Marktplatzangebote
8 Angebote ab € 2,50 €
  • Buch mit Leinen-Einband

Was braucht ein gestandener italienischer Kriminalkommissar, um ins Plaudern über seine Fälle zu geraten? Ein ordentliches Glas Wein, eine dampfende Polenta mit einem Spezzatino in umido in seiner Osteria - und einen guten Freund, dem man ein Geheimnisanvertrauen kann. Zum Glück ist dieser Freund der Schriftsteller Mario, der dem Maresciallo verspricht, im Zweifel die Namen und Orte zu ändern.Maresciallo Arnaudi erzählt die verwunderlichsten Fälle aus seinem langen Kommissarleben. Und Mario Soldati, einer der großen italienischen Klassiker, hat sie für uns aufgeschrieben.

Andere Kunden interessierten sich auch für
Produktbeschreibung
Was braucht ein gestandener italienischer Kriminalkommissar, um ins Plaudern über seine Fälle zu geraten? Ein ordentliches Glas Wein, eine dampfende Polenta mit einem Spezzatino in umido in seiner Osteria - und einen guten Freund, dem man ein Geheimnisanvertrauen kann. Zum Glück ist dieser Freund der Schriftsteller Mario, der dem Maresciallo verspricht, im Zweifel die Namen und Orte zu ändern.Maresciallo Arnaudi erzählt die verwunderlichsten Fälle aus seinem langen Kommissarleben. Und Mario Soldati, einer der großen italienischen Klassiker, hat sie für uns aufgeschrieben.
Autorenporträt
Mario Soldati, geboren 1906 in Turin, lebte hauptsächlich im Piemont. Er arbeitete als Journalist, Verfasser von Drehbüchern (u.a. die TV-Serie 'Reise durch die Po-Ebene auf der Suche nach der traditionellen Küche') und als Schriftsteller. Soldati erhielt alle bedeutenden italienischen Literaturpreise (vom Premio Strega bis zum Premio Bagutta) und zählt zu den bedeutendsten italienischen Autoren des20. Jahrhunderts. Er starb 1999 in Tellaro.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.11.2006

Die Wahrheit aus dem Tabakladen
Rauch und Rosen: Mario Soldati erzählt „Die Fälle des Maresciallo”
Maresciallo Arnaudi soll es wirklich gegeben haben. Mario Soldati, so heißt es, hat ihn 1957 bei Dreharbeiten für eine Fernsehserie über die Po-Ebene kennen gelernt. Aber der wirkliche Arnaudi war ein Süditaliener, den es in den Norden verschlagen hatte. Diese Herkunft hat ihm Mario Soldati genommen, als er ihn zur Hauptfigur der „Racconti di Maresciallo” machte, die 1963 in der Tageszeitung Il Giorno erschienen.
Der Gigi Arnaudi dieser Erzählungen ist in der Po–Ebene groß geworden, auf dem Lande. Er ist ein Zeitgenosse der Modernisierung des Nordens, der neuen Autobahnteilstücke und Stadtrandsiedlungen, aber in seinen Redewendungen ist das vorindustrielle Italien noch lebendig. Die kleinen Ganoven, denen er das Handwerk legt, lieben die roten Fiat-Flitzer aus Turin, aber ihre einfachen Schliche haben noch Traktortempo. Als Kenner der lokalen Küche ist Arnaudi übrigens ein Vorläufer der vielen Kommissare, die inzwischen den Geheimnissen des Dünstens und Garens nachspüren. Aber er ist ein unaufdringlicher Vorläufer, er macht aus seiner Lust am Essen keinen Kult.
Mario Soldati, am 17. November 1906 in Turin geboren und im Juni 1999 an seinem Alterssitz in der Nähe von La Spezia gestorben, gehörte demselben Jahrgang an wie Luchino Visconti und Roberto Rossellini, studierte Kunstgeschichte und lernte 1929 bis 1931 durch ein Stipendium an der Columbia University New York kennen, die neue Welt, an der sich im Italien der 1940er Jahre Literatur und die Regisseure des Neorealismus orientierten. Als Erzähler hatte er 1929 mit dem Band „Salmace” debütiert, schrieb nach seiner Rückkehr das Buch „America primo amore” (1935) und begann eine Mehrfachkarriere als Schriftsteller, Journalist, Drehbuchautor und Regisseur. Schön, dass der Wagenbach Verlag nach der Erzählung „Die grüne Jacke” (1950) und den Romanen „Briefe aus Capri” (1954) und „Die amerikanische Braut” (1978) nun, zum 100. Geburtstag Soldatis, auch „Die Fälle des Maresciallo” (1967) in einer Neuausgabe vorlegt.
Denn in diesen Geschichten ist der Schriftsteller Mario Soldati auf der Höhe seiner Kunst: als Erzähler im überschaubaren, amerikanisch verschlankten Format und als Chronist der norditalienischen Provinzstädte und der Po-Ebene. Ein einfacher literarischer Kniff prägt alle seine Maresciallo-Arnaudi-Geschichten: die Aufteilung der Erzählerstimme. Stets ist der Ich-Erzähler, nahezu unmaskiert Mario Soldati selbst, der urbane Schriftsteller und Cineast. Stets geht die Erzählung aus seiner Begegnung mit seinem Freund Gigi Arnaudi hervor, oft im Restaurant „Tre Ganasce”. Stets erzählt der Maresciallo selbst, gelegentlich von Rückfragen unterbrochen, die Fallgeschichten.
Alle Geschichten sind schon zu Ende, wenn er zu erzählen beginnt, alle Fälle gelöst, es geht darum, sich erzählend zu vergewissern, was da und warum es geschehen ist. Etwa in „Flocks Ende”, der Geschichte, in der ein toter Hund auf die Spur der Maskeraden des Faschismus in der Provinz führt, in eine Villa aus dem 18. Jahrhundert und in die Hintergrundwelt der Republik von Saló.
Aus der Verdoppelung der Erzählerstimme geht die Beiläufigkeit dieser Geschichten hervor, ihre unprätentiöse, unspektakuläre Diktion, ihr „Wissen Sie, was ich neulich erlebt habe?”-Ton. Der Maresciallo ist eine Figur des mündlichen Erzählens, ein Mann ohne nähere literarische Bildung, der Ich-Erzähler sein Übersetzer: Er hört ihm zu und schreibt die Geschichten auf, nicht für die Ewigkeit, sondern für die Zeitung. Ein verliebter Polizist erschießt den Löwen in einem Provinzzirkus, einem Dienstmädchen misslingt ihr Diebstahl, eine junge Schöne vergiftet (fast) ihren alten Bewunderer und Aushälter. Es sind Geschichten, die dem Leben bei der Arbeit zusehen. Und dem Erzählen.
Die schönste heißt „Der durchsichtige Spiegel”. Sie handelt von einem Trickdieb in Tabakgeschäften, der, als Geistlicher verkleidet, die Ladenbesitzer mit Allerweltsgeschichten ablenkt. Eigentlich geht es ihm nicht um die Briefmarken, die er erbeutet. Es geht ihm um das Erzählen und um die Schauspielerei – seine Geschichte ist ein ideales Geschenk des Maresciallo an seinen Zuhörer. LOTHAR MÜLLER
MARIO SOLDATI: Die Fälle des Maresciallo. Aus dem Italienischen von Catherine Rückert. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2006. 116 Seiten, 13,90 Euro.
Mario Soldati, 1999 gestorben, wäre an diesem Freitag 100 geworden.
Foto: dpa
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Erfreut zeigt sich Rezensent Lothar Müller von dieser Neuauflage von Mario Soldatis "Die Fälle des Maresciallo" zum 100. Geburtstag des italienischen Schriftstellers. Mit den in den 1960er Jahren in der Tageszeitung "Il Giorno" erschienenen Geschichten des Kriminalkommissar Arnaudi betätigt sich Soldati nach Ansicht Müllers als Chronist der norditalienischen Provinzstädte und der Po-Ebene. Dabei befindet er sich "auf der Höhe seiner Kunst". Besonders gefällt Müller die Aufteilung der Erzählstimme: der Ich-Erzähler, ein Schriftsteller namens Mario, lässt sich im Restaurant "Tre Ganasce" seine erstaunlichen Fälle von Kriminalkommissar Arnaudi erzählen. Auch die "unprätentiöse, unspektakuläre" Diktion erwähnt er lobend.

© Perlentaucher Medien GmbH