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Mafia & Co. - Das Global Buisiness des Verbrechens. Das organisierte Verbrechen ist einer der ältesten und größten Wirtschaftszeige der Welt. Dieses Buch gibt erstmals einen Gesamtüberblick über die blutige Geschichte, die weitverzweigten Strukturen, die mächtigen Organisationen und Schlüsselfiguren in diesem Global Business. Dabei gibt uns der Autor auch einen Einblick in viele historische und aktuelle Details.

Produktbeschreibung
Mafia & Co. - Das Global Buisiness des Verbrechens. Das organisierte Verbrechen ist einer der ältesten und größten Wirtschaftszeige der Welt. Dieses Buch gibt erstmals einen Gesamtüberblick über die blutige Geschichte, die weitverzweigten Strukturen, die mächtigen Organisationen und Schlüsselfiguren in diesem Global Business. Dabei gibt uns der Autor auch einen Einblick in viele historische und aktuelle Details.
Autorenporträt
Der britische Journalist David Southwell recherchiert und publiziert seit über 15 Jahren zu den Themengebieten Verschwörungstheorien und organisiertes Verbrechen im 20. und 21. Jahrhundert. Durch seine politische Tätigkeit als Lobbyist arbeitet er seit über sechs Jahren eng mit Scotland Yard und den biritsche Sicherheitsdiensten zusammen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.05.2007

Waschungen und Gelübde
Von Spam-Mails bis Zwangsprostitution: David Southwells umfassendes Buch über das organisierte Verbrechen
Jedes Verbrechen ist ein Spiegel der Wirklichkeit, die es hervorbringt. Im Kleinen erzählt es etwas über den Zustand einer Gesellschaft, über die Familie, das Zusammenleben von Menschen, über Moralvorstellungen. Im Großen, der organisierten Kriminalität, sagt es etwas über die Welt aus, über Globalisierung, Politik und Terrorismus. Die russische Mafia, die Organisazija, etwa hat sich am geschicktesten die Verwerfungen der Weltordnung zunutze gemacht. Nach dem Zerfall der Sowjetunion konnte sie sich nicht nur in der verarmten russischen Bevölkerung gewaltige Netzwerke an korrupten Politikern und Beamten aufbauen, sie hat in den ehemaligen Sowjetrepubliken auch schneller Fuß gefasst als ehedem der Kommunismus. Seither ist sie so etwas wie ein Global Player. Einem Weltkonzern gleich unterhält die Organisazija Allianzen über die Landesgrenzen hinweg, mit den chinesischen Triaden genauso wie mit kolumbianischen Drogenkartellen.
Indes haben sich nigerianische Banden am kreativsten das Medium Internet zu eigen gemacht. Nach einer speziellen Schulung schwärmen ihre Mitglieder, die so genannten „Yahoo-Yahoo-Boys”, in Internet-Cafés aus und verschicken ihre betrügerischen Spam-Mails über vermeintliche Gewinne oder Erbschaften in die ganze Welt. Verbrecherorganisationen wie in Irland oder Tschetschenien wiederum sind eng mit jenen Widerstandsbewegungen verwoben, aus denen im Lauf der Zeit Terrornetzwerke hervorgegangen sind. Terrorismus muss schließlich finanziert werden. Auch al-Qaida verlegte sich bald auf Waffenschmuggel, Heroinhandel oder DVD-Piraterie, ihr Vermögen wird inzwischen auf fünf Milliarden Dollar geschätzt.
