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Die Frage nach der Schuld: die "verlorene Generation" erinnert sich
Heute um die achtzig, bei Kriegsende kaum volljährig: Die Flakhelfer von einst werden jetzt mitunter zu Tätern gemacht. Die Frage nach der historischen Wirklichkeit wird in der Debatte seltsam ausgeblendet. Dem tritt dieses Buch entgegen.
In dieser von Alfred Neven DuMont Anthologie sind ca 28 Beiträge von Prominenten des Jahrgangs 1926/ 1927 versammelt. Beim Zusammenbruch des Hitler-Regimes, war die Altersgruppe gerade mal siebzehn, achtzehn Jahre alt oder vor wenigen Wochen eben erst neunzehn Jahre alt geworden.
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Produktbeschreibung
Die Frage nach der Schuld: die "verlorene Generation" erinnert sich

Heute um die achtzig, bei Kriegsende kaum volljährig: Die Flakhelfer von einst werden jetzt mitunter zu Tätern gemacht. Die Frage nach der historischen Wirklichkeit wird in der Debatte seltsam ausgeblendet. Dem tritt dieses Buch entgegen.


In dieser von Alfred Neven DuMont Anthologie sind ca 28 Beiträge von Prominenten des Jahrgangs 1926/ 1927 versammelt. Beim Zusammenbruch des Hitler-Regimes, war die Altersgruppe gerade mal siebzehn, achtzehn Jahre alt oder vor wenigen Wochen eben erst neunzehn Jahre alt geworden.

Aus dem Vorwort von Alfred Neven DuMont:
Siebenundzwanzig Repräsentanten, Männer und Frauen, aus den Jahrgängen 1926/ 1927, eben jener Jahrgänge, von denen einige Personen in der letzten Zeit zur Diskussion gestellt wurden, haben sich bereit erklärt, über ihre Erlebnisse aus den letzten Jahren oder Monaten diese Krieges und des Nazi-Regimes zu berichten. [...] Keine Rechtfertigung, keine Wiedergutmachung waren gefragt, sondern schlicht die Beantwortung der Frage: Wie war es damals wirklich? Was hatten sie erlebt in den dramatischen letzten Jahren, den letzten Zuckungen eines monströsen, mörderischen Staatsgebildes vor dem tumultuösen Zusammenbruch? Was durchlebt im Labyrinth der Schleich- und Umwege, auf den steinigen Straßen zu den Schlachtfeldern? Was oder wer hatte sie geleitet? Die Familie, Vater, Mutter, Geschwister, Freunde, Kameraden, Lehrer, Führer der Hitlerjugend, der NSDAP, der Flak, des Arbeitsdienstes oder des Militärs? [...]

Mit Beiträgen u.a. von:
Reinhard Appel, Günter de Bruyn, Karl Ottp Conrady, Ernst-Otto Czempiel, Heinz-Horst Deichmann, Erhard Eppler, Anneliese Friedmann, Hans-Dietrich Genscher, Dieter Hildebrandt, Walther Leisler Kiep, Otto Graf Lambsdorff, Siegfried Lenz, Hermann Lübbe, Manfred Messerschmidt, Alfred Neven DuMont, Uta Ranke-Heinemann, Barbara Rütting, Wolf Jobst Siedler, Hans-Jochen Vogel, Sonja Ziemann

Autorenporträt
Alfred Neven DuMont, geboren am 29. März 1927, trat nach einer frühen Tätigkeit an den Münchner Kammerspielen und einem Studium in München und in Chicago 1953 in den Verlag M. DuMont Schauberg ein. Er war seit 1960 Herausgeber des Kölner Stadt-Anzeigers, gründete kurz darauf die Boulevardzeitung Express, wurde 1990 Herausgeber der Mitteldeutschen Zeitung und 2006 der Frankfurter Rundschau. 2008 kam die Berliner Zeitung zum Verlag. Alfred Neven DuMont war Ehrenbürger der Stadt Köln, Honorarprofes
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.12.2007

