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Eine deutsche Sehnsucht nach Italien
Eine Liebe am Tiber ist ein tragikomischer Familien- und Liebesroman, der von einer deutschen Sehnsucht in groteskem Ausmaß erzählt, einer Sehnsucht nach Italien - nach der turbulenten Stadt am Tiber in den späten sechziger Jahren. Ludwig Wieland, ehemaliger Lastenseglerpilot der Wehrmacht, trifft mit seiner Frau Elinor, den Kindern Lisa und Sebastian in Rom ein, um eine Lehrerstelle an der deutschen Schule anzutreten. Das hartnäckige Gerücht vom Mussolini-Befreier haftet ihm an. Von Politik aber will er nichts wissen, als klassischer Bildungsbürger…mehr

Produktbeschreibung
Eine deutsche Sehnsucht nach Italien

Eine Liebe am Tiber ist ein tragikomischer Familien- und Liebesroman, der von einer deutschen Sehnsucht in groteskem Ausmaß erzählt, einer Sehnsucht nach Italien - nach der turbulenten Stadt am Tiber in den späten sechziger Jahren. Ludwig Wieland, ehemaliger Lastenseglerpilot der Wehrmacht, trifft mit seiner Frau Elinor, den Kindern Lisa und Sebastian in Rom ein, um eine Lehrerstelle an der deutschen Schule anzutreten. Das hartnäckige Gerücht vom Mussolini-Befreier haftet ihm an. Von Politik aber will er nichts wissen, als klassischer Bildungsbürger dichtet er Sonette und sammelt antike Scherben. Mit seiner maßlosen Leidenschaft für antike Objekte ruiniert er zunehmend seine Existenz - und verliert seine Frau, 'Feelein' genannt, die zwischen dem anarchistischen Studenten Luca, dem zynischen Adeligen Frangipane und inmitten Roms bunter Bohème eine dramatische Liebe lebt. Eine Liebe am Tiber erzählt in fellinesken Bildern, Szenen und Stimmungen von den Umbrüchen und Hoffnungen einer seltsam fernen Zeit aus der Sicht des staunend heranwachsenden Sohnes Sebastian, der in Rom mit Lili Sassolino, der Nachbarstochter, hinterm Bretterverschlag im Keller erste heimliche Liebe kennen lernt. Ein Vierteljahrhundert später wird dieser Sohn die furchtbare Wahrheit über das Leben seiner Eltern und die am Tiber erlebten Jahre erfahren, verstehen und verzeihen lernen: "Ja, ich glaube, mein Leben beginnt erst jetzt."
Autorenporträt
Jan Koneffke wurde 1960 in Darmstadt geboren. Er studierte Philosophie und Germanistik in Berlin und verbrachte nach einem Villa-Massimo-Stipendium sieben Jahre in Rom. Heute lebt er als Schriftsteller, Publizist und Übersetzer in Wien und Bukarest. Er erhielt unter anderem den Leonce-und-Lena-Preis für Lyrik, den Friedrich-Hölderlin-Förderpreis und den Offenbacher Literaturpreis. Bei DuMont erschienen der Gedichtband 'Was rauchte ich Schwaden zum Mond' (2001) und die 'Abschiedsnovelle' (2006) s
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.10.2004

Die sieben Ehen Roms
Auf die Steckenpferde: Jan Koneffke liebt die Antike

Die Sehnsucht nach dem Arkadien des europäischen Südens sitzt tief in deutschen Künstlerseelen. Manchen wurde die Erfüllung leicht, Goethe zum Beispiel, denn er war berühmt, reich und reiste also bequem. Der mittellose Johann Gottfried Seume hingegen mußte sich Italien auf seines sächsischen Schusters Rappen erwandern, doch heutzutage hätte auch er Aussicht, es leichter zu haben. Vor knapp einhundert Jahren nämlich schenkte der Berliner Kunstmäzen Eduard Arnhold dem preußischen Staat jene "Villa Massimo" in Rom, die er als würdiges Obdach für deutsche Künstler erworben hatte. Daraus ist eine "Deutsche Akademie" geworden, und die Schar derer, die dort als Stipendiaten Inspiration gesucht und vielfach auch gefunden haben, ist Legion. Deutsche Maler, Musiker und Dichter sind in großer Zahl unter Pinien eingekehrt und manchmal dann aus lauter Faszination auf Jahre in der Ewigen Stadt wohnen geblieben, so auch Jan Koneffke. Sein Roman "Eine Liebe am Tiber" ist eine Art Dankesgabe - an die Stadt und wohl auch an die Villa.

Genaugenommen sind es freilich mehrere Lieben, von denen das Buch erzählt, und eine davon findet gar im Tiber ihr betrübliches Ende. Denn Koneffkes Roman ist zwar ein amüsantes Buch voller Ironie, aber mehr und mehr kehrt es sich ins Traurige. Das hängt damit zusammen, daß hier ein Sohn aus dem Abstand von drei Jahrzehnten die Geschichte seiner Eltern erzählt, die mit sich selbst, miteinander und der Welt um sich herum nicht fertig werden. Kinder sind nun aber bei solchem Blick zurück in einer schwierigen Situation: Anhänglichkeit und Dankbarkeit an die Erzeuger geraten in Konflikt mit dem Verstehenwollen, denn das ist ohne kritisches Urteilen nicht möglich. Nur ist es schwer, einen archimedischen Punkt dafür zu finden.

