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Betrachten - Assoziieren- Erzählen und der Fantasie freien Lauf lassen. Die Bilder reihen sich aneinander, Details werden aufgenommen, verändert, weiterentwickelt. So entstehen endlose geschichten: jede anders, jede einzigartig. Für Große und KLEINE. Ausgezeichnet mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2002 in der Sparte Bilderbuch.

Produktbeschreibung
Betrachten - Assoziieren- Erzählen und der Fantasie freien Lauf lassen.
Die Bilder reihen sich aneinander, Details werden aufgenommen, verändert, weiterentwickelt. So entstehen endlose geschichten: jede anders, jede einzigartig. Für Große und KLEINE.
Ausgezeichnet mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2002 in der Sparte Bilderbuch.
Autorenporträt
Katy Couprie, geboren 1966 in Fontenay-aux-Roses / Hauts-de-Seine, studierte Kunst und Grafik in Paris und Chicago. Sie lebt heute als Autorin, Illustratorin, Malerin und Fotografin in Saint-Dizier.
Antonin Louchard, geboren 1954 in Bobo-Diouiasso / Haute Volta. In Lorient studierte er Malerei und Grafik, in Paris Philosophie und Politik. In den 80er-Jahren war er journalistisch tätig, seit 1990 arbeitet er ausschließlich als Maler, Grafiker und Jugendbuchautor. Er ist Vater von drei Kindern.
Rezensionen
Die ganze Welt in einem Bilderbuch. Der Kosmos aufgefächert in 100 Bildern. Eine erstaunliche und staunenswerte Arbeit von großer Originalität und sprühender Phantasie. Eine hinreißende Welterkundung voller Spielfreude. Figuren aus Pappmaché begegnen Malereien, Fotos treten mit Kinderzeichnungen in einen Dialog. Strukturen, Figuren, Motive bilden Ordnungssysteme, Blicke werden gelenkt, Assoziationen entzündet. Die ganze Welt als lustvolle Schule des Sehens. Nahaufnahmen wechseln mit Panoramabildern, künstliche Figuren werden Lebendigem gegenübergestellt, Plastik-Gestalten in die Natur eingefügt. Bartstoppeln folgen auf Gräser in Großaufnahme, Schwarzweißmuster führen zu einer winzigen Pappmaché-Kuh auf einer üppigen Wiese. Bekanntes wird immer wieder verfremdet, Kontrapunkte werden gesetzt. So entsteht diese Welt ohne Wörter, übersteigt die Sprache wie Musik und lässt sich als Geschichten-Partitur lesen. Und lesbar ist sie auf vielfältigste Weise. Je genauer man hinschaut, umso reicher wird dieses Kaleidoskop der Schöpfung. Katy Couprie und Antonin Louchard legen in ihrer Welt-Collage überraschende, heitere und verquere Gedankenwege, die sich in den Köpfen lose und scheinbar zufällig, nach den Gesetzen des Traumes entwickeln und neue Sinnzusammenhänge entstehen lassen. (Begründung der Jury zum Deutschen Jugendliteraturpreis 2002)

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.10.2001

Die Kalenderschnipselkuh, die blaue Wiesen liebt
Quadratisch, praktisch, atemlos: "Die ganze Welt" von Katy Couprie und Antonin Louchard ist nichts weniger als eine allererste Kosmologie

Wer im Jahr 2000 im französischen Département Val-de-Marne zur Welt gekommen ist, hat es gut. Alle Neugeborenen bekamen dort nämlich die französische Ausgabe dieses wunderschönen Buches geschenkt. Da haben sie von klein auf bereits einen Bilder-Schatz.

Vieles, vielleicht das meiste, was wir von der Welt wissen, lernen wir über Bilder, allerdings in der Regel über Bilder mit Worten. Wer gerade mit der Erkundung der Welt beginnt, sozusagen seine erste Kosmologie konstruiert, ist auf Bilder angewiesen. Zum Staunen, zum Rätseln, zum Rätsel-Auflösen, zum Wiedererkennen, zum Vergleichen von Unterschieden.

Katy Couprie und Antonin Louchard haben "eine ganze Welt" voll Bilder ohne Worte komponiert, eine Sammlung aus Zeichnungen, Photos, kleinen Ölgemälden, Ausschnitten aus alten Illustrationen. Bildunterschriften gibt es nicht; nur am Schluß des Buches findet man zwei Seiten mit eng gedruckten Hinweisen für die ganz systematischen Leser.

