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Ein Vorschein der blutigen Exzesse des 20. Jahrhunderts 'Mein Name ist so sehr mit Hass und Angst verbunden, dass niemand beurteilen kann, was wahr und was falsch ist, was Geschichte und was Mythos.' Baron von Ungern-Sternberg, 1921 Der Geschichte des 20. Jahrhunderts mangelt es nicht an furchtbaren Despoten. Einer der grausamsten von ihnen ist der 1885 in Graz in eine deutsch-estnische Familie geborene und heute fast vergessene Nicolai Robert Max Baron von Ungern-Sternberg. Dieser im damaligen Reval aufgewachsene Aristokrat, der Antisemitismus, fromm-fanatischen Buddhismus und einen…mehr

Produktbeschreibung
Ein Vorschein der blutigen Exzesse des 20. Jahrhunderts 'Mein Name ist so sehr mit Hass und Angst verbunden, dass niemand beurteilen kann, was wahr und was falsch ist, was Geschichte und was Mythos.' Baron von Ungern-Sternberg, 1921 Der Geschichte des 20. Jahrhunderts mangelt es nicht an furchtbaren Despoten. Einer der grausamsten von ihnen ist der 1885 in Graz in eine deutsch-estnische Familie geborene und heute fast vergessene Nicolai Robert Max Baron von Ungern-Sternberg. Dieser im damaligen Reval aufgewachsene Aristokrat, der Antisemitismus, fromm-fanatischen Buddhismus und einen hasserfüllten Antikommunismus in sich vereinte, sah sich als Krieger-König und Nachfahre eines Dschingis Khan. Mit seiner Truppe aus Weißrussen, Sibiriern, Japanern und Mongolen eroberte er 1920 die Mongolei. Während einer 130-tägigen Herrschaft ordnete er an, Kommissare, Kommunisten und Juden zusammen mit ihren Familien zu vernichten.
Autorenporträt
James Palmer wurde 1978 geboren und für seinen meisterhaften Reisejournalismus in bester angelsächsischer Tradition mehrfach ausgezeichnet. Er lebt in Peking.Der blutige weiße Baron ist seine erste, 2008 in England erschienene Buchveröffentlichung.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 27.12.2010

