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George Soros, Finanzguru und Philanthrop, Macher und Grübler, gilt nicht nur als der Superstar, sondern auch als der "Sozialdemokrat" unter den Devisenspekulanten. Weltweit berühmt wurde Soros, als er 1992 mit seinen Spekulationen das britische Pfund aus dem Europäischen Währungssystem drängte und dabei rund eine Milliarde Dollar verdiente. Zugleich tritt er als Wohltäter auf; aus seinen Börsengewinnen unterhält er zwei Dutzend Stiftungen in aller Welt, die sich vor allem einem Ziel verschrieben haben: Sie wollen die Entwicklung offener, demokratischer Gesellschaften vorantreiben. Insgesamt…mehr

Produktbeschreibung
George Soros, Finanzguru und Philanthrop, Macher und Grübler, gilt nicht nur als der Superstar, sondern auch als der "Sozialdemokrat" unter den Devisenspekulanten. Weltweit berühmt wurde Soros, als er 1992 mit seinen Spekulationen das britische Pfund aus dem Europäischen Währungssystem drängte und dabei rund eine Milliarde Dollar verdiente. Zugleich tritt er als Wohltäter auf; aus seinen Börsengewinnen unterhält er zwei Dutzend Stiftungen in aller Welt, die sich vor allem einem Ziel verschrieben haben: Sie wollen die Entwicklung offener, demokratischer Gesellschaften vorantreiben. Insgesamt hat Soros dabei bislang über zwei Milliarden Mark gespendet. In seinem Buch plädiert George Soros leidenschaftlich für die Verwirklichung der offenen Gesellschaft - und entfaltet damit zugleich den gedanklichen Rahmen, an dem er sich bei seiner Arbeit zeitlebens orientiert hat. Er plädiert für eine Allianz aller Demokratien, für den Aufbau einer Weltgesellschaft, die ihren Namen verdient - denn nur eröffnen sich Antworten auf jene Fragen, die mit dem globalen Kapitalismus einhergehen: Wie läßt sich die Kluft zwischen Arm und Reich verringern? Welche Gefahren birgt die unheilige Allianz von Politik und Kapital? Und welche neuen Institutionen brauchen wir, um Freiheit und Demokratie vor den zerstörerischen Kräften des Marktes zu schützen?
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.10.2001

Der Finanzier und seine Träume
George Soros spekuliert über die Zukunft der offenen Gesellschaft

George Soros: Die offene Gesellschaft. Für eine Reform des globalen Kapitalismus. Alexander Fest Verlag, Berlin 2001, 399 Seiten, 39,80 DM.

George Soros ist mit allen Finanzmärkten der Welt auf du und du. Jeder, der auf diesen Märkten agiert - soviel ist sicher -, hat eine persönliche Meinung über ihn. Die einen halten ihn für ein Finanzgenie, für einen "Macher", manchen gilt er als Finanzguru und Superstar unter den Devisenspekulanten. Andere halten ihn für einen Blender; wieder andere machen ihn für die Finanzkrise in Asien verantwortlich. "Zuviel der Ehre", würde Soros darauf wahrscheinlich antworten.

Nun hat Soros selbst ein Buch geschrieben. Keine Autobiographie im eigentlichen Sinne, sondern ein Buch über seine Konzepte und Gedanken, die er als Orientierungshilfe für künftiges Handeln verstanden wissen will. Ein Buch, das - wie er schreibt - in den Bereich der praktischen Philosophie gehört. Es geht um "Prinzipien einer offenen Weltgesellschaft". Der Begriff "offene Gesellschaft" ist nicht neu. Henri Bergson hat ihn 1932 in seiner Veröffentlichung "Die beiden Quellen der Moral und Religion" geprägt, Karl Popper hat ihn 1945 aufgegriffen und in seinem Buch "Die offene Gesellschaft und ihre Feinde" weiterentwickelt. Er schrieb, daß die offene Gesellschaft von Ideologien bedroht sei, die den Anspruch auf letztgültige Wahrheit erhöben. Ein solcher Anspruch ließe sich nur mit Zwang durchsetzen. Genau hier lauere die Gefahr.

George Soros ist als Ungar jüdischer Abstammung einst zunächst den Nationalsozialisten entkommen und floh dann vor den Kommunisten. So erkannte er früh, welche Macht vom gesellschaftlichen System ausgehen kann. Doch was hat ihn jetzt veranlaßt, den Begriff der offenen Gesellschaft wieder aufzugreifen? Grund ist vor allem der Zusammenbruch des Sozialismus. Dieser allein habe noch nicht in die offene Gesellschaft geführt. Für den Autor gehen Kapitalismus und Demokratie keineswegs automatisch Hand in Hand. Glaubt man Soros, so droht neuerlich Gefahr: durch die ungehemmte Verfolgung von Eigeninteressen. Dieser Satz aus der Feder eines Mannes, dem man nachsagt, er beeinflusse die Finanzmärkte wie kaum ein anderer, irritiert.

Soros kommt zu dem Ergebnis, daß eine Reform der Demokratie unumgänglich sei. Denn der Sieg des Kapitalismus sei nicht mit dem Sieg der Demokratie gleichzusetzen. Der Kapitalismus habe zwar zu Wohlstand und Reichtum geführt. Allein: "Wenn uns Grundsätze wie Freiheit, Demokratie und Rechtsstaat wirklich etwas bedeuten, dann dürfen wir sie nicht dem Spiel der Marktkräfte überlassen. Wir müssen andere Institutionen schaffen, um diese Prinzipien zu sichern".

