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Die Intensität globaler Interaktionen hat zugenommen. In dem Maße, wie nationale Gütermärkte zusammenwachsen, Kapitalströme die Ländergrenzen durchdringen und Unternehmen weltweit tätig werden, widmen sich auch Nicht-Regierungsorganisa-tionen weltweiten Aufgaben, wächst der internationale Informationsfluss, verstärken sich globale Umwelteffekte und gewinnen Menschenrechtsnormen eine universelle Bedeutung. Die wachsende internationale Verflechtung der Volkswirtschaft ist also eingebettet in einen allgemeinen Prozess der Verdichtung internationaler Beziehungen. Folgende Themenbereiche werden…mehr

Produktbeschreibung
Die Intensität globaler Interaktionen hat zugenommen. In dem Maße, wie nationale Gütermärkte zusammenwachsen, Kapitalströme die Ländergrenzen durchdringen und Unternehmen weltweit tätig werden, widmen sich auch Nicht-Regierungsorganisa-tionen weltweiten Aufgaben, wächst der internationale Informationsfluss, verstärken sich globale Umwelteffekte und gewinnen Menschenrechtsnormen eine universelle Bedeutung. Die wachsende internationale Verflechtung der Volkswirtschaft ist also eingebettet in einen allgemeinen Prozess der Verdichtung internationaler Beziehungen.
Folgende Themenbereiche werden diesbezüglich im Buch angesprochen: der Globalisierungsprozess und seine Ordnung (Dimensionen und Problembereiche, Möglichkeiten zur Etablierung globaler Institutionen); Funktionsspezifische internationale Regelsysteme (die Ordnung des internationalen Leistungswettbewerbs auf Gütermärkten, die monetäre Ordnung der Weltwirtschaft, globale Regeln für den Ressourcen- und Umweltschutz, soziale Menschenrechte und Menschenrechtsstandards als Elemente der internationalen Sozialordnung, das internationale Entwicklungsgefälle als ordnungspolitisches Problem).
Für Studierende der Wirtschaftswissenschaften.
Autorenporträt
Prof. Dr. Hermann Sautter, Univ. Göttingen
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.10.2004

Internationale Regelsysteme
Das schwierige Zusammenspiel von Wettbewerb, Stabilität, Nachhaltigkeit, Menschenrechten und Fairness

Hermann Sautter: Weltwirtschaftsordnung. Die Institutionen der globalen Ökonomie. Verlag Franz Vahlen, München 2004, 433 Seiten, 30 Euro.

Als sich vor gut sechzig Jahren die Vertreter von 44 Staaten in Bretton Woods trafen, um ein multilaterales Währungsabkommen für die Nachkriegszeit zu vereinbaren, war von Globalisierung noch nicht die Rede. Trotz unterschiedlicher Ausgangspositionen des britischen Keynes-Plans und des amerikanischen White-Plans verständigten sich die Konferenzteilnehmer auf einen Prozeß der außenpolitischen Liberalisierung durch Konvertibilität der eigenen Währung, der durch die Gründung von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank institutionell abgesichert wurde. Anfang der siebziger Jahre scheiterte die auf festen Wechselkursen fußende, vorrangig die Interessen der Vereinigten Staaten berücksichtigende Weltwährungsordnung. Das 1948 abgeschlossene allgemeine Zoll- und Handelsabkommen (Gatt) wurde Mitte der neunziger Jahre durch die Welthandelsorganisation (WTO) abgelöst. Vor dieser Entwicklung fragt sich: Wie sollte eine neue Weltwirtschaftsordnung aussehen, die den Schwierigkeiten der Globalisierung wirkungsvoll begegnen kann? Auf welche Institutionen könnte sie sich stützen?

Mit diesen Fragen befaßt sich der Göttinger Ökonom Hermann Sautter in einem neuen Buch, das als Summa seines bisherigen akademischen Wirkens bezeichnet werden kann. Wenn der Globalisierungsprozeß zu mehr Wohlstand für alle führen soll, müssen auch die Entwicklungsländer daran partizipieren können. Sautter definiert den Begriff "Wohlstand" dabei weit. Er umfaßt die Verfügbarkeit privater und öffentlicher Güter, das heißt, er schließt ideelle Werte wie Menschenrechte ebenso ein wie eine nachhaltige Nutzung der natürlichen Reserven. Nach Sautter würde eine Weltwirtschaftsordnung nur dann von allen Beteiligten akzeptiert, wenn sie eine Wettbewerbsordnung für den Güteraustausch vorsähe, eine Stabilitätsordnung für das Finanzwesen, eine Umweltordnung für die nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen, eine Sozial- und Menschenrechtsstandards setzende Sozialordnung sowie eine Ordnung für die faire Zusammenarbeit mit den Entwicklungsländern. Es sei einerseits wichtig, die Teilordnungen funktionsgerecht und zielorientiert zu gestalten. Diese müßten aber auch aufeinander abgestimmt werden - was keine einfache Aufgabe sei.

Welche Probleme dabei entstehen können, analysiert Sautter sorgfältig im einzelnen. So zeigt er am aktuellen Fall der Ordnung internationaler Finanzmärkte, daß die im WTO-System etablierte internationale Handelsordnung mit dem IWF-Abkommen nicht durchweg kompatibel ist: "Ein freier internationaler Kapitalverkehr steht bei der Aufrechterhaltung eines Mindestmaßes an wirtschaftspolitischem Handlungsspielraum und der dadurch bedingten Instabilität der Wechselkurse im Konflikt zu einem freien, wettbewerblich geregelten internationalen Güterverkehr."

Auch kann nach Sautter nicht davon gesprochen werden, daß die Institutionen der monetären Ordnung systematisch die Anreize der Nationalstaaten zur Einhaltung oder zum Abschluß internationaler Umweltabkommen stärkten. In der Diskussion um eine neue "internationale Finanzarchitektur" sei bisher ebenfalls wenig Interesse spürbar, bei der Aushandlung von Strukturanpassungsmaßnahmen das Recht auf freie Meinungsäußerung und Partizipation in den betroffenen Ländern zu berücksichtigen. Generell gelte aber, daß ordnungspolitische Fortschritte in der Währungs- und Finanzordnung beispielsweise auch den Zielen der Sozialordnung zugute kämen. Man dürfe nur nicht den Fehler begehen, das monetäre Regelsystem zur Durchsetzung von umwelt- oder sozialpolitischen Normen einzusetzen. Eine solche Instrumentalisierung erweise sich als wenig fruchtbar.

Die Konsequenzen einer solchen Einstellung für das Verhältnis zu den Entwicklungsländern liegen auf der Hand: Nur ein funktionsfähiges internationales Währungs- und Finanzsystem bietet den Entwicklungsländern die Chance, ihre Entwicklungsprozesse durch den Rückgriff auf externe Ressourcen zu finanzieren. De facto ist jedoch festzustellen, daß dieses Regelsystem reformbedürftig ist und primär den Interessen der Industriestaaten dient. Es enthält ein hohes Stabilitätsrisiko, ausgelöst durch "irrationale Übertreibungen", Fehleinschätzungen und Ansteckungseffekte, das sich vor allem in "Emerging markets" verhängnisvoll auswirken kann.

Es kann nach Sautter auch nicht die Rede davon sein, daß die Welthandelsorganisation allen Ländern faire Beteiligungschancen im Globalisierungsprozeß bietet. "Zwischen der Handelsordnung und den Institutionen des internationalen Finanzsystems und der internationalen Umweltabkommen bestehen Inkohärenzen. Mit anderen Worten: Im Blick auf das Ziel, das internationale Wohlstandsgefälle zu überwinden, sind die internationalen Regelsysteme defizitär." Das ist keine erfreuliche Botschaft. Daß sie von einem engagierten Verfechter wettbewerblicher Ordnungsvorstellungen stammt, wiegt um so schwerer. Ein Ökonom wie Sautter, der langfristige Entwicklungen und globale Interdependenzen zu berücksichtigen gelernt hat, kann aber auch die Voraussetzungen für eine nachhaltige Gestaltung des Globalisierungsprozesses formulieren. An die Adresse der Politiker lauten sie: Industrie- und Entwicklungsländer müssen verantwortliche Selbstbindungen im Sinne einer effektiven Kooperation eingehen. Dabei können die Nichtregierungsorganisationen eine wichtige Rolle übernehmen. Nur reziproke Vereinbarungen ermöglichen Kooperationsgewinne.

HARTMUT KREIKEBAUM

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Die Frage nach einer Weltwirtschaftsordnung der Zukunft hat sich Hermann Sautter gestellt. Die Art und Weise, wie der Göttinger Ökonom diese Frage beantwortet, läuft auf eine "Summa" seines akademischen Wirkens hinaus, resümiert Hartmut Kreikebaum. Besonders sorgfältig wendet sich Sautter nach Ansicht seines Rezensenten den Problemen zu, die entstehen, wenn die verschiedenen Teilordnungen - Wettbewerbsordnung, Stabilitätsordnung, Umweltordnung, Sozialordnung und Ordnung für "die faire Zusammenarbeit mit den Entwicklungsländern" - aufeinander abgestimmt werden müssen. Ein Buch, das, auch wenn er es an keiner Stelle sagt, Kreikebaum doch spürbar Anlass zum Nachdenken gegeben hat, ein genaues, fundiertes Buch - auch das sagt der Rezensent nicht, aber es ist seinen Darlegungen zu entnehmen.

© Perlentaucher Medien GmbH