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Das "Phänomen Wagner", das hier aus unterschiedlichen Perspektiven schlaglichtartig beleuchtet wird, gehört zu den bedeutsamsten und folgenreichsten Erscheinungen der europäischen Kulturgeschichte der Neuzeit. Der erste Teil "Deutung" sondiert Biographie und Werk aus vier unterschiedlichen Blickwinkeln: das Leben Wagners unter dem Leitmotiv der Flucht, das Liebeserlösungs-Prinzip als dramaturgisches Grundmuster seiner Werke, der Mythos von Amor und Psyche als Grundtopos ihrer Psychologie und schließlich ihre medientheoretische Wirkungsästhetik. Der zweite Teil "Wirkung" untersucht zunächst die…mehr

Produktbeschreibung
Das "Phänomen Wagner", das hier aus unterschiedlichen Perspektiven schlaglichtartig beleuchtet wird, gehört zu den bedeutsamsten und folgenreichsten Erscheinungen der europäischen Kulturgeschichte der Neuzeit. Der erste Teil "Deutung" sondiert Biographie und Werk aus vier unterschiedlichen Blickwinkeln: das Leben Wagners unter dem Leitmotiv der Flucht, das Liebeserlösungs-Prinzip als dramaturgisches Grundmuster seiner Werke, der Mythos von Amor und Psyche als Grundtopos ihrer Psychologie und schließlich ihre medientheoretische Wirkungsästhetik. Der zweite Teil "Wirkung" untersucht zunächst die ambivalenten persönlichen Wahlverwandtschaften Wagners zu Franz Liszt und Nietzsche. Die doppelgesichtige Geisteserbschaft Wagners wird schließlich exemplarisch an Thomas Mann einerseits und Hitler andererseits gezeigt.
Autorenporträt
Sven Friedrich, geboren 1963, ist seit 1993 Direktor des Richard-Wagner-Museums mit Nationalarchiv und Forschungsstätte der Richard-Wagner-Stiftung (Haus Wahnfried), des Franz-Liszt-Museums und Jean-Paul-Museums Bayreuth.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 24.07.2004

Hyperreale Universen
Richard Wagner in Sven Friedrichs ehrgeiziger Essay-Sammlung
Als Direktor des Richard-Wagner-Museums von Bayreuth, vulgo Haus Wahnfried, mit Nationalarchiv und Forschungsstätte, befindet sich Sven Friedrich latent im Vorhof der Macht, als Autor potentiell im Besitz der Deutungshoheit. Konsequent legt er jetzt ein Buch mit acht Essays vor (Verlag Königshausen & Neumann. Würzburg. 198 Seiten, 14, 80 Euro), die sich kundig mit Aspekten von „Richard Wagner - Deutung und Wirkung” beschäftigen. Durchaus mit freundlich „entgegenkommender Genehmigung” Wolfgang Wagners, was den Abdruck zweier in Festspiel-Programmbüchern abgedruckter Aufsätze betrifft.
Zwei Sorten von Lesern werden gleich im Vorwort vor der Illusion gewarnt, die Deutung des Wagnerschen Denkens, Schaffens und Wirkens sei leicht zu haben: Die forschenden Wagner-Wissenschaftler erfahren von der erklärten Absicht des Autors, es gehe ihm keineswegs um „Instrumentalisierung seines Gegenstandes zum Objekt eines Wissenschaftsdiskurses”. Emotionale Wagner-Genießer hingegen dürften vor dem doch reichlich durchschlagenden Wissenschaftsjargon immer wieder kapitulieren.
Zum Beispiel beruft sich Friedrich im rasanten Kapitel über Wagners „Medientechnologie”, wo der Venusberg als Cyberspace und Tannhäuser als der „Pionier dieses hyperrealen Universum” interpretiert werden, auf Erkenntnisse des Medientheoretikers Baudrillard - wonach „die mediale Hyper-Realität des Venusbergs und die Meta-Theatralität des Sängerkriegs als Theater auf dem Theater zugleich die Sozialdiskurse im gegenwärtigen Informations- und Medienzeitalter ästhetisieren”. Uff!, so weit, so gut. Schlichter geht es im Kapitel „Initiation und Identität” um das schon zur Genüge abgehandelte Märchen von Amor und Psyche als Deutungsgrundlage für Wagners kostbares Mythengewölk. Nach den „Marginalien” zum Fluchtsyndrom Wagners und zur alles durchflutenden Erlösungsliebe werden noch vier Zeugen zu „Wagner und . . . ” aufgerufen: Liszt, Nietzsche, Thomas Mann, Hitler.
Da geht es um Wagners Antisemitismus. Die bekannten Positionen der Forschung und Meinung sind verarbeitet: Ja, Wagner gehört zur Vorgeschichte auch der Nazis; deren Barbarei aber war - bei aller Pein mit Hitler als Bayreuther Vollstrecker - keineswegs die direkte Folge von Richard Wagners Denken und Kunst.
WOLFGANG SCHREIBER
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Die Wissenschaftler unter seinen Lesern warnt Sven Friedrich, der Leiter des Richard-Wagner-Museums, dass er keinesfalls seinen Gegenstand dem Jargon und dem "Wissenschaftsdiskurs" ausliefern möchte. Diejenigen aber, die den rein gefühlsmäßigen Zugang zum Komponisten suchten, hält er entgegen, sie machten es sich auch zu leicht. Das, so nun der Rezensent Wolfgang Schreiber, müsse sich Friedrich nicht vorwerfen lassen, im Gegenteil: gelegentlich rumort es Schreiber zu theoretisch in den acht Aufsätzen, etwa wenn Baudrillard und Virtualität in Sachen Venusberg bemüht werden. Anderes sei dann aber deutlich lesbarer - und der Verfasser ja ohne Frage ein "kundiger" Mann.

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