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Der Vater stirbt an Alkoholvergiftung, als Gloria 15 Monate alt ist, und vererbt ihr das millionenschwere Familienvermögen. Nach einem spektakulären Sorgerechtsprozess wächst sie bei der strengen Tante, Gründerin des Whitney-Museums, in New York auf, da die Mutter ein lesbisches Verhältnis mit einem Mitglied der englischen Royals hat. Mit siebzehn fliegt sie nach Hollywood, lässt sich von Filmproduzent und Flugpionier Howard Hughes die Welt zeigen, heiratet erst einen gewalttätigen Hollywood- Agenten und dann den 42 Jahre älteren Stardirigenten Leopold Stokowski, beginnt ihre Karriere als…mehr

Produktbeschreibung
Der Vater stirbt an Alkoholvergiftung, als Gloria 15 Monate alt ist, und vererbt ihr das millionenschwere Familienvermögen. Nach einem spektakulären Sorgerechtsprozess wächst sie bei der strengen Tante, Gründerin des Whitney-Museums, in New York auf, da die Mutter ein lesbisches Verhältnis mit einem Mitglied der englischen Royals hat. Mit siebzehn fliegt sie nach Hollywood, lässt sich von Filmproduzent und Flugpionier Howard Hughes die Welt zeigen, heiratet erst einen gewalttätigen Hollywood- Agenten und dann den 42 Jahre älteren Stardirigenten Leopold Stokowski, beginnt ihre Karriere als Malerin. Freundet sich mit Truman Capote an, der auf dem Klo eine ausgehöhlte Bibel liegen hat, in der ein Päckchen Kokain steckt, Gloria als Holly Golightly in Breakfast at Tiffany's verewigt und sie dem CBS-Präsidenten Bill Paley als Gespielin schickt. Verbringt eine Nacht mit Marlon Brando, der ein großes Bild von sich überm Bett hängen hat, hat eine Affäre mit Frank Sinatra, der ihr Liebesgedichte auf Papierservietten schreibt. Wird Schauspielerin, heiratet Filmregisseur Sidney Lumet, gibt legendäre Partys, auf denen Marilyn Monroe in Schlabberpulli und mit Vaseline auf den Augen erscheint, heiratet den Schriftsteller Wyatt Cooper, der viel zu jung stirbt, bekommt nochmal zwei Söhne und gründet ihr eigenes Jeanslabel.
Autorenporträt
Gloria Vanderbilt hat vier Erinnerungsbücher und zwei Romane verfasst. Sie schreibt regelmäßig für zahlreiche Printmedien, unter anderem die New York Times, Vanity Fair und Elle. Zweimal wurde ihr die Ehrendoktorwürde verliehen. Sie lebt in New York City.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.12.2010

Holly Golightly im Glashaus

Gloria Vanderbilt ist eine Ikone der amerikanischen High Society. Sie selbst schreibt Enthüllungsprosa vom Feinsten, jetzt porträtiert ihre Biographin sie als Opfer des eigenen Mythos.

Es ist noch nicht so lange her, da lebten die Stars der Menge ihr Privatleben vor wie einst die Kaiser und Könige. Die Psychoanalyse und Woody Allen trugen ihr Teil dazu bei, diese Spezialität des Adels zu demokratisieren. Gloria Vanderbilt entsprang einer amerikanischen Gründerväter-Dynastie, unterzog sich einer Psychoanalyse und teilte ihre Jugend mit dem exhibitionslustigen "Wolfspack" um Frank Sinatra. All das könnte schon die forsche Transparenz erklären, mit der sie in ihrem jüngsten Buch "Damals schien all das wichtig zu sein" ihr Privatleben ausbreitet. Doch es kommen noch zwei Beweggründe dazu, und erst sie können den Leser für ihre Redseligkeit erwärmen. Die Millionenerbin war naiv genug, sich von ihrem Analytiker einen Anwalt aufschwatzen zu lassen; und der wiederum besaß die Chuzpe, sich und seinen Komplizen mit dem größten Teil ihres Besitzes zu bereichern, indem er sie Dokumente ungelesen unterzeichnen ließ. Ergo, Gloria Vanderbilt könnte es nötig haben, solche Bücher zu schreiben, in denen sie den 2006 verstorbenen schwarzen Fotografen Gordon Parks, mit dem sie lange liiert war, als "Nijinsky des Cunnilingus" vorführt.

Die andere Ursache für ihren Freimut liegt in ihrer Kindheit und ist dem Bildband "Die Welt der Gloria Vanderbilt" zu entnehmen. Dort erzählt Wendy Goodman die Lebensgeschichte der Sechsundachtzigjährigen noch einmal aus der Distanz und illustriert sie mit erstklassigem Fotomaterial, denn als große, skandalumwitterte Schönheit zählt die New Yorkerin zu den meistfotografierten Frauen des zwanzigsten Jahrhunderts. In "Vogue", "Vanity Fair" und "Town & Country" gehörte sie nicht nur als aufregendes Mitglied der oberen Fünfhundert, sondern auch als eifrige Innendekorateurin fast schon zum Inventar. Dass sie Karrieren als Bühnen- und Filmschauspielerin, als bildende Künstlerin, Stoffdesignerin und Dichterin verfolgte, verschaffte den Magazinen Gloria-Vanderbilt-Geschichten zuhauf. Doch neben den betörend schlichten Schwarzweißaufnahmen Richard Avedons, den George-Hurrell-Porträts und George-Hoynungen-Huene-Stimmungsbildern zeigt der Band auch aufschlussreiche Kindheitsfotos.

