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Der Palmengarten entstand 1868 als Traum in den Köpfen einiger Frankfurter Honoratioren, wurde innerhalb sehr kurzer Zeit Wirklichkeit und zu einer der wichtigsten Attraktionen der Stadt. Jahre für Jahr hat sich der Garten seither verändert. Damit ist der Palmengarten für Generationen von Besuchern zum Symbol dafür geworden, dass ein großer Gedanke nur bewahrt werden kann, wenn er sich permanent mit der Gegbenwart auseinander setzt und sich den Bedürfnissen und Utopien der Menschen anpasst. (...) Unsere Aufgabe ist es, den Schatz zu behüten und zu mehren, Ihre Aufgabe, liebe Leser, ihn zu…mehr

Produktbeschreibung
Der Palmengarten entstand 1868 als Traum in den Köpfen einiger Frankfurter Honoratioren, wurde innerhalb sehr kurzer Zeit Wirklichkeit und zu einer der wichtigsten Attraktionen der Stadt. Jahre für Jahr hat sich der Garten seither verändert. Damit ist der Palmengarten für Generationen von Besuchern zum Symbol dafür geworden, dass ein großer Gedanke nur bewahrt werden kann, wenn er sich permanent mit der Gegbenwart auseinander setzt und sich den Bedürfnissen und Utopien der Menschen anpasst. (...) Unsere Aufgabe ist es, den Schatz zu behüten und zu mehren, Ihre Aufgabe, liebe Leser, ihn zu bewundern und zu nutzen. Dabei soll Ihnen dieses Buch behilflich sein: bei der Vorbereitung und der Nachbereitung Ihrer Besuche oder, und vor allem, im Garten selbst, dem Tor zur Welt der Pflanzen. (Dr. Matthias Jenny, Direktor des Palmengartens der Stadt Frankfurt am Main - aus dem Grußwort)
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.04.2014

Die Flora kann schon einen sehr langen Atem haben
So viel Glück am Wegesrand: Der Palmengarten in Frankfurt ist ein Sehnsuchtsort für alle, die noch staunen können / Von Rose-Maria Gropp

Es regnet ausgerechnet jetzt, dann graupelt und windet es auch noch. An einem Montagmorgen in diesem zu frühen Frühling, dem kein Winter vorausging. Die Palmen, die draußen in ungewohnter Erde wurzeln vorm Eingang zum Palmengarten in der Siesmayerstraße, wedeln ein bisschen mit. Das ist ihr Geschäft auch in den tropischen Gefilden, wo sie eigentlich hingehören und wo sie natürlich viel mächtiger aufragen.

Weil es also regnet, liegen die "Trockenen Tropen" nah; sie haben ihren Platz im ersten "Tropicarium", gleich rechts vom Eingang. Treibhäuser wäre ein zu schnödes Wort für die sternenförmigen Glashüllen, in denen sich die fremde Flora dicht an dicht ausbreitet. Einmal anders gesagt: Botanische Gärten und Exotenhäuser sind die Äquivalente der zoologischen Gärten und ihrer Nacht- und Unterwasserhäuser, bevölkert von lauter Lebewesen, die es miteinander aushalten, im Glücksfall symbiotisch - und mit den Menschen, für deren Ergötzung sie herhalten. Im Palmengarten also gibt es ein eigenes Nebenhaus für die "Nebelwüste"; eine solche ist die afrikanische Namib. Das Nebelwüstenhaus steht nur jeden Montag für ein paar Stunden den Besuchern offen. Dort machen, bewacht von einem Büffelschädel, einige Exemplare von "Welwitschia mirabilis" vor sich hin. Schön sind sie ja nicht, aber eines von ihnen wächst seit immerhin sechzig Jahren im Palmengarten. Lebenslang - und das heißt angeblich bis zu zweitausend Jahren - haben sie nur zwei Blätter, die immer länger werden und an den Enden einfach verwittern; mehr Blätter gibt's aber nicht. Die Flora kann schon einen sehr langen Atem haben, ohne sich um die Optik zu scheren.

Das stimmt unbedingt zuversichtlich. Und gut gelaunt lässt sich im eigentlichen Tropicarium der "Leberwurstbaum" besuchen, dessen Früchte seinem Namen alle Ehre machen. Wie fest gestopfte Schwartenmägen hängen sie aus der Krone, ungenießbar, aber für Medizinmänner segensreich einsetzbar. Es ist solches Glück am Wegesrand, das über den eigenen Tellerrand hinausschauen lässt, und jetzt regnet es auch nicht mehr. Draußen ist auch schon genug los, zum Beispiel wird der Oktogon-Brunnen gerade geputzt. Es ist wohltuend, dass nicht immer alles funktioniert, als wäre die domestizierte Natur schiere Kulisse für den lustwandelnden Bürger. Bourgeois übrigens ist der Palmengarten: Nachdem die Preußen nämlich im Jahr 1866 das Herzogtum Adolphs von Nassau annektiert hatten, musste der die exotischen Pflanzen seiner "Biebricher Wintergärten" verkaufen. Es war der Gartenbaumeister Heinrich Siesmayer, der mit Frankfurter Honoratioren eine Aktiengesellschaft gründete, die bald den botanischen Schätzen des Herzogs, der 60 000 Gulden dafür bekam, ein neues Heim geben konnte. Und die Stadt spendierte 1868 dafür sieben Hektar Grund an der Bockenheimer Landstraße.

