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Die zahlreichen Heiligen Kölns und die noch zahlreicheren Reliquien waren einst der kostbarste Besitz der Stadt. Ihnen verdankt die Stadt ihre herausragende Bedeutung im Mittelalter. Der Bildband beschreibt die Kölner Heiligen- und Reliquienkultur in ihrer Verflochtenheit von Geschichte, Legende und Kunst.
Auf den Spuren der Kölner Kunst-, Kultur und Religionsgeschichte führt der Autor einen imaginären Pilger zu den kargen Knochen und kostbaren Gefäßen in den mittelalterlichen Kirchen und Klöstern Kölns. Im zweiten Teil des Buches begibt sich der Autor auf eine Reise durch ganz Europa zu
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Produktbeschreibung
Die zahlreichen Heiligen Kölns und die noch zahlreicheren Reliquien waren einst der kostbarste Besitz der Stadt. Ihnen verdankt die Stadt ihre herausragende Bedeutung im Mittelalter. Der Bildband beschreibt die Kölner Heiligen- und Reliquienkultur in ihrer Verflochtenheit von Geschichte, Legende und Kunst.

Auf den Spuren der Kölner Kunst-, Kultur und Religionsgeschichte führt der Autor einen imaginären Pilger zu den kargen Knochen und kostbaren Gefäßen in den mittelalterlichen Kirchen und Klöstern Kölns. Im zweiten Teil des Buches begibt sich der Autor auf eine Reise durch ganz Europa zu den Reliquien, die vor Jahrhunderten feierlich Köln verlassen haben. Das "tote Gebein", wie Luther es nannte, schuf an unzähligen Stätten des Kontinents lebendige Beziehungen zu Köln und seiner großen Geschichte.

Die Frage der Echtheit der Reliquien ist heute obsolet. Daher richtet der Autor das Augenmerk auf die Mentalitäts- und Frömmigkeitsgeschichte der Menschen, die die kargen Knochen für wertvoller erachteten als Gold und Edelsteine.
Autorenporträt
Professor Dr. Anton Legner, geb. 1928, von 1970 bis 1990 Direktor des Schnütgen-Museums in Köln.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.03.2003

Der Himmel über Köln
Ein Jahrtausend Reliquienkultur: Heilige und Heiligtümer in einem prächtigen Bildband
Es riecht nach Gruft und Weihrauch und ein bisschen nach frommem Heidentum. Jedem wie ein’ feste Burg dastehenden Protestanten kann schon mulmig werden, wenn er „Ein Jahrtausend europäischer Reliquienkultur” betrachtet, das der von 1970 bis 1990 amtierende Direktor des Kölner Schnütgen-Museums, Anton Legner, in einer umfassenden Studie rekapituliert. „Kölner Heilige und Heiligtümer” – so der Titel des reich bebilderten Bandes – haben die Stadt zum zweiten Rom werden lassen. Colonia Sancta, ausgezeichnet vor den anderen Gemeinden der Christenheit, zumal gleich alt wie die Mutter Gottes Maria. Freue Dich, Agrippina! Die Heiligen, begriffen als lapides vivi, lebende Steine, bauten das Neue Jerusalem am Rhein.
Splendor et stupor mundi, die sich in den Kleinoden als Allianz von sakraler Kunst und Kult zeigen, sind von überwältigender Pracht: in Altären, Schreinen und Monstranzen, in Gräbern und Thronen, Schmuckkästen und Reliquiaren verschiedenster Form. Obschon „Glanz und Staunen” eigentlich nicht von dieser Welt sind. Sie gehören dem Jenseits. Denn „nicht um zeitlichen Gewinnes willen, sondern aus wahrer Frömmigkeit”, so damals ein Mönch, ward gesammelt: um der Reinheit hüben und der ewigen Ruhe drüben. Obschon weltlich Materielles seine Rolle spielte. Ob Legende oder echt: Als Handelsware und Gegenstand auch von Schacherei und Betrug waren die Reliquien Teil mittelalterlicher Lebenswirklichkeit in einer kuriosen Vermengung von Realität und Spiritualität. Mithin Beleg einer Mentalitätsgeschichte, politisch, sozial und ökonomisch. Stifter, Wallfahrer, Handwerker und Künstler sorgten anhaltend für Bewegung.
Köln hat seine Reliquien, die Approbation durch den Pontifex in Rom benötigten und um die häufig (und nicht erst seit der Reformation) Auseinandersetzungen geführt wurden, teils aus der eigenen Erde geborgen. Es gab regelrechte „Grabungskampagnen”, etwa um den Heiligen Gereon. Die meisten Objekte wurden indes von Bischöfen, Äbten, Kreuzherren oder kaiserlichen Räten hergebracht. Ziemlicher Verkehr herrschte mit den pignora sanctorum, den Unterpfändern des Glaubens – ob Knochen, Haare, Zähne, Finger, ein Tropfen Marienmilch gar und allerlei Utensilien. Darunter die prominenten Gebeine der Heiligen Drei Könige, die Reinald von Dassel besorgt hatte, Holz vom Kreuz des Herrn, der Petrusstab oder die später verschollene Tunika des Christkindes. Die wundertätigen Kostbarkeiten wurden auch verschenkt. Wobei ihnen der Ortswechsel nicht immer gut tat und sich die Heiligen über falsche Aufnahme gekränkt fühlten.
Die Straße des Glaubens legte sich wie ein Netz über Europas Landkarte. Legners „Heiltumsführer”, der neben dem Hohen Dom weitere 26 Kölner Kirchen auflistet, verfolgt den Weg des Gnadenschatzes ins Rheinland, nach Westfalen und ins Süddeutsche, nach Belgien und Frankreich und bis Chur und Basel, Sevilla und Burgos. Geradezu ein Exportschlager war offenbar die Heilige Ursula mit ihren sagenhaften Elftausend Jungfrauen, die das Märtyrer-Schicksal erlitten.
Der Tod hatte ein feierliches Gesicht, wohl auch, weil er nicht das Ende bedeutete, sondern eine Verheißung darstellte. Man muss schon Inszenierung nennen, wenn und wie Prozessionen in der Stadt einen danse macabre eigener Art aufführten und die Reliquien in den Gotteshäusern Platz fanden. Oft füllen sie ganze Regale und Kammern, sind in Skulpturen, Büsten, Statuen, Masken verschlossen oder, zerlegt bis in Partikel, umhüllt von Bergkristallgefäßen, die Einsehbarkeit gewähren. Von „blinder Abgötterei” sprach 1791 der Naturforscher und aufgeklärte Weltreisende Georg Forster und meinte, „dass die Kölner sich auf diese Heiligkeit todtschlagen lassen”. Das heutige Auge würde eher vom Juwelengefunkel geblendet.
ANDREAS WILINK
Anton Legner, Kölner Heilige und Heiligtümer, Greven Verlag Köln, 2003, 508 Seiten mit 335 Abbildungen, 64 Euro.
Sakraler Exportschlager: Reliquienschrein der Hl. Ursula, Hans Memling, 1489, Brügge, Sint-Janshospitaal.
Foto: Verlag
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.06.2003

