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Produktdetails
  • Verlag: Hirmer
  • Seitenzahl: 187
  • Deutsch, Englisch
  • Abmessung: 24mm x 247mm x 293mm
  • Gewicht: 1484g
  • ISBN-13: 9783777486109
  • ISBN-10: 3777486108
  • Artikelnr.: 08551864
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.07.2000

Leere Welt
Die Leere ist alles. Auf der Veranda des Hôjô, des Haupthauses des Zentempels Daisen-in in Kyôto kann man es erfahren. „Weil die Welt von einer Seele leer ist und leer von allem, was zu einer Seele gehört, darum heißt es, ,leer ist die Welt‘. ” Was bleibt ist Kontemplation, die Betrachtung der Spuren der Harke im Flußkies, die zwei Hügelchen, der Sâla-Baum . . . Die Kunst der Betrachtung lehrt der Band von Hans Günter Wachtmann und Ingrid von Kruse über den Daisen-in, einen „Zen-Tempel des 16.  Jahrhunderts in Kyôto” (Hirmer Verlag, München 2000, 191 S. , 98 Mark).
Foto: Verlag
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.01.2001

Ferne

"Daisen-in - ein Zen-Tempel des sechzehnten Jahrhunderts in Kyoto" von Hans Günter Wachtmann (Text) und Ingrid von Kruse (Fotografien). Hirmer Verlag, München 2000. 191 Seiten, Text in deutscher und englischer Sprache, zahlreiche Abbildungen. Gebunden, 98 Mark. ISBN 3-7774-8610-8.

Manchmal ist es gut, wenn Leute Dinge nicht verstehen. Das gilt zum Beispiel für den Autor dieses Bildbands, der vor vielen Jahren zum ersten Mal den Zen-Tempel Daisen-in in Kyoto besuchte und nichts begriff. Er war trotzdem stark beeindruckt von diesem japanischen Nationalschatz und fortan von dem Wunsch beseelt, das "Sinngefüge" und Zusammenspiel dieses fast fünfhundert Jahre alten Gesamtkunstwerks aus Architektur, Malerei und Gartenästhetik zu durchschauen. Es ist ihm geglückt, und an seinem stillen Triumph läßt er den Leser mit diesem Buch teilhaben, das den Tempel gleichsam als deduzierende Miniatur benutzt, um eine Ahnung von der Kultur des alten Japan zu geben. Am eindrucksvollsten gelingt das bei der Beschreibung der Gärten wie dem berühmten, kaum mehr als hundert Quadratmeter großen Nordostgarten der kleinen Kloster-Eremitage, in dessen Steinen sich der Geist ganzer Religionen und Philosophien widerspiegelt. Der Autor entschlüsselt mit ebensoviel Enthusiasmus wie Präzision, die nichts mit Pedanterie zu tun hat, Sinn, Wesen und Komposition der Steine, erklärt ihre Symbolik, Ikonographie und Allegorie und lüftet die Geheimnisse des Schlafende-Kuh-Steins, Weiße-Wolke-Steins oder Heilige-Kraft-Steins, des Drachenkopfsteins, Wellenspritzersteins oder Wasserkoboldsteins. So wird aus dem Naturensemble ein sprechendes Gemälde, das um viele Zitate aus alten Gartenbaulehren und Werken der klassischen japanischen Literatur bereichert wird. Nicht weniger präzise und ernsthaft sind die Fotografien, die sich jeder Effekthascherei und jedes Manierismus enthalten. Doch obwohl sie in Nahaufnahmen die Oberflächentextur der Steine bis zu den feinsten Linien und Brüchen zeigen, ahnt man, daß kein Bild und kein Text mit der Wirkung des Originals konkurrieren kann. Etwas so Großartiges wie den "Ozean der Leerheit", eine in ebenmäßigen Wellenlinien geharkte Fläche aus weißem Flußkies mit zwei kleinen Kegeln inmitten des Nichts, will man jetzt unbedingt mit eigenen Augen sehen. Das ist der schönste Effekt dieses Bildbands. (str.)

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Als den "schönsten Effekt" dieses Bildbandes beschreibt die mit "str." unterzeichnende Rezensentin, dass man das fünfhundert Jahre alte Gesamtkunstwerk "aus Architektur, Malerei und Gartenästhetik" am Ende mit eigenen Augen sehen möchte. Beeindruckt hat sie zuvor geschildert, wie der Autor den Tempel "gleichsam als deduzierende Miniatur" benutzt, um "eine Ahnung" von der Kultur des alten Japan zu geben. Am Eindrucksvollsten muss ihm das bei der Beschreibung der Gärten gelungen sein, wo er "Sinn, Wesen und Komposition" der Steine entschlüssele, ihre "Symbolik, Ikonografie und Allegorie" erkläre. Auf diesem Weg würde aus dem "Naturensemble ein sprechendes Gemälde", dass um viele Zitate aus Gartenbaulehren und Werken der klassischen japanischen Literatur bereichert werde. Auch die Fotografien entsprechen nach Rezensentenauskunft dem hohen Standard dieses Buches.

© Perlentaucher Medien GmbH"