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Produktdetails
  • Verlag: Nomos
  • Seitenzahl: 360
  • Abmessung: 230mm
  • Gewicht: 540g
  • ISBN-13: 9783789058684
  • ISBN-10: 3789058688
  • Artikelnr.: 20970599
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Der Erfolg des Grundgesetzes ist der Erfolg des Bundesverfassungsgerichts und er scheint, glaubt man Rolf Lamprecht, total. Der legt nämlich, so wenigstens der Rezensent Cornelius Simon, den "Feuereifer des republikanischen Barrikadenkämpfers" an den Tag und nimmt gar das Kruzifix- und das "Soldaten-sind-Mörder"-Urteil in Kauf, wenngleich ihm beide ebenso wie dem Rezensenten arg gegen den Strich zu gehen scheinen. Für jedes einzelne Grundrecht gibt es ein eigenes Beispiel, geschrieben ist das Buch, so Simon, in "unprätentiös-einfühlsamer, stets auf das Wesentliche bedachter Prosa".

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.11.2000

Feuereifer

GRUNDGESETZ. Es hat sich selbst mit einer wohlklingenden Ewigkeitsgarantie ausgestattet. Revolutionäre machen aber vor Verfassungen keinen Halt. Verfassungsrecht verhindert auch keine Unrechtsregime. Es sorgt noch nicht einmal für verläßliche Grundrechte. Eine gute Verfassung schafft vielmehr Identität und eröffnet damit erst die Voraussetzung für den eigenen Erfolg. Für den Bürger lohnt es sich daher, seine Konstitution zu hätscheln. Lamprecht tut dies mit dem Feuereifer des republikanischen Barrikadenkämpfers. Einen besseren Festredner hätte sich das Grundgesetz zu seinem fünfzigjährigen Jubiläum nicht wünschen können. Wer Grundgesetz sagt, meint nolens volens das Bundesverfassungsgericht. Ohne das Gericht - daran läßt Lamprecht keinen Zweifel - hätte es eine "Erfolgsgeschichte der Grundrechte" nicht gegeben. Das darf keine Gerichtsschelte vergessen. Abgehängte Kruzifixe richten sich nicht gegen Christen, sondern zielen auf die Gewissensfreiheit von Nichtchristen. Polizeilich geschützte Versammlungen verwirrter Nationalisten zielen auf die Demonstrationsfreiheit jedweder Opposition und die Nichtbestrafung primitiver "Soldaten sind Mörder"-Schreier auf die Meinungsfreiheit auch von Soldaten-Freunden. Mit Lamprecht merkt man schnell, daß scheinbar selbstverständliche Verfassungsfreiheiten nicht einfach da waren, sondern nur mit Hilfe mutiger Richter etabliert werden konnten. Noch heute schaudert einen, wenn man liest, daß ein entfesseltes Landgericht erst in Karlsruhe daran gehindert werden konnte, einem harmlosen Verlegenheitskriminellen zur Beurteilung seines Geisteszustandes Gehirn- und Rückenmarksflüssigkeit "vermittels einer langen Hohlnadel" zu entnehmen. Und auch, daß Strafgefangene die Grundrechte ungeschmälert genießen und diese nicht etwa insoweit "außer Kraft gesetzt sind, als es die durch den Strafvollzug bedingte Natur der Anstaltsverhältnisse zur logischen Folge" hat, ist ein zivilisatorischer Fortschritt, den sich das Gemeinwesen erst vom Bundesverfassungsgericht hat diktieren lassen. Lamprecht widmet sich seinem Thema anhand durchweg spannender, nicht selten fesselnder Beispiele - eines für jedes Grundrecht. Eine unprätentiös-einfühlsame, stets auf das Wesentliche bedachte Prosa hält den Leser bei der Stange. Wer sich einmal durch die gewichtigen Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts gekämpft hat, weiß, was das heißt. (Rolf Lamprecht: Vom Untertan zum Bürger. Die Erfolgsgeschichte der Grundrechte. Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 1999. 360 Seiten, 29,90 Mark.)

CORNELIUS SIMONS

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