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Der Tod von Osama bin Laden war nur eine kleine Episode im offiziellen US-Kampf gegen den Terror. Denn immer mehr öffnet sich der Blick auf eine viel dramatischere Entwicklung: den Schattenkrieg der USA, der sich weitgehend im Verborgenen abspielt - und in dem der CIA immer mehr zur Kriegspartei wird. Auf packende Weise zeigt Pulitzer-Preisträger Mark Mazzetti in seinem Buch, wie der US-Geheimdienst, einst als Spionageorganisation des Kalten Kriegs gegründet , zur Tötungsmaschine wurde und mittlerweile im Auftrag des Weißen Hauses auf vielen Schlachtfeldern des sogenannten "Anti-Terror-Kriegs"…mehr

Produktbeschreibung
Der Tod von Osama bin Laden war nur eine kleine Episode im offiziellen US-Kampf gegen den Terror. Denn immer mehr öffnet sich der Blick auf eine viel dramatischere Entwicklung: den Schattenkrieg der USA, der sich weitgehend im Verborgenen abspielt - und in dem der CIA immer mehr zur Kriegspartei wird.
Auf packende Weise zeigt Pulitzer-Preisträger Mark Mazzetti in seinem Buch, wie der US-Geheimdienst, einst als Spionageorganisation des Kalten Kriegs gegründet , zur Tötungsmaschine wurde und mittlerweile im Auftrag des Weißen Hauses auf vielen Schlachtfeldern des sogenannten "Anti-Terror-Kriegs" agiert: vom Drohneneinsatz in den pakistanischen Bergen über Auftragsmorde in Nordafrika bis hin zum Propagandakrieg am Golf.

Dabei schildert Mazzetti diese neue Art der Kriegführung auch aus der Perspektive ihrer Akteure: des jungen CIA-Agenten, der in den Stammesgebieten Pakistans gefangen genommen wird, des Air Force-Piloten, der von der Nevada-Wüste aus Drohnen navigiert oder des Pentagonbeamten, der eine geheime Luftwaffe in Afghanistan und Pakistan steuert.

Dieser Schattenkrieg hat die Grenze zwischen Spion und Soldat vollends verwischt, er hat die Hemmschwelle zum Töten und die Hürde für den Kriegseintritt rund um den Erdball gesenkt. Ein globaler Feldzug, der unser Bild des Krieges radikal verändern wird.
Autorenporträt
Helmut Dierlamm, geboren 1955, übersetzt vor allem Sachbücher und Biografien aus dem Englischen, darunter Werke von Francis Fukuyama, Barack Obama, Desmond Tutu, Henry Kissinger und Tony Blair.

Mark Mazzetti, geboren 1974, studierte Geschichte an der Universität Oxford. Nach Stationen als Korrespondent für den "Economist" und die "Los Angeles Times" arbeitet er seit 2006 als Reporter für die New York Times in Washington DC. Sein Spezialgebiet sind Sicherheitsfragen. 2009 erhielt er den Pulitzer-Preis für "international reporting".
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.10.2013

Die Liste der Staatsfeinde wird immer länger

Vom sichtbaren zum geheimen Krieg: Mark Mazzetti zeichnet nach, wie die CIA ihr Geschäftsmodell verändert - von der Informationsbeschaffung zur gezielten Tötung mit Drohnen.

Von Herfried Münkler

Fast unbemerkt hat der von den Vereinigten Staaten nach dem 11. September 2001 begonnene "Krieg gegen den Terror" seinen strategischen Charakter geändert: An die Stelle von mit Bodentruppen geführten Operationen in Gebieten, die man als Zentren und Ausbildungsstätten von Al Qaida identifiziert hatte, sind Drohnenangriffe getreten, mit denen es in den letzten Jahren tatsächlich gelungen ist, die Führungsebene der ineinander verflochtenen Netzwerke von Al Qaida zu dezimieren und so die operativen Fähigkeiten der Terrorzellen deutlich einzuschränken. Die eigenen Verluste konnten erheblich gesenkt werden; vermutlich ebenso wichtig ist, dass durch diesen Strategiewechsel die Kosten des "Kriegs gegen den Terror" deutlich gesenkt wurden.

