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Kulturkritiker beklagen Säkularisierung, Moralverfall, Erinnerungsverluste und Gefährdungen demokratischer Selbstbestimmung durch Expertenherrschaft. Diese Klagen sind nicht grundlos. Wichtiger und interessanter sind gegenläufige Tendenzen. Just die Lebensvorzüge der modernen Zivilisation verschaffen denjenigen Lebensproblemen, auf die sich vernünftigerweise einzig religiös antworten lässt, zusätzliche Aufdringlichkeit. Sogar als politischer Faktor ist die Religion wieder präsent - auch im Westen. Je freier wir leben, umso wichtiger wird die Moral, und nicht zuletzt die Folgen misslingender…mehr

Produktbeschreibung
Kulturkritiker beklagen Säkularisierung, Moralverfall, Erinnerungsverluste und Gefährdungen demokratischer Selbstbestimmung durch Expertenherrschaft. Diese Klagen sind nicht grundlos. Wichtiger und interessanter sind gegenläufige Tendenzen. Just die Lebensvorzüge der modernen Zivilisation verschaffen denjenigen Lebensproblemen, auf die sich vernünftigerweise einzig religiös antworten lässt, zusätzliche Aufdringlichkeit. Sogar als politischer Faktor ist die Religion wieder präsent - auch im Westen. Je freier wir leben, umso wichtiger wird die Moral, und nicht zuletzt die Folgen misslingender moralischer Selbstbestimmung machen das sichtbar. Die Grundsätze der Moral erfreuen sich unwidersprechlicher öffentlicher Geltung, und gelegentlich verführt uns heute moralisierender Übereifer zu Gewissensaufrufen, wo es, statt an gutem Willen, an Sachkunde und technischer Könnerschaft mangelt. Die Dynamik der modernen Zivilisation entfernt uns von unseren Herkunftswelten. Umso intensiver wird
unser Interesse, Vergangenheit gegenwärtig zu halten. Die historische Kultur erblüht fortschrittsabhängig, und noch in den Dauerklagen über Erinnerungsverluste spiegelt sich das. Je moderner wir leben, umso abhängiger werden wir vom Wissen der Fachleute und von der Könnerschaft der Experten. Umso entschiedener beharren wir zugleich auf Selbstbestimmung der Zwecke, für die die Experten uns gut zu sein haben. Politisch begünstigen entsprechend Modernisierungsprozesse die Demokratie, ja erzwingen sie, und sogar für die Institutionen direkter Demokratie gilt das.
Autorenporträt
Hermann Lübbe, geboren 1926, ist em. Professor für Philosophie und Politische Theorie an der Universität Zürich. Er lehrte an vielen Universitäten des In und Auslands, war Präsident der Deutschen Gesellschaft für Philosophie und von 1966-1970 Staatssekretär in Düsseldorf
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Durchaus wohlwollend hat Rezensent Paul Nolte das neue Buch von Hermann Lübbe aufgenommen. Der als "neokonservativ" oder zumindest "wertkonservativ" geltende Philosoph stand laut Nolte vor zwanzig Jahren oft im Mittelpunkt öffentlicher Kontroversen, wobei insbesondere Jürgen Habermas als Hauptgegner fungierte. Im Vordergrund seines neuen Buches sieht Nolte eine skeptische Theorie von Moderne und Aufklärung. Lübbe frage nach den unvermeidlichen Kosten des Fortschritts und danach, wie die Menschen die Dynamisierung der modernen Welt aushalten und kompensieren können. Das Fragezeichen, das der Philosoph hinter Fortschritt, Aufklärung und Modernisierung setze, bilde auch bei seiner Beschäftigung mit den Themen Religion, Geschichtssinn und Direkter Demokratie den rote Faden. Insgesamt findet Nolte die Schlussfolgerungen des Philosophen "höchst interessant"; sie folgten keineswegs Klischees konservativer Modernekritik. "Auf jeden Fall muss man ihn kennen", resümiert Nolte im Blick auf Lübbes Skepsis gegen über der Moderne, "um solche Grundfragen diskutieren zu können."

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