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Die Kulturtechnik des Schreibens ist eine komplexe Tätigkeit, die verschiedene Elemente voraussetzt. Die Literaturwissenschaft hat sich bislang weitgehend darauf beschränkt, die Geschichte des Schreibens aus der Perspektive seiner Semantik vornehmlich als Geschichte der Literatur, der Rhetorik und der Poetik zu behandeln. Schreiben aber setzt sich neben der Sprache (der Semantik des Schreibens) unabdingbar aus zwei weiteren Elementen zusammen: Um die in der Sprache formulierten Gedanken festhalten zu können, braucht man Schreibwerkzeuge, eine Technologie (die Instrumentalität des Schreibens),…mehr

Produktbeschreibung
Die Kulturtechnik des Schreibens ist eine komplexe Tätigkeit, die verschiedene Elemente voraussetzt. Die Literaturwissenschaft hat sich bislang weitgehend darauf beschränkt, die Geschichte des Schreibens aus der Perspektive seiner Semantik vornehmlich als Geschichte der Literatur, der Rhetorik und der Poetik zu behandeln. Schreiben aber setzt sich neben der Sprache (der Semantik des Schreibens) unabdingbar aus zwei weiteren Elementen zusammen: Um die in der Sprache formulierten Gedanken festhalten zu können, braucht man Schreibwerkzeuge, eine Technologie (die Instrumentalität des Schreibens), deren Benützung spezifische Gesten, d. h. ein Training voraussetzt (die Körperlichkeit des Schreibens). Die drei sich gegenseitig bedingenden Elemente Instrumentalität, Körperlichkeit und Semantik bilden gemeinsam eine Szene, auf der sich alle drei als Quelle möglicher Widerstände darstellen können, die im Schreiben überwunden werden müssen. Diese 'Schreibszene' stellt die Frage nach ihrem Rahmen, ihren Rollenverteilungen und zuschreibungen und ihrer Regie. Alle Beiträge zu diesem Sammelband dokumentieren, dass erst dieser umfassende Begriff des Schreibens in eine neue Dimension des Denkraums Literatur vorstößt: Ihre Experimentier- und Entdeckungsfreudigkeit besteht nicht zuletzt darin, sich an den Voraussetzungen des eigenen Schreibens aufzuhalten, diese zu thematisieren, zu reflektieren und zu problematisieren. Aus dem Inhalt MARTIN STINGELIN 'Schreiben'. Einleitung MICHAEL STOLZ "Ine kan decheinen buochstap". Bedingungen vorneuzeitlichen Schreibens am Beispiel der Überlieferung von Wolframs Parzival RÜDIGER CAMPE Das datierte Gedicht. Gelegenheiten des Schreibens in der Lyrik der Frühmoderne HEINRICH BOSSE "Wie schreibt man Madam?" Lenz, Die Soldaten I/1 DAVIDE GIURIATO Johann Friedrich Oberlin und Herr L. ALFRED MESSERLI Schreiben im Feld JÜRGEN LINK Der Vorhang. Das Symptom einer generativ-poetischen Aporie in der goethezeitlichen Schreiburszene RALF SIMON Das Universum des Schreibens in Kuhschnappel (Jean Paul, Siebenkäs - Roman Jakobson) UWE WIRTH Die SchreibSzene als EditionsSzene. Handschrift und Buchdruck in Jean Pauls Leben Fibel WOLFRAM GRODDECK "Ebenbild" und "Narben". Poetische Revision beim späten Hölderlin und der Ort der Handschrift CORI MACKRODT Wüste - Kleeblatt - Abgrund. Schriftorte und Schreiborte in Hölderlins Der Einzige SANDRO ZANETTI Doppelter Adressenwechsel. Heinrich von Kleists Schreiben in den Jahren 1800 bis 1803 REIMAR KLEIN "Unverstanden in der weiten Schöpfung". Wilhelm Müllers schreibende Wanderer MARIANNE SCHULLER "...da wars immer als wär einer hinter mir der mirs einflüstre...". Schreibszenen in Bettine von Arnims Günderode-Buch ