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Adel vergiftet - der dritte Roman von Englands brillantestem Stilisten Eine englische Gartenparty im Februar, bei der degenerierte Herzöge, adelsgeile Emporkömmlinge, abgehalfterte Popstars und heiratswütige Pfarrerstöchter aufeinanderprallen. Ausgerechnet vor der Kulisse dieses Jahrmarkts der Eitelkeiten vertraut Patrick Melrose erstmals einem Freund sein übermächtiges Kindheitstrauma an. Das gesellschaftliche Großereignis wird zur aberwitzigen Folie, vor der die Abgründe des Menschlichen nur umso deutlicher werden. Gekonnt nutzt Edward St Aubyn seinen Witz, lockt uns mit der spielerischen…mehr

Produktbeschreibung
Adel vergiftet - der dritte Roman von Englands brillantestem Stilisten
Eine englische Gartenparty im Februar, bei der degenerierte Herzöge, adelsgeile Emporkömmlinge, abgehalfterte Popstars und heiratswütige Pfarrerstöchter aufeinanderprallen. Ausgerechnet vor der Kulisse dieses Jahrmarkts der Eitelkeiten vertraut Patrick Melrose erstmals einem Freund sein übermächtiges Kindheitstrauma an. Das gesellschaftliche Großereignis wird zur aberwitzigen Folie, vor der die Abgründe des Menschlichen nur umso deutlicher werden. Gekonnt nutzt Edward St Aubyn seinen Witz, lockt uns mit der spielerischen Eleganz und Leichtigkeit seines Stils auf gefährliches emotionales Glatteis, nur um uns mit der nächsten Pirouette schon wieder zum Lachen zu bringen. Die Brillanz dieses Autors macht ehrfürchtig staunen, seine Klugheit und Traurigkeit lassen einen nie wieder los.
Autorenporträt
Edward St Aubyn, geb. 1960, wuchs in England und Südfrankreich auf und studierte in Oxford.

Dirk van Gunsteren, geb. 1953 in Düsseldorf, ist ein deutscher literarischer Übersetzer aus dem Englischen und Niederländischen und freiberuflicher Redakteur. Van Gunsteren wuchs in Duisburg auf, seine Mutter ist Deutsche, sein Vater Holländer. Nach mehreren Aufenthalten in Indien und in den USA studierte er in München Amerikanistik. Seit 1984 ist er als Übersetzer insbesondere aus dem Englischen tätig. Van Gunsteren lebt in München. 2007 erhielt van Gunsteren den 'Heinrich Maria Ledig-Rowohlt-Preis' für seine Übersetzung angelsächsischer Literatur.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.03.2008

Totengerippe trägt Seidenpyjama
Edward St. Aubyn blickt zurück / Von Paul Ingendaay

Im Original heißen die drei kurzen, vor rund fünfzehn Jahren erschienenen Romane des Engländers Edward St. Aubyn um den drogenabhängigen Adelssprössling Patrick Melrose "Never Mind", "Bad News" und "Some Hope". Man muss das nicht übersetzen, es funkelt darin vor britischem Sarkasmus, und wenn es nicht ironisch ist, soll's wenigstens knapp sein. Der dritte Band allerdings, "Some Hope", der jetzt unter dem Titel "Nette Aussichten" (nach "Schöne Verhältnisse" und "Schlechte Neuigkeiten") in Dirk van Gunsterens zuverlässiger Übertragung auf Deutsch erschienen ist, will ziemlich genau das sagen, was der Titel verspricht: Es gibt noch Hoffnung, sie schimmert drüben am Horizont. Und wenn der Held bei Trost ist, wird er darauf zuwanken, immer sicherer Tritt fassen und am Ende vielleicht doch noch etwas aus seinem ramponierten Luxusleben machen. Das also wären "Nette Aussichten"? Bitte! Da hat das einmal gefundene Titelmuster den DuMont Verlag zu einer läppischen Floskel verführt, die in nichts dem todernsten Thema des Romans gerecht wird. Denn es geht, ohne Witzchen oder Ausflüchte, um die Erlösung eines Menschen von sich selbst.

Edward St. Aubyn, heute achtundvierzig Jahre alt, verarbeitete eigene Erlebnisse, als er in seinem Debütroman die Misshandlung des fünf- bis achtjährigen Patrick Melrose durch den eigenen Vater auf dem südfranzösischen Sommersitz beschrieb, die Demütigungen der alkoholabhängigen Mutter, später dann den Drogenkonsum des Sechzehnjährigen, der seine Herkunft aus einer dysfunktionalen Familie des ältesten englischen Hochadels wie eine Schlinge um den Hals trug, aber nicht erwarten durfte, dafür bemitleidet zu werden. Die sexuelle Ausbeutung durch den sadistischen Vater, dessen Asche der Sohn im zweiten Roman in New York abholt, sendet ihre giftige Strahlung auch in die dritte Folge hinein: Patrick, inzwischen über Dreißig, noch immer von Drogenphantasien und Identitätsschwindeln heimgesucht, rafft sich endlich dazu auf, einem Freund von der Vergewaltigung zu erzählen. Es geht nicht um postume Vergebung, sondern um einen klareren Blick auf sich selbst. Das schließt die Notwendigkeit ein, noch einmal die Hölle des Vaters ins Auge zu fassen und in David Melrose nicht nur den Täter zu sehen, sondern auch das Opfer seiner eigenen Umstände.

