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Liebeserklärung an ein großes deutsches Kulturgut: WURST
Wurst ist viel mehr als nur ein Nahrungsmittel, sie gehört zur deutschen Kultur und polarisiert in Zeiten von Veganismus und Tierschutz. Das ganze Land ist voll mit Wurstgeschichten, nicht umsonst identifiziert uns die Welt als Wurstnation. Als Kunsthistoriker und Wurst-Ethnologe rückt Wolfger Pöhlmann dem Kunstwerk aus zerkleinertem Fleisch, Speck, Salz und Gewürzen kulturgeschichtlich, ästhetisch und geschmacklich auf die Pelle und reist der Wurst auf der Deutschlandkarte hinterher. In dieser Wurstbibel findet sich alles über…mehr

Produktbeschreibung
Liebeserklärung an ein großes deutsches Kulturgut: WURST

Wurst ist viel mehr als nur ein Nahrungsmittel, sie gehört zur deutschen Kultur und polarisiert in Zeiten von Veganismus und Tierschutz. Das ganze Land ist voll mit Wurstgeschichten, nicht umsonst identifiziert uns die Welt als Wurstnation. Als Kunsthistoriker und Wurst-Ethnologe rückt Wolfger Pöhlmann dem Kunstwerk aus zerkleinertem Fleisch, Speck, Salz und Gewürzen kulturgeschichtlich, ästhetisch und geschmacklich auf die Pelle und reist der Wurst auf der Deutschlandkarte hinterher. In dieser Wurstbibel findet sich alles über katholische und evangelische Bratwürste, Weißwürste mit integriertem Senf, spezielle Männer- und Frauenwürste, die Plüschwürste der Kuscheltierschlachterei, Wurstzigarren, Wursttheater, Berichte von Wurstheiligen und Wundertaten mit der Wurst im Dreißigjährigen Krieg und vieles mehr.

Ausstattung: durchgehend vierfarbig, mit zahlreichen Farbfotos und Illustrationen
Autorenporträt
Der Kunsthistoriker Wolfger Pöhlmann hat eine Karriere als Ausstellungsmacher und Kulturmanager mit leitenden Positionen u.a. am Haus der Kulturen der Welt in Berlin und fast 20 Jahre beim weltweit für die Präsentation deutscher Kultur im Ausland verantwortlichen Goethe-Institut hinter sich. Seit seiner Kindheit liebt Pöhlmann Würste, Wurstmacher und Wurstwissen leidenschaftlich.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.01.2018

Alles andere ist Käse

Toller Aufschnitt: Wolfger Pöhlmann widmet sich einer deutschen Obsession und legt eine exzellente Kulturgeschichte der Wurst vor.

Dieses Buch ist ein Liebesbeweis und eine Totenmesse, ein Appetitanreger und ein Appetitverderber, eine Helden- und eine Verzweiflungstat. Seit er denken und schmecken kann, ist Wolfger Pöhlmann der deutschen Wurst in rettungsloser Leidenschaft verfallen, was angesichts einer Kindheit in Niederbayern und Franken und traumatischer Erfahrungen wie der des "Wurstschnappens" wahrscheinlich eine Schicksalsfügung ist: Nur an seinen Geburtstagen durfte sich der kleine Wolfger ein ganzes Wienerle ohne Brot schnappen, sonst eine Todsünde im strenggläubigen Bayern der Nachkriegszeit.

Auch später, als er Kunsthistoriker und Kulturmanager geworden war, als er für das Goethe-Institut und das Berliner Haus der Kulturen arbeitete, erkaltete seine glühende Liebe zu deutschen Fleischwaren nicht, sondern wurde ganz im Gegenteil immer stürmischer. Und als schließlich die Zeit gekommen war, in der er sich vor allem um die Wursterziehung seiner Enkelkinder mit Hilfe von Pixi-Heften wie "Ich habe einen Freund, der ist Fleischermeister" zu kümmern begann, war auch die Zeit reif für Wolfger Pöhlmanns große Rundreise durch das Wurstland Deutschland, die ihren glücklichen Abschluss in diesem Buch gefunden hat.

Kreuz und quer ist er durch die Republik gefahren, immer auf der Suche nach der Vielfalt der Wurst. Er hat Metzgereien, Wirtshäuser, Viehzüchter, Imbissbuden, Wursthotels, Fachmessen, Fleischer-, Schweine-, Currywurstmuseen und allerhand Schlüsselorte der deutschen Wurstgeschichte wie die Wiege der Weißwurst besucht. Sie steht in der Münchner Droschkenkutschergaststätte "Zum ewigen Licht", in der am 22. Februar 1857 die Schafsdärme für die Kalbsbratwürste ausgerechnet während des Frühschoppens ausgingen, woraufhin der verzweifelte Wirt auf grobe Schweinedärme auswich - und die Würste nur in Wasser brühte, weil er fürchtete, die Därme könnten beim Braten platzen.