Das quadratische Buch liegt fest in der Hand; das erleichtert die gleichzeitige Benutzung durch Großeltern und Enkel. Man darf es einfach irgendwo aufschlagen, vor- oder zurückblättern, gerade wie es einem in den Sinn kommt. Jedes Bild lebt von den offenbaren oder versteckten Korrespondenzen mit den Bildern davor und danach. Die Komposition der Bilder bringt es mit sich, daß sie sich gegenseitig mit einer Aura versehen, in die hineinzuspringen ein großes Vergnügen bereitet.

Es entstehen Sinn-Bögen, die man kürzer oder länger verfolgen, aber auch jederzeit wieder in sich zusammenfallen lassen kann: blaue Blüten gemalt, Blüten schwarz-weiß gezeichnet, roter Mohn vor blauem Himmel, das Photo von Sonnenblumen, ein gemaltes gelbes Feld mit roten Blüten darin, dahinter ein Haus, ein Traktor vor einem Bahnübergang (buntes Photo), ein schwarzweißes Photo von einem Feldweg, eine Straße (gemalt), Autos, eine Autowerkstatt und so weiter. Oder man wundert sich: Was macht die Babyflasche im Spülbecken? Wird sie sauber gemacht oder soll sie abkühlen? Hat jemand sie aus Versehen dorthin gelegt und sucht sie jetzt? Auf der Seite gegenüber leuchtet uns eine etwas andere Flasche mit knallig gelbem Inhalt an, das ist ein Spülmittel. Die findet sich ja auch meistens in der Nähe des Spülbeckens. Aber sie sieht doch ziemlich anders aus als eine Babyflasche. Zum Glück.

So taucht man an beliebiger Stelle in diese Bilderwelt ein, verläuft sich ein wenig im Labyrinth der Striche und Farben, aber nicht zu sehr. Und unversehens entstehen jede Menge Geschichten. Kurze und Kürzest-Geschichten können das sein, zu einem Bild, zu einer Bilderfolge, von den Bildern weg- und wieder zu ihnen hinführend.

Es gibt für dieses Buch unendlich viele Lesarten. Jedesmal, wenn man es in die Hand nimmt, seine Bilder betrachtet und diese dann mit Worten verdichtet, ergeben sich neue Kombinationen. Dieselben Bilder, eine Woche später betrachtet, stehen plötzlich in einem ganz anderen Licht dar. Andere Geschichten ranken sich um sie, und vielleicht verbinden sich die Gestern-Geschichten mit denen von heute. Die Worte, die sich einem in den Mund drängen, illustrieren die Bilder und schreiben sie weiter: lautmalerische Geschichten mit kleinen grellen Blitzen, Identifizierungs-Geschichten und solche, bei denen die Reihenfolge der Gesten, die sie begleiten, genau festliegt.

Zuweilen ergeben sich wundersame Partituren für den Singsang der eigenen Worte. Das Buch lädt ein zum Darüber-hinweg-Fliegen, zum Darin-herum-Schwimmen, zum Nachdenken und Ausplaudern von dem, was möglicherweise "vor" dem Bild im Bild war und was "danach" folgen wird, folgen muß, folgen könnte. Sie ziehen in einen Bann, dem man sich gerne anvertraut, aber den dann auch wieder zu durchbrechen ein besonderes Abenteuer ist. Die Erwachsenen haben allerdings gelernt, unkommentierten Bildern zu mißtrauen; kommentierten im übrigen auch. Dafür gibt es viele gute Gründe. Zu oft wurden Bilder und ihre scheinbare Objektivität benutzt, um zu täuschen. Der belgische Surrealist Magritte hat ein berühmtes Bild von einer Tabakspfeife gemalt und darunter geschrieben: Dies ist keine Pfeife. Sonderlich originell war das nicht, aber es machte die unüberbrückbare Differenz zwischen dem Bild und dem abgebildeten Gegenstand begreiflich.