Im Allgemeinen wird dieser Strategiewechsel mit dem Präsidentschaftswechsel von George W. Bush zu Barack Obama verbunden; tatsächlich hat er aber bereits in der Endphase der Präsidentschaft George W. Bushs begonnen, als klarwurde, dass man es in Afghanistan mit den Taliban, aber nicht (mehr) mit Al Qaida zu tun hatte und der Kampf gegen eine entterritorialisierte Organisation nicht auf dem Territorium eines einzigen Landes und schon gar nicht mit den klassischen Mitteln zu gewinnen war. Dass sich der Strategiewechsel weithin unbemerkt vollzogen hat, kommt nicht von ungefähr: An die Stelle des sichtbaren Krieges, der Schlagzeilen wie Bilder produziert hat, ist der geheime Krieg getreten, der im Verbogenen stattfindet und in dem die Trennlinien zwischen Militär und Geheimdienst verschwimmen. Außerdem übernehmen in ihm zunehmend privatwirtschaftlich geführte Unternehmen Aufgaben, die früher - und nach europäischem Staatsverständnis nach wie vor - zu den Kernkompetenzen des Staates gehörten.

Zumindest teilweise ist der geheime Krieg darum auch ein privatisierter Krieg, ein "Killing Business", wie Mark Mazzetti es nennt. Der Autor hat den lohnenswerten Versuch unternommen, die Geheimnisse dieses Krieges zu enthüllen und dabei seine Entstehungsgeschichte, die mit ihm verbundenen Fehlschläge sowie die politischen und juristischen Auseinandersetzungen über Zuständigkeiten und Zulässigkeiten nachzuzeichnen. Als Korrespondent für Fragen der nationalen Sicherheit bei der "New York Times" hat sich Mazzetti seit 2006 mit diesem Thema beschäftigt. Dennoch sind die Quellen, aus denen die Darstellung schöpft, heikel; bei vielen Interviews wollten die Gesprächspartner anonym bleiben, und ob sie bei den Gesprächen Sachverhalte zuverlässig geschildert oder sich bloß selbst in den Vordergrund gespielt haben, ist nicht immer mit Sicherheit zu beurteilen. Ohne die von Bradley Manning an die Enthüllungsplattform Wikileaks gelieferten geheimen Regierungsdokumente hätte Mazzetti manche Zusammenhänge nicht rekonstruieren können.

Herausgekommen ist ein Buch, das wohl zum Besten gehört, was investigativer Journalismus liefern kann und wie es Zeithistoriker nie schreiben können. Es ist zweifellos keine Analyse des geheimen Kriegs gegen den Terror, aber es enthält doch eine Reihe von Beobachtungen und Schlussfolgerungen, die analytische Qualität haben. Mazzetti beschreibt den Bedeutungsverlust des klassischen Militärs in dieser neuen Art des Krieges und die als Reaktion darauf erfolgte Ausweitung seiner Fähigkeiten auf Bereiche, die herkömmlich in die Zuständigkeit des Geheimdienstes fallen. Er berichtet aber auch, wie sich der Geheimdienst CIA von einer Organisation zur Informationsbeschaffung in eine Organisation zur Tötung von Personen verwandelte, die als Feinde der Vereinigten Staaten "gelistet" worden sind. Mazzetti lässt offen, ob er darin eine definitive Entwicklung im Gefolge der veränderten Bedrohungen sieht, bei denen Netzwerkorganisationen an die Stelle von Territorialstaaten getreten sind, oder ob es sich dabei um einen weiteren Zyklus zwischen Nachrichtenbeschaffung und operativer Intervention handelt, wie ihn die CIA in ihrer Geschichte schon mehrfach durchlaufen hat. Unüberhörbar ist jedoch der skeptische Grundton, in dem Mazzetti diese Entwicklung darstellt: Offenkundig ist er nicht davon überzeugt, dass sich die Vereinigten Staaten mit der Ausweitung des Drohnenkrieges auf einem guten Weg befinden.

