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Produktdetails
  • Verlag: Societäts-Verlag
  • Seitenzahl: 227
  • Erscheinungstermin: Juli 2008
  • Deutsch
  • Abmessung: 210mm x 132mm x 20mm
  • Gewicht: 368g
  • ISBN-13: 9783797311092
  • ISBN-10: 3797311095
  • Artikelnr.: 23799401
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.01.2009

Zitterprämie auf gefährlichem Posten
Das Leben als deutscher Botschafter in Lusaka

Auf gefährlichem Posten lebte Wolfram Dufner 1977 bis 1980 als Botschafter in Lusaka. Sambia war Rückzugsgebiet der afrikanischen Guerrilleros, die in Namibia unter Sam Nujoma und in Rhodesien unter Joshua Nkomo und Robert Mugabe für die Unabhängigkeit kämpften. Mit wachem Blick und pointierter Feder schildert Dufner in souveräner Rückschau den Alltag einer kleinen Botschaft im Krisengebiet. Knappe Lebensmittel, Ausfall von Wasser und Strom, nächtliche Ausgangssperren, Raubüberfälle, auch auf den Botschafter und seine Gattin, das waren die äußeren Lebensbedingungen, die das Auswärtige Amt mit einer "Zitterprämie" abgalt. Kanzler Kapp, der tüchtige Verwaltungsleiter der Botschaft, schoss schon mal ein Wildschwein, um den Speiseplan für offizielle Essen zu sichern. Farbig sind die Schilderungen der handelnden Personen: Staatschef Kaunda persönlich bescheiden, jovial und freundlich, aber auch autoritär und sprunghaft, Rebellenchef Nkomo liebenswürdig und dankbar für Spenden aus Deutschland, die er nicht für seine Flüchtlingslager, sondern für den Ankauf eines weiteren Hauses ausgab, unheimlich Robert Mugabe. Auch die deutschen Politiker hinterlassen bei Dufner klare Bilder: Bundeskanzler Schmidt zupackend, energisch und tatkräftig, Außenminister Genscher ein Machtmensch, umtriebig, mit ungebremster Reiselust, an Außenwirtschaft kaum interessiert.

Der Kalte Krieg führte auch in Sambia zu einem Wetteifern zwischen Ost und West, China reparierte die Eisenbahn nach Tansania, um sich so die Ausfuhr des sambischen Kupfers nach China zu sichern, die Sowjetunion gab Kapital- und Rüstungshilfe, DDR-Staatschef Honecker lud sich selbst zu einem Staatsbesuch ein. Prägnant zieht Dufner sein Resümee zur Entwicklungshilfe: "Ohne straffe, korruptionsfreie Regierungen und funktionierende Verwaltungen ist Afrika ein Fass ohne Boden bis in alle Ewigkeit." Die gut ausgebaute Infrastruktur und Verwaltung der britischen Kolonien verfiel mit der Unabhängigkeit der jungen Staaten. Er verweist auf Tansania, das von Deutschland erhebliche Entwicklungshilfe erhielt: "Erfolg gleich null." Effizienz sieht er in der kirchlichen Hilfe und deren Missionsstationen vor Ort, die korruptionsfrei arbeiten, und in den Kleinprojekten, zum Beispiel Brunnenbau. Scharf kritisiert er die Helfer des Deutschen Entwicklungsdienstes, "bärtige, langhaarige Männer und ungepflegte Frauen", die ohne historische Kenntnis und nur mit der Lehrmeinung "Alles Weiße ist schlecht, alles Schwarze ist gut" ihre Ideale der Achtundsechziger-Bewegung in Afrika umsetzen wollen. Für seine Amtszeit in Lusaka teilt Dufner den Silvesterrückblick 1979 der F.A.Z.: "Die deutsche Außenpolitik, freundlich-profillos im Kreise blickend, verhält sich prinzipiell konstruktiv und gibt jedem recht."

HANS JOCHEN PRETSCH

Wolfram Dufner: Safari am Sambesi. Diplomatische Umtriebe in Afrika. Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 2008. 227 S., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Mit einer "Zitterprämie" galt das Auswärtige Amt den gefährlichen Botschafterposten im sambischen Lusaka ab, wo nicht nur Stromausfall und Raubüberfälle zu befürchten waren, sondern auch das Essen gelegentlich selbst erlegt werden musste. Über die Schilderung solcher Alltagsprobleme hinaus zeichne Wolfram Dufner "mit wachem Blick und pointierter Feder" ein prägnantes Bild der internationalen Problemkonstellationen während seiner eigenen Botschafterzeit von 1977-1980, berichtet Rezensent Hans Jochen Pretsch. Sambia war zu dieser Zeit nicht nur Rückzugsgebiet afrikanischer Guerilleros benachbarter Länder, etwa unter dem einschlägigen Robert Mugabe, sondern fand sich im Spannungsfeld des Kalten Krieges auch umworben von China, der Sowjetunion und der DDR. Ein kritisches Urteil fällt Dufner dem Rezensenten zufolge über die Effizienz deutscher Entwicklungshilfe, von der kirchlichen Hilfe und Kleinprojekten abgesehen, und bescheinigt der deutschen Außenpolitik freundliche Profillosigkeit.

© Perlentaucher Medien GmbH