Diese Differenz wird hier pfiffig und mit leichter Hand ins Spiel gebracht. Die Mischung nicht nur der Bilder selbst, sondern vor allem auch ihrer Macharten verhindert jede Bildbetrachtungs-Naivität. So erfährt man beim Hinsehen, daß ein mit Rot, Orange, Weiß und Schwarz auf die Hand gemalter Hahnenkopf viel hahnenköpfiger aussieht als ein photographierter Hahn. Gemalte Bartstoppeln wirken doppelt kratzig. Wenn man nur zwei längliche Schlaufen in der Mitte des Bildes sieht, sind das Hasenohren oder Eselsohren oder vielleicht die Hörner von einer Ziege? Oder ganz was anderes? Kann man auch aus einem Kalenderblatt eine Kuh schnipseln? Aber ja, und eine solche Kuh liebt blaue Wiesen. Aber gibt's denn blaue Wiesen? Vielleicht nicht, obwohl schon Rousseau sich eine gewünscht hat; er hätte auch blauen Kuhmist in Kauf genommen. Immerhin kann man die Kalenderblatt-Kuh mit blaugefärbter Hand vorführen. Das macht sie vielleicht stolz wie ein Zebra.

Das Konzept von Couprie und Louchard ist nur scheinbar einfach, tatsächlich aber hintersinnig und witzig. Es ist ja eine der schwierigsten Unternehmungen, ein im Grunde simples Konzept so auszufüllen, daß niemand zurückgestoßen wird von Unverständlichkeiten, die sich wie Wächter vor das Werk hinstellen und jeden, der sich damit befassen will, erst einmal anknurren. Hier wird niemand angeknurrt, sondern es werden alle, besonders aber die schwierigsten, heikelsten und kostbarsten aller Benutzer, die ganz Kleinen nämlich, verlockt, sich eine Welt zu erobern. Damit sich ein Weltwissen entwickeln kann, braucht es erst eine Ahnung davon, daß es eine Welt voller Zusammenhänge gibt, daß das Unvertraute darin ans Vertraute grenzt, das Fremde ans Bekannte und daß man die Grenzen zwischen beidem verschieben kann. Dies erfährt man hier und man kann es üben, mit Anleitung und bald schon ohne. Ein kleines Kunstwerk ist diese Collage-Kosmologie geworden. Eines, das einen über Jahre begleiten wird.

WILFRIED VON BREDOW

Katy Couprie, Antonin Louchard: "Die ganze Welt". Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2001. 256 S., geb., 29,80 DM. Ab 2 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.09.2001