Bis heute umweht ein Hauch von Mysterium das organisierte Verbrechen. Man denkt an Gangster im Nadelstreif, an Rotlicht und an Drogen, und alles hat irgendwie „mit der Mafia” zu tun. Der britische Journalist David Southwell hat sich nun an einer Systematisierung des Phänomens versucht. Seine „Geschichte des organisierten Verbrechens” ist nach Ländern gegliedert, beginnend mit der italienischen Mafia und ihren regionalen Erscheinungsformen, der Camorra, ’Ndrangheta oder Mala del Brenta. Von Italien geht es dann weiter nach Amerika, wo sich das organisierte Verbrechen keineswegs auf Personen wie Al Capone oder Lucky Luciano reduzieren lässt, sondern auch Banden wie das „Chicago Outfit” und sehr viele verschiedene Clans mit italienischen Namen umfasst. Ganz zu schweigen von den diversen Motorradgangs oder Gefängnisbanden. Gerade in den vergangenen Jahrzehnten haben sich in amerikanischen Haftanstalten zahlreiche Organisationen gegründet, die antisemitische „Aryan Brotherhood”, spezialisiert auf Auftragsmorde und Waffengeschäfte, genauso wie die „Black Guerilla Family”, die, ursprünglich beflügelt von der Black-Panther-Bewegung, nur Mitglieder mit schwarzer Hautfarbe aufnimmt.
Weitere Kapitel sind der organisierten Kriminalität in Asien gewidmet, den chinesischen Triaden und der japanischen Yakuza. Es sind dies die interessantesten Teile des Buches, weil sie davon erzählen, wie die strengen Reglements asiatischer Gesellschaften in Verbrecherorganisationen ihre Entsprechung finden. Allein das Aufnahmeritual bei den chinesischen Triaden dauert drei Tage. Die Mitglieder müssen sich Waschungen und religiös inspirierten Zeremonien unterziehen und am Ende 36 verschiedene Gelübde ablegen. Die Geschichte der Triaden ist zudem eine Geschichte der Kolonialisierung. Als die Briten Mitte des 19. Jahrhunderts China dazu zwangen, Opium zu importieren, schafften sie den Triaden ein gutes Auskommen und legten nicht zuletzt den Grundstein für den globalen Drogenhandel. Southwell zitiert den Harvard-Historiker John K. Fairbank, der den Opiumhandel in China einmal als „das am längsten aufrechterhaltene systematische internationale Verbrechen der Neuzeit” bezeichnete. Ein interessantes Detail aus Asien ist auch der Ursprung vietnamesischer Banden, die etwa in Deutschland den Schwarzmarkt für Zigaretten kontrollieren: Sie mischten sich in den siebziger Jahren unter die vietnamesischen „Boat People” oder rekrutierten in Flüchtlingslagern junge Männer, die auf der Flucht über das Meer ihre Eltern verloren hatten.
Southwell widmet sich in seinem Buch jedem noch so kleinen Verbrechersyndikat. Dazwischen ist immer wieder ein Informationshäppchen eingeschoben, eine Seite über Geldwäsche, Prostitution oder illegales Glücksspiel. Southwells lexikalischer Ehrgeiz führt allerdings dazu, dass man irgendwann den Überblick verliert und sich in einer Unzahl von Namen und Ereignissen verheddert. Vieles ist auch recht oberflächlich abgehandelt. Zu Indien fällt Southwell nur der Unterweltboss Dawood Ibrahim ein, der Sohn eines Polizeibeamten, der in seiner Heimat nicht nur scharenweise Fans hat, sondern auch in mehreren Bollywood-Filmen verewigt wurde. Die Rolle, die die organisierte Kriminalität in Indien bei der Planung von nationalistisch motivierten Anschlägen gespielt hat, ist Southwell dagegen nur eine kurze Erwähnung wert. Bernardo Provenzano schließlich, der sizilianische Capo dei Capi, ist bei David Southwell noch immer ein Phantom, obwohl Provenzano im vergangenen Jahr in einer Hirtenhütte in Corleone aufgespürt wurde und seither in Haft sitzt.
Zudem lässt die „Geschichte des organisierten Verbrechens” jegliche Nachweise von Zitaten und Quellenangaben vermissen, und über Southwells Arbeitsweise hätte man ebenfalls gerne mehr gelesen. Immerhin war der Autor eine Zeit lang Lobbyist mit guten Kontakten zur Politik und arbeitet seit einigen Jahren mit Scotland Yard und britischen Sicherheitsdiensten zusammen. Nur in der Danksagung findet sich ein kryptischer Hinweis auf „Gesprächspartner von der Organisazija, der Mala del Brenta, dem Vozdovac-Clan und der 14K-Triade”.
