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"Auch deutsche Politiker stehen auf unserer Gehaltsliste. Das große Geld kann man nur verdienen, wenn die Politik mitmacht." Capo, Pate der Mafia
Jürgen Roth zeigt erstmals, wie die gefährlichsten Mafiaorganisationen 'Ndrangheta und die Russenmafia Deutschland mithilfe von Politik und Wirtschaft unterwandern.
Seit den Morden von Duisburg ist die kalabresische 'Ndrangheta in Deutschland in der Öffentlichkeit bekannt. Was als Fehde verfeindeter Clans dargestellt wird, ist in Wahrheit nur ein "Betriebsunfall" bei der Unterwanderung Deutschlands durch Mafiaorganisationen - egal ob durch
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Produktbeschreibung
"Auch deutsche Politiker stehen auf unserer Gehaltsliste. Das große Geld kann man nur verdienen, wenn die Politik mitmacht." Capo, Pate der Mafia

Jürgen Roth zeigt erstmals, wie die gefährlichsten Mafiaorganisationen 'Ndrangheta und die Russenmafia Deutschland mithilfe von Politik und Wirtschaft unterwandern.

Seit den Morden von Duisburg ist die kalabresische 'Ndrangheta in Deutschland in der Öffentlichkeit bekannt. Was als Fehde verfeindeter Clans dargestellt wird, ist in Wahrheit nur ein "Betriebsunfall" bei der Unterwanderung Deutschlands durch Mafiaorganisationen - egal ob durch italienische oder russische Clans. Denn es geht längst nicht mehr nur um Schutzgelderpressung, Prostitution oder Drogenhandel, sondern um Macht und Einfluss auf politische und wirtschaftliche Entscheidungen, die man sich durch milliardenschwere Investitionen erkauft. Williger Türöffner beim Eintritt in die ehrenwerte deutsche Gesellschaft spielt eine illustre Seilschaft aus Politik, Wirtschaft und Justiz, die auf beiden Augen blind ist - solange die Kasse stimmt.

Seit vielen Jahren recherchiert der renommierte Journalist Jürgen Roth über die Strukturen der Mafia in Deutschland. Er hat mit italienischen Mafiosi geredet und italienische Mafiaermittler befragt, mit Finanzfachleuten gesprochen und Einsicht in aktuellste Erkenntnisse von Ermittlern in Sachen Wirtschaftskriminalität und organisierte Kriminalität bekommen. Sein Fazit: Die Mafia ist bei uns angekommen. Ganz oben.

Mit brisanten neuen Fakten zu Fällen aus Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Thüringen sowie Österreich und der Schweiz.
Autorenporträt
Jürgen Roth, geboren 1945, ist einer von Deutschlands bekanntesten Vertretern des investigativen Journalismus. Seit 1971 hat er zahlreiche brisante Fernsehdokumentationen vorgelegt und mehrere höchst erfolgreiche und aufsehenerregende Bücher geschrieben.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.05.2009

Daumen drücken, dass alles stimmt
Bei uns vor der Tür: Jürgen Roth berichtet über das Treiben der italienischen, russischen und deutschen Mafia

Der investigative Publizist Jürgen Roth schreibt schnell und viel. Seit 1971 hat er fast jedes Jahr ein neues Buch veröffentlicht. Das neueste, "Mafialand Deutschland", kommt mir etwas atemlos und unausgegoren vor. Damit will ich aber noch nicht sagen, dass seine Darstellung der organisierten Kriminalität in Deutschland ein wesentlich falsches Bild liefert. Wenn die Hälfte dessen, was er schreibt, wahr ist, dann wäre das schon schlimm genug. Es ist mehr eine Frage der Mentalität. Roth schießt mit Schrot und nicht mit Kugeln. Er mischt Indizien und Beweise. Wer das im Auge behält, der kann aus dem Buch einiges lernen. Ich würde mich aber nicht darauf verlassen, dass jedes einzelne Faktum korrekt dargestellt wird. In der Vergangenheit hat Roth schon mehrfach Behauptungen zurückgenommen.