Eine schwarz-weiße Kuh aus Holz steht im Gras
Ein textloses Bilderbuch, als Orbis Pictus der Postmoderne
Alles, was hier auf über 250 Bildseiten zu sehen ist, ist Teil einer Welt. Tout un monde so der französische Titel: die Stühle zum Sitzen, die Gefäße zum Trinken, die Bäume mit ihren Blättern, das Fell der Tiere, der Schnee, die Wolken, die Menschen, ihre Gesichter, Augen und Brillen, Steine und Schiffe. Wer Die ganze Welt durchblättert, taucht ein in einen Bilderkosmos, der freilich nicht belehrt, sondern die Perspektive des Kleinkindes einnimmt und die Welt aus unmittelbarer Nahsicht vor Augen führt. Nicht allein die Vielfalt der Themen und Motive macht dieses textlose Bilderbuch zu einem wahren Orbis pictus der Postmoderne. Noch interessanter ist es, die ästhetische Vielfalt des Buches zu entdecken, mit der die Autoren die Welt sichtbar machen: modellierte Figuren aus Pappmaché wechseln sich ab mit Zeichnung, Malerei und Druckgrafik; dazwischen tauchen digitale Collagen, Fotografien, Notenblätter oder Katalogbilder auf – alle Stile, alle Techniken und alle Bildstimmungen fügen sich zu einem faszinierenden Patchwork zusammen. In ständig wechselnder Perspektive erfassen die Bilder die Umgebung: mal von oben, mal aus spitzem Winkel, mal ganz dicht heran gerückt, mal mit Abstand. Auch der von Bild zu Bild wechselnde Abstraktionsgrad gehört zu dieser komplexen Sicht auf die Welt; die Gegenstände sind mal hyperrealistisch fotografiert, mal plastisch gemalt, mal zeichnerisch vereinfacht, dann stilisiert, verfremdet oder rätselhaft aufgelöst.
Wer aber meint, die Bildseiten in diesem bunten Welt-Katalog seien beliebig zusammengeheftet oder gar zufällig montiert, irrt, denn die ganze Welt besitzt in seiner Vielfalt eine durchdachte, klare dramaturgische Konzeption, die sich vor allem in Bild- und Motivketten zeigt, die das Buch durchziehen. Eine dieser Ketten beginnt mit einem Stück abstrakter Malerei in Schwarz und Weiß. Auf der gegenüberliegenden Seite entdeckt man das Bezugsobjekt: eine schwarz-weiße Kuh aus Holz steht im Gras. Dann zoomt die Kamera ins Gras hinein, so dass jeder einzelne Halm erkennbar ist. Daneben erblickt man den Bart eines Mannes, dann eine Blumenwiese, danach einen Kaktus im Holzschnitt, eine stachelige gemalte Figur und schließlich eine Kastanie. Solche Bildfolgen ermöglichen eine wache Wahrnehmung und entdeckendes Lernen durch Erkennen und Vergleichen ähnlicher Phänomene über ganz unterschiedliche Lebensbereiche hinweg. Scheinbar nebenbei führen sie zugleich die ästhetische Vielfalt der Darstellung von Materialien, Oberflächen und Strukturen vor Augen. So farbenfroh, so vielfältig, so sinnlich, so überraschend und rätselhaft kann die ganze Welt sein!
Fast immer zeigen sich beim lustvollen Blättern in dieser Bilderwelt kleine Dialoge zwischen den jeweiligen Bildern einer Doppelseite. Das ist ein weiteres Merkmal der Konzeption. Ob Küken und Spiegelei, ob Fußabdrücke in roter Farbe und rote Schuhe auf grünem Grund –- zwischen solche bildnerischen Dialoge kann sich das betrachtende Kind mit seinem Wissen oder Erinnern schieben, aber auch mit seinen eigenen erlebten oder erdachten Geschichten. Es kann am Dialog zwischen den Bildern teilnehmen, denn die Bilderpaare und Bildfolgen beflügeln auch die freie Assoziation und das spielerische Weiterdenken. Dass dieses kleine Bilder-Kompendium auf erklärende oder belehrende Texte verzichtet, ist eine kluge Entscheidung. Denn so können die Bilder ihre eigene Magie und Kraft entfalten, die ein beigegebener Text möglicherweise behindern würde.
An Bildern lernen ist ein immer wieder erhobener Anspruch der Medien- und Informationsgesellschaft. Hier, in einem kleinen Bilderbuch, wird exemplarisch vor Augen geführt, wie die Prozesse ästhetischen Lernens heute verlaufen können: nicht notwendigerweise linear vom Einfachen zum Schwierigen, vom Gegenständlichen zum Abstrakten, sondern durchaus in dialogischen Prozessen, in Assoziationsketten, aber auch in Brüchen - und stets zwischen allen Bildstilen. Gibt es eine modernere Auffassung vom Bilderbuch?
JENS
THIELE
KATY COUPRIE / ANTONIN LOUCHARD: Die ganze Welt. Gerstenberg Verlag 2001. 256 Seiten, 29,80 Mark.
Illustration aus Katy Couprie / Antonin Louchard: Die ganze Welt
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Jörg Schindler hat das Bilderbuch, dass sich von Idee zu Idee hangelt und so einen Gedanken mittels Assoziationstechnik an den anderen hängt, gut gefallen, auch wenn er bezweifelt, dass es für Kinder geeignet ist. Denn, gibt er zu bedenken, manchen Assoziationen wie die Farbe Rot mit einer Prostituierten zu verbinden, wird wohl kaum ein Kind folgen können. Trotzdem lobt er es als "besonderes" Buch, das durchaus als ein "Fluchtbuch aus trüben Tagen" nützlich sei, da es zwar eine merkwürdige aber nicht desto trotz "heile Welt" darstelle. Und das, meint Schindler, ist "für uns alte Kindsköpfe auch mal ganz schön". Übrigens hat es dem Rezensenten dann am meisten "Spaß" gemacht, wenn er zu raten versucht hat, was wohl als nächstes auf einen Bildgedanken folgt.

© Perlentaucher Medien GmbH