Pöhlmann ist in Deidesheim in der Pfalz gewesen und hat dort selbstverständlich den Saumagen probiert, den Helmut Kohl all seinen Staatsgästen in verschiedenen Varianten vorsetzte, dem spanischen Schlemmerkönig Juan Carlos I. zum Beispiel mit einer Verfeinerung aus Trüffeln. Er hat sich in Marktl umgeschaut, dem Geburtsort von Kardinal Ratzinger, in dem nach dessen Wahl zum Kirchenoberhaupt plötzlich "Papstwürste" mit Blumenblüten und ein "Papststab" auftauchten, eine dünne Salami in Form eines Bischofsstabs - und sofort stellt unser Wurstpapst klar, dass trotz dieser pontifikalen Verwurstung die unerreichte christliche Wurstverehrung noch immer in den Vereinigten Staaten von Amerika stattfindet. Dort ist ein Bildnis von Jesus Christus populär, das folgende Inschrift trägt: "If you say ,Jesus' backwards it sounds like sausage."

In Duisburg traf er "Wurst-Achim", einen weltberühmten Marktschreier, dessen Stimme sagenhafte 110,2 Dezibel und dessen Schlagfertigkeit poetische Höhen erreicht: "Wenn Achim seine Tüte packt, steht Aldi kurz vorm Herzinfarkt", lautet einer seiner schönsten Zweizeiler. In der thüringischen Kleinstadt Holzhausen inspizierte er die größte begehbare Bratwurst der Welt, in der auch ein Bratwursttheater untergebracht ist und in die theoretisch sechs Millionen Thüringer Würste hineinpassten. Und in Frankfurt schaute er beim Satire-Magazin "Titanic" vorbei, das sich immer wieder der deutschen Wurstobsession gewidmet hat; unvergessen ist ihr legendärer, vierzigteiliger Wurstkoffer, der mit dem Slogan "Alles andere ist Käse" beworben wurde.

So unersättlich ist Wolfger Pöhlmanns Fanatismus, so unstillbar seine Neugier, so unerschöpflich sein Wissen, dass vor den Augen und knurrenden Mägen der Leser ein gargantueskes Panorama der deutschen Wurstkultur entsteht. Denn Pöhlmann belässt es nicht bei Haus- und Hofbesuchen, sondern streut unablässig Fakten und Anekdoten dazwischen, stellt die Wurst ins Licht von Kunst und Literatur, zeigt uns ihre Bedeutung für das Werk von Tucholsky und Goethe, von Polke und Beuys oder auch von Erwin Wurm, dem größten lebenden Wurstkünstler. Und er hat immer das passende Zitat parat, sei es von Karl Valentin, für den die Wurst die Freundin des Bieres war, oder von Ernst Jandl, der das Wort "Wurst" für eines der schönsten der deutschen Sprache hielt; es ist übrigens seit 1200 Jahren phonetisch völlig unverändert geblieben.

Wir wissen nun über das epochale Werk "Wurstologia et Durstologia" des Marcus Knackwurst Bescheid, der 1662 eine Typologie der deutschen Wurstsorten verfasste. Und wir haben gelernt, dass es in Deutschland mindestens 1500 verschiedene Wurstsorten mit wahrscheinlich Hunderttausenden regionaler Varianten gibt - und wundern uns nun nicht mehr über die schleppenden Koalitionsverhandlungen in Berlin angesichts der Feststellung Charles de Gaulles, dass ein Land wie Frankreich unregierbar sei, weil es dort 246 Käsesorten gebe.

Doch wie lange dieser Reichtum noch existieren wird, ist ungewiss, weil die Liebe der Deutschen zur Wurst schizophrene Züge annimmt: Einerseits essen sie Jahr für Jahr 2,5 Millionen Tonnen Wurst, kaufen aber andererseits inzwischen zwei Drittel davon als Industrieware im Supermarkt. So zerstören sie ihre eigene Wurstvielfalt, machen den lokalen Metzgern den Garaus, vernichten aus Gedankenlosigkeit oder Bequemlichkeit ein einzigartiges Kulturgut, stürzen nicht nur Wolfger Pöhlmann ins Unglück. Und so endet dieses wunderbare Buch mit einem bitteren Nachgeschmack: nicht nur mit der Gewissheit, dass wohl nichts deutscher ist als die Wurst, sondern auch mit der bösen Ahnung, dass es eines gar nicht fernen Tages nicht mehr so sein wird.