Als steckte ein Totengerippe im Seidenpyjama, hüllt Edward St. Aubyn sein Thema ins Partygewand. Der alte Kunstgriff funktioniert gut: Patrick, Johnny, Laura, David und andere bereiten sich auf eine gigantische Geburtstagsfeier auf einem prächtigen Adelssitz vor. Pech nur, dass Sonny, das Geburtstagskind, seine Frau Bridget betrügt und eine Scheidung erwägt, die den Stammsitz nicht gefährdet. Die ersten fünf Kapitel schildern die extravaganten Präliminarien. (Wer ist eingeladen? Wie kommt man dorthin? Wer hat wen belogen, betrogen, benutzt?) Die weiteren fünf Kapitel handeln von der Party selbst, die nicht annähernd so toll wird, wie man bei Kosten von vierzigtausend Pfund annehmen sollte.

Am Anfang ist das Buch etwas kurzatmig, weil St. Aubyn in vielen kurzen Absätzen sein komplettes Personal vorstellt, bis einem schwindelig wird. Es hilft, seine früheren Romane zu kennen, dann muss man sich nicht zwanzig neue Namen auf einmal merken. Eine der Paradenummern dieses dritten Teils ist der Auftritt von Prinzessin Margaret, deren Snobismus und Taktlosigkeit zur schrillen Selbstentlarvung führen. "Die Königin hat neulich gesagt, die Immobilienpreise in London sind so hoch, dass sie gar nicht wüsste, wie sie ohne den Buckingham Palace zurechtkommen sollte." Kaum hat man darüber gelacht, fragt man sich, wo man den Witz schon einmal gehört hat. Oder haben ihn alle, die ihn erzählen, aus diesem Roman?

Zweizeiler dieser Güte stehen auf jeder Seite, und gelegentlich wünscht man sich bei so viel üppigen Blüten mehr episches Grünfutter, mehr Unkraut. Leider stimmt es auch nicht, wie in deutschen Kritiken öfter zu lesen stand, der Autor schreibe glänzende Dialoge; sie sind im Gegenteil sehr gestelzt und von großer Künstlichkeit, weil sie - anders als das wirkliche Leben - stets auf die Pointe zielen. St. Aubyns Formulierungsgabe hat etwas so Kokettes, dass sie ihn daran hindert, seinen Figuren Entfaltungsraum, komplexe Motive oder psychologische Entwicklung zuzugestehen. All diese armen reichen Menschen, gefangen in Dünkel, Verstellung und Phrasendrescherei, wurden nur erdacht, um dem einsamen Helden als Staffage zu dienen.

Zum Glück ist der es wert. Taucht Patrick Melrose auf, nimmt der Roman einen dunklen, schwermütigen Glanz an. Über der Szene, in der er auf einem der oberen Flure der kleinen Belinda begegnet und mit dem alleingelassenen Mädchen ein Gespräch beginnt, liegt der Zauber von Salingers besten Erzählungen. Das ist zwar nicht genug, um aus "Nette Aussichten" einen großen Roman zu machen, aber es ist das Wasserzeichen eines begabten Schriftstellers.

Edward St. Aubyn: "Nette Aussichten". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Dirk van Gunsteren. Dumont Buchverlag, Köln 2008. 188 S., geb., 17,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Dies ist der dritte Roman in der im Original schon rund fünfzehn Jahre alten Trilogie um den drogensüchtigen Patrick Melrose, der nun dreißig ist und schwer unter den Traumata seiner Kindheit und Jugend, vor allem der Vergewaltigung durch seinen Vater leidet. Zentrum der Handlung sind eine Party und die Vorbereitungen dazu. Ein bisschen schwierig, gibt der Rezensent Paul Ingendaay zu, ist es zu Beginn für all jene, die die Vorgängerromane nicht kennen, den Überblick übers Personal zu behalten. Aber man kommt schnell rein, schon weil man sich über die witzigen Pointen amüsiert. Wobei die "Formulierungsgabe" des Autors ihre Schattenseite hat: richtig plastisch und lebendig werden die Nebenfiguren nämlich nicht. Der "dunkle, schwermütige Glanz", mit dem St. Aubyn aber seinen Protagonisten auszustatten verstehe, macht das wieder wett. Kein "großer Roman", resümiert Ingendaay, aber allemal das Werk eines "begabten Schriftstellers".

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