Der Held heißt Ludwig Wieland und ist leidenschaftlicher Instrumentenbastler und Spinettspieler, der den erzählenden Sohn Sebastian nach dem großen Thomaskantor benannt hat. Aber Musik ist nicht seine einzige Lust; er schreibt zudem Sonette in großer Zahl und sammelt obsessiv altrömische Grabbeigaben - antiken Ramsch, wie die Mutter meint. Das Sammeln wiederum wird ihm möglich, weil er sein Brot als Sprachlehrer an der Deutschen Schule in Rom verdient. Nur wird aus dem Amateur mehr und mehr der Dilettant, dem die Steckenpferde durchgehen, und die Tragödie seines Lebens ist schließlich, daß er auch seine einst so geliebte Elinor, das "Feelein", die Mutter seiner Kinder, nicht halten kann. Sie ist es, die ihr Leben im Tiber auslöschen wird, von den Liebhabern enttäuscht, zu denen sie vor der blinden und törichten Geschäftigkeit ihres Mannes flieht.

Was Koneffkes Buch seine Originalität und Lebendigkeit verschafft, ist allerdings nicht diese Ehetragödie, sondern die Fülle seiner Gestalten samt den recht bunten Geschichten um sie herum. Sohn Sebastian etwa erfährt seine sexuelle Initiation im Keller durch Lili, die Tochter Paolo Sassolinos, des Chauffeurs bei der deutschen Botschaft. Luca, dem "Feelein" zuerst verfällt, ist anarchistischer Student, den die Polizei jagt. Schuster Fabrizio im Eckhaus gegenüber, Antonio Orizio, der Kartenabreißer im Varieté, und der sensible Cencio Eugenio Frangipane aus altem Adel werden alle mit ihren eigenen kleinen Schicksalen in das der Familie Wieland verwickelt. Pensionsbesitzer Picciotti gar outet sich vor Wieland als "Faschist der ersten Stunde", wenn er erfährt, daß dieser während des Krieges Lastensegler bei der Wehrmacht war und womöglich an der Befreiung des Duce mitgewirkt haben könnte, was zwar nicht stimmt, den Deutschen dann aber an seiner Schule verständlicherweise in die Bredouille bringt. Dies alles, teils eng, teils nur von fern mit den Wielands Verbundene verschafft ein beträchtliches, unverkrampftes, freies Lesevergnügen, was einem deutschen Gegenwartsroman ausdrücklich zu höchstem Lobe gesagt werden soll.

Dabei hat Koneffke sein Buch mit einem feinen Netz von zeitgeschichtlichen Zusammenhängen überzogen, damit es nicht in einzelnes zerfalle. Bei all seiner Musik-, Kunst- und Literaturbegeisterung holt Ludwig Wieland die Kriegsfliegerei am Ende dann doch ein; im Alter wird er sich zum Flug in den freiwilligen Tod noch einmal in ein - diesmal freilich von ihm gekapertes - Flugzeug setzen. Denn er, der ebenso Vielseitige wie Schwache, scheitert an sich selbst, am Leben und an der Liebe. So jedenfalls will es das Bild, das der Sohn von ihm entwirft, ein trauriges, anrührendes und sehr menschliches Bild, denn Koneffke ist ein feinfühliger Erzähler. Aber weil er partout seine Geschichte zu Ende motivieren möchte, gerät er schließlich doch ins Abseits. Ebender einstige Kriegskamerad Ludwigs, jener Ringelnatz-Alfred, der ein paarmal durch die Seiten huscht, soll am Ende an der Verführung des zarten Feelein und mithin an allem Unheil schuld sein. Es ist ein recht unpoetischer Coup, der die mitwirkende Phantasie der Koneffke so freundlich gesinnten Leserschaft ein wenig enttäuscht. Denn ach, man muß doch nicht alles erklären wollen!

Jan Koneffke: "Eine Liebe am Tiber". Roman. DuMont Literatur und Kunst Verlag, Köln 2004. 315 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Amüsant und voller Ironie findet Rezensent Gerhard Schulz diesen Roman, dem er eigenem Bekunden zufolge beträchtliches Lesevergnügen verdankt. Im Zentrum stehe ein leidenschaftlicher Instrumentenbastler, Spinettspieler und Sammler von römischen Grabbeigaben namens Ludwig Wieland, dessen Frau sich das Leben nimmt, um der "blinden und törichten Geschäftigkeit" ihres schrulligen Mannes zu entfliehen. Die Geschichte sei aus dem Abstand von dreißig Jahren von Ludwigs Sohn erzählt, lesen wir. Doch weil der Roman sich Schulz zufolge nicht auf die Ehetragödie beschränkt, sondern eine Fülle von Gestalten und Geschichten drumherum erzählt, gewinnt er eine "Originalität und Lebendigkeit", die Schulz für einen deutschen Gegenwartsroman angenehm untypisch findet. Glücklich macht den Rezensenten auch, dass der "feinfühlige Erzähler" Jan Koneffke die Vielfalt seiner Figuren und Geschichten mit einem feinen Netz von zeitgeschichtlichen Zusammenhängen überzogen hat. Nur ein einziges, aber vielleicht verzeihliches Mal findet Schulz seine mitwirkende Fantasie durch einen unpoetischen Coup Koneffkes enttäuscht.

© Perlentaucher Medien GmbH"