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Gefeiert als "Hohepriesterin der New Wave-Bewegung" (New Musical Express) und als "Schamanin im Land der tausend Tänze" (Rolling Stone), wurde Patti Smith - Sängerin, Dichterin, Gitarristin, Komponistin, Visionärin und Ikone des Feminismus - zum Star der Punkkultur der 70er und 80er Jahre. 1946 in Chicago als Tochter eines Fabrikarbeiters geboren, entfloh sie mit 21 Jahren der Enge ihres Elternhauses und ging nach New York. Dort wohnte sie zusammen mit Robert Mapplethorpe im berühmten Chelsea Hotel, in dem die Mitglieder von Velvet Underground, der Warhol Factory, Jimi Hendrix und Janis Joplin…mehr

Produktbeschreibung
Gefeiert als "Hohepriesterin der New Wave-Bewegung" (New Musical Express) und als "Schamanin im Land der tausend Tänze" (Rolling Stone), wurde Patti Smith - Sängerin, Dichterin, Gitarristin, Komponistin, Visionärin und Ikone des Feminismus - zum Star der Punkkultur der 70er und 80er Jahre. 1946 in Chicago als Tochter eines Fabrikarbeiters geboren, entfloh sie mit 21 Jahren der Enge ihres Elternhauses und ging nach New York. Dort wohnte sie zusammen mit Robert Mapplethorpe im berühmten Chelsea Hotel, in dem die Mitglieder von Velvet Underground, der Warhol Factory, Jimi Hendrix und Janis Joplin ein und ausgingen. Inspiriert von den unterschiedlichsten Künstlern, entwickelte sich Patti Smith zum Multitalent. Zunächst schrieb sie Gedichte, dann begann sie zu komponieren und veröffentlichte 1974 mit Hilfe von Freunden ihre erste Single. 1975 erschien ihr Debütalbum (Horses). Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere zog sich Patti Smith mit ihrem Mann Fred "Sonic" Smith und den beiden Kindern in s Privatleben zurück. Nach Smiths Tod startete sie 1995 ihr Comeback, das zu einem der bemerkenswertesten in der Geschichte der Rockmusik wurde. Victor Bockris, wichtigster Chronist des New Yorker Underground, schildert Aufstieg, Abstieg, Ausstieg und Comeback der amerikanischen Ikone des Punks. Dabei gelingt ihm nicht nur ein anschauliches Porträt einer schillernden Persönlichkeit, sondern auch ein lebendiges und authentisches Bild der faszinierendsten Epoche der Rockkultur.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.07.2000

Im siebten Himmel
Unautorisiert: Victor Bockris und
seine Biografie über Patti Smith
Bei dem Gedanken an eine Biografie über Patti Smith dürfte selbst deren treueste Anhänger die Angst befallen, er müsse darin zuviel von dem bekifften Zeug lesen, das sie in ihrem Leben reichlich von sich gegeben hat. Den Verfasser der, wie der Untertitel mutig zugibt: unautorisierten, Biografie hat das offensichtlich nicht gekümmert, sonst hätte er seine 300 Seiten nicht so hemmungs- wie rücksichtslos mit den Selbstaussagen vollgeschrieben. Was dort über weite Strecken zu lesen ist, kommt einer Bloßstellung gleich, vor der man die Rockmusikerin lieber hätte schützen sollen – besonders wenn man, wie Victor Bockris, ein alter Weggefährte ist.
Bockris hat bisher Biografien über Leute geschrieben, in deren Dunstkreis Patti Smith lange stand: die Gruppe Velvet Underground, deren Anführer Lou Reed, den Rolling-Stones-Gitarristen Keith Richard, die Gruppe Blondie und William S. Burroughs. Und er hat 1972 Patti Smith’ ersten Gedichtband Seventh Heaven herausgegeben.
Bockris hat viel zu erzählen und fast nichts zu sagen. Ein interessantes Leben, keine Frage. Patti Smith, die 1946 in Chicago geboren wurde, hat viel erlebt. Als junge, spindeldürre Frau entkam sie nach New York, wo sie bald die Kunstszene mitbestimmte; sie las, schrieb und musizierte viel; sie heiratete, bekam Kinder, zog mit der Familie aufs Land und verlor vor einigen Jahren ihren Mann. Und zuletzt, im vergangenen Winter, veröffentlichte sie wieder ein Album, das zu den erfreulicheren Comebacks zu rechnen ist.
Das ist Stoff genug. Bockris aber flicht im Übermaß jene Selbstzeugnisse ein, die nicht nur nüchterne Leser an der Zurechnungsfähigkeit der Künstlerin zweifeln lassen dürften. Dabei kann es uns eigentlich gleichgültig sein, ob Patti Smith jetzt 12 oder 14 Mal am Tag masturbiert und wie wichtig das für ihre Kunst ist, deren Rang in der Lebensgeschichte prätentiös behauptet, aber nicht begründet wird. Sie erscheint als Künstlerin, die nach allen Seiten offen und deshalb nicht ganz dicht ist.
Das Hauptärgernis aber bildet die Übersetzung von Ekkehard Rolle, die uns ein Seminaristen-Deutsch bietet, wie man es nicht alle Tage zu lesen bekommt: „Während Patti sich weiterentwickelte, erweiterte sich auch der Bereich ihrer Aktivitäten. ” Wer mehr über Patti Smith erfahren will, der greife zur lesbareren Biografie von Nick Johnstone, die 1999 im Heidelberger Palmyra-Verlag erschienen ist.
EDO REENTS
VICTOR BOCKRIS: Patti Smith. Die unautorisierte Biographie. Aus dem Englischen von Ekkehard Rolle. Wolfgang Krüger Verlag, Frankfurt 2000. 336 Seiten, 39,80 Mark.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.08.2000