Ich aber auch nicht
Der Jahrgang 1926/27 erinnert sich an seine Jugend
Der Staat Israel verlangt von Besuchern aus Deutschland, die die Zeit des Nationalsozialismus als Erwachsene erlebt haben, ein besonderes Visum. Für Jüngere gilt diese Regel nicht. Die Jahrgänge 1926 und 1927 sind die letzten, die noch unter diese Sonderregel fallen – wer 1928 geboren ist, erscheint den israelischen Behörden nicht mehr verdächtig.
Alfred Neven DuMont erzählt von dieser alles andere als harmlosen administrativen Sonderregelung im Vorwort des von ihm herausgegebenen Sammelbandes „Jahrgang 1926/27. Erinnerungen an die Jahre unter dem Hakenkreuz”, der die Berichte von 27 Frauen und Männern aus Politik, Wissenschaft, Literatur und Publizistik enthält, die alle in diesen Jahren geboren sind.
DuMonts Absicht ist klar: Er sieht die Generation 1926/27 in Misskredit gebracht; er fühlt sich von den Debattenstürmchen, die das Bekanntwerden der einstigen NSDAP-Mitgliedschaft des Kabarettisten Dieter Hildebrandt (Jahrgang 1927) und der beiden Schriftsteller Siegfried Lenz (1926) und Martin Walser (1927) entfacht hat, wohl etwas angegriffen: „Menschen mit Misstrauen zu belegen”, schreibt er, „heißt, dass leicht eine Anklage erfolgt, zumindest eine moralische Anklage, und wo Anklage erfolgt und kein einzelner Schuldiger ausgemacht werden kann, wird schnell eine ganze Gruppe abgeurteilt.” Natürlich schwingt in diesen Deutungskämpfen immer auch die Causa Günter Grass (ebenfalls Jahrgang 1927) mit, auch wenn sein Name und sein Fall, bei dem es ja weniger um die Tatsache der Mitgliedschaft des Nobelpreisträgers in der Waffen-SS als vielmehr um das jahrzehntelange Verschweigen derselben ging, nicht einmal erwähnt werden. Hildebrandt und Lenz sind in dem Band vertreten, Beiträge von Grass und Walser fehlen – und dieses Fehlen macht sich bemerkbar.
Ungleiche NSDAP-Mitglieder
Karl Otto Conrady, lange Zeit Germanistik-Professor in Köln, kommt in seinem abgewogenen Beitrag fast beiläufig zu der Erkenntnis, dass in der Debatte „im Grunde alles Wesentliche längst erörtert” sei. Ohnehin könne die historische Forschung tatsächlich oft Genaueres und Zutreffenderes zutage fördern als jedes noch so ernsthafte Erinnern.
Und so bestätigen die Beiträge des Sammelbandes häufig, was die Historiker herausgefunden haben: Sowohl die Zustände im Jungvolk und in der Hitler-Jugend als auch die formalen Vorgänge des Parteibeitritts lassen sich nicht auf einen Nenner bringen. Einige hatten Glück und entgingen den Vorfeldorganisationen der NSDAP; andere erlebten auch als Mitglieder wenig nationalsozialistische Indoktrination, dafür Abenteuer und Gemeinschaft.
Conrady hält sich dann auch nicht mit den Umständen seines Beitritts zur HJ auf – der oft von äußeren Zufällen abhing –, sondern fragt, warum er und seine Kameraden, ja vielleicht ein großer Teil seiner Generation „mitmachten”. „Es ging uns nie allein um das, was uns als Ideal (als deutsches, arisches Ideal) propagiert wurde, sondern immer auch um pures Leben- und Agierenkönnen, um Machtausübung und um Sättigung von Eitelkeit”, analysiert Conrady.
Im Kontrast zu seinen Ausführungen fallen zahlreiche Beiträge stark ab. Günter de Bruyn liefert ein etwas larmoyantes Statement, in dem er über die „Arroganz der Nachgeborenen” klagt. Walter Leisler Kiep betont immer wieder, was ohne die USA alles nicht möglich gewesen wäre, und er schreibt den Deutschen die bewährte Mahnung ins Stammbuch, dass ihre Verpflichtung darin bestehe, aus dem Nationalsozialismus zu lernen, nie zu vergessen und die Zukunft für kommende Generationen zu gestalten. Ernst-Otto Czempiel ist ganz in seiner Rolle des Professors für internationale Politik gefangen; Wolf-Jobst Siedler ist bemüht, Joachim Fest (auch er Jahrgang 1926) ein „Ich aber auch nicht” hinterherzurufen: auch sein Elternhaus habe ihn gegen die Verlockungen des Nationalsozialismus immunisiert.
Rechenschaft und Anklage
Es ist bezeichnend, dass neben Conradys auch ein weiterer hellsichtiger Beitrag der eigentlichen Intention des Bandes zuwiderläuft. Der Philosoph Hermann Lübbe stellt fest, dass das politisch-moralische Urteil über den Nationalsozialismus seit langem gefestigt sei, sodass Sonderansprüche auf die einschlägige Urteilszuständigkeit sich nur noch selten überzeugend geltend machen ließen.
Warum dann also der kämpferisch bis leicht beleidigte Vorwurf DuMonts, es habe „groteske Züge”, wenn „vornehmlich Journalisten” heute als Ankläger dieser Generation aufzuträten, ohne sich die „ungeheure Unterdrückung der damaligen Zeit bewusst zu machen”? Ohnehin taugen die persönlichen Geschichten, jenseits von bloßen Rechenschaftsberichten, sehr viel besser, die Lebensumstände und die historische Wirklichkeit der letzten Kriegsjahre zu erhellen. Man lese dazu allein noch einmal den „Springenden Brunnen” eben jenes Martin Walser und vernehme gerade im Kapitel über den Parteieintritt von Walsers Mutter jene authentische Stimme, die der „Jahrgang 1926/27” nur schwach anklingen lässt. LUTZ LICHTENBERGER
ALFRED NEVEN DUMONT (Hrsg.): Jahrgang 1926/27. Erinnerungen an die Jahre unter dem Hakenkreuz. DuMont, Köln 2007. 240 Seiten, 19,90 Euro.
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"Es ist ein Ereignis der ganz besonderen Art. Wichtig da, wo es um den jeweiligen Autor geht. Aber bedeutungsvoll als Ganzes. Denn als Gesamtwerk spiegelt es das nationale Niveau wider. [...] Jeder Beitrag für sich eine Besonderheit. Erst in der Gesamtschau wird es ein Werk von herausragendem Charakter. [...] Ich behaupte, dass es Vergleichbares wie dieses nicht gibt. [...] Den Schulbehörden ist ausdrücklich zu raten, diesen 'Jahrgang 1926/27' zur Pflichtlektüre zu erklären. Damit unsere Kinder und die Nachkommen endlich ohne falsche Rücksichtnahme erfahren, was damals Sache war." -- TAGESSPIEGEL

