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Der erste Titel der »Dachauer Diskurse«, untersucht die Entstehung und Struktur des Arbeitskommandos ›Plantage‹ im KZ Dachau und die Umstände, die das Leben und die Arbeit der Häftlinge dort von 1938 bis 1945 prägten. Das garten- und landwirtschaftliche Versuchsgelände in Dachau bildete einen wesentlichen Baustein in der nationalsozialistischen Ernährungs- und Gesundheitspolitik. So spiegelt der Vorzeige- und Prestigebetrieb der ›Deutschen Gesellschaft für Ernährung und Verpflegung‹ nicht nur wichtige Tendenzen der »naturheilkundlichen Lebens- und Heilweisen« im Nationalsozialismus wider,…mehr

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Produktbeschreibung
Der erste Titel der »Dachauer Diskurse«, untersucht die Entstehung und Struktur des Arbeitskommandos ›Plantage‹ im KZ Dachau und die Umstände, die das Leben und die Arbeit der Häftlinge dort von 1938 bis 1945 prägten. Das garten- und landwirtschaftliche Versuchsgelände in Dachau bildete einen wesentlichen Baustein in der nationalsozialistischen Ernährungs- und Gesundheitspolitik. So spiegelt der Vorzeige- und Prestigebetrieb der ›Deutschen Gesellschaft für Ernährung und Verpflegung‹ nicht nur wichtige Tendenzen der »naturheilkundlichen Lebens- und Heilweisen« im Nationalsozialismus wider, sondern sollte auch einen wichtigen wirtschaftspolitischen Beitrag zur Autarkie Deutschlands leisten. Die Monographie beschreibt detailliert die ganz spezifischen Arbeitsbedingungen, denen die Häftlinge des Konzentrationslagers Dachaus in den unterschiedlichen Arbeitsbereichen auf dem Freiland und im Forschungsinstitut ausgesetzt waren.


Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, BG, CY, CZ, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, HR, H, IRL, I, LT, L, LR, M, NL, PL, P, R, S, SLO, SK ausgeliefert werden.

Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.09.2009

Tod im Kräutergarten
Die seltsame Gewürzplantage des KZ Dachau
Eine Wolke feinsten, aus Hunderten aromatischen Stoffen zusammengesetzten Duftes empfängt den Besucher. Über eine Fläche von 75 Hektar erstreckt sich die einzige bedeutende Heilpflanzen- und Gewürzplantage Bayerns auf kultiviertem Boden des Dachauer Mooses”, berichtete die Süddeutsche Zeitung am 23. November 1945. Die Anlage beliefere Apotheken mit Heilkräutern, das Gemüse helfe, den Lebensmittelmangel zu lindern.
Die Bedingungen, unter denen „Bayerns Gewürzgarten”, so der SZ-Titel, entstand, hat Daniella Seidl, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität, aufgearbeitet. Es handelt sich um die Kräuterplantage des KZ Dachau, die SS-Führer Heinrich Himmler anlegen ließ, weil er ein Faible für Naturheilkunde und Okkultismus hatte. Seidl schließt eine Forschungslücke, in dem sie sich auf das Arbeitskommando konzentriert.
Die SS ließ die Anlage ab Mai 1938 östlich des KZ anlegen und kreierte den Namen „Kräutergarten Dachau”. Für die ausgemergelten Gefangenen bedeutete dies härteste Arbeit über zwölf Stunden und mehr. Ein „Unkrautkommando” musste bei sengender Sonne säen, Pflanzen setzen und Wasser schleppen, bis Häftlinge an Hitzschlag starben, andere zogen schwere Walzen und Pflüge. Gruppenweise liefen Häftlinge über die Postenlinie, um erschossen und so von ihrem Leid erlöst zu werden. SS-Wächter ertränkten ihre Opfer in Pfützen und im Karpfenteich, erschlugen oder strangulierten sie oder traten sie in die Jauchegrube des Aborts, bis sie erstickten. Der Kapo Christian Knoll kassierte eine Kopfprämie für jeden toten Juden. Bis 1940 tötete die SS insgesamt 429 Häftlinge auf der Kräuterplantage.
Auf Anweisung Himmlers wurde mit biologisch-dynamischen Methoden experimentiert. 1941 wurde die Fläche erweitert, um Kräuter, Gemüse und Beerenobst sowie Gladiolen für Versuche zur Vitamin-C-Gewinnung anzubauen. Die Plantage umfasste schließlich 211 Hektar. 1942 übernahm Oswald Pohl die Leitung des „SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamtes” (WVHA). Er verbot „unsinnige Schikanen”, Angehörige durften Lebensmittel schicken, berichtet Seidl, ohne einen Zweifel daran zu lassen, dass die Verbesserungen „Bestandteil eines rücksichtslosen ökonomischen Kalküls (waren), das Zwangsmaßnahmen und die Liquidierung der Arbeitsunfähigen mit einschloss”.
Etwa 40 Häftlinge kamen im Labor, als botanische Maler und in der Verwaltung unter. Verglichen mit der Gesamtzahl von rund 30 000 Menschen, die die Amerikaner befreiten, und den bis zu 1600 Gefangenen, die zeitweise auf der Plantage schufteten, eine winzige Gruppe, die von Zivilangestellten geschützt und versorgt wurde, umso mehr, je deutlicher sich die Niederlage der Deutschen abzeichnete. Ausführlich kann Seidl diese kleine Häftlingsgruppe beschreiben, weil viele überlebten und ihre Erfahrungen niederschrieben, im Gegensatz zu den Feldsklaven, für die die Plantage bis 1943 ein Todeskommando darstellte. Drei der botanischen Maler wurden 1943 freigelassen und arbeiteten als zivile Angestellte weiter. Ein Pater, dem biologisch-dynamische Versuche übertragen waren, blieb ein paar Tage länger, um Papiere zu ordnen.
Angehörige dieser Häftlingsgruppe sagten in den Entnazifizierungsverfahren für Betriebsleiter Vogt und den anthroposophischen Gärtner Franz Lippert aus. Zu den Stärken Seidls gehört, dass sie die relativ besseren Arbeitsbedingungen ab 1942/43 in den Kontext stellt. Es sei schwer zu entscheiden, ob die Verbesserungen auf Vogt oder Anweisungen Pohls zurückgingen. Vogt und Lippert behaupteten vor der Spruchkammer, sie seien der SS nur beigetreten, um ihr gutes Werk fortzusetzen, was einige Häftlinge bestätigten. Jedenfalls blieb die Plantage ein Ort, wo „Himmel und Hölle sehr dicht beieinander lagen”, schrieb der Dachau-Überlebende und Journalist Raimund Schnabel.
Himmler hatte die biologisch-dynamische Wirtschaft vereinnahmt, aber deren Vertreter biederten sich an, wie Wolfgang Jacobeit und Christoph Kopke (1999/2002) festgestellt und neuere Recherchen von Peter Staudenmaier (2007) bestätigen haben. Der ebenfalls beteiligte Alwin Seifert, später Vorsitzender des Bundes Naturschutz, arbeitete als „Reichslandschaftsanwalt” mit an Hitlers Autobahnbau und stand in engem Kontakt zu Pohl. Zu Recht fragt Seidl, ob Seiferts Nachkriegs-Bestseller über Kompostieren und Gärtnern ohne Gift auf Erkenntnissen beruhten, für die KZ-Gefangene in Dachau litten und starben. PETER BIERL
DANIELLA SEIDL: Zwischen Himmel und Hölle. Das Kommando „Plantage” des Konzentrationslagers Dachau. Herbert Utz Verlag, München, 2008. 189 Seiten, 29 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Mit diesem Buch über die seltsame Kräuterplantage, die im Konzentrationslager Dachau betrieben wurde, schließe Daniella Seidl eine weitere Lücke in der Forschung, konstatiert Peter Bierl, der die Ergebnisse dieser Arbeit mit Interesse zur Kenntnis genommen hat. Ausführlich berichtet er von den Schikanen und brutalen Bedingungen, denen die Häftlinge auch auf dieser biologisch-dynamischen Plantage ausgesetzt waren, von ihrer Ausbeutung und ihrer Verzweiflung. Sehr klug sieht er das System der ökonomischen Ausbeutung von der Autorin dargestellt, die weiß, dass ein Verbot willkürlicher Gewalt nur der wirtschaftlichen Optimierung diente. Aufschlussreiches hat er von Seidl auch über die Nähe der biologisch-dynamischen Landwirtschaft zum NS-System erfahren.

© Perlentaucher Medien GmbH