Die Abfolge der Kapitel bietet keine stringente Erzählung über die Entstehung der neuen Strategie und der dabei eingesetzten Technologie, sondern springt von Schauplatz zu Schauplatz und von Akteur zu Akteur. So entsteht ein eher mosaikartiges Bild des Geschehens, das sich erst mit dem weiteren Lesen zu einem Gesamtbild fügt: Man kann einzelne Kapitel überspringen, aber man muss das Buch zu Ende lesen, um eine Vorstellung zu bekommen, worum es geht und wie die CIA schließlich Usama Bin Ladins Versteck in der pakistanischen Rentnerstadt Abbottabad auf die Spur gekommen ist, warum sie in diesem Fall den Angriff mit Spezialkräften führte und Bin Ladin nicht durch eine von einer Kampfdrohne abgefeuerte Rakete töten ließ.

Man braucht also einen langen Atem, um sich in dem Gewirr der Projekte und Personen, Schauplätze und Intrigen zurechtzufinden, in das Mazzetti den Leser hineinführt. Ein wenig vollzieht die Darstellung die tastende Suchbewegung von Geheimdienst und Pentagon nach, in der nicht nur die Verstecke von Personen gesucht, sondern auch Verbündete und Strategien getestet wurden. Neben den Vereinigten Staaten - Washington und Langley zumal - sind Pakistan, Somalia und der Jemen die Schauplätze, an denen die Erzählung spielt. Überraschend oft taucht Deutschland auf, von wo aus eine Fülle von Einsätzen gesteuert wurden. Wer in der NSA-Affäre auf der Achtung staatlicher Souveränität besteht, sollte sich auch für die Führung des Drohnenkrieges interessieren; er wird bei Mazzetti eine Fülle von Hinweisen finden, denen er weiter nachgehen kann.

Mark Mazzetti: "Killing Business". Der geheime Krieg der CIA.

Aus dem Englischen von Helmut Dierlamm und Thomas Pfeiffer. Berlin Verlag, Berlin 2013. 416 S., geb., 22,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Was hat es auf sich mit dem privatisierten Krieg der USA gegen den Terror, damit, dass sich die CIA zur Tötungsagentur gewandelt hat? Genaueres erfährt der Rezensent in diesem Buch des New-York-Times-Korrespondenten Mark Mazzetti. Der Autor liefert laut Herfried Münkler zwar keine Analyse zum Thema, sondern wirft mitunter auf "heiklen" Quellen basierende Schlaglichter auf Akteure und Orte. Allerdings erlangt er bei seinen Beobachtungen und Folgerungen immer wieder eine analytische Strahlkraft, die Münkler beeindruckt. Auch wenn es einen langen Atem braucht, lesen sollen wir das Buch auf jeden Fall bis zu Ende, so rät uns der Rezensent. Die einzelnen Kapitel ergäben dann erst ein plausibles erkenntniserweiterndes Gesamtbild.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Das spektakuläre Buch handelt von diesem "Experiment" und seinen unabwägbaren Folgen. Mazzetti durchleuchtet diesen geheimen Schattenkrieg - angeführt von der CIA - auch aus der Perspektive ihrer Akteure: des Air Force-Piloten, der von der Nevada-Wüste aus Drohnen navigiert; oder des Pentagon-Beamten, der eine geheime Luftwaffe in Afghanistan und Pakistan steuert. Obwohl Obama am 23. Mai 2013 in einer Ansprache erklärte, dass dieser "Krieg gegen den Terror" ein Ende finden müsse, gab es bislang noch keine grundlegende Revision der geheimen Kriegsführung. "Killing Business" geht also weiter.", Wiener Zeitung, Wolfgang Taus, 12.11.2013