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Ist klassische Musik heute noch zeitgemäß? Kent Nagano glaubt, dass man sich dieser Frage stellen muss, wenn man der existenziellen Krise der Klassik entgegentreten will. Was liegt näher, als dies anhand seiner eigenen Biographie zu tun? Der Maestro erläutert, welche Rolle das Erlernen von Instrumenten in seiner Kindheit spielte und was gute Lehrer für Musik bedeuten. Er erzählt zutiefst persönlich von seinen Begegnungen mit Meisterwerken der Klassik und großen Komponisten, seiner Arbeit mit bedeutenden Orchestern und seinem unermüdlichen Engagement für den Nachwuchs. Die klassische Musik…mehr

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Produktbeschreibung
Ist klassische Musik heute noch zeitgemäß? Kent Nagano glaubt, dass man sich dieser Frage stellen muss, wenn man der existenziellen Krise der Klassik entgegentreten will. Was liegt näher, als dies anhand seiner eigenen Biographie zu tun? Der Maestro erläutert, welche Rolle das Erlernen von Instrumenten in seiner Kindheit spielte und was gute Lehrer für Musik bedeuten. Er erzählt zutiefst persönlich von seinen Begegnungen mit Meisterwerken der Klassik und großen Komponisten, seiner Arbeit mit bedeutenden Orchestern und seinem unermüdlichen Engagement für den Nachwuchs.
Die klassische Musik verändert sich, sie muss es tun - denn sie darf nicht aus der Lebenswirklichkeit breiter Schichten verschwinden. Durch ihren Verlust würden Gesellschaften nicht nur kulturell ärmer, sondern sie würden an Inspiration, Witz, emotionaler Tiefe und Gemeinsinn einbüßen. In Sorge über sterbende Orchester und gleichgültige Politiker hält Kent Nagano ein ebenso leidenschaftliches wie lustvolles Plädoyer für die Klassik.
Autorenporträt
Nagano, Kent
Kent Nagano, geboren in den USA, wuchs in Morro Bay, einem Fischerdorf an der kalifornischen Küste, auf - ohne Fernsehen, Kino und Stereoanlage, dafür mit Klavier und Klarinette. Er studierte Musik und Soziologie. Nach ersten Erfolgen in den USA wurde er 1988 als Music Director an die Opéra National de Lyon berufen, wo er bis 1998 tätig war. Von 1991 bis 2000 war er Music Director des Hallé Orchestra in Manchester und wurde 2003 zum Ersten Musikdirektor der Los Angeles Opera ernannt. Von 2000 bis 2006 war er Chefdirigent und Künstlerischer Leiter des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin, bevor er 2006 Generalmusikdirektor an der Bayerischen Staatsoper München (bis Juli 2013) sowie Music Director des Orchestre Symphonique de Montréal wurde. Im September 2015 beginnt seine Amtszeit als Generalmusikdirektor und Chefdirigent der Hamburgischen Staatsoper.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Was ist klassische Musik? Eine Antwort auf diese Frage findet Wolfgang Schreiber in dem von Kent Nagano in Zusammenarbeit mit der Publizistin Inge Kloepfer verfassten Band, in dem der Dirigent von seiner musikalischen Sozialisation berichtet, von seinen Vorbildern und dem Musikleben heute, um in ein leidenschaftliches Plädoyer für Musik zu münden. Dass Nagano dabei kein Kulturpessimist ist, merkt Schreiber schnell. Dem illusionslosen Blick auf die Branche folgen positiven Fragen und ein Hinweis auf die Unendlichkeit der Musik, meint der Rezensent.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.01.2015

Wunderwelt in der Krise
Der Dirigent Kent Nagano hat ein Buch geschrieben, das all dies in sich vereint: Es gibt Einblicke in das heutige Musikleben
und in seine eigene künstlerische Sozialisation – vor allem aber ist es ein leidenschaftliches Plädoyer für die klassische Musik
VON WOLFGANG SCHREIBER
Ein Gespenst geht um in der Welt der Klassik – die Angst. Unaufhaltsam, heißt es, würde die klassische Musik ihrem Ende zueilen, oder zumindest, sie stecke in einer schweren Existenzkrise. Daran scheinen auch die Glanztaten in Salzburg und Bayreuth wenig zu ändern, all die gut besuchten Opern- und Konzerthallen, die vielen Wettbewerbe und überfüllten Musikhochschulen. Die künstlerischen und moralischen Verdienste der klassischen Musik werden in der Öffentlichkeit zwar unvermindert hoch geschätzt, doch gerät ihre gesellschaftliche Relevanz ins Wanken – in einer Zeit, die bestimmt ist von der Überalterung des Bürgertums und der digitalen Bilderflut.
