Manager des Landes, steht mitten in einer Vorstandssitzung auf und stürzt sich aus dem Fenster des 34. Stocks. Wie konnte es dazu kommen? Ein junger Journalist nimmt die Recherche auf ... und stößt auf viele pikante Details hinter den Kulissen der Wirtschaftsmacht. Amigos und Amouren, Incentives und Intrigen, Prahlerei und Peinlichkeiten. Am Ende bleibt nur noch eine Frage: Wie viele Charaktereigenschaften darf man sich erlauben, wie viel Ich darf man sein, wenn man heute Karriere machen will? Ein kritischer, witziger und zugleich nachdenklicher Roman, der mit seiner packenden Handlung auch für Deutschlands führenden Kritiker nichts zu wünschen übrig lassen wird ...
Autorenporträt
(seit 1917 Edler von M.), geboren am 6.11.1880 in Klagenfurt, stammte aus einer altösterreichischen Beamten- , Gelehrten- , Ingenieurs- und Offiziersfamilie. Er studierte an der technischen Militärakademie in Wien, brach seine Militärsausbildung ab und wurde Maschinenbauingenieur. Nach einer Tätigkeit als Assistent an der TH Stuttgart studierte er 1903-08 in Berlin Philosophie, Psychologie, Mathematik und Physik und promovierte mit einer Arbeit über den Theoretiker des naturwissenschaftlichen Positivismus Ernst Mach zum Dr. phil. Auf eine Universitätslaufbahn verzichtete er, um freier Schriftsteller zu werden. 1911-14 war er Bibliothekar, 1914 Redakteur der "Neuen Rundschau". Im 1. Weltkrieg war er Landsturmhauptmann, Herausgeber der "Soldatenzeitung" und zuletzt im Kriegspressequartier. 1918-22 lebte er als Beamter in Wien, danach als freier Schriftsteller, Theaterkritiker und Essayist in Wien und Berlin. Nach der faschistischen Besetzung Österreichs emigrierte er nach Zürich. Die letzten Lebensjahre verbrachte er fast mittellos in Genf, wo er am 15.04.1942 starb.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.08.2003

Stützen der Gesellschaft
"Der Manager ohne Eigenschaften" eines gewissen Robert Musil

In diesem Buch befindet sich ein biographisches Minimum: das Leben eines gewissen Ulrich, der die besondere Eigenschaft besitzt, keine Eigenschaften zu besitzen. Es wandert, rückwärts, einem in der Vergangenheit geschriebenen Maximum zu und verrät noch nicht einmal die Neigung, diesem auszuweichen: Als Autor prangt auf dem Titel Robert Musil, und das Buch heißt "Der Manager ohne Eigenschaften". Die Kritiker und Leser taten ihre Schuldigkeit: Sie verwiesen auf die Dreistigkeit, eine Persiflage unter dem berühmten Namen zu veröffentlichen. Nur heißt der Verfasser des "Managers ohne Eigenschaften" tatsächlich Robert Musil, lebt auch in Wien und benötigte allerdings im Gegensatz zu seinem Namensvetter einen Ghostwriter, um sein Buch zu schreiben. Dafür wurde es immerhin auch fertig, wobei der nachgeborene Musil es bei 230 groß bedruckten Seiten beließ, während die gängige zweibändige Ausgabe vom "Mann ohne Eigenschaften" einschließlich aller Fragmente an die zweitausend ungleich enger bedruckte Seiten umfaßt.

"Es war ein schöner Augusttag des Jahres 1913" - so schließt der erste Absatz im "Mann ohne Eigenschaften", und von hier an begleiten wir den jungen Adligen Ulrich, der von seinem enttäuschten Vater immerhin noch so weit protegiert wird, daß Ulrich in den inoffiziellen Ausschuß zur Vorbereitung des Thronjubiläums von Kaiser Franz Joseph aufgenommen wird. Musils Roman fährt in der Folge ein gigantisches Panoptikum der Habsburgermonarchie auf, verzettelt sich immer mehr, ist in seinen besten Passagen unübertroffen komisch und gleichzeitig von unerreichter psychologischer Tiefe, in seinen schlechteren dagegen nahe an der Kolportage. Da niemand weiß, was aus dem Buch hätte werden sollen, ist bis heute nur klar, daß es durchaus ein Meisterwerk hätte werden können, der in der deutschen Sprache nichts gleichgekommen wäre. Oder auch ein Fiasko. So aber haben wir lediglich einen Torso.

"Der Manager ohne Eigenschaften", der sich sämtliche Kapitelüberschriften und die Namen seines gesamten, sehr schmalen Personals beim "Mann ohne Eigenschaften" ausgeborgt hat, setzt am 16. August 2002 ein, und schon die genauere Datumsangabe macht einen entscheidenden Unterschied aus: Hier wird nichts offengelassen (nur Ulrichs Nachnamen erfährt man auch bei Musil II nicht), sondern alles so explizit ausbuchstabiert wie nur möglich. An jenem 16. August stürzt sich Ulrich, Vorstandsvorsitzender einer renommierten Privatbank, aus deren Frankfurter Hochhauszentrale in den Tod, und der Roman erzählt im Rückblick sein Leben. In den besten Passagen des Buchs wird daraus eine schöne Satire auf die Gepflogenheiten der Großwirtschaft im allgemeinen und die des Kreditwesens im speziellen, in seinen schlechteren dagegen wird das Niveau von Kolportage noch unterboten. Es gibt leider viele davon.