"Die" italienische Mafia gibt es nicht. Es gibt nur regionale Organisationen, die sich wesentlich unterscheiden. Roth beschreibt die Cosa Nostra (Sizilien), die Camorra (Neapel), die 'ndrangheta (Kalabrien) und die Sacra Corona Unita (Apulien), legt aber den Schwerpunkt der Darstellung auf die 'ndrangheta. Diese war 2007 wegen der sechs Morde in Duisburg in den Schlagzeilen. Im Buch ist das aber nur ein Anlass, sie einmal gründlicher zu betrachten.

Die Russenmafia besteht ebenfalls aus verschiedenen Gruppen, die unabhängig voneinander arbeiten. "Das Einzige, was diese Netzwerke untereinander verbindet, ist das Gewinnstreben." Aber vielleicht gilt das ja für das ganze Phänomen Mafia, italienisch, russisch und deutsch. Man tut sich mit Freunden aus der Heimat zusammen und sucht sich eine lukrative Nische im Reich des Verbrechens. Der Grund für die internationale Ausbreitung der Russenmafia war der Zerfall der Sowjetunion. Das Vermögen der Kommunistischen Partei und des Geheimdienstes KGB war sozusagen die Anschubfinanzierung für die Ausdehnung. Auch in den Strafanstalten gibt es eine straff organisierte Subkultur der Gefangenen mit russischer Muttersprache, der sich ein Neuankömmling kaum entziehen kann, wenn er das überhaupt will. Der dritte Teil des Buchs über die Mafia in der ehemaligen DDR ist eine Auflistung einer Reihe von Affären und Skandalen. Der gemeinsame Nenner ist die kommunistische Vergangenheit. Besonders ausführlich behandelt Roth den "Sachsensumpf".

Insgesamt ist das Buch eine Sammlung von Geschichten, mehr die Bäume als der Wald. Wie es bei der Mafia zugeht, hat man ja hundert Mal schon anderswo gelesen. Schwarzgeld, Rauschgift, Prostitution, Schutzgelderpressung, Mord. Erschreckend ist aber die Fülle des Materials. Was ich vermisse: Es ist pauschal von Rauschgifthandel die Rede, aber ist das nun Kokain oder Cannabis? Wie viele Morde insgesamt pro Jahr? Und wer sind die Opfer, andere Mafiosi oder eher Außenstehende? Werden die Frauen in den Mafia-Bordellen in der Regel besonders brutal behandelt? Wie groß ist der prozentuale Anteil der Mafia-Aktivitäten - wenigstens grob geschätzt - am Bruttoinlandsprodukt, aufgeteilt nach Geschäftsbereichen? Roth spricht da schon mal von Millionen und Milliarden, aber heutzutage sind das ja noch Peanuts. Bitte alles im 2010er Buch beantworten.

ERNST HORST

Jürgen Roth: "Mafialand Deutschland". Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2009. 320 S., geb., 19,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 01.08.2009

Wirtschaftsbuch
Bestechung und Betrug gehören zum Alltag
In deutschen Großstädten wie in der Provinz ist Korruption längst so verbreitet wie auf Sizilien – und die Politik schaut gezielt weg
Von Helmut Lölhöffel
Die dick aufgetragenen Buchtitel Korrupte Republik und Mafialand lassen einen an Rumänien oder Paraguay denken, aber nicht an Deutschland. Doch die Autoren, beide sind bekannte investigative Journalisten, haben tatsächlich die Bundesrepublik im Blick. Hans-Martin Tillack hält Korruption in Deutschland für ein Alltagsphänomen: „Nur die Politik tut immer noch so, als habe sie damit nichts zu tun.” Auch Jürgen Roth hat „hartnäckige Realitätsverweigerung” und eine „unheimliche Verharmlosung des Problems Mafia durch viel zu viele politische Entscheidungsträger” ausgemacht.
Korruption und Mafia haben sich hierzulande längst ausgebreitet. Korruption, so definiert die Weltbank, ist der Missbrauch anvertrauter Macht zum persönlichen Vorteil. Darunter falle „einiges, was in Deutschland üblich und erlaubt ist”, meint Tillack. In vielen Ländern seien die Regeln schärfer als bei uns. Doch „unsere Gesetze sind lax”, so schreibt er, „… weil es die Berliner Politik so will.”
Wer lernen möchte, was unter Korruption fällt, sollte sich ansehen, was offiziell nicht als Korruption gilt: Etwa wenn Rüstungskonzerne einen Ball für Bundeswehrgeneräle finanzieren, wenn die Telekom den deutschen Ministerialbeamten ein Buffet spendiert oder wenn die AOK mit 85 000 Euro aus Versichertenbeiträgen ein Sommerfest des Bundespräsidenten bezuschusst. All das wird nicht als Bestechungsversuch eingruppiert, sondern als Sponsoring. Fehlt nur, dass die öffentlichen Amtsträger auf ihren Hemdkragen oder an den Uniformjacken auch noch Werbelogos tragen.
Alles wollten unsere Politiker regulieren und durchleuchten, klagt Tillack, doch angesichts der Korruption fielen sie „in eine Dauerstarre”. Die Innenminister Otto Schily (SPD) und Wolfgang Schäuble (CDU) hätten zwar massiv in Grundrechte eingegriffen, um gegen Kriminelle und Extremisten vorzugehen. Aber über ein Einschreiten ihrerseits gegen Korruption sei selten etwas zu hören gewesen. Der deutschen Politik, bemängelt Tillack, fehle „die Kraft zu einer energischen Korruptionsbekämpfung”, obwohl der volkswirtschaftliche Schaden der Korruption in Deutschland auf 200 bis 300 Milliarden Euro geschätzt wird. So hat die Republik bis heute die Anti-Korruptions-Konvention der Vereinten Nationen nicht ratifiziert, zweifellos eine Peinlichkeit, und das Parlament hat nicht einmal den Straftatbestand der Abgeordnetenbestechung eingeführt, ein kaum begreifliches Versäumnis.
„Deutschland erfüllt die internationalen Vorgaben seit Jahren nicht und wird seiner Verantwortung als führende Wirtschaftsmacht nicht gerecht”, kritisiert auch Sylvia Schenk, Vorsitzende der deutschen Sektion von Transparency International.
„Korruption ist ein Vergehen der Oberschicht”, schreibt Tillack. „In kaum einem anderen Deliktfeld kommen die Täter so häufig aus den etablierten Kreisen unserer Gesellschaft wie hier.” 2006 hatte das Bundeskriminalamt in Deutschland 6895 Korruptionsfälle registriert, bei einer vermutlich hohen Dunkelziffer. Doch anstatt die Personalrotation von Beamten in korruptionsgefährdeten Behörden zu beschleunigen und Spezialreferate zur Prüfung heikler Vorgänge zu bilden, wurden Partnerschaften von Ministerien und Firmen gefördert. Gelegentlich durften Lobbyisten sogar an der Erarbeitung von Gesetzen mitwirken.
VW, Siemens und MAN sind in die Schlagzeilen geraten, und in weiten Teilen der Wirtschaft wird entschuldigend behauptet, in manchen Ländern wäre eben ohne Schmiergeld kein Auftrag zu holen. Jüngste Ermittlungen etwa gegen die Pharmafirma Ratiopharm und von ihr begünstigte Ärzte zeigen, wie weit das Handaufhalten um sich gegriffen hat. Tillack, der seine Recherchen präzise belegt, wünscht sich bei Staat und Unternehmen mehr Ehrlichkeit und stärkere Kontrolle. Denn: „Korruption ist eine Gefahr für das Land und unsere Demokratie.”
Ähnlich beurteilt Jürgen Roth die Wirkung mafioser Strukturen, von denen Deutschland längst durchdrungen sei. Die Mafia ist nach seiner Erkenntnis kein regional begrenztes Phänomen in der Ferne, sondern sie „droht sich zu einer bestimmenden politischen Kraft in Europa zu entwickeln”. Doch niemand wolle das wahrhaben, stattdessen werde behauptet, in Deutschland gebe es gar keine Mafia. Deutsche Firmenchefs, meint Roth, würde es wenig scheren, wenn billige Produktionskosten und gute Gewinne durch Kooperation mit korrupten Strukturen entstünden. Dies würde „so lange verdrängt, bis es zu einem bösen Erwachen kommt”.
Roth führt neben den italienischen Mafia-Gruppen die albanische und die türkische Mafia, die chinesischen Triaden und die verzweigte Russenmafia an. Es sei höchste Zeit, darauf einen realistischen Blick zu werfen. Denn Erpressung, Betrug, Raub, Bestechung, Bilanz- und Anlagebetrug, die Käuflichkeit von Politikern, Gewerkschaftsbossen und Bürokraten, Vetternwirtschaft und Ämterproporz – all diese Merkmale seien in deutschen Großstädten wie in der Provinz ebenso präsent wie auf Sizilien: Zwar sei es hier noch nicht so weit, dass „eine Art Gegenstaat” aufgebaut wurde, aber international agierenden Verbrechervereinigungen sei es schon gelungen, ökonomische Macht mit krimineller Energie zu verknüpfen und auf Politik, Medien, Verwaltung, Justiz und Wirtschaft Einfluss zu nehmen.
Aus Roths Buch ist viel über das Wirken von Mafia-Clans aller Schattierungen zu erfahren. Er gibt Beschuldigten sogar Raum zur Gegendarstellung, was das Buch authentisch macht. Notgedrungen bleibt der Autor – sei es aus Kenntnismangel oder aus Selbstschutz – häufig vage, und manchmal ist nicht unterscheidbar, ob Geschäfte schwarz oder legal sind. In einem Fall ist es einem Leipziger Gastronomen sogar gerichtlich gelungen, eine Passage schwärzen zu lassen.
Brisant liest sich die Darstellung von Schiebereien und anderen Machenschaften in den ostdeutschen Ländern einschließlich der Aktivitäten ehemaliger KGB- und Stasi-Leute mit ihren Seilschaften sowie Geschäfte der Treuhand. Roth rührt im Lausitzer und im Sachsen-Sumpf, bringt hier allerdings kaum Neuigkeiten.
Trotz mancher milieubedingter Unvollkommenheit – wie sollte es bei diesem Stoff denn auch anders sein – und polemischer Übertreibungen sind beide Bücher aufwühlend und öffnen die Augen. Die aus Korruption und Mafia lauernden Gefahren müssen in Deutschland erkannt und politisch endlich ernstgenommen werden.
Hans-Martin Tillack: Die korrupte Republik. Über die einträgliche Kungelei von Politik, Bürokratie und Wirtschaft. Hoffmann und Campe, Hamburg 2009, 287 Seiten, 19,95 Euro.
Jürgen Roth:
Mafialand Deutschland. Eichborn Verlag,
Frankfurt a. Main 2009, 320 Seiten, 19,95 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Jürgen Roth ist dem Rezensenten Ernst Horst schon früher als Schnell- und Vielschreiber aufgefallen, und auch sein neues Buch über die Mafia in Deutschland ist, wie ihm scheint, mit heißer Nadel gestrickt. Die Fakten und Zahlen darf man nach Ansicht des Rezensenten nicht auf die Goldwaage legen, das im Hinterkopf lässt sich aber viel aus dem Buch "lernen", wie er versichert. Erschreckend erscheint Horst die aufgebotene Informationsfülle zu den zahlreichen Mafiaaktivitäten hierzulande. Allerdings hätte sich der Rezensent gewünscht, dass der Autor mit genaueren Details aufgewartet hätte, man beispielsweise erfahren hätte, mit welchen Drogen genau die Mafia handelt und wie groß ihr Anteil am Bruttoinlandsprodukt ist. Die dargebotenen Fakten aber sind in seinen Augen durchaus beunruhigend.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Auch deutsche Politiker stehen auf unserer Gehaltsliste. Das große Geld kann man nur verdienen, wenn die Politik mitmacht." -- Capo, Pate der Mafia

"Jürgen Roth ist einer der besten Kenner der Kriminalität in Deutschland." -- Die Zeit