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Am 6. April 1453 lässt Sultan Mehmet II. seine Truppen vor Konstantinopel aufmarschieren. Was zu diesem historischen Augenblick führte und was danach folgte, ist das Thema dieser packenden Erzählung, die den Leser mitten ins dramatische Geschehen führt. Es ist ein Kampf David gegen Goliath. Sieben Wochen lang bieten 7000 Verteidiger dem riesigen türkischen Heer erbittert Paroli. Am Dienstag, den 29. Mai, schließlich bricht das Unheil über sie herein. Roger Crowleys bewegende Chronik ist eine Geschichte von menschlichem Mut und Grausamkeit, von technischem Erfindungsgeist, Glück und Feigheit,…mehr

Produktbeschreibung
Am 6. April 1453 lässt Sultan Mehmet II. seine Truppen vor Konstantinopel aufmarschieren. Was zu diesem historischen Augenblick führte und was danach folgte, ist das Thema dieser packenden Erzählung, die den Leser mitten ins dramatische Geschehen führt. Es ist ein Kampf David gegen Goliath. Sieben Wochen lang bieten 7000 Verteidiger dem riesigen türkischen Heer erbittert Paroli. Am Dienstag, den 29. Mai, schließlich bricht das Unheil über sie herein. Roger Crowleys bewegende Chronik ist eine Geschichte von menschlichem Mut und Grausamkeit, von technischem Erfindungsgeist, Glück und Feigheit, von Kriegstaktiken und religiösem Fanatismus. Mit der Niederlage gegen das osmanische Heer endete das Byzantinische Reich. Das einstige Zentrum der Christenheit wurde islamisch. Wenige Jahre später stehen die Türken vor Wien, im Herzen Europas.
Autorenporträt
Roger Crowley, international erfolgreicher Sachbuchautor, hat in Cambridge Englische Literatur studiert. Als Sohn eines Marineoffiziers hat er sich von klein auf mit dem Thema Seefahrt beschäftigt und viele Jahre in den Ländern rund ums Mittelmeer verbracht.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 14.10.2008

Die Welt ward Wüste
Roger Crowley erzählt so wuchtig wie nie vom Fall Konstantinopels im Jahr 1453 Von Joachim Käppner
Am fünften Tag vor der Apokalypse schien eine milde Abendsonne über dem Goldenen Horn, dem türkisblauen Meer und der Stadt. Dem venezianischen Schiffsarzt Nicolo Barbaro erschien „der Himmel klar und wolkenlos, rein wie ein Kristall”. Als der Abend nahte, stand der Mond über Konstantinopel, und im gnädigen Dämmerlicht sah die Stadt noch einmal aus wie in ihren Glanzzeiten: Eine Festung mit Türmen und Mauern, stolzen Kirchen und Palästen, Parks und Handelskontoren, Straßen voller Leben. Kaiser Konstantin XI. und sein treuer Begleiter Georgios Sphrantzes wussten es besser. Sie standen auf den Zinnen und lauschten den Geräuschen aus dem Lager des übermächtigen Gegners: Siegesgewisses Trommeln, das Klirren der Waffen, das Gebrüll der Kamele und Ochsen. Beide Männer dachten an die Prophezeiung, dass einst das vierte Tier der Apokalypse kommen, „und die gesamte Welt in eine Wüste verwandeln wird”.
Nicht die Welt in diesen letzten Maitagen des Jahres 1453. Aber doch das Reich, das einst die Nachfolge Roms beansprucht hatte: das von Ostrom, von Byzanz. Sein Herrschaftsgebiet hatte einst von Gibraltar bis nach Armenien gereicht, von Karthago bis Venedig; nun bestand es aus wenig mehr als aus der Hauptstadt selbst. Und vor den Toren standen die Osmanen, zum dritten Mal schon in kurzer Zeit.