Ein Nachfolger des Dschingis Khan
James Palmer erzählt das abenteuerliche Leben des blutrünstigen Freiherrn von Ungern-Sternberg
Auf seiner Website stellt der Verlag Faber & Faber, wo die englische Originalausgabe von James Palmers „Blutigem Weißen Baron“ erschienen ist, nicht nur Cover und Inhalt vor, sondern auch die „Genres & Themes“, zu denen diese Biographie gehört. „Diktatoren, Wahnsinn, Psychopathen, Gewalt“ lauten die Kategorien – eine erhabene Mischung vor allem für englische Leser, könnte man meinen. Der Protagonist ist jedoch alles andere als ein spleeniger Exzentriker, dem man um des wohligen Lektüreschauers willen schon mal ein Verbrechen durchgehen lässt. Freiherr Roman Nikolaj Maximilian von Ungern-Sternberg, geboren 1885 in Graz als Sohn eines deutschstämmigen estnischen Vaters und einer deutschen Mutter, aufgewachsen im damals russischen Reval, dem heutigen Tallinn, war mehr als nur ein bizarrer Deutschbalte. Er war vor allem ein schrecklicher Mensch, ein blutdürstiges Monster, ein brutaler Warlord, der sein größtes Vergnügen darin fand, zu morden, zu brandschatzen und zu plündern.
Extreme Lebensläufe stecken immer voll überraschender Kehren und merk- würdiger Ereignisse, der baltische Baron schlägt jedoch alle Rekorde. Die Biographie des Berufsoffiziers, eines New Agers der besonderen Art, prägten zwei maßgebliche Faktoren, sein buddhistischer Glaube sowie sein sibirisches beziehungsweise mongolisches Operationsgebiet. Wie aber kam ein adeliger Deutschbalte zum Buddhismus? Und was verschlug den dürren, rotblonden Mann mit dem spärlichen Vollbart und den wasserblauen Augen in den Fernen Osten, wo er das Erbe des Dschingis Khan antrat?
Ein derart an Unwahrscheinlichkeiten strotzendes Abenteuerleben darzustellen, ist eine große Herausforderung. James Palmer bewältigt sie mit Bravour. Rätselhafte Existenzen auf den Punkt zu bringen, ist meist ein vergebliches Unternehmen, erst recht widersetzen sich infame Menschen einer Vereinnahmung durch Deutung. Palmer tut deshalb genau das Richtige, wenn er die Rätselhaftigkeit seines Helden ebenso wenig auflöst wie den Schrecken, den dessen Erscheinen allenthalben auslöste. Der Trick, den Namen der Hauptfigur emblematisch zu verstehen und ihn nur „Ungern“ zu nennen, ist ebenso simpel wie effektiv. Zumindest der deutsche Leser bewegt sich damit immer auf Augenhöhe des Verderbnisses in Menschengestalt.
Palmer versteht Ungern-Sternberg als ideologisches Zerfallsprodukt wie als exemplarische Figur seiner Zeit. Religiöse Überzeugung und kriegerische Einstellung verschmolz der baltische Freiherr in dem Moment zu einer neuen Ideologie, in dem sich der Untergang des russischen Zarenreiches abzeichnete. Schon als Jugendlicher war Roman Nikolaj ein fauler und gewalttätiger Taugenichts mit starker Neigung zur Theosophie, einer Mischung aus Hinduismus und Buddhismus. Dass dies den esoterischen Bedürfnissen der russischen Oberschicht zu Beginn des 20. Jahrhunderts entsprach, leuchtet unmittelbar ein. Ungerns Grausamkeit auf das baltendeutsche Adelsmilieu zu schieben, wo es vor Atavismen angeblich nur so wimmelte, überzeugt hingegen weniger, zumal der Baron überzeugter Russe wie Zarist war, Herkunftsfragen also wenig hergeben. Viel eher sticht das Argument, es mit einem jener pathologischen Fälle zu tun zu haben, die unter den Bedingungen zivilisatorischer Erosion zu großer ideologischer Form auflaufen.
Als geeigneter Aktionsraum bot sich die Mongolei an, damals ein, so Palmer, „fanatisch buddhistisches Land.“ Nachdem Ungern am Russisch-Japanischen Krieg als Marineoffizier teilgenommen hatte, wechselte er zur Kavallerie und tat in Sibirien Dienst, zunächst am Baikalsee, dann am Amur in der Mandschurei. Ein Ritt vom Baikalsee zum Amur, den er alleine bewältigte, war die Vorschule des zukünftigen Kriegsherrn. Erstmals lernte er die Mongolei kennen, er verfiel der kriegerischen Dreifaltigkeit Ringen, Reiten, Bogenschießen, vor allem aber der Sonderform eines schamanistischen Buddhismus voller opfergieriger und blutrünstiger Götter.
Die Wirren des russischen Bürgerkriegs verhalfen Ungern-Sternberg zu seiner größten Zeit, sie war auch seine letzte. Von den eroberungslüsternen Japanern wie der Entente des Weltkrieges finanziell und mit Waffen unterstützt, errichtete er mit seinem Kampfgefährten Grigori Michailowitsch Semjonow im Transbaikalgebiet einen Stützpunkt der antibolschewistischen Weißen. Während Semjonow das Leben eines orientalischen Wüstlings führte, war Ungern- Sternberg ein seltsam bedürfnisloser Heiliger, der nichts so sehr liebte wie den möglichst terroristischen Krieg. Im Kampf gegen die Roten erwarb er sich an der Spitze seiner Reiterarmee den Ruf des weißen, blutigen oder auch nur verrückten Barons.
Als er die Chinesen aus Urga, wie die mongolische Hauptstadt damals hieß, vertrieben hatte, errichtete er ein Schreckensregiment, das eines Dschingis Khan würdig war, und ließ jeden, den er als Gegner verdächtigte, zu Tode prügeln, nackt auf zugefrorenen Seen aussetzen, erdrosseln oder lebendig begraben. Endlich machte die im Bürgerkrieg siegreiche und nicht weniger terroristische Sowjetmacht der letzten weißen Bastion im äußersten Osten des russischen Reiches den Garaus. Sie zermalmte die schlecht ausgerüstete, kleine Armee, Ungern wurde gefangen genommen und im September 1921 in Nowosibirsk im Alter von erst 35 Jahren erschossen.
In der Geschichte des russischen Bürgerkriegs ist Ungern-Sternberg kaum mehr als eine hinderliche Fußnote auf dem Weg zum Sieg der Sowjetmacht. Der in Peking lebende James Palmer, der die mongolischen Originalschauplätze seines Buches aus eigener Anschauung kennt, nimmt eine andere Perspektive ein. Der buddhistische Balte ist für ihn keine skurrile Randerscheinung, sondern ein paradigmatisch extremer Exponent am Beginn eines extremen Zeitalters.
Nicht von ungefähr erinnert der Irrsinn des baltisch-mongolischen Warlords an Joseph Conrads Elfenbeinhändler Kurtz. Dabei personifiziert Ungern, wie Palmers ihn sieht, nicht allein die Karriere des Irrationalen in der Geschichte des 20. Jahrhunderts, seine Kriegsbiographie zielt auch auf unsere Gegenwart. Kriegsgott und Gotteskrieger in einem, drang der „blutige weiße Baron“ in das Herz der mongolischen Finsternis mit einer Fahne ein, auf deren Untergrund in buddhistischem Gelb die Swastika prangte. Ungern-Sternberg war ein von apokalyptischen Erlösungsvorstellungen besessener Antisemit, ein weißer Rassist, der gegen den jüdischen Bolschewismus und für „die Reinheit der mongolischen Völker“ kämpfte. Palmers schreibt nicht bloß über einen Mann, der das Töten liebte, sondern auch über eine krude Ideologie, in der für Weltlichkeit kein Platz war. Ein großartiges, ein spannendes, ein beunruhigendes Buch. THOMAS MEDICUS
JAMES PALMER: Der blutige weiße Baron. Die Geschichte eines Adeligen, der zum letzten Khan der Mongolei wurde. Aus dem Englischen von Nora Matocza und Gerhard Falkner. Andere Bibliothek, Eichborn Verlag Frankfurt 2010. 379 Seiten. 32 Euro.
Er war Antisemit, ein Rassist, der
für die „Reinheit der
mongolischen Völker“ kämpfte
Der Baron, der das Töten liebte: Robert Nikolaj Maximilian Ungern von Sternberg (1885-1921). Foto: Eichborn Verlag
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"Ein großartiges, ein spannendes, ein beunruhigendes Buch."(Thomas Medicus, Süddeutsche Zeitung, 27. Dezember 2010)