Vom Eingangshaus führt der Weg direkt zum Rosengarten; der ist noch nicht ganz aufgewacht, auch nicht zu Ostern. Während im Westend in den Vorgärten viele Rosensträucher, mehr oder weniger gepflegt, tatsächlich schon blühen, warten die gehegten Pflanzungen im Palmengarten noch auf ihren Moment. Derweil lässt sich über ihre Namen staunen und vorerst rätseln, welche Form und Farbe sie wohl bald haben werden. Was versprechen "Leonardo da Vinci", "Aachener Dom" oder "Sebastian Kneipp"? Am ehesten - kenntnisfrei - erraten lässt sich die Farbe, zu der "Roy Black" erblühen wird; das kann einfach nur Weiß sein! Jedenfalls kohabitieren die Rosen in den Beeten mit Steppen-Salbei und wuscheligem Wollzist, auch "Eselsohr" geheißen: Wer Namen und mehr erfahren will, muss sich eben bücken bis zu den kleinen Tafeln in der Erde. Und nicht weit steht, in einem kleinen Hain, eine von der Zeit angeknabberte "Flora" auf ihrem Sockel und spendet geneigten Hauptes ein Lächeln.

Im Palmenhaus ist showtime für die Azaleen. Sie sind die wohlgenährten glücklichen Schwestern jener jetzt auf Treppenhausfensterbänken einsam darbenden Frühlingsbotinnen. Es herrscht der reine Überfluss; sie machen, als hätten sie es nicht erwarten können, sich zu verschwenden. Und ein Geruch hängt in der Luft wie im Paradies, sofort steigt die Erinnerung auf an die alten tollen Parfums, wie sie die Manufakturen der Lubin oder Guerlain einst in Paris erfanden. Welche von ihnen aber sorgt für den olfaktorischen Genuss? Vielstrahlig mit ihren Rosé-Sternchen spreizt sich "Kinku Saku", aber sie riecht nicht; die weiße "Gitti" daneben spricht auch nicht zur Nase. Der Verdacht fällt auf den "Rhododendron sesterianum" im mit Jute sorgsam umwickelten großen Topf. Um ihn wabert etwas von der Schwere des Jasmins in feucht-warmen südlichen Gefilden. Er prunkt überhaupt nicht so wie "Lara", deren pinkfarbene Last auf ihrem hohen Stamm ruht. Wie alt die wohl schon sein mag, geschützt in den Gärtnereien bis zum jährlichen Auftritt? Dafür duftet "Lara" aber wieder gar nicht; es lässt sich eben nicht alles gleichzeitig haben. Für Eduard Mörikes "blaues Band" des Frühlings endlich sorgen die Hortensien im Palmenhaus, und der erhorchte "leise Harfenton" stellt sich dann schon irgendwie ein.

Vielleicht ist Synästhesie ja das Zauberwort - aber ja, hier kommt Eichendorff! - des ganzen Palmengartens, draußen wie drinnen. Im Ursprung des Worts und im schönsten Sinn die Reizung aller Sinne. Sie sind seit der Romantik gottseidank noch nicht ganz betäubt worden. Der Zusammenklang ist phantastisch. Doch auch ein jedes kleinstes Blümelein auf dem weiten Areal hat sein Schildchen, das es beim Namen kennt. So werden sie alle zu Einzelwesen, und ihre Betrachtung gerät zur Versenkung; wenigstens ein bisschen. Das müssen die schnatternden Enten- und Gänsemütter, die ihre wollknäueligen Küken im Weiher und auf den Wiesenflächen gerade in die Dinge des Lebens einweihen, gar nicht wissen. Und die Leute auf den Wegen und der Ruhewiese bringen sie auch nicht aus dem Watscheln.

Das Plätschern des Wasserfalls vor der kleinen - natürlich künstlichen - Grotte vermischt sich mit dem Geräusch des flutenden Verkehrs auf der Zeppelinallee: Der Palmengarten ist ein Ort in der Urbanität, umtost vom sound of the city. Genau das macht seinen Reiz aus. Er ist keine vorgespiegelte Idylle, keine gefälschte Wirklichkeit. Der liebliche Ort, der locus amoenus, braucht sein Außen und sein Anderes - wie die, die ihn besuchen dürfen, ihn brauchen.

Für alle, die mehr wissen wollen, hat Beate Taudte-Repp das hübsche bebilderte Buch "Der Palmengarten - Ein Führer durch Frankfurts grüne Oase" geschrieben, erschienen im Societäts-Verlag, Frankfurt 2012, 12,80 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Als ausgesprochen angemessenen Führer durch Frankfurts Palmengarten bewertet Rezensent "letz" dieses Buch. Es sei "handlich genug", dass man mit ihm durch den Garten flanieren könne. Gleichzeitig lade seine Ausführlichkeit auch zum Schmökern ein. Insgesamt, lobt "letz", bringe die Autorin die Leser mit ihrem Führer in Sachen Palmengarten informationstechnisch auf den neuesten Stand.

© Perlentaucher Medien GmbH