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Ein urkomischer Roman über das Scheitern und Verspießern, über Freundschaft und Verrat
Dennis und Mark, aufgewachsen im Ruhrpott zwischen Bochum und Gelsenkirchen, sind Freunde seit der Schulzeit. Früh entdeckt Dennis seine Leidenschaft für die Darstellung von Gliedmaßen in Beton und nennt sich freischaffender Künstler. Er jobbt nachts im Pornokino und lernt beim Schnüren der Beine von Masthähnchen die Liebe seines Lebens kennen. Mark hingegen genießt die Freiheiten des Studentenlebens und lässt sich treiben. Während er zwischen Schriftstellerkarriere und gesicherter Lehrerzukunft hin und…mehr

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Produktbeschreibung
Ein urkomischer Roman über das Scheitern und Verspießern, über Freundschaft und Verrat

Dennis und Mark, aufgewachsen im Ruhrpott zwischen Bochum und Gelsenkirchen, sind Freunde seit der Schulzeit. Früh entdeckt Dennis seine Leidenschaft für die Darstellung von Gliedmaßen in Beton und nennt sich freischaffender Künstler. Er jobbt nachts im Pornokino und lernt beim Schnüren der Beine von Masthähnchen die Liebe seines Lebens kennen. Mark hingegen genießt die Freiheiten des Studentenlebens und lässt sich treiben. Während er zwischen Schriftstellerkarriere und gesicherter Lehrerzukunft hin und her schwankt, leidet Dennis an allen Fronten. Weder seine große Liebe Lily noch die Kunst sind ihm hold. Aber dann passiert die Sache mit den Betonblumen und dem katastrophalen Fernsehbeitrag über seine erste Ausstellung - und seine überdimensionalen Plastiken verändern sein Leben radikal.

Das kaputte Knie Gottes ist ein Roman über verrückte Zufälle, hochfliegende Pläne und harte Landungen in der Realität, über Freundschaft, Entfremdung und Verrat, über Wandlung und Erwachsenwerden. Mit feiner Ironie und schwarzem Humor erzählt Marc Degens von Mark, Dennis und Lily und von jenem Wahnsinn, der uns hartnäckig als Alltag verkauft wird, aber eigentlich eine einzige Zumutung ist.
Autorenporträt
Marc Degens, geboren 1971 in Essen, veröffentlicht Romane, Erzählungen, Aufsätze, Kolumnen und Gedichte. Er ist Herausgeber des Online- Feuilletons satt.org und Programmleiter des SuKuLTuR Verlags. Zuletzt erschienen der Roman "Hier keine Kunst" und der Aufsatzband "Abweichen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.12.2011

Zwischen Lily und Geflügelfabrik
Marc Degens entsorgt in seinem Ruhrgebiets-Kunst-Roman „Das kaputte Knie Gottes“ alle Illusionen der Jugend
Mit einer Kleinanzeige hat der junge Bildhauer Dennis im Bochumer Stadtmagazin für sich und seine Kunstwerke geworben. Wochenlang meldet sich niemand. Dann aber stapft eines Tages ein Kunde in das winzige Atelier. Anders als erwartet, handelt es sich aber nicht um einen eleganten, vernissagenerprobten Herrn, sondern um einen handfesten Malocher vom Bau, der sich erst mal lautstark die Blase erleichtert und dann einen Schluck aus dem Flachmann nimmt. Trotz seines prolligen Äußeren erweist dieser Jupp sich aber als Kunstkenner mit dezidierten Ansichten. Kräftig schimpft er auf den üblen „Düschamps“, der „alles ins Chaos gebracht“ hat: „Jeda Kerl, der nen Meißel halten konnte, kloppte auf einmal auf Steinen rum. Und inna Museen steht der ganze Plunda. Nee, für mich muss Kunst Natur widerspiegeln.“
Von Dennis monumentaler, gegenständlicher Betonplastik, die „Das kaputte Knie Gottes“ heißt, ist Jupp daher so begeistert, dass er sie dem völlig verblüfften Künstler auf der Stelle für 2000 Mark abkauft. Es ist einer der wenigen Erfolge, die Dennis feiern kann. Ansonsten schlittert er zuverlässig von einem beruflichen und privaten Desaster ins nächste. Mit Jobs in einem Pornokino und einer Geflügelfabrik versucht er sich mühsam finanziell über Wasser zu halten, sein Liebesglück mit Lily, einer feurigen Leninistin, ist nur von kurzer Dauer, und die erste Ausstellung seiner Werke führt zu einem demütigenden, grotesk verzerrenden Bericht im Erotik-Magazin eines privaten TV-Senders. Mark, sein bester Freund aus Kindertagen, träumt währenddessen von einer Karriere als Schriftsteller, ist aber, während er sein Studium nebenher erledigt, hauptsächlich mit Dauerkiffen und Frauenvernaschen beschäftigt.
„Das kaputte Knie Gottes“ ist über weite Strecken ein sehr erheiterndes Buch. Zwischen Pop- und Comedy-Roman richtet Marc Degens sich in einem epischen Niemandsland ein, das er fruchtbar zu bestellen weiß. Dass der Autor nie dem Klamauk verfällt, beruht auf seiner Kunst, alltägliche Situationen nur ein klein wenig zu verschärfen, zu überdrehen, um das Potential an Komik, das ihnen innewohnt, zu offenbaren.
Zugleich versteht er sich einerseits darauf, flott die Handlung voranzubringen; fast jedes Kapitel endet mit einem Cliffhanger. Andererseits lebt der Roman aus einer Fülle von Vignetten, die eher locker aneinander gereiht werden und in ihrer Gesamtheit eine Milieuskizze ergeben: Degens zeigt, wie junge Menschen in der deutschen Großstadtprovinz leben, in jenem mal schillernden, mal grau-trüben Bereich, wo Universität, Subkultur und Kunstszene einander berühren.
Nach einem Zeitsprung von mehreren Jahren verändert sich die Tonlage im letzten Drittel des Romans deutlich. Mark, der Ich-Erzähler, ist von der braven Lehramtsstudentin Katharina mit sanfter Hand, aber unwiderruflich verbürgerlicht worden. Er schwört den Drogen ab, nimmt gewaltig zu, begräbt seine schriftstellerischen Ambitionen und wird ebenfalls Lehrer im Ruhrgebiet.
Dennis dagegen zieht nach Berlin, von wo aus er um die Welt jettet, von einer Galerie zur nächsten, da er sich zu einem hippen Großkünstler entwickelt hat. Die Wege der Freunde sind auseinandergegangen, und als sie sich schließlich für ein Wochenende in der Arm-aber-sexy-Metropole treffen, muss dies zwangsläufig schrecklich schiefgehen.
Das klingt, wenn man es so referiert, recht schematisch, ist es aber beim Lesen nicht, weil Degens es auch hier versteht, den Wandel der Figuren mit treffenden Details zu beglaubigen: Wenn Dennis etwa einem Taxifahrer, mit dem er unzufrieden war, das Wechselgeld nicht überlässt, sondern mit demonstrativer Geste wegwirft, sagt dies einiges über sein unangenehmes neues Ego aus.
Anders als es zunächst erscheint, ist „Das kaputte Knie Gottes“ kein weiterer Coming-of-Age-, sondern ein Desillusionsroman, der erzählt, wie unerbittlich die Zeit und die Umstände vieles von dem auflösen, was in jungen Jahren als unverrückbar erscheint. Das ist ein großer Anspruch, dem der Autor Marc Degens aber auf eine charmante, unprätentiöse Weise gerecht wird. Man kann „Das kaputte Knie Gottes“ als gute Unterhaltungsliteratur verbuchen. In Wahrheit ist dieser Roman aber etwas viel Schöneres: unterhaltsame Literatur. CHRISTOPH HAAS
MARC DEGENS: Das kaputte Knie Gottes. Roman. Albrecht Knaus Verlag, München 2011. 255 Seiten, 19,90 Euro.
Die Kunst in Bochum ist nicht nur Galeriekunst, sie scheut die Unwirtlichkeit nicht: das Verwaltungsgebäude der Ruhr-Universität Foto: Brigitte Hellgoth
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.06.2012

Das Leben der Boheme von Wattenscheid
Pop aus dem Pott: Der Künstlerroman "Das kaputte Knie Gottes" von Marc Degens wandelt auf schmalem Grat

Die Kunst ist schwer. Der junge Bildhauer Dennis Kirchner kann ein Lied davon singen. Er arbeitet am liebsten mit Beton. Er bildet aus dem Werkstoff überdimensionierte Giedmaßen-Skulpturen, die so originelle Titel tragen wie "Fuß ohne Meinung" oder "Das kaputte Knie Gottes". Lange scheuen die Galeristen und Käufer vor den ambitionierten Schwergewichten zurück. Dennis arbeitet deshalb außerhalb der Kunstdienststunden an der Kasse eines Pornokinos oder schnürt in der Geflügelfabrik die Beine von Masthähnchen.

Der Roman des Publizisten, Kolumnisten und Automatenliteraten Marc Degens erzählt die Geschichte eines Künstlers, von den hoffnungsvollen Anfängen durch die Talsohlen der Verkanntheit bis zum Gipfel des Ruhms, erzählt sie aus der Perspektive seines besten Freundes. Der heißt Mark Schlosser, studiert Literatur und trägt sich mit vagen Ideen für einen Mafia-Roman, in dem es auch um Beton geht, genauer: um einbetonierte Leichen.

Mit nonchalantem Witz schildert der 1971 in Essen geborene, heute in Bonn lebende Degens das Leben der Boheme von Bochum-Wattenscheid: Man bemüht sich vergeblich um ein Theaterstück (Brechts "Mutter"), macht sich schöne Geschenke (einen Betonmischer), gewinnt den Hauptgewinn eines Preisausschreibens (zwei Paletten Hundefutter) und frönt diverser Liebeleien. Während der lebenszugewandte Mark mit donjuanesker Lässigkeit junge Frauen vernascht, hat Dennis die faustische Einsamkeit des Künstlers auszuhalten. Seine große Liebe, die Leninistin Lily, reagiert allergisch auf Betonstaub.

"Das kaputte Knie Gottes" ist eine unterhaltsame Mischung aus Pop- und Pott-Roman. Das Ruhrgebiet mit seinen "Pommesbuden, Trinkhallen und tollen Menschen" wird augenzwinkernd verklärt. Der Tollste der Tollen ist der joviale Jupp - so derb, dass man es nicht zitieren kann, aber umso herzlicher. Er kommt vom Bau und kritisiert den falschen Weg, den die Kunst seit "Düschamps" genommen hat, um dann für "Das kaputte Knie Gottes" satte "zweitausend Kröten" hinzulegen.

Das bleibt vorerst eine sensationelle Ausnahme, denn die Bemühungen, die Skulpturen an den Käufer zu bringen, gehen komödienhaft daneben: eine Kunstkontaktanzeige, Verkaufsversuche auf einer Fossilienbörse, eine Ausstellung im Frauenhaus. Dann bekommt Dennis den Auftrag einer auf Gewalt und Porno spezialisierten Videothek, die mit einem Betonpenis in der Fußgängerzone Aufsehen erregen will, das fertige Werk aber nicht lebensecht genug findet. Der Zufall, der hier öfter die Fäden zieht, will es aber, dass ein Fernsehteam aus lauter Praktikanten auf Dennis und sein Ding aufmerksam wird und darüber einen grotesken Beitrag produziert, der im Privatfernsehen läuft und zunächst wie die finale Rufschädigung wirkt. Er bringt Dennis dann aber überraschend die Gunst einer Mäzenin ein. Worauf er nach Berlin geht und jahrelang nichts mehr von sich hören lässt.

Mark wird unterdessen ein fleißiger, etwas beleibter Bochumer Studienrat und steuert mit seiner Katharina den Ehehafen an. Als er den Freund Jahre später in Berlin besucht, staunt er nicht schlecht: Dennis Kirchner ist zum Star der Kunstszene geworden, ein reicher, Taxifahrer anherrschender Unsympath, der unter kunstsammelnden Schönheitschirurgen und Fernseh-Strahlemännern verkehrt, über eine tolle Wohnung mit Spreeblick verfügt, dazu jede Menge Kokain. In diesen Kreisen weiß man, dass das "wichtigste Werk" eines Künstlers "sein Netzwerk" ist. Erfolg habe wenig mit Können zu tun, man müsse nur lang genug durchhalten, meint Dennis, und zum Glück habe er vom Beton eines gelernt: hart werden.

Die Freunde stehen sich zuletzt wie die antithetischen Lebensentwürfe gegenüber, die der Philosoph Kierkegaard in "Entweder/Oder" entwickelt hat: Ethiker kontra Ästhet. Hier der Lehrer und Ehemann, der den literarischen Ehrgeiz aufgegeben und stattdessen eine Wickelkommode gebaut hat. Da der mustergültig egozentrische Künstler, auf den man sich nie verlassen kann, der Partymensch, der seinen Freund in den Tempel des heidnischen Tanzvergnügens schleppt, was einmal mehr in allen geläufigen Details beschrieben wird, vom Zerberus am Einlass bis zur Dollerei im Darkroom. Mittlerweile ist eine Berghain-Szene ja fast schon unvermeidlich im zeitgemäßen Berlin-Roman; sicher gibt es bald die erste Promotion zum Thema. Mark aber fühlt sich wie im falschen Film und kollabiert, vollgepumpt mit diversen Drogen. Hier nimmt der Roman eine fatale Wendung.

Leider bleibt zwischen Bochum und Berlin die skurrile Komik von Marc Degens auf der Strecke. Anfangs spielt er gekonnt mit Klischees, im letzten Drittel übernehmen die Klischees die Regie, und der Berlin-Teil wirkt plakativ wie eine Vorabendserie, soll es vielleicht sogar, was die Sache aber nicht überzeugender macht. Lily, die scharfe Leninistin, wird am Ende eine Unternehmensberaterin mit Leistungsträgerbewusstsein - solche ausgedachten Wendungen kommen im realen Leben durchaus vor, sind im Roman aber mit Zurückhaltung zu verwenden.

Mark erlebt mit Dennis eine Reihe menschlicher Enttäuschungen, bis er am Ende noch einmal gründlich von ihm im Stich gelassen wird. Dieses psychologische Motiv durchzieht den Roman bis zur Aufkündigung der Freundschaft und gibt ihm mehr thematischen Tiefgang, als es dem ersten Anschein der leichthändigen Kunstbetriebs-Comedy entspricht. Denn die wahre Kunst ist schwer.

WOLFGANG SCHNEIDER

Marc Degens: "Das kaputte Knie Gottes". Roman.

Knaus Verlag, München 2011. 251 S., geb., 17,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Dieser Roman hätte den Deutschen Buchpreis verdient, meint Rezensent Jochen Schimmang. Man kann leise Zweifel haben, ob er das ernst meint. Und doch, der Roman über zwei junge Künstler aus der Provinz scheint ihm sehr gut gefallen zu haben, auch wenn das Lob immer mal wieder durch Ironie in Frage gestellt wird. Es geht wie gesagt um zwei Freunde, die Künstler werden wollen. Der eine schafft es, der andere nicht. Es ist auch ein Lehrstück darüber, wie man heute Genies macht, so der Rezensent. Und wie leicht Freundschaften auseinanderbrechen, wenn der Erfolg sich einstellt. Am Ende gibt Schimmang eine "uneingeschränkte" Kaufempfehlung.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Man kann 'Das kaputte Knie Gottes' als gute Unterhaltungsliteratur verbuchen. In Wahrheit ist dieser Roman aber etwas viel Schöneres: unterhaltsame Literatur." Süddeutsche Zeitung