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"Es ist schon irre, wenn du sechzehn bist und so gerne wieder jung wärst." Der junge Finn Earl lebt in New York, zusammen mit seiner dreiunddreißigjährigen Mutter mit ihrer Vorliebe für Kokain und sexuelle Abwechslung. Seinen Vater, Ethnologe im fernen Amazonasgebiet, der die Welt der Wilden erforscht, hat er nie kennen gelernt – nur Briefe an ihn verfasst, voller Träume. Der gewitzte Finn, ein liebenswerter Lügner und sympathischer Loser erzählt uns sein Leben: Als er mit seiner Mutter Liz New York fluchtartig verlassen muss, finden sie Schutz unter den Fittichen eines Massageklienten, dem…mehr

Produktbeschreibung
"Es ist schon irre, wenn du sechzehn bist und so gerne wieder jung wärst."
Der junge Finn Earl lebt in New York, zusammen mit seiner dreiunddreißigjährigen Mutter mit ihrer Vorliebe für Kokain und sexuelle Abwechslung. Seinen Vater, Ethnologe im fernen Amazonasgebiet, der die Welt der Wilden erforscht, hat er nie kennen gelernt – nur Briefe an ihn verfasst, voller Träume.
Der gewitzte Finn, ein liebenswerter Lügner und sympathischer Loser erzählt uns sein Leben: Als er mit seiner Mutter Liz New York fluchtartig verlassen muss, finden sie Schutz unter den Fittichen eines Massageklienten, dem greisen Milliardär Osborne, dem Liz das Leben gerettet hat. Vlyvalle ist eine Insel der weißen amerikanischen Ostküstenaristokratie, ein goldener Spielplatz für die Superreichen: Hier lernt Finn ein Volk kennen, das fremder, wilder und geheimnisvoller ist als irgendein exotischer Stamm am Amazonas. Finn entdeckt ein neues Leben unter neuen Freunden, findet Zugang zu den Familienclans in Osbornes Reich – und verliebt sich leidenschaftlich in Osbornes Enkelin Maya. Der amerikanische Traum scheint wahr zu werden – bis Finn auf die Verlogenheiten, die Lügen und Laster hinter den Fassaden stößt. Eine dramatische Liebesgeschichte voller Crime lässt Finn Earl schneller erwachsen werden als ihm lieb ist. Bei der Vertreibung aus dem falschen Paradies nimmt er eine Erkenntnis mit: Wahrhaftigkeit ist wichtiger als Geld.
Unter Wilden ist ein moderner Entwicklungsroman, der in seinem Witz in der Tradition von Huckleberry Finn steht, ein in schnodderiger Jugendsprache erzähltes Porträt eines Amerikas, dessen Träume Dirk Wittenborn in seinem kunstvollen und komischen Roman entlarvt.
Autorenporträt
Dirk Wittenborn wurde in New Haven/Connecticut geboren und lebt mit seiner deutschen Frau und seiner Tochter in New York. 1977 erschien sein erster Roman. Er schrieb Sketche für die US-Fernsehshow "Saturday Night Live" und arbeitet als Drehbuchautor u. a. für 20th Century Fox, Disney und Warner Brothers. 1983 folgte sein zweiter Roman Zoe, der in sechs Sprachen übersetzt wurde. Nach langen Jahren "schriftstellerischer Abstinenz", die von Drogen und einer schweren Herzkrankheit geprägt waren, erschien 2002 Unter Wilden, dessen Verfilmung zurzeit in den USA vorbereitet wird. Sein für viel Aufsehen sorgender Dokumentarfilm "Born Rich" über die superreichen amerikanischen Twens wird in diesem Sommer auch im Deutschen Fernsehen zu sehen sein.
Rezensionen
"Sexuelles Erwachen, Verlust der Unschuld, erste Liebe, Drogen, jugendlicher Protest - Wittenborn fängt das mit lebendiger Intensität ein." (Bret Easton Ellis) "Eine kaputte Mischung aus Dickens und Salinger - mitreißend und ergreifend." (Jay McInerney)

