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Emilios Leben ändert sich gewaltig, als eines Tages völlig unerwartet sein Vetter vor der Tür steht: Raimundo, das Landei, behauptet, soeben aus Paris zurückgekehrt zu sein, wo er mehrere Jahre lang große Erfolge als Gitarrist gefeiert haben will. Der halbseidene Vetter erzählt wahre Wunderdinge vom Leben in Frankreich und beginnt unverzüglich, Emilio in die hohe Kunst des Flamenco einzuführen. Der saugt die Tricks seines neuen Meisters begierig in sich auf und zieht mit ihm nachts durch die Musikkneipen im Madrid der sechziger Jahre. So kann er wenigstens für ein paar Stunden seinen grauen…mehr

Produktbeschreibung
Emilios Leben ändert sich gewaltig, als eines Tages völlig unerwartet sein Vetter vor der Tür steht: Raimundo, das Landei, behauptet, soeben aus Paris zurückgekehrt zu sein, wo er mehrere Jahre lang große Erfolge als Gitarrist gefeiert haben will. Der halbseidene Vetter erzählt wahre Wunderdinge vom Leben in Frankreich und beginnt unverzüglich, Emilio in die hohe Kunst des Flamenco einzuführen. Der saugt die Tricks seines neuen Meisters begierig in sich auf und zieht mit ihm nachts durch die Musikkneipen im Madrid der sechziger Jahre. So kann er wenigstens für ein paar Stunden seinen grauen Alltag vergessen: die verhasste Lehre in einer Autowerkstatt, das Abendgymnasium, die gemeinsamen Näharbeiten mit seiner Mutter.Als der Chef der Autowerkstatt von seiner neuen musikalischen Leidenschaft Wind bekommt, macht er ihm das überraschende Angebot, seiner Frau Gitarrenunterricht zu geben. Und schon bald erliegt Emilio dem Zauber der rätselhaft launischen und wunderschönen Adriana. Doch
da bietet sich ihm die Gelegenheit zu einer ersten Tournee. Zusammen mit Raimundo und einer bunt zusammengewürfelten Truppe von Tänzern und Wunderkindern tingelt er durch die Provinz. Der Anfang eines neuen Lebens?
Autorenporträt
Luis Landero wurde 1948 in Alburquerque in der spanischen Provinz Badajoz geboren. Mehrere Jahre arbeitete er als Gitarrist einer professionellen Flamencotruppe, auch, um sich sein Philologiestudium zu finanzieren. Sein Roman "Späte Spiele" wurde mit dem Spanischen Nationalpreis und dem Spanischen Kritikerpreis ausgezeichnet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.10.2006

Saitenhiebe für Emil
Die Gitarre und das Mehr: Luis Landeros schönster Roman

Eine schwermütige Stimmung liegt über den drei ersten Romanen des spanischen Schriftstellers Luis Landero. Mit Melancholie schauen die Protagonisten dieser Bücher in die Zukunft, wenn sie überhaupt glauben, eine zu haben. Landero veröffentlichte seinen ersten Roman "Späte Spiele", als er schon vierzig Jahre alt geworden war und eine Stelle als Studienrat hatte. Matias Moro betrachtet in "Der Zauberlehrling" 2004 sein mittelmäßiges Leben und stellt resigniert, aber keineswegs verbittert fest: "Manche Leute sind halt so weise, sich zu sagen, das Leben ist nun mal so, wie es ist; ich akzeptiere die Spielregeln des Lebens, ich werde sterben, ohne irgendwelche Spuren zu hinterlassen."

In Landeros jüngstem Roman "Der Gitarrist" sind die Hauptfiguren weniger träge. Sie treffen Entscheidungen und machen Pläne für das zukünftige Leben. Raimundo, der Cousin des Ich-Erzählers Emil, verbreitet dabei sogar einen phantasievollen Optimismus. "Der Gitarrist" liest sich leichter als die früheren Romane. Die Erlebnisse Emils sind recht amüsant. Der eher schweigsame, aber zielstrebige Junge gewinnt schnell die Sympathien der Leser, die seine Hoffnungen teilen und schließlich mit ihm auch unter dem schlimmen Ausgang seiner Liebesgeschichte leiden.

Obwohl Landero sagt, daß viele Teile des Romans auf Erfindungen beruhten, ist die Nähe zu seinem eigenen Leben unverkennbar. Wie Luis Landero selbst, so wächst auch Emil als Kind von zugereisten Eltern in einem Armenviertel der spanischen Hauptstadt auf, geht nach dem Arbeitstag zum Abendgymnasium, und wie Landero geht auch Emil als Gitarrist mit einer Flamenco-Truppe auf Tournee. Die Erinnerung an diese schweren Zeiten lasten in genauen Einzelheiten auf dem Autor, und so gelingen ungemein anschauliche Darstellungen seiner Tätigkeiten und außergewöhnliche Beschreibungen seiner Umgebung.