Bis zu dem Moment, als Howard Hughes der Siebzehnjährigen aus heiterem Himmel den Hof machte und ein Kometenschweif von illustren Verehrern folgte, war sie ein trauriges Mädchen in düsteren Palästen gewesen. Verstört schaut sie in jedes Objektiv; und als sie an der Hand eines Ermittlers geduckt zum Sorgerechtsprozess ihrer Mutter gezerrt wird, gleicht sie in ihrem viel zu großen Pelz aufs Haar einem Tier, das sich auf dem Weg zur Schlachtbank weiß. Nachdem alle Welt sich an ihrem Leid geweidet hatte und die Briefe, die der Zehnjährigen von ihrer Großmutter diktiert worden waren, zur Niederlage der Mutter führten, muss bei Gloria Vanderbilt jedes Gefühl für den Sinn einer Privatsphäre erstorben sein. Da sie nun einmal öffentliches Eigentum war, schien sie es darauf anzulegen, durch ihre unorthodoxe Lebensführung direkt ins Auge des Medientaifuns zu flüchten: Sie war immer im Gespräch, aber zu unberechenbar, um rubriziert zu werden.

Kaum volljährig, heiratete sie Pat De Cicco, einen cholerischen Trinker und Hollywood-Agenten, der sie grün und blau schlug. Ihre nächste Wahl war der vierzig Jahre ältere Dirigent Leopold Stokowski, eine Verbindung, aus der ihre beiden ältesten Söhne hervorgehen sollten. Ihre vierte Ehe mit dem Schriftsteller Wyatt Cooper machte beide zum Bilderbuchpaar der New Yorker Szene. Und das ist wörtlich zu verstehen. Die auf vier Söhne angewachsene Familie lebte in Häusern, die vom Fußboden bis zur Decke, von Sesselbezügen über Kissen, Tischdecken, Wandbilder und Bettüberwürfe mit Kollagen und bunten Kilt-Mustern versehen waren. Beim Anblick entsprechender Aufnahmen für "House & Garden" gewinnt der Begriff der Patchworkfamilie eine völlig neue Dimension. Die attraktive Frau, die inmitten dieser optischen Orgie, in eine kunterbunte Küchenschürze gewickelt, ein Kochbuch studiert, war einst Truman Capotes Inspiration für seine diaphane "Frühstück bei Tiffany"-Figur Holly Golightly. Nachdem er durch seinen Schlüsselroman "Answered Prayers" zur Persona non grata im New Yorker Gesellschaftsleben geworden war und Gloria ihren schillernden Bohemekameraden von einst nur noch als "kleines Scheusal" titulierte, machte sie sich selbst daran, Enthüllungsprosa zu fabrizieren.

Die manisch-depressive Anmutung ihrer Interieurs, von der sich leicht eine Linie zum Selbstmord ihres Sohnes Carter ziehen ließe, übersetzt sich in ihre Autobiographie. "Damals schien all das wichtig zu sein" ist ein irrlichternder Parcours, der sich wie eine allzu lange Cocktailparty anfühlt. Flapsige Sarkasmen folgen auf Indiskretionen und Zen-Weisheiten, angesäuselter Kitsch rahmt Klatsch, gegen den in diesen Etagen kein Leserohr immun ist. Dass Nancy Reagan für Gloria Vanderbilt Anrufe bei einem verheirateten Liebhaber tätigen musste; dass Howard Hughes den bei ihm angestellten Pat De Cicco nach Dallas versetzte, damit er bei seiner Affäre mit Gloria nicht im Weg war; dass ihre Mutter lesbisch war und ihre Verwandtschaft "aus der Whitney-Linie" von "Farbigen" und "Lieblingsjuden" sprach, all das sind verzweifelte Offenbarungen eines Menschen, der sich zeit seines Lebens in einem Glashaus wähnte.

Als eklektische Künstlerin hat sich Gloria Vanderbilt auch von den Assemblagen Joseph Cornells anregen lassen. Doch während seine Setzkästen winzig sind, hat sie einen transparenten 22-Kubikmeter-Würfel geschaffen, der in einem Skulpturengarten in New Jersey steht. Darin drängen sich bloße Babypuppen, auch eine kaum verhüllte Barbie ist dabei. Und man wird den Eindruck nicht los, es ducke sich dort noch das angstblinde Kind, das man im zarten Alter vor die Kameras schleppte.

INGEBORG HARMS

Gloria Vanderbilt: "Damals schien all das wichtig zu sein". Die Männer meines Lebens. Aus dem Amerikanischen von Andrea Stumpf. Schirmer/Mosel Verlag, München 2010. 200 S., 17 Abb., geb., 17,80 [Euro].

Wendy Goodman: "Die Welt der Gloria Vanderbilt". Aus dem Amerikanischen von Ursula Wülfekamp, Matthias Wolf. Schirmer/Mosel, München 2010. 224 S., 187 Abb., geb., 49,80 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Ingeborg Harms hat die Autobiografie von Gloria Vanderbilt und ihre Biografie von Wendy Goodman gelesen und damit mehr Verständnis für die Offenherzigkeit und enorme Medienpräsenz der prominenten Amerikanerin gewonnen. Warum man überhaupt Gloria Vanderbilts Enthüllungen über ihr Privatleben in illustrer Gesellschaft von Howard Hughes bis Truman Capote lesen kann, weiß die Rezensentin nach der Lektüre auch. Nicht nur wurde die Millionenerbin von ihrem Analytiker und einem Anwalt um große Teile ihres Vermögens gebracht, sie hat also die Bucheinnahmen nötig, mutmaßt Harms. Außerdem spürt sie hinter den ganzen Indiskretionen vermischt mit Zen-Kitsch und Klatschgeschichten aus der High Society die Verzweiflung des ins Rampenlicht gezerrten Kindes heraus, was in der Rezensentin ganz offensichtlich mitfühlende Sympathie erregt.

© Perlentaucher Medien GmbH