An dieser Stelle hätte sich Soros vielleicht genauer mit dem System der Sozialen Marktwirtschaft oder mit dem Gedankengut der Väter dieser Wirtschaftsordnung befassen sollen. Denn Kapitalismus ist nicht gleich Kapitalismus. In Deutschland existiert eine Ordnungspolitik. Ein Begriff, der in der anglo-amerikanischen Literatur nicht zu finden ist. Und vielleicht meint Soros mit seiner Forderung, den Kapitalismus zu ergänzen, ein Pendant zu jenem "institutionellen Arrangement" der Ordnungspolitik, das für jene einen Ausgleich schaffen soll, die nicht aus eigener Kraft für sich sorgen können.

Soros hält in seinem Buch fest, daß der Zusammenbruch einer geschlossenen Gesellschaft wie der Sowjetunion 1989 nicht automatisch die Herausbildung einer offenen Gesellschaft nach sich zieht. Er könne durch das Schwinden jeder Autorität vielmehr sogar in die soziale Desintegration führen. "Ein schwacher Staat stellt für die offene Gesellschaft ebenso eine Bedrohung dar wie ein autoritärer Staat." Aber welche Schlüsse sind daraus zu ziehen? Bisher gilt das Recht des Stärkeren - und wer wüßte dies besser als Soros selbst?

Der Verfasser erklärt, daß die Welt Spielregeln und Verhaltensmaßstäbe brauche. Aber es seien Mittel notwendig, um sie durchzusetzen. Zu Recht schreibt Soros - die Terroranschläge in Amerika haben dies verdeutlicht -, daß sich Verhaltensregeln nur im globalen Kontext regeln lassen. An internationalen Organisationen, die einen Konsens in der Wirtschaft, einen Ausgleich zwischen Nord und Süd (Welthandelsorganisation, Währungsfonds, Weltbank), aber auch schlicht ein friedliches Miteinander (Vereinte Nationen) zu finden suchen, mangelt es nicht. Woran es aber fehlt, ist das Vertrauen der Menschen zu diesen Organisationen. Globalisierungsgegner stellen diese immer wieder als verlängerten Arm der Globalisierung dar - und somit als das Böse schlechthin. Die "offene Gesellschaft" von Soros mag auf den ersten Blick einen Ausweg bieten, zumal der Autor den Kapitalismus vehement angreift. Eine konkrete Antwort bleibt er den Lesern dennoch schuldig. Seine Gedanken zur Verwirklichung einer "neuen weltpolitischen Architektur" sind vage. Wer Kritik übt, sollte mehr als nur ein Schlagwort präsentieren. Von einer "offenen Gesellschaft" zu sprechen, reicht nicht.

INDIRA GURBAXANI

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Vier Bücher gegen die Globalisierung und den "neuen Turbokapitalismus" stellt Wolfgang Uchatius in seiner Besprechung einander gegenüber: Viviane Forresters "Die Diktatur des Profits" (Hanser Verlag), Maria Mies' "Globalisierung von unten" (Rotbuch Verlag), George Soros' "Die offene Gesellschaft" (Alexander Fest Verlag) und "Politik ohne Macht", von Niall Ferguson.
1) Viviane Forrester: "Die Diktatur des Profits"
Ein lautes, von einem sektiererischen Ton durchdrungenes Pamphlet nennt Wolfgang Uchatius diesen Band, der Forresters Erfolgsbuch ("Terror der Ökonomie"), wie er sagt, dem Muster nach gleiche. Recht verwunderlich findet es der Rezensent, dass die Autorin zum Widerstand gegen die fremden Mächte aufruft und zum Kampf gegen das System des "Ultraliberalismus", ihr Wissen aber allein aus den Medien zu beziehen scheint. Der ihm aus diesen Seiten entgegentretende Traum vom Happy End wird ihm so wohl utopisch erscheinen.
2) Maria Mies : "Globalisierung von unten"
Im Ton Viviane Forresters "Diktatur des Profits" ebenbürtig, wolle die Autorin - Vordenkerin in ihrer Sache in Deutschland - der Verdummung entgegenwirken, schreibt der Rezensent etwas ungläubig, handelt es sich bei dem Buch doch offenbar vor allem um eine Beschreibung der Antiglobalisierungsbewegung und eine Chronik der Proteste vor und nach der Tagung der WHO in Seattle. Im Duktus der Umweltbewegung, so Uchatius, werde hier von sich weltweit solidarisch zusammenschließenden Menschen an der Basis geschwärmt.
3) George Soros: "Die offene Gesellschaft"
Auch mit dem dritten Buch im Bunde ist Wolfgang Uchatius nicht zufrieden. Zwar findet er den Ton des 70-jährigen Soros durchaus sachlicher, unaufgeregter und wissenschaftlicher als denjenigen Forresters und Mies', der Versuch des Autors, der Wirtschaftswissenschaft Unwissenheit vorzuwerfen aber und um den Begriff der Reflexibilität eine Gegentheorie zu konstruieren, erscheint ihm ganz und gar nicht neu. Zumal, wenn dieser Gedanke auf über hundert Seiten "breitgewalzt" wird. "Soros scheitert kolossal", lautet denn auch das vernichtende Urteil.
4) Niall Ferguson: "Politik ohne Macht"
Ein Buch über die Überschätzung des Ökonomischen eher als über die Globalisierung. In einer Zeit, in der viele Globalisierung sagen, wenn sie Vereinfachung meinen, sei es gut, wenn jemand das Gesamtbild wieder ein bisschen komplizierter mache, meint der Rezensent. Dass der Autor sich dabei allerdings immer wieder im Gestrüpp der Fakten verirrt und zum Beispiel über die Entstehung der Finanzmärkte und über die Verschuldung der Weimarer Republik plaudert, wie Uchatius schreibt, wo er verspricht, Fragen zu formulieren und Antworten zu geben, ist dann wohl doch zu viel des Guten.

© Perlentaucher Medien GmbH
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