Die Milch der Mutter Gottes

Den Namen der "Sancta Colonia", aus dem Latein der Kirche durchdekliniert bis in den kölschen Dialekt ("et hillije Kölle"), führt Köln vor allem wegen seiner zahllosen Reliquien. Kölns wie Deutschlands führende Touristenattraktion, der gotische Dom, verdankt die Existenz dem Schrein mit den Gebeinen der Heiligen Drei Könige, deren Authentizität nicht erst seit Umberto Ecos "Baudolino" mild belächelt wird. Mit Empirie ist den Reliquien wie sogenannten Fälschungen nur selten beizukommen, es sei denn, ein Gebein entpuppte sich im teuflischen Gestank als Pferdeknochen. Was wäre selbst ein genetischer Fingerabdruck gegen mehr als tausendjährige Verehrung von kostbar konservierten Mänteln, Kinderfüßen, Kreuzpartikeln, Hirnschalen und Spuren von Mariens Muttermilch? Professor Anton Legner, zwanzig Jahre lang Direktor des Kölner Schnütgen-Museums für sakrale Kunst, stellt seine umfassende Betrachtung der Kölner Heiligen und Heiligtümer auf das methodisch höchst solide Fundament der Mentalitäts- und Wirkungsgeschichte im weitesten Sinn. Der "Kölner Reliquienkultur" ist demgemäß der erste Teil der Darstellung gewidmet. In zwei gegenläufigen Denkbewegungen, als Pilgerrouten aufgefaßt, geleitet er den Leser sodann zu den in der Stadt verehrten "Heiltümern", die vielfach von weit her gekommen waren, und sucht Stadtkölner Reliquien umgekehrt auch extra muros auf, im Umland am Rhein wie in entfernteren Ländern Europas. Entstanden ist dabei, was Blickwinkel und Fülle der dokumentierten Objekte anbetrifft, ein Referenzwerk von erheblichem Gewicht - auch auf der Waage, die es mitsamt dem säkularen Reliquiar eines stabilen Pappschubers mit etwa drei Kilogramm belastet. Die reiche, durchweg farbige Bebilderung erinnert hie und da, nicht zufällig, an Ausstellungskataloge, wenn nicht sogar an fotografische Belege für Versicherungsgesellschaften. Doch selbst dieser Eindruck, der als Einwand kleinlich wäre, paßt auf wundersame Weise zu dem unfaßlichen Reichtum jener "Heiltümer" aus und in Köln, der nach einem früh gebrauchten Topos den ihrer goldenen und edelsteinverzierten Schreine und Reliquiare weitaus übertrifft.

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"Kölner Heilige und Heiligtümer. Ein Jahrtausend europäischer Reliquienkultur" von Anton Legner. Greven Verlag, Köln 2003. 506 Seiten, durchgängig farbig bebildert. Gebunden mit Schutzumschlag im Schuber, 64 Euro ISBN 3-7743-0335-5.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Der Rezensent mit dem Kürzel "mbe" ist beeindruckt von diesem Buch, dass sich dem Thema Reliquien auf eine sinnvolle Art und Weise nähere: statt das Thema empirisch zu analysieren, so der Rezensent, steht Anton Legners Betrachtung auf dem "methodisch höchst soliden Fundament der Mentalitäts- und Wirkungsgeschichte". Der Band sei ein umfangreiches Referenzwerk, denn Köln besitze so viele Reliquien inner- und außerhalb seiner Stadtgrenzen, dass es selbst seinen von 'Santa Colonia' abgeleiteten Namen diesem Umstand verdankt - von den Touristenströmen ganz zu schweigen. Davon vermittele dieses Buch ein lebendiges Bild, "die reiche, durchweg farbige Bebilderung erinnert hie und da, nicht zufällig, an Ausstellungskataloge", so der Eindruck des Rezensenten.

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