Papst Benedikt erregte bei seinem Deutschlandbesuch 2006 den Ärger der islamischen Welt, als er den byzantinischen Kaiser Manuel II. zitierte, der Prophet Mohammed habe nur „Unheilvolles und Schlechtes über die Welt gebracht”. Das aber war die Perspektive einer unrettbar verlorenen Welt – und 1453 war das Ende gekommen. Schon mehrfach hatten die Heere des Islam Konstantinopel angegriffen und furchtbare Niederlagen erlitten. Im siebten und achten Jahrhundert fand der Sturmlauf des Islam hier ein Ende, als zehntausende Gotteskrieger vor den Mauern der Stadt fielen, unter ihnen Ajjub, der letzte Bannerträger des Propheten Mohammed; als ihre gewaltigen Flotten vor den Seemauern der Kaiserstadt brannten wie Zunder, vernichtet von einer Geheimwaffe der Belagerten, einer Art Napalm, dem „griechischen Feuer”, das „wie ein Feuerstrahl mitten durch die Schiffe des Feindes fuhr”, wie ein Chronist berichtete. Gott, so hofften die Byzantiner nach diesem Triumph, der für die Rettung des Abendlandes wichtiger war als die Niederlage der Araber bei Tours und Poitiers gegen die Franken 732, Gott werde „diese Hauptstadt und das Kaiserreich der Christen beschützen”.
Mehr als die Anrufung himmlischen Beistands blieb den Nachfahren 1453 freilich nicht. Die Verteidiger beteten, der Sturm möge auch diesmal am Bollwerk der dreifach gestaffelten Stadtmauern zerschellen, dem stärksten Befestigungswerk der mittelalterlichen Welt. Doch Kaiser Konstantin XII., der von den Zinnen aus das osmanische Heer sah, diesen Wald von Speeren, die bunten Zelte, die düster drohenden Kanonen, die Krieger „zahlreich wie die Sterne”, wusste um die Unterschiede. 678 und 718 standen zehntausende Soldaten auf den kilometerlangen Mauern, und die Flotte der Schlachtgaleeren, der feuerspeienden Dromonen, zählte nach Hunderten. Nun waren es vielleicht noch 8000 Mann, nur wenige noch Griechen, und eine Handvoll Abenteurer aus dem Westen.
Und nicht Byzanz besaß eine Geheimwaffe, sondern der Gegner. Die Riesenkanonen, welche Brechen in die Mauern schossen, erschienen den Belagerten „wie die Posaunen des jüngsten Gerichts”. Hier fiel eine Entscheidung im Kampf der Kulturen: Byzanz, die christliche Bastion im Osten, war nicht mehr, der Islam endgültig ein Teil Europas.
Die Erstürmung Konstantinopels nach fast zwei Monaten Belagerung, ist schon oft geschildert worden, etwa im Klassiker des Byzantinisten Sir Steven Runciman, aber noch nie mit solcher Wucht wie in Roger Crowleys „Die letzte Schlacht”. Der Wert dieses Buches liegt in der unverkünstelten Darstellung; fast meint der Leser, er stünde mitten im Geschehen, immer wieder flicht der Autor, ein britischer Marinehistoriker, geschickt Augenzeugen ein, etwa über den Durchbruch von vier großen genuesischen Hilfsschiffen, welche mit Gewalt die osmanische Seeblockade durchbrachen: „Und es erhob sich ein lautes Geschrei und Rufen von allen, die einander anfeuerten, die schossen und beschossen wurden, die töteten und getötet wurden, die stießen und gestoßen wurden, die fluchten, verhöhnten, drohten und stöhnten und alles Schreckliche taten.”
Es fällt schwer, sich von diesem Drama nicht fesseln zu lassen, und noch schwerer, mit dem Herzen nicht auf Seiten der Ohnmacht gegen die Macht, auf Seiten der Verlierer zu sein, gegen die alles sprach und die so viele Wochen durchhielten. Konstantinopel, das zweite Rom, eine Ruinenstadt, der Schatten einstiger Größe und doch zum Widerstand gegen einen grausamen Eroberer entschlossen; eine isolierte Enklave mitten im osmanischen Imperium und doch von diesem gefürchtet, als stecke im zweiten Rom noch etwas von der Macht des ersten; von der Christenheit aufgegeben und immer noch auf deren Hilfe hoffend; an Waffen, Material, Technik unterlegen, aber mit dem Willen, Würde und Freiheit gegen alle Wahrscheinlichkeit zu behaupten.
