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Fabians Rucksack hängt bleischwer am Rücken. Behutsam darin verstaut ist die Urne seines Großvaters, des wichtigsten Menschen in Fabians Leben. Sein plötzlicher Tod hat ihn aus der Bahn geworfen. Und nun setzt er alles daran, dem Opa den letzten und von der Familie missachteten Wunsch des Opas zu erfüllen: seine Asche ins Meer zu streuen. Er trampt los, Richtung Nordsee. Und er trifft Alice, die ihn fasziniert wie noch kein Mädchen zuvor.

Produktbeschreibung
Fabians Rucksack hängt bleischwer am Rücken. Behutsam darin verstaut ist die Urne seines Großvaters, des wichtigsten Menschen in Fabians Leben. Sein plötzlicher Tod hat ihn aus der Bahn geworfen. Und nun setzt er alles daran, dem Opa den letzten und von der Familie missachteten Wunsch des Opas zu erfüllen: seine Asche ins Meer zu streuen. Er trampt los, Richtung Nordsee. Und er trifft Alice, die ihn fasziniert wie noch kein Mädchen zuvor.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.02.2008

Tränen unterwegs

"Männer weinen heimlich", hieß es einst bei Herbert Grönemeyer, "außen hart und innen ganz weich", und so gesehen kann man dem 1973 geborenen Tobias Elsäßer bestimmt nicht vorwerfen, dass er den Protagonisten seines Jugendromans nach coolen Jungs-Klischees geformt hätte. Der sechzehnjährige Fabian zeigt viel Gefühl auf seiner Ausreißer-Tour nach Sylt, lässt Tränen auf Briefe fallen oder "weint bitterlich" und punktet dann doch nicht übermäßig bei der geheimnisvollen Alice, die ihn im geklauten Auto mitnimmt - immerhin bleibt ihm die Urne seines geliebten Opas, die er im Rucksack bei sich trägt. So hätten dieser an sich spannend und gut konstruierten Geschichte etwas weniger offensiv zur Schau getragener Gefühlsüberschwang und weniger vergossene Tränenflüssigkeit gutgetan. Dem Leser werden seitenweise jugendspezifische Gedanken über das Leben, den Tod und die Liebe vorgetragen, die man allenfalls gern selbst aus der Handlung herausgelesen hätte, anstatt sie breit ausgewalzt vorgesetzt zu bekommen. Und als ob es des Haderns und Philosophierens noch nicht genug sei, wird schnell noch auf Hesses "Demian" verwiesen, zur geflissentlichen Weiterbildung in Gefühlsdingen. Was ist eigentlich so falsch daran, wenn Männer heimlich weinen? (Tobias Elsäßer: "Ab ins Paradies". Sauerländer Verlag, Düsseldorf 2007. 140 S., geb., 12,90 [Euro]. Ab 14 J.) Asen

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.12.2007

Liebe auf der Flucht
„Ab ins Paradies”, Tobias Elsäßers Held erlebt die Liebe und den Tod
Es ist ein ungewöhnlicher Tripp, auf den wir hier mitgenommen werden, ein schräges Unternehmen, das mit einer bizarren Aktion beginnt: „Ich packte meinen Opa in den Rucksack, stellte die mit Sand gefüllte Keksdose in das Loch und schüttete Erde drauf. Dann zog ich den Stein wieder an die richtige Stelle und verschwand über die Mauer.”
Fabian, sechzehn Jahre, hat die Urne mit der Asche seines Großvaters auf dem Friedhof ausgebuddelt, eine Keksdose an die Stelle placiert und sich aufgemacht Richtung Norden, auf die Insel Sylt, um die Asche ins Meer zu streuen – dort wo der Großvater Wilhelm seine erste, seine einzige wahre Liebe erfahren hatte. Die unerhörte Trauer, der Schock über den Tod des Großvaters motivieren ihn, aber auch die Verzweiflung, die er über seine aktuelle Situation verspürt, die Entfremdung den Eltern gegenüber, die Leere in der Schule, die Gleichgültigkeit der Gesellschaft, in der er lebt.
Ein schönes kleines Buch über die Liebe und den Tod hat Tobias Elsäßer geschrieben, das sich manchmal arg viele Gedanken macht über die Fragen und Probleme, die Teenager heute über sich hereinstürzen sehen. Dazu trägt auch Alice kräftig bei, siebzehn Jahre alt, die Fabian in Stuttgart aufliest mit ihrem grünen Golf, am Straßenrand an der B27, und die sich, als sie von seinem Vorhaben erfährt, spontan entschließt, ihn nicht nur bis Kassel zu bringen, sondern mit ihm gleich nach Sylt zu fahren. Alice ist auf der Flucht, ist des kaputten Elternhauses überdrüssig, des smarten Vaters, der vor allem seine Politikerkarriere hinstylt und auf die Frauen im Büro scharf ist. Auch mit einer Krankheit muss sie zurechtkommen, und mit dem Gefühl, von keinem geliebt zu werden.
Auch Fabian macht diverse Erlebnisse mit Mädchen und Frauen, mit dem Sex und der Liebe – das fängt mit seiner Französischlehrerin an und schließt auch eine Episode auf dem Strich in Hamburg ein. Es sind Erlebnisse, die ihn überfordern, die einen Schwall von Reflexionen auslösen und ihn zögern lassen, als Alice sich öffnet, sich ihm anvertrauen will. Das Buch hat keine Antworten auf die Fragen – und auch Wilhelm nicht, der Fabian immerhin Hesses Demian empfohlen hatte – ,es dokumentiert die jugendliche Anarchie, die Angst vor Feigheit und Angepasstssein. „Die Welt ist ungeheuer kompliziert. Wie alt waren Romeo und Julia noch mal? Die waren doch auch noch sehr jung. Aber bereit, gemeinsam für ihre Liebe zu sterben. War es damals anders? Hatten die keine Angst, sich zu täuschen? . . . Wenn man sich danach sehnt, diese Welt für immer zu verlassen, wenn man so drauf ist, dann kann man doch gar keinen anderen lieben, außer den Tod.” Wie das zu lösen sein könnte, diese Beziehung von Liebe und Tod, zeigt der Schluss, der eine imaginäre Familie vereint, auf einem Kutter vor der Insel Sylt. FRITZ GÖTTLER
Tobias Elsäßer
Ab ins Paradies
Sauerländer 2007. 141 S., 12,90 Euro.
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Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Themen so groß wie das Leben findet Fritz Göttler in Tobias Elsäßers Jugendbuch: Die beiden Hauptfiguren, der sechzehnjährige Fabian, der sich auf den Weg macht, die Asche seines geliebten Opas ins Meer zu schütten und die ein Jahr ältere Alice, die er dabei zufällig trifft, sind auf der Flucht vor der Lieblosigkeit ihrer Eltern und auf der Suche nach den großen Fragen: Liebe und Tod, nicht weniger wird hier behandelt, fasst Göttler zusammen - und zwar mit manchmal gar zu vielen großen Gedanken. Lösen könne das Buch diese Fragen natürlich nicht. Aber nach der Lektüre von Göttlers Rezension bleibt der Eindruck, dass Elsäßer ein einfühlsames Buch über die Sorgen und Gedanken von Jugendlichen geschrieben hat.

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