Das Kapitel zwei, die Beschreibung des Weges von der Wohnung zur Autowerkstatt durch die öde Abfall-Landschaft eines Armenviertels im Madrider Süden, ist eines der wahrhaftigsten und gleichzeitig brillantesten Stücke der modernen spanischen Prosa. Landero ist ein wunderbarer Fabulierer. Seine Romanfiguren umgibt er mit Geschichten, die originell wirken, allerdings aus dem alltäglichen Leben gegriffen sind. Auch die Nebenfiguren, wie etwa der Herr Rodó, ein in manchen Kreisen berühmter Schriftsteller, der nie ein Werk geschrieben und keine Zeile veröffentlicht hat, werden mit viel Sympathie dargestellt.

Landeros Ironie wirkt nie ätzend oder grausam. Sein Personal ist zwar kurios, häufig auch etwas unbeholfen, doch immer sehr menschlich. Man hat dem vielverkauften und in Spanien bereits mit angesehenen Preisen ausgezeichneten Landero eine "humanistisch-phantastische Erzählkunst" bescheinigt. Selbst das an sich grausame Experiment, mit dem der Werkstatt-Chef Don Osorio seine junge schöne Ehefrau Adriana einer Treueprüfung unterzieht und den Lehrling Emil dabei benutzt, behält humane Züge durch die an sich bedauernswerten Hauptakteure dieses perversen Spiels - den alten, dicklichen und kahlköpfigen Don Osorio und seine an ihn durch Konventionen und Aberglauben gebundene junge Ehefrau Adriana. Die Ehe der beiden ist durchaus repräsentativ für viele Verbindungen im Spanien der fünfziger und sechziger Jahre. "Der Gitarrist", sagt Luis Landero, "ist ein anderer Roman, als es meine drei ersten waren, obwohl einige Themen in allen vier Büchern wiederkommen. ,Der Gitarrist' will ein leichter und einfacher Roman sein, mit einer sehr durchsichtigen und festgefaßten Handlung. Ich bemühte mich, diesen Roman besonders gut zu schreiben, ohne daß man dieses Bemühen merken sollte." Auf jeden Fall bestätigt dieses Bemühen alle, die schon vorher meinten, Landero sei, obwohl einer der Unauffälligen im Lande, einer der großen Stilisten zeitgenössischer spanischer Literatur.

Willi Zurbrüggen hat den Rhythmus und den sinnlichen Klang dieser Sprache und den Reichtum des differenzierten Vokabulars gut ins Deutsche herübergebracht. Auch der Leser der deutschen Version wird seine Freude an einem gutgeschriebenen modernen Roman haben. Die Ereignisse des Buches werden nicht in ausführlicher Form dargestellt, vieles wird nur angedeutet und läßt der Phantasie des Lesers die Möglichkeit, die Handlungen selbst fortzuführen. Der Geschichte des Protagonisten Emil hat Landero viel von seinen eigenen Erfahrungen mitgegeben: die harte Jugend aus der Arbeiter- und Studentenzeit mit Rückblicken auf die Kindheit in der Kleinbauernfamilie in einem Dorf der Extremadura bis hin zu seinen anregenden Lektüren - Franz Kafka, James Joyce, García Marquez, Vargas Llosa und immer wieder der "Don Quijote" von Cervantes.

Die Freunde Landeros und Emils sind vorwiegend Jungen aus der Madrider Arbeiterklasse, Verwandte aus dem Dorf und hin und wieder ein Intellektueller. Vielleicht hat das Thema der eigenen Jugend Landero in seinem Bemühen, es diesmal besonders gut zu machen, auch einfach nur bestärkt. "Der Gitarrist" ist sicherlich einer der schönsten zeitgenössischen Romane und dürfte weit über Spanien hinaus Interesse finden.

WALTER HAUBRICH

Luis Landero: "Der Gitarrist". Roman. Aus dem Spanischen übersetzt von Willi Zurbrüggen. Berlin Verlag, Berlin 2006. 325 S., geb., 24,90 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Auf wunderbar komplexe Weise, so Rezensent Thomas Laux, erzähle der Roman von den Hoffnungen und Träumen des jungen Automechanikers Emilio über die rettende Kunst und die große Liebe. Die Gitarre stehe bei Luis Landero für die Kunst und diese für ein Leben jenseits der Autowerkstatt. Doch der Weg zum erfolgreichen Flamenco-Gitarristen erweist sich als schwer und die Liebe zur Frau des Autowerkstatt-Chefs als abgekartetes Spiel mit der Naivität des jungen Helden. Leider, merkt der Rezensent zuletzt kritisch an, verliere auch der Autor ein wenig den Handlungsfaden seiner Geschichte aus den Augen, der in den vielen Anekdoten und Untergeschichten etwas ausfranst.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Wahrscheinlich der größte Erzähler Spaniens der letzten Jahre."(El País)