"Dass es sich dabei um sehr subjektiv gefärbte [...] Berichte handelt, versteht sich von selbst, entwertet sie deshalb aber nicht. Im Gegenteil. Gerade die subjektiv gebundene Erinnerung gibt Dinge preis, die gewöhnlich durch das Raster einer 'objektiven' Geschichtsschreibung fallen." -- DIE ZEIT

"Die Autoren des Bandes schildern ihre Erinnerungen sehr authentisch. [...] Der Band ist zweifellos für junge Leute heute, die sich die damaligen Bedingungen wohl nur schwer vorstellen können, hochinformativ. Und er tritt all denen entgegen, die Jahrzehnte danach allzu schnell über diese Generation urteilen." -- STUTTGARTER ZEITUNG

"Unmittelbar sind die Erzählungen aus diesen letzten Kriegsjahren, ergreifend uns nah. Lassen eine Ahnung zu von einer verlorenen Jugend im braunen Sumpf. Anrührend schildert Verleger Alfred Neven DuMont seine Jugend." -- KÖLNER EXPRESS

"Eine bemerkenswerte Sammlung von Erfahrungsberichten. [...] Nicht nur sprachlich ein Hochgenuss der Beitrag von Schriftsteller Siegfried Lenz. Und Herausgeber Neven DuMont selbst fügt in seiner sehr persönlich gehaltenen, teils anrührenden Schilderung die Facette eines im großbürgerlichen Milieu herangewachsenen Jugendlichen hinzu." -- KÖLNISCHE RUNDSCHAU

"Und das ist es, was dieses Buch zu einer wichtigen Lektüre macht: die Aufrichtigkeit vieler Autoren, die nicht vor der Bekenntnis zurückschrecken, damals geirrt zu haben in ihrem juvenilen Glauben an den Nationalsozialismus." -- NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG

"Ein bemerkenswertes Buch." -- ABENDZEITUNG
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Tilman Jens' Artikel über das Buch ist nicht eigentlich eine Rezension, sondern ein Essay über seinen Vater Walter Jens, dessen Alzheimerkrankheit er mit dem Verdrängen seiner frühen Parteimitgliedschaft in der NSDAP in Verbindung bringt. Dennoch macht er auch einige interessante kritische Anmerkungen zu den Beiträgen in diesem Buch. Es ist ein mutiges Projekt des Verlegers Alfred Neven DuMont, der mehrere Autoren der Generation 1926/27 bat, über ihre kaum mehr Schaden stiftende, aber doch verdrängte, so gut wie nie öffentlich eingestandene NSDAP-Mitgliedschaft in jungen Jahren zu schreiben. Tilman Jens wirft gerade auch den prominenteren Autoren - darunter dem Kabarattisten Dieter Hildebrandt und dem Schriftsteller Siegfried Lenz - durchsichtige Ausweichmanöver vor. Und Günter Grass wollte sich erst gar nicht mehr in dieser Anthologie äußern. Nur eine Autorin wagt tatsächlich, ihre jugendliche Begeisterung für die Nazis zu bekennen - und sie ist ausgerechnet keine professionelle Schreiberin: die Schauspielerin Barbara Rütting. "Endlich eine Selbstauskunft ohne Politur", seufzt Tilman Jens, der über die Verdrängungsstrategien moralischer Autoritäten der Bundesrepublik tief enttäuscht ist.

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