Reizvoll ist bei der Lektüre allein, die zahlreichen Verweise auf das dicke Vor- im schmalen Abbild zu entdecken. Die erste Begegnung von Ulrich und Diotima etwa entwickelt sich analog zum Aufeinandertreffen von Ulrich und Bonadea im Original, nur daß die sexuellen Ausschweifungen andere Ausmaße erreichen als beim anspielungsreichen, aber höflichen Musil I. Die "Parallelaktion" im Remake bezeichnet überraschenderweise keinen Wettstreit zwischen rivalisierenden Bankinstituten, sondern ein großes Täuschungsmanöver, das Ulrich auf Betreiben seines beruflichen Mentors eine karriereförderliche Eheschließung ermöglichen soll. Auch hier liegt der Schwerpunkt im weiteren eindeutig in sexualibus.

Die Rollen sind denkbar verdreht worden. Rudolf Arnheim, bekanntermaßen im "Mann ohne Eigenschaften" ein verkappter Walter Rathenau, wird nun zum Alter ego Joschka Fischers und somit zu einem Mann, der ursprünglich den Staat unterminierte, um sich dann zur allgemein anerkannten Stütze der Gesellschaft zu wandeln, Gottlieb Hagauer wird zur Persiflage von Stephen Hawking, Moosbrugger konsequenterweise zum betrügerischen Börsenspekulanten à la Nick Leeson, Sektionsrat Tuzzi darf im PR-Berater Moritz Hunzinger sein Vorbild finden, Walter und Clarisse durchlaufen mit Ulrich das Traineeprogramm, und Ulrich selbst erinnert stark an Thomas Middelhoff.

Doch all diese Ähnlichkeiten sind zu deutlich ausgestellt, als daß man Spaß an ihnen finden könnte. Robert Musil II hat ein Buch schreiben lassen, das seiner eigenen parodistischen Leistung nicht traut und deshalb ständig nach jenen Lesern schielt, die den "Mann ohne Eigenschaften" nicht einmal dem Ruf nach kennen. Deshalb muß Musils Romanfragment gleich dreimal in der Handlung erwähnt werden. Dennoch entsteht die Eigenschaftslosigkeit Ulrichs nicht aus dessen passivem Charakter, sondern als bewußte Entscheidung: "Er eignete sich täglich besser für den Weg nach oben. Eigenschaftslos. Uneigennützig. Eigentlich nutzlos." Zwei der drei Eigenschaften treffen übrigens auch auf den "Manager ohne Eigenschaften" zu.

ANDREAS PLATTHAUS

Robert Musil: "Der Manager ohne Eigenschaften". Roman. Wirtschaftsverlag Carl Ueberreuther, Frankfurt am Main 2003. 230 S., geb., 24,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Für ziemlich dreist hielten es Kritiker und Leser, eine Persiflage unter dem berühmten Namen zu veröffentlichen, berichtet Rezensent Andreas Platthaus. Doch der Verfasser heißt tatsächlich Robert Musil und lebt in Wien, versichert Platthaus. Allerdings habe der Musil des "Mann ohne Eigenschaften" keinen Ghostwriter gebraucht, um sein Buch zu schreiben, dafür sei der Musil des "Managers ohne Eigenschaften" mit seinem Buch auch fertig geworden. Der Roman erzählt im Rückblick das Leben Ulrichs, eines Vorstandsvorsitzenden einer renommierten Privatbank, der sich von deren Frankfurter Hochhauszentrale in den Tod gestürzt hat. In seinen "besten Passagen" sieht Platthaus darin eine "schöne Satire" auf die Gepflogenheiten der Großwirtschaft. In seinen schlechteren, von denen es leider viele gebe, werde das Niveau von Kolportage noch unterboten. Interessant findet Platthaus die Lektüre nur wegen der zahlreichen Verweise auf das Vorbild, wobei die Rollen "denkbar verdreht" worden seien. In Rudolf Arnheim etwa, im "Mann ohne Eigenschaften" ein verkappter Walter Rathenau, entdeckt Platthaus jetzt ein Alterego Joschka Fischers, Ulrich selbst erinnert ihn an Thomas Middelhoff. Doch Spaß macht das alles wenig, denn die Ähnlichkeiten sind ihm "zu deutlich ausgestellt". Robert Musil II habe ein Buch schreiben lassen, resümiert der Rezensent, "das seiner eigenen parodistischen Leistung nicht traut und deshalb ständig nach jenen Lesern schielt, die den 'Mann ohne Eigenschaften' nicht einmal dem Ruf nach kennen."

© Perlentaucher Medien GmbH
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