JAKOB STROBEL Y SERRA.

Wolfger Pöhlmann: "Es geht um die Wurst." Eine deutsche Kulturgeschichte.

Knaus Verlag, München 2017. 464 S., Abb., geb., 26,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.02.2018

Zwei Enden
Wolfger Pöhlmanns Geschichte
der deutschen Wurst
Die Deutschen hören es nicht gern, wenn sie als Krauts beschimpft und kulinarisch vor allem mit Würsten in Verbindung gebracht werden. Dabei hat jeder Deutsche, wenn er ehrlich ist, eine ganz individuelle Wurst-Biografie – und zwar auch dann, wenn er irgendwann überzeugter oder militanter Veganer geworden ist. Um in diesem Kulturbereich in die Geschichte zurückzublenden und die unglaubliche Vielfalt regionaler Wurstsorten in Deutschland vorzuführen, musste wohl einer kommen, der seine Liebe zum gesellschaftlich vergleichsweise gering geschätzten, aber dennoch häufig konsumierten Metzgerprodukt nicht verleugnet und außerdem breite Kenntnisse über die Kulturgewohnheiten der Deutschen hat.
Wolfger Pöhlmann ist dieser Mann. Er hat als Kurator im Kunst- und Kulturbereich und als Mitarbeiter mehrerer ausländischer Goethe-Institute über Jahrzehnte hinweg deutsche Kultur in allen Spielarten kennengelernt und vermittelt. Und er ist ein begeisterter und trainierter Genießer von Wurst, einer, der hohe Ansprüche stellt, der Qualitäten zu unterscheiden versteht und sich darum auf die Suche gemacht hat nach Betrieben, die etwas von der alten Handwerkskultur des Wurstmachens zu retten versuchen.
In Pöhlmanns eigenen Worten klingt das so: „Ich bin der Wurst als Nahrungsmittel hoffnungslos verfallen, aber sie war für mich immer schon viel mehr als etwas, das scheibchenweise aufs Brot oder im Ganzen auf den Teller kommt.“ Pöhlmann hat die deutsche Kultur- und Sozialgeschichte nach Beispielen für diese spezifische Neigung durchforscht. Er ist an vielen Stellen fündig geworden. So hat er in Briefen Goethes, vor allem in Briefen, die er an Frauen geschrieben hat, eine fast amouröse Beziehung zu Würsten entdeckt. Und da er als Kurator mit vielen Künstlern Kontakt hatte, begegnet man in seinem Text so unterschiedlichen Persönlichkeiten wie Joseph Beuys, Dieter Roth, Sigmar Polke, Thomas Schütte, Dieter Krieg, Timm Ulrichs, Erwin Wurm oder Christo; sie alle haben Würste in ihrem Werk verarbeitet oder die einprägsame Form der Wurst als Anregung für ganz spezielle Bildwerke genutzt.
Pöhlmanns Safari zu den Orten, an denen bestimmte Würste Kultstatus genießen oder Betriebe existieren, die traditionelle Waren mit neuem Bewusstsein herstellen, beginnt dort, wo er sich am besten auskennt, in München. Wer kann schon die Spezialitäten aller neun Geschäfte an der Metzgerzeile des Viktualienmarkts aufzählen? Auch durch die Wurstparadiese des Frankenlands und deren Geschichte führt uns das Buch mit spürbarer Lust. Außerhalb Bayerns wird das Netz, mit dem Beute gemacht wird, etwas gröber. Dennoch lassen so klingende Wörter wie Bauernseufzer, Wattwürmer, Saumagen, Pinkel, Leberkäse, Mettenden, Presssack oder Curry-, Bock-, Bregen-, Ket-, Saiten-, Pferde- und Fischbratwurst einen Atlas deutscher Regionen erstehen, der auf Wurst-Liebhaber wie eine Aufforderung zum Reisen wirkt.
GOTTFRIED KNAPP
Wolfger Pöhlmann: Es geht um die Wurst. Eine deutsche Kulturgeschichte. Albrecht Knaus Verlag, München 2017. 463 S., 26 Euro. E-Book 22,99 Euro.
Bauernseufzer, Presssack,
Fischbratwurst – welche Vielfalt!
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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»Aufschnitt für alle. Dem Mann ist alles wurst: Wolfger Pöhlmann hat eine Bibel verfasst über eine deutsche Leibspeise.« STERN, Matthias Schmidt