Am Ende kann sich auch David Southwell, 1971 geboren, nicht ganz freimachen von jenem romantisierenden Mafiabild, wie es spätestens seit dem „Paten” im globalen Gedächtnis eingeprägt ist (und an dem sich nicht zuletzt viele Mafiosi selbst orientieren). Der Bildteil ist durchwegs mythenumwobenen Figuren gewidmet, Al Capone, Lucky Luciano und vielen anderen teuer angezogenen Männern mit Zigarre und Borsalino. Die letzten Kapitel gelten den schillerndsten Freunden diverser Organisationen. Frank Sinatra etwa und seinem Mentor von der Cosa Nostra, der Knebelverträge seines Schützlings schon mal mit dem Revolver auflöste – eine vielzitierte Anekdote, die auch in Mario Puzos Roman „Der Pate” Eingang fand. Zum Entstehen und zu den Mechanismen von organisierter Kriminalität hat Southwell nicht besonders viel zu sagen. Im Vorwort finden sich nur ein paar platte Sätze darüber, dass „Entbehrung, Hunger und Elend seit jeher die Hauptursache und Antriebsfeder für kriminelle Aktivität” waren.
Eines lässt sich aus Southwells Zusammenschau aber allemal ableiten: Dass es kriminellen Organisationen, so unterschiedlich sie in ihren regionalen Ausprägungen auch sein mögen, immer darum geht, alle Bereiche des Lebens zu durchsetzen. Ob sie nun illegal Müll entsorgen wie die sizilianische Mafia, Konzernen Schutzgeld dafür abnehmen, dass Aktionärsversammlungen nicht gestört werden, wie die japanische Yakuza, oder ob Banden das einzige Auffangbecken für sozial Schwache sind wie in vielen Ländern Afrikas – stets ist das organisierte Verbrechen einer Gesellschaft näher, als diese es gerne wahrhaben möchte. VERENA MAYER
DAVID SOUTHWELL: Geschichte des organisierten Verbrechens. Übersetzt von Gundula Müller-Wallraff. Fackelträger Verlag, Köln 2007. 385 S., 22,95 Euro.
Stets ist das organisierte Verbrechen einer Gesellschaft näher, als diese es gerne wahrhaben möchte.
Heller Mantel, dunkle Geschäfte: Robert de Niro als Al Capone in Brian de Palmas Film „The Untouchables” (1986) Foto: defd/Kinoarchiv
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Durchwachsen scheint Rezensentin Verena Mayer dieses Buch über das organisierte Verbrechen von David Southwell. Positiv beurteilt sie die Systematisierungsleistung des umfangreichen Werks, das - Land für Land - jedes noch so kleine Syndikat behandelt. Außerdem führt das Buch für sie eindrücklich die enorme Vielseitigkeit des organisierten Verbrechens vor Augen, das von Spam-Mails über Drogenhandel und Müllentsorgung bis zur Zwangsprostitution keinen Lebensbereich auslässt. Spannend findet sie vor allem die Ausführungen über die organisierte Kriminalität in Asien, insbesondere die chinesischen Triaden und die japanischen Yakuza, die verdeutlichen, wie die strengen Reglements asiatischer Gesellschaften in Verbrecherorganisationen ihre Entsprechung finden. Durchaus kritisch sieht Mayer den "lexikalischen Ehrgeiz" des Autors, der immer wieder zu Unübersichtlichkeit führt. Zudem hält sie ihm vor, viele Themen nur oberflächlich zu behandeln und sich letztlich nicht wirklich von einem "romantisierenden Mafiabild" nach Vorbild des "Paten" freimachen zu können. Schließlich vermisst sie bei dem Werk die Nachweise von Zitaten und Quellenangaben.

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