"Was [...] das Buch so lesenswert macht, ist die Darstellung dieser gewaltgetränkten Zeit, die Erinnerung an vergessene Kriege, in der das menschliche Leben, auch das eigene, keinen Wert besitzt."(Günther Wessel, Deutschlandradio Kultur, 28. Dezember 2010)

"Der Erstling ... ist mehr als ein Baustein für das Verständnis der Zwischenkriegszeit, er ist eine Art missing link, vor alem, was die historischen Vorgänge jener Zeit in Zentralasien betrifft."(Erik von Grawert-May, Deutschlandradio "Lesart", 03. April 2011)

"ein packender historischer Schmöker [...] Jetzt hat der englische Reiseschriftsteller James Palmer den Blutigen weißen Baron in einer neuen, brillanten Biografie aus dem Sumpf der Mythen und Gerüchte befreit."(Martin Halter, Tages-Anzeiger, 22. November 2010)

" ... ein Erzählton, der sachlich und fesselnd, analysierend und plastisch zugleich ist. Ganz nah bleibt der Autor bei seinem Gegenstand und zeichnet das Porträt eines abgründigen Menschen, ohne in psychologisch-analytische Spekulationen zu verfallen."(Steffen Georgi, Leipziger Volkszeitung, 01. April 2011)

"Palmer beschreibt in seinem brillanten Buch [...] die brutale, chaotische Welt der zwanziger Jahre"(Georg Patzer, Stuttgarter Zeitung, 12. November 2010)

"Der Brite James Palmer hat jetzt eine vorzügliche Biografie dieses zutiefst seltsamen Mannes vorgelegt."(Jürgen Feldhoff, Lübecker Nachrichten, 12. Dezember 2010)…mehr

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

James Palmers Biografie des 1885 geborenen deutschbaltischen Freiherrn von Ungern-Sternberg, der der Mongolei eine brutale Terrorherrschaft aufzwang, bevor er von den Sowjets 1921 gefangen und hingerichtet wurde, hat Rezensent Thomas Medicus sehr beeindruckt. Die Lebensgeschichte des "blutigen weißen Barons" findet er höchst abenteuerlich, extrem und gewalttätig. Der Freiherr, fanatischer Antisemit, Rassist und Anhänger einer Sonderform des schamanistischen Buddhismus, erscheint ihm als bizarrer Charakter und als blutrünstiges Monster. Während seiner Terrorherrschaft ließ der Baron Menschen lebendig begraben, erdrosseln oder auch nackt auf zugefrorenen Seen aussetzen. Medicus attestiert dem Autor, die Herausforderung, ein solches Leben darzustellen, bravourös gemeistert zu haben, zumal die Rätselhaftigkeit dieses Lebens nicht aufgelöst wird. Sein Fazit: "ein großartiges, ein spannendes, ein beunruhigendes Buch".

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ein packender historischer Schmöker [.] Jetzt hat der englische Reiseschriftsteller James Palmer den Blutigen weißen Baron in einer neuen, brillanten Biografie aus dem Sumpf der Mythen und Gerüchte befreit.(Martin Halter, Tages-Anzeiger, 22. November 20