  Unter den Stimmen, die vor dem Verschwinden der klassischen Musik warnen, ist die des Dirigenten Kent Nagano derzeit vielleicht die leidenschaftlichste. Naganos Buch „Erwarten Sie Wunder!“ liegt eine dreiteilige Dramaturgie zugrunde: Er liefert Anmerkungen zum Musikleben von heute, bietet autobiografische Notizen zu seiner eigenen musikalischen Sozialisation. Und, darin eingewoben, präsentiert er die für ihn wichtigsten Komponisten, als da sind: Bach, Schönberg und Beethoven, Messiaen, Bruckner und Bernstein. Dass er den Text mit Hilfe der Publizistin Inge Kloepfer angefertigt hat, ist nur von Vorteil: Die leicht zu lesende Mixtur der Erzähl- und Reflexionsebenen bedeutet einen Gewinn.
  „Was ist eigentlich klassische Musik?“, fragt Nagano zuerst und zählt auf: Sie ist ein Abenteuer, eine „ungeheuere Macht“, ein Universum, „in ihr liegt nie versiegende menschliche Kreativität“. Spannender als die bekannten Zuweisungen sind seine Schilderungen einer Kindheit und Jugend an der kalifornischen Küste. Nagano, der Amerikaner mit japanischen Wurzeln, war kein Wunderkind, und doch sieht er seine musikalische Kinderzeit als ein „Musikwunder“. In Moro Bay, einem Fischerdorf zwischen San Francisco und Los Angeles, wurde Nagano 1951 geboren, und dort wuchs er auf. Eines Tages erschien ein seltsamer Mann aus Europa: der Georgier Wachtang Korisheli. Dieser Musiker verwandelte das Dorf, so erschien es dem Jungen, in „eine Art musikalisches Labor“. Ihm verdankt Nagano die frühen Musikeindrücke, die dazu führten, dass er sich auf die „ernste Musik“ professionell einlassen wollte.
  Nagano war Musikchef in Lyon und Manchester, in Berlin und München, er ist Chefdirigent im kanadischen Montreal und geht 2015 als Generalmusikdirektor an die Hamburger Staatsoper. Sein Blick auf die Branche ist illusionslos. Was er konstatiert, ist „in den vergangenen Jahrzehnten einen sich beschleunigenden Bedeutungsverlust der Klassik“.
  An den Ursachen braucht der Dirigent nicht lange herumzurätseln: die Finanzkrise und die damit verbundenen Sparmaßnahmen in der Kultur, die grundlegend veränderten „Lebensmodelle und Arbeitsbedingungen der Menschen“, das gewandelte öffentliche Wertebewusstsein, die Dominanz der Hochtechnologie. „Unsere Zunft benötigt dringend eine Art Neudefinition ihrer Rolle in der Gesellschaft“, fordert Nagano. Und stellt sich der Realität des Orchestersterbens in den USA. „Gruß von Lehman Brothers“ nennt sich ein Abschnitt, der nächste: „Schwindsucht im Weltwunderland“.
  Gemeint ist Deutschland und die steigende Bereitschaft mittelgroßer Städte, für ihre Musikinstitutionen „ein schwindsüchtiges Dahinsterben“ zu arrangieren. Doch Nagano ist kein Kulturpessimist, er fragt positiv: „Wie groß wären die Chancen, wenn wir mehr Kindern Musik vermitteln könnten?“ Schließlich erinnert er sich an jenes Gespräch in der Hamburger Redaktion der Zeit , das er mit deren Herausgeber Helmut Schmidt über die klassische Musik führte. Auf Naganos Frage, ob es „eine politische Verpflichtung“ gebe, die Künste und mit ihnen die klassische Musik staatlich zu fördern, damit sie nicht verschwinden, habe ihm der Elder Statesman geantwortet: „. . . uneingeschränkt Ja. Unbedingt“.
  Naganos Hoffnung lautet: „Menschen brauchen die Künste.“ Von der Macht ästhetischer Erfahrungen inmitten einer pragmatischen Welt ist der Musiker überzeugt. Die klassische Musik biete eine Vielzahl von Zusicherungen, und das seien „Versprechen von Energie, Kraft, Erkenntnis, Inspiration, Trost und Glück, von geistiger Freiheit“. Aber, fügt er hinzu, „man muss ein bisschen dafür tun“ – sehr dafür sorgen, Kindern einen Zugang zu ihr zu verschaffen. Doch das schönste Versprechen der Musik sei „das der Unendlichkeit“ – infolge der Unmöglichkeit, das letzte Geheimnis um ihre Macht zu lüften.
Kent Nagano/Inge Kloepfer: Erwarten Sie Wunder! Berlin Verlag, Berlin 2014. 320 Seiten, 22,99 Euro. E-Book 16,99 Euro.
Nagano ist kein Kulturpessimist,
sein Buch versteht sich vor allem
als Ermutigung für junge Leser
Was verspricht klassische Musik? „Energie, Kraft, Erkenntnis, Inspiration, Trost und Glück“: Kent Nagano mit dem Montreal Symphony Orchestra.
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"Der Stardirigent Kent Nagano schlägt Alarm: Die klassische Musik scheint mehr und mehr aus unserem Alltag zu verschwinden. In seinem Buch 'Erwarten Sie Wunder!' erklärt er, was wir aufs Spiel setzten, wenn wir den Kontakt zur Klassik verlieren.", SRF 1, Nicole Salathé, 22.04.2015