Es spricht für Crowleys Buch, dass es Parteilichkeit meidet. Als die Stadt fällt und Konstantin XI. im Kampf an den geborstenen Mauern umkommt, richten die Sieger ein grauenvolles Massaker an. Und doch erinnert der Autor daran, dass die Byzantiner in den fernen Zeiten ihrer Macht oft ebenso grausam mit den Besiegten umsprangen, damals, als ihre Kaiser sich noch „bleicher Tod der Sarazenen” nannten; dass es das Osmanische Reich war, „der Schrecken der Welt”, wie die Christen fortan glaubten, in das jüdische und andere Flüchtlingen kamen, Opfer religiöser Intoleranz, die dem Reich der Sultane fernlag.
Ausführlich behandelt der Autor eine interessante Frage: die der Alternative zum aussichtslosen Kampf bis zum Letzten. Die isolierte Stadt war gegen solche Übermacht nicht zu halten, und selbst wenn es diesmal gelungen wäre, ihr Fall war nur eine Frage der Zeit. Wäre es nicht vernünftiger gewesen, sich zu ergeben? Nach islamischer Sitte war vor Beginn der Kämpfe ein Kundschafter vor die verrammelten Tore geritten und hatte Schonung der Einwohner und der Stadt gegen Kapitulation angeboten: „Wenn ihr aber frevelt, wird der Richtspruch gegen Euch fällig.”
Byzanz wählte den Kampf, so ging es ehrenvoll unter und blieb ein Kaiserreich im Geiste. Es bewahrte seine Geheimnisse, seine Mystik, seine ideelle Kraft: Noch die griechischen Freiheitskriege des 19. Jahrhunderts gewannen aus dem Gedanken einer Rückeroberung der Kaiserstadt ihre Kraft, und Otto I., der weltfremde bayerische König von Griechenland, träumte davon, er, Otto, werde Kaiser von Byzanz. Das zweite Rom verging nicht vor Scham und Schwäche wie das erste, es starb den Tod des Kriegers. Doch war sein Untergang gerade damit endgültiger, als es Sultan Mehmet II. eigentlich geplant hatte.
Er wollte, hätte die Stadt sich bloß ergeben, den hohen Adeligen Lukas Notaras, eine Schlüsselfigur der Verteidigung, sogar zu ihrem Vorsteher machen und die Griechen schonen; so aber wurden Notaras und seine Familie ermordet oder versklavt wie die meisten Überlebenden auch. Von Byzanz und dem griechischen Konstantinopel wäre sehr viel mehr geblieben, hätte es nicht diesen letzten verzweifelten Kampf um seine Freiheit gekämpft, ein trauriges Paradox.
Als Geschichtswerk, das den Untergang der einen und den Aufstieg der anderen Kultur auslotet, taugt „Die letzte Schlacht” weniger. Es ist eine Erzählung, keine Analyse. Warum die westliche Christenheit, die nach dem Sturz der Stadt dann in tiefer Depression versank, ihr nicht zu Hilfe kam – politische Rücksicht auf die Osmanen, Zweifel an den militärischen Aussichten, Handelsrivalitäten – erörtert Crowley kaum. Vor allem bleibt ungeklärt, wieso das stolze, große Reich von Byzanz überhaupt so weit herunterkommen konnte.
Crowley greift hier lediglich auf ein Ereignis zurück, das ohne Zweifel den Beginn der byzantinischen Tragödie markiert, die furchtbare Niederlage von Mantzikert in Ostanatolien 1071 eben gegen die Türken, damals ein ganz neuer Gegner. Der tiefere Grund liegt aber nicht in dieser militärischen Katastrophe, solche hatte Byzanz nicht selten erlebt und überlebt. Er lag in der inneren Auflösung der oströmischen Gesellschaftsordnung. Diese war, was westliche Zerrbilder vom „Byzantinismus” überdecken, zwar auf die Allmacht des Kaisers begründet, aber nicht allein. Dass Ostrom so vielen Feinden so viele Jahrhunderte die Stirn bot, lag auch daran, dass das Reich vor allem in Kleinasien eine breite Schicht von Soldaten besaß, die gleichzeitig freie Bürger und Bauern waren.
Die byzantinische Gesellschaft, als Hort intrigierender Eunuchen, lüsterner Höflinge und irrlichternder Popen verschrien, war weit mehr ein Bürgerstaat als die Adelsreiche des Westens. Jahrhundertelang stellten die Wehrbauern der militärischen Verwaltungsbezirke das Rückgrat der Armee und Staatsführung. Und erst im 11. Jahrhundert, als die Byzantiner sich dem Westen mehr und mehr anglichen und die Soldatengüter vom feudalen Großgrundbesitz aufgesogen wurden, verlor das Reich rapide seine militärische Schlagkraft – deswegen konnten die Niederlage von Mantzikert 1071 und die Plünderung Konstantinopels durch die Kreuzfahrer 1204 nie wieder wettgemacht werden.
Und so jubelten die einen und trauerten die anderen über den Untergang des zweiten Rom; und Crowley setzt ihm einen traurig-schönen Epitaph: „Als es an diesem Abend des 29. Mai 1453 Abend wurde über dem Bosporus und der Stadt und die Dunkelheit durch die Fenster in der Kuppel der Sophienkirche kroch und die Mosaikportraits der Kaiser und der Engel zudeckte, das zerschlagene Inventar und die Pfützen aus getrocknetem Blut, da löschte sie auch Byzanz aus, für immer und ewig.”
Roger Crowley
Konstantinopel 1453
Die letzte Schlacht. Aus dem Englischen von Helmut Dierlamm und Hans Freundl. Theiss Verlag, Stuttgart 2008. 284 Seiten, 22,90 Euro.
Von den Zinnen sah der Kaiser das osmanische Heer, Krieger „zahlreich wie die Sterne”
Byzanz war weit mehr ein Bürgerstaat gewesen als die Adelsreiche des Westens
„Als es an diesem Abend des 29. Mai 1453 Abend wurde über dem Bosporus und der Stadt und die Dunkelheit durch die Fenster in der Kuppel der Sophienkirche kroch und die Mosaikportraits der Kaiser und der Engel zudeckte, das zerschlagene Inventar und die Pfützen aus getrocknetem Blut, da löschte sie auch Byzanz aus, für immer und ewig.” – Eine Illustration des 15. Jahrhunderts zeigt die Eroberung der Stadt. Abb.: Ullstein
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.12.2008

Schlachtgestammel

Man liest immer gern mit Schaudern vom Untergang großer Reiche, besonders, wenn man selbst gerade die Füße im Warmen hat. Die Belagerung und Erstürmung Konstantinopels durch die Osmanen im Frühjahr 1453 ist so etwas wie der Stein von Koh-i-Noor in diesem Düstergenre, weil in ihr alles zusammentrifft: das lange Siechtum und der rasche Tod; das Weltende hier, der große Anfang dort; die unbezwingbaren Mauern der Antike und die Kanonen der Moderne; die beiden Fraktionen der Christenheit, in Hass gespalten und doch Seite an Seite gegen die Ungläubigen kämpfend. Steven Runciman hat vor vierzig Jahren das abschließende und bis heute gültige Buch zum Thema geschrieben, aber die Geschichtsmühlen müssen natürlich weitermahlen, und so erzählt jetzt Runcimans Landsmann Roger Crowley die "Letzte Schlacht" noch einmal von vorn. Crowley ist überall da gut, wo es um die technische Seite der Belagerung geht, er weiß viel über die Feuerrohre des ungarischen Kanonengießers Urban und die Palisaden des Genuesen Giustiniani, und auch den Transport der Flotte Mehmets II. über Land vom Bosporus zum Goldenen Horn kann er anschaulich schildern. Aber die Vorgeschichte der Belagerung ist ihm kein genaueres Nachdenken wert, und darin liegt der eigentliche Pferdefuß dieses süffigen Buches. Es ist das alte Problem der Ereignisgeschichte: Weil sie nur das Ereignis sieht, versteht sie auch von ihm nicht genug. Auch ein Lektorat, etwa bei den Jahreszahlen - bei Crowley wird Konstantinopel 432 gegründet -, hätte dem Band gutgetan. Und selbst das wunderbare Zitat des persischen Dichters Sa'adi, das Mehmet II. nach dem Fall der Stadt gesprochen haben soll, fehlt in der letzten Schlacht: "Die Spinne webt die Vorhänge im Palast der Cäsaren, / die Eule ruft von Afrasiabs Türmen die Stunden aus." Es ist wahrhaftig ein Jammer. (Roger Crowley: "Konstantinopel 1453". Die letzte Schlacht. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2008, 284 S., br., 22,90 [Euro].) kil

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