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.12.2003

Nur ein Wodka kann hier helfen
Dirk Wittenborns Roman über eine heftige, reiche Jugend
Die Yanomami, das wusste schon Claude Lévi-Strauss, sind wilde Leute. Oder um es in der Sprache von Dirk Wittenborns sechzehnjährigem Romanhelden Finn zu sagen: „Bei denen dreht sich alles ums Ficken oder Umbringen. Was ihnen gefällt, wird gefickt. Was ihnen nicht gefällt, wird umgebracht.” Woher Finn das weiß? Von seinem Vater. Der ist Ethnologe und treibt Feldforschung im Amazonasgebiet, von wo er gelegentlich ein Video nach Hause schickt, das Finn sich dann zuhause mit seinen Freunden anschaut, ganz hingerissen von den nicht so domestizierten Lebensformen des Indianervolks. Andererseits, die Parallelen zu Vlyvalle, New Jersey, sind nicht zu übersehen. Von ihnen lebt Wittenborns Roman. Auch er spielt „unter Wilden”, und zwar nicht denen im Urwald, sondern unter den Wilden von Vlyvalle.
Ums Ficken oder Umbringen dreht sich auch hier das allermeiste. Nicht zu vergessen: Drogen in allen Formaten. Wittenborns Roman ist ein „period piece” aus den späten siebziger Jahren, ein Dokument der amerikanischen Punk-Ära in dem Moment, wo der drogengesättigte Glamour des „Studio 54” von weniger glamourösen, aber nicht weniger drogenhaltigen Eskapaden abgelöst wird. Vielleicht hat ja deshalb der Roman Bret Easton Ellis und Jay McInerney so gut gefallen, wie sie auf dem Buchumschlag bekennen. „Frisch, ereignisreich und immer unterhaltend”, meint Ellis, und McInerney konstatiert eine „kaputte Mischung aus Dickens und Salinger”.
Eigentlich deutet ja der Vorname seines Helden auf einen anderen Quell der Inspiration. „Unter Wilden”, so könnte man versuchsweise formulieren, ist eine ins (eben noch) heutige Amerika verlegte Cover-Version von „Huckleberry Finn”. Dass die Abenteuer des neuen Finn – ehe dann eine Kriminalhandlung das Blatt wendet – vornehmlich im Konsum bestehen, muss nicht gegen den Roman und seinen Helden besprechen. Dieser Knabe ist nun einmal von Anfang an „up to no good”, und der Unterschied zu anderen Vertretern seiner Generation ist lediglich der, dass diese am Ende nicht so viel Glück haben wie er. „Unter Wilden” erzählt nämlich ein amerikanisches Märchen.
Alles fängt, wie immer im Märchen, wenig märchenhaft an, und zwar an der Lower East Side, wo Finn Earl mit seiner Mutter lebt, während der Vater am Amazonas weilt und Einladungen ausspricht, aus denen nie etwas wird. Finn ist fünfzehn zu diesem Zeitpunkt, und seine Mutter ist auch erst dreiunddreißig. Die Liebhaber wechselt sie genauso häufig wie die Jobs; als Folksängerin ist sie gescheitert, nun versucht sie sich mit größerem Erfolg als Masseuse – all dies sehr zum Leidwesen ihrer wohlhabenden Eltern. Dagegen ist das Verhältnis von Mutter und Sohn nicht so schlecht; eine Art Komplizenschaft prägt es, die ihre Ursache in der gemeinsamen Neigung zu Drogen aller Art hat. Als sie Finn einmal zum Kokainkauf schickt, wird er geschnappt, woraufhin die Großeltern mit ernsthaften Sanktionen drohen.
Furchterregend und wild
Dann aber springt der Roman vom Zug des Sozialrealismus ab und taucht ein in die märchenhafte Welt von Pleasantville. Hier heißt es Vlyvalle und ist das Reich von Mr. Osborne, einem alten und ziemlich exzentrischen Milliardär, dem Finns Mutter als Masseuse dient und der nun einen Narren an Mutter und Sohn gefressen hat. Beide dürfen für eine Zeit in dieses Dorado der Reichen und Schönen ziehen, eine Welt, die Wittenborn mit Witz und Schärfe ausleuchtet.
Wilder und exotischer jedenfalls als in Vlyvalle wäre der Sommer auch bei Yanomami nicht verlaufen. Der junge Finn genießt sein Glück in vollen Zügen, Spirituosen und Speedballs stehen reichlich zur Verfügung, und das klingt im Originalton so: „Ich wollte auch etwas für mich tun. Auf dem Weg zum Klo schlüpfte ich in die Bibliothek und spülte meine letzten zwei Kodeinpillen mit einem Schluck Stolichnaya runter, von dem mir die Luft wegblieb. Als ich auf dem Klo war, spürte ich die Wirkung. Ich fühlte mich nicht besser, nur anders. Noch ein Schluck Wodka könnte mir helfen, dachte ich.” Außerdem macht ihm das Zimmermädchen des greisen Tycoons Avancen, und schließlich verliebt Finn sich ernstlich in Maya, die Enkelin des Milliardärs. Und sie sich in ihn. Mit einem Filzstift bemalen sie sich gegenseitig im Stil der Yanomami und fühlen sich für einen Augenblick so „furchterregend, verführerisch und wild” wie der Stamm am Amazonas. So schön kann es natürlich nicht lange bleiben. Unter der polierten Oberfläche von Vlyvalle, New Jersey, lauern, wen wundert es, die Niedertracht und das Verbrechen. Es kommt knüppeldick für Finn Earl, aber weil er ein Glückskind ist, übersteht er alle Anschläge und rettet sich ins Ziel, wo ihn ein größeres Geschenk erwartet.
Wenn es Wittenborns Buch bestimmt auch an tieferen Einsichten und substantiellen Überraschungen gebricht, so ist es andererseits doch genau so „frisch, ereignisreich und immer unterhaltend”, wie Bret Easton Ellis es auch findet. „Sexuelles Erwachen, Verlust der Unschuld, erste Liebe, Drogen, jugendlicher Protest” sind seine Themen – für diesen Roman sollte und müsste man noch einmal sechzehn sein.
CHRISTOPH BARTMANN
DIRK WITTENBORN: Unter Wilden. Roman. Aus dem Englischen von Hans Wolf. DuMont Verlag, Köln 2003. 414 Seiten, 22,90 Euro.
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Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Nicht gerade überzeugt klingt Rezensent Gerrit Bartels von Dirk Wittenborns Geschichte über die Erlebnisse des 16jährigen Finn. Auch wenn dieses Buch in Amerika schon als eine "stämmige Züchtung von 'Unter Null', 'Ich nun wieder' und 'Fänger im Roggen'" gefeiert werde, kann sich der Rezensent diesem Hype nicht anschließen. Die Sprache des Protagonisten findet er "schnoddrig, manchmal nervig", die Handlung über weite Strecken "vorhersehbar". Auch als sich Letzteres schlagartig ändert, die Erzählung vom "Heiteren" ins "Dramatische bis Melodramatische" umschwenke, ändert dies an der Meinung des Rezensenten zu diesem Buch nichts mehr.

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