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In seinem multimedialen Projekt ONE STEP BEYOND - Wiederbegegnung mit der Mine berichtet Lukas Einsele über Landminen und ihre Opfer und bringt sie in ein sichtbares und nachvollziehbares Verhältnis zueinander. In Angola, Afghanistan, Bosnien und Kambodscha besuchte er Minenopfer und bat sie um einen Bericht vom Hergang des Unglücks sowie um eine Skizze des Unfallorts. Anschließend porträtierte er sie mit der Großbildkamera. Diesem persönlichen Zeugnis wird die Dokumentation einer Landmine gegenübergestellt, die den jeweiligen Unfall hätte verursachen können. Gerade die Zivilbevölkerung leidet…mehr

Produktbeschreibung
In seinem multimedialen Projekt ONE STEP BEYOND - Wiederbegegnung mit der Mine berichtet Lukas Einsele über Landminen und ihre Opfer und bringt sie in ein sichtbares und nachvollziehbares Verhältnis zueinander. In Angola, Afghanistan, Bosnien und Kambodscha besuchte er Minenopfer und bat sie um einen Bericht vom Hergang des Unglücks sowie um eine Skizze des Unfallorts. Anschließend porträtierte er sie mit der Großbildkamera. Diesem persönlichen Zeugnis wird die Dokumentation einer Landmine gegenübergestellt, die den jeweiligen Unfall hätte verursachen können. Gerade die Zivilbevölkerung leidet noch lange nach Kriegsende unter der Bedrohung durch Landminen.Durch die Autorenbeiträge wird das Thema um politisch-philosophische ebenso wie medizinische und humanitäre Aspekte erweitert. Weitere Themenschwerpunkte der beiden aufschlussreichen Bände sind Minenräumungen, Minenaufklärung und Rehabilitationsprojekte.
Autorenporträt
Catherine David war u. a. künstlerische Leiterin der »documenta X«, 1997, und des »Witte de With« in Rotterdam. Sie ist Kuratorin der Lyons-Biennale 2009.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.12.2005

Nur ein Schritt
Der Darmstädter Fotograf Lukas Einsele und sein Landminen-Projekt / Buchedition

"Plötzlich fühlte ich mich, als würde ich fliegen. Und gleich darauf stürzte ich." So beschreibt Rosa Mufuca den Moment, als sie in Angola auf eine Landmine trat und dabei ihren rechten Unterschenkel verlor. "One Step Beyond - Wiederbegegnung mit der Mine" heißt das Projekt des Darmstädter Fotografen Lukas Einsele, der seit Sommer 2001 in die am stärksten verminten Länder der Erde, nach Angola, Afghanistan, Bosnien und Kambodscha, gereist ist, um sich vor Ort auf künstlerische Weise dem Schicksal von Minenopfern zu nähern. In diesem Jahr nun hat Einsele ein Buch vorgelegt, das die Ergebnisse seiner Arbeit zusammenfaßt. Wie er jüngst bei einer Präsentation im Frankfurter Kunstverein erläuterte, ließ er Betroffene den Hergang ihres Unglücks schildern und die Topographie des Vorfalls aufzeichnen. Anschließend porträtierte er sie mit einer Großbildkamera. "Im Gegenzug überlasse ich ihnen eine Polaroidkopie ihres Bildes. So führe ich die Begegnungen zu einem Abschluß", erklärt er seine Vorgehensweise.

Einseles Projekt vermeidet jeglichen Voyeurismus. Große Ernsthaftigkeit und formale Disziplin sprechen aus Fotografien und Texten. Der Betrachter blickt in nachdenkliche, ausdrucksstarke Gesichter. Es gibt kein gestelltes Lächeln, keine künstliche Dramatisierung. Dennoch strahlen viele Bilder Zuversicht aus, Gelassenheit und Selbstbewußtsein. "Die Menschen sollten sich auf den Fotografien gefallen", sagt Einsele. Einige seien sogar extra zum Friseur gegangen. "Manchmal wollte sich das ganze Dorf porträtieren lassen", erinnert sich der Fotograf. Für die Gespräche habe er die Dolmetscher, mit denen er arbeitete, gründlich vorbereitet. Auch habe er sich bemüht, bei der Übersetzung die jeweilige Erzählcharakteristik zu erhalten. "Das war bei den vielen Dialekten oftmals schwierig." Teilweise hätten sich die Übersetzer auch aus Angst gescheut, politisch Verantwortliche zu nennen, von denen die Opfer berichteten.

Die Anordnung der Beiträge im Buch folgt einer virtuellen Landkarte. Sie treten an ähnlich unerwarteten Stellen auf wie die Sprengkörper im Leben der Porträtierten. Um Opfer und Minen in ein nachvollziehbares Verhältnis zueinander zu setzen, wie Einsele programmatisch formuliert, enthält der Band eine ganze Reihe weiterer Texte und Bilder, die über Hintergründe informieren. Frank Masches Überblick über Historie und Funktionsweise von Minen beschreibt detailliert die verschiedenen Minentypen und ihre Einsatzfelder. Thomas Küchenmeister erläutert in seinem Beitrag die Geschichte des Ottawa-Abkommens - der Unterzeichner Bundesrepublik Deutschland erscheint hier in einem fragwürdigen Licht: Immerhin habe Deutschland trotz der Verzichtserklärung im Jahr 2003 etwa 2500 Antipersonenminen gelagert.

Am aussagekräftigsten unter den flankierenden Materialien sind extrem hochauflösende Farbfotografien Einseles. Abbildungen von riesigen Minenfeldern mit rotweißen Gefahrenmarkierungen lassen die Sisyphusarbeit der Minensuche erahnen. Fußballmannschaften und Kaffeerunden mit Prothesenträgern, Räumkommandos und Minenpläne führen die vielschichtigen Folgen der Verminung vor Augen, die keinen Lebensbereich aussparen. Besonders bizarr und zugleich ein wenig hoffnungsvoll wirkt die Aufnahme eines Puppentheaters aus Bosnien-Hercegovina. Als Gemüse getarnte Minen mit scharfen Zähnen und dicken Augenbrauen wollen hier Kinder zur Wachsamkeit erziehen.

ROMAN WEIGAND

One Step Beyond - Wiederbegegnung mit der Mine, ein Projekt von Lukas Einsele, herausgegeben von Catherine David und Witte de With, Center for Contemporary Art Rotterdam, Hatje-Cantz-Verlag, Ostfildern 2005, 29,80 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

"Auf die Spur der bitteren Wahrheit der Kriegs- und Industriepolitik unserer Welt" führt Lukas Einseles Foto-Dokumentation über Landminen und ihre Opfer in Ländern wie Afghanistan, Bosnien-Herzegowina oder Kambodscha. Rezensentin Brigitte Werneburg sieht darin eine Kunst, die aufklärt, sich engagiert und ein Problem benennt. Die Aufnahmen rufen bei ihr den Eindruck wach, der Künstler porträtiere im Katalog die Menschen nicht als Opfer, sondern als Persönlichkeiten, die als Versehrte den "Krieg immer wieder in das zivile Leben tragen". Die Interviews der Betroffenen, die hierzu ins Deutsche und Englische übersetzt wurden, tragen ihren Teil dazu bei, wie auch die Aufnahmen von den Minen selbst, die als stumme Zeugen mit dokumentiert werden.

© Perlentaucher Medien GmbH