Laßt alle in den siebten Himmel
Rock 'n' Rimbaud: Die tönende Poesiemaschine der Patti Smith

Als im Jahr 1971 in der New Yorker Kirche des heiligen Markus die damals 25jährige Lyrikerin Patricia Lee Smith mit schneidendem Ton und kantiger Gebärde vor das Mikrophon trat, waren ihrer rauhen, rabenschwarzen Stimme sämtliche Eisenbahnschienen anzuhören, die von ihrer Heimatstadt New Jersey nach New York führten, wohin die belesene Kunststudentin und ehemalige Fabrikarbeiterin Ende der sechziger Jahre aufgebrochen war. Victor Bockris, ihr Biograph, war unter den Zuhörern und überliefert das Dauerfeuer der markigen, kurzen und schnellen Verse, die der Übersetzer Ekkehard Rolle so treu ins Deutsche übersetzt hat, daß man die unverwechselbare Stimme der künftigen Sängerin nun um so mehr vermißt: "Und Gott schuf den siebten Himmel und sagte, laßt sie / alle rein. Und ließ ihn behüten von der / Schlampe und dem Flugzeug."

An jenem Abend mit dabei war so ziemlich alles, was in der Szene einen Namen oder ein Gesicht hatte, darunter Allen Ginsberg, der Altmeister der Beat Generation, und Gerald Malanga, der Zeremonienmeister am Hofe Andy Warhols, der die Belegschaft der "Factory" gleich mitgebracht hatte. Neben Patti las der Poet Jim Carrol, und beide hatten ihre Freunde um sich geschart: Maler, Musiker und Dichter, insbesondere die Stammbewohner des Künstlerasyls "Chelsea Hotel", wo Patti sich mit ihrem langjährigen Gefährten, dem Fotografen Robert Mapplethorpe, ein Appartement und den Willen zur Kunst teilte. Schließlich waren auch Talentsucher, Journalisten und Verleger zugegen, darunter Victor Bockris, der die Debütantin sofort für seinen kleinen Lyrikverlag unter Vertrag nahm und sich von ihr zu einem Essay unter dem programmatischen Titel "Der Poet ist ein Performer" inspirieren ließ.

Doch Patti wollte ihr eigener Impresario sein und es auch künftig bleiben. Erste Erfahrungen als Publizistin und Musikkritikerin hatte sie beim Schreiben für das Branchenorgan "Rolling Stone" gesammelt. Bockris, dessen Buch sich aufgrund der Ansprüche seines Objekts auf alleinige Selbstdeutung mit dem Untertitel einer "unautorisierten Biographie" bescheiden mußte, gab sie 1972 das erste einer nicht mehr abreißenden Serie von langen Interviews, die ihre Karriere als permanenter Selbstkommentar begleiteten. Es ist im Anhang des Buchs nachzulesen und dokumentiert beredt den historischen Ehebund, den Literatur und Rockkultur in Abwesenheit von Trauzeugen aus Philologie und Kritik miteinander eingegangen sind.

Um Patricias schräger Stimme ein dauerhaftes Echo und ihren Versen die Eindringlichkeit von Ohrwürmern zu verleihen, bedurfte es damals nur noch der betörenden Wirkungen des Gesangs, des Dröhnens der Begleitinstrumente und der bebenden Verstärkertürme aus der Serienproduktion der Firma Marshall. Nach diesem Markennamen beförderte sich die mittelmäßige Dichterin, die zum archaischen Sängertum zurückkehrt war, in den selbsternannten Rang eines "Feldmarschalls des Rock 'n' Roll". Mit ihrer Gruppe kreierte sie eine harte "neue Welle", durchbrach die bislang von männlichem Heldentum besetzten Schallmauern der Rockmusik und erschütterte Amerika und Europa. Drei Alben unter den Titeln "Horses", "Easter" und "Wave" begründeten seit 1975 ihren Ruhm, dem ihr Porträtist Mapplethorpe die Ikonen eines spindeldürren, androgynen und dandyhaften Äußeren hinzufügte.

Acht Jahre, nachdem sie noch vor 250 Zuhörern gelesen hatte, und ein Jahr nach einem Bühnensturz, bei dem sie nur knapp mit dem Leben davonkam, erreichte sie den Gipfel ihrer Karriere. Bei einem infernalischen Konzert in der Fußballarena von Florenz trat die Punkrockerin vor 75 000 Menschen auf und bekam es mit der Angst einer Gladiatorin zu tun, zermalmt zu werden. Nach der Florentiner Nacht trat sie von der Bühne ab und zog sich ins Privatleben zurück. Wie eine ordentliche bürgerliche Künstlerin brachte sie fortan Kinder und eine Reihe von Büchern mit Gedichten, Prosatexten und Illustrationen in die Welt. Doch vor wenigen Jahren trat sie plötzlich wieder auf die Bühne und feierte eine triumphale Rückkehr, wenn auch nach Art eines Requiems für die Legion mittlerweile verstorbener Weggenossen.

Gegen die tönerne Stimmgewalt, die an jenem denkwürdigen New Yorker Abend vor beinahe dreißig Jahren erstmals in Bewegung gesetzt wurde und bald ein Massenpublikum erreichte, wie es noch keinem lebenden und schon gar keinem lesenden Dichter vergönnt war, wirkt Hans Magnus Enzenbergers Poesieautomat wie ein stockheiserer Kastrat. "Patti Lee träumt mit offenen Augen", hatte man der Gassengöre aus New Jersey schon als Kind in die Schulzeugnisse geschrieben, und Bockris zufolge ist die Poesie mit der Sängerin Patti Smith wieder "an den Ort emotionaler Realität" zurückgekehrt, der gewöhnlich "Kunst" heiße. Das ist allzu pathetisch gesagt. Tatsächlich aber hatte Patti Smith der Rockkultur nicht nur die noch fehlenden intellektuellen Weihen verliehen, sondern auch den Traum einer jeden Avantgarde realisiert, daß die Kunst und der Intellekt einmal zu den Massen fänden. Futurismus und Surrealismus brachte sie unters Volk, und wenn die Fans aus ihrem Munde Namen wie Rimbaud, Cendrars oder Brancusi hörten, strömten sie anschließend in die Buchhandlungen und stürmten die Museen.

"I'm an American artist, and I got no feelings of guilt" - so lautet im schrillen Sprechgesang eines ihrer tönenden Manifeste, das Selbstverständnis jenes flatterhaften und sich selbst aus einer Heerschar von künstlerischen und melodramatischen Vorbildern beständig neu erschaffenden Grenzphänomens namens Patti Smith. Victor Bockris, der im flotten Ton eines an der Karriere seines Objekts nicht unbeteiligten Szenejournalisten schreibt, hat schon einige Biographien über andere Größen der amerikanischen Musik-, Literatur- und Popszene vorgelegt. Er schöpft vorwiegend aus Selbstzeugnissen, Kritikerstimmen und Interviews. Die Quellen bezeugen vor allem eines: mit welcher Virtuosität die Sängerin des wohl zackigsten "Gloria" aller Zeiten die Allianz von Publizität und Performance bediente, aus der die moderne Popkultur erst hervorgegangen ist.

VOLKER BREIDECKER

Victor Bockris: "Patti Smith. Die unautorisierte Biographie". Aus dem Amerikanischen übersetzt von Ekkehard Rolle. Wolfgang Krüger Verlag, Frankfurt am Main 2000. 336 S., Abb., br., 39,80 DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Konrad Heidkamp ist nicht gerade begeistert von diesem Buch. Zwar räumt er ein, dass Bockris schon "dabei" war, als Smith 1971 mit ihren Gedichten berühmt wurde und darüber als Herausgeber eines Buches von und eines Interviews mit ihr recht guten Einblick in ihr Leben hatte. Heidkamp bemängelt aber dennoch zweierlei: Zum einen stört ihn das Voyeuristische an diesem Buch, bei dem sich der Autor lediglich "den Anschein der Sachlichkeit" gebe, zum anderen kritisiert der Rezensent die schier endlose Auflistung von Berühmtheiten. Dies lese sich eher wie ein "Who is who? des New Yorker Undergrounds", wie Heidkamp - etwas gelangweilt - anmerkt.

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