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Simone Nieweg, 1962 geboren, gehört zur zweiten Generation der Becher-Schüler an der Düsseldorfer Kunstakademie. Anders als ihre Vorgänger, die mit den großen Themen der Kunstgeschichte - Portrait, Architektur und Interieurs - die internationale Photoszene eroberten, hat sie sich einem Motiv zugewandt, das unspektakulär, wenn nicht gar provinziell zu sein scheint. Ihre Vorliebe gilt den Kleingartenanlagen am Rand von Großstädten, meist des Ruhrgebiets, und all den Erzeugnissen, die Hobby- und Freizeitgärtner auf kleinstem Raum anpflanzen und großziehen, manchmal auch verwahrlosen lassen.…mehr

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Produktbeschreibung
Simone Nieweg, 1962 geboren, gehört zur zweiten Generation der Becher-Schüler an der Düsseldorfer Kunstakademie. Anders als ihre Vorgänger, die mit den großen Themen der Kunstgeschichte - Portrait, Architektur und Interieurs - die internationale Photoszene eroberten, hat sie sich einem Motiv zugewandt, das unspektakulär, wenn nicht gar provinziell zu sein scheint. Ihre Vorliebe gilt den Kleingartenanlagen am Rand von Großstädten, meist des Ruhrgebiets, und all den Erzeugnissen, die Hobby- und Freizeitgärtner auf kleinstem Raum anpflanzen und großziehen, manchmal auch verwahrlosen lassen. Kürbisse, Wirsing, Steckrüben und Stangenbohnen, Komposthaufen und Geräteschuppen photographiert sie in Nahsicht, ausschließlich in Farbe und mit einem so sicheren Instinkt für Komposition, als ginge es um Portraits oder um Dürers "Großes Rasenstück". Niewegs Blick geht aber auch über die Zäune der Schrebergärten hinaus - auf die angrenzenden Felder mit Mais oder Getreide, brachliegende oder frisch gepflügte Äcker, Wirtschaftswege, Waldränder, Landschaft. Fernab von Idylle und Beschaulichkeit entsteht mit ihren Bildern, die eine bewundernswerte Geduld und Präzision der Wahrnehmung verraten, ein neuer Begriff von Landschaftsdarstellung. Unser Band begleitet eine Ausstellung der Photographien von Simone Nieweg im Huis Marseille, Amsterdam. Die einführenden Texte verfaßten Els Barents und Andrea Domesle.
Autorenporträt
Marrigje de Maar, geboren 1944 in Den Haag, fotografiert die vergängliche Welt des Zuhauses, des Verwurzeltseins. Die studierte Soziologin sucht nach jenen beeindruckenden und magischen Orten, an denen Familien seit Generationen zusammentreffen und an denen sich das Leben selbst in ein Haus "eingegraben" zu haben scheint.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.09.2002

Es schläft ein Lied in allen Dingen
An manchen verhangenen Tagen erscheint uns die deutsche Landschaft besonders dröge und öde und fahl und falb. Wir schweifen kurz ab und sehnen uns wie immer an einen anderen Ort, in das Land, wo vielleicht die Zitronen blühen, in den ewigen Sommer. „Ach Italien!” haben wir schon manch einen seufzen hören, wenn die Wolken wieder mal besonders tief hingen an unserem deutschen Himmel. – Wie schön ist es, an solchen Tagen überrascht zu werden.
Die Überraschung heißt Simone Nieweg, ihr Bildband trägt den Titel „Landschaften und Gartenstücke” (Huis Marseille/Schirmer /Mosel 2002, 143 Seiten, 49,80 Euro) und begleitet die Ausstellung, die von Amsterdam nach Berlin und dann weiter nach Siegen zieht. Gemeinsam mit der Fotografin verlassen wir unsere trübe Wohnung und wandern mit ihr übers Feld, durchstreifen die wilde Regellosigkeit der Natur, das unordentliche Gesicht des Freilands: verwegene Wiesen, Komposthaufen, eine windige Ebene, die wer weiß wohin führt, überwachsene Gartenwege, Himbeerhecken und schließlich, versteckt hinter Zäunen, Sträuchern, Hecken: Gemüsegärten mit Grünkohl, Wirsing, Zwiebeln, Porree und Kohlrabi (unser Bild).
Simone Nieweg, Jahrgang 1962, Schülerin von Bernd und Hilla Becher, war in diesen Brachlandflächen in der Umgebung von Bielefeld und Düsseldorf, in der Region Niederrhein jahrelang unterwegs – in profanen Gebieten, vernachlässigten Randzonen. Dort, wo der Spaziergänger in die Stadt zurückkehrt, dort, wo er den Schritt beschleunigt und keinen Blick verschwendet. Der Himmel fast immer verhangen, verschleiert, aber doch: Es geht ein märchenhafter Zauber aus von diesen Bildern. Je weiter wir laufen, umso stiller wird es um uns, alle Tiere, alle Menschen sind verschwunden, und plötzlich stehen wir in einer anderen, wohl Jahrhunderte alten Landschaft – aber sie erscheint uns alles andere als fremd. „Es fasziniert mich, bisweilen Bilder zu machen, die aussehen, als hätten sie vor hundert Jahren entstehen können”, sagt die Fotografin. Die Landschaften durchschreiten die Zeit, aber wir sehen: Sie kommen nicht unversehrt davon, sie tragen Erinnerungsfetzen mit sich herum, Spuren, Furchen, Teile der Geschichte, Schatten von Legenden. Wenn man sich nicht mehr zurechtfindet, dann ist man an Ort und Stelle.
Mit diesen Bildern kehren wir zurück in unsere Wohnstätten und unter den deutschen Herbsthimmel. Und wenn uns der Wind wieder besonders scharf um die Ohren weht, dann denken wir daran, dass sich die Schönheit keine Vorschriften machen lässt, sie weiß jeden Platz und jede Spielart zu nutzen. Die Beharrlichkeit des Blicks fördert einiges zu Tage. – Also nicht vergessen: Wandern Sie, sonst tut es ein anderer für Sie!
YVONNE GEBAUER
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Es muss nicht immer Italien sein, wenn man sich an grauen Herbsttagen nach der Schönheit der Natur sehnt. Diesen Eindruck hat Rezensentin Yvonne Gebauer von dem ihrer Meinung nach außerordentlich gelungenen Katalog mitgenommen, der Simone Niewegs unter anderem in Amsterdam und Berlin gezeigte Fotoausstellung begleitet. Dabei lassen die Objekte der Fotografin nicht auf Anhieb vermuten, dass sich hinter dem oberflächlichen Eindruck ein Zauber verbergen könnte. Gebauer ist es jedoch offensichtlich nicht schwer gefallen, dem Blick der Künstlerin auf unscheinbare Brachlandflächen zu folgen und deren Reize zu entdecken. Sie empfiehlt den Katalog sowie den Spaziergang mit dem entsprechend sensibilisierten Auge durch öde deutsche Landschaften als wirkungsvolles Heilmittel gegen die Tristesse in herbstlich trüben Wohnzimmern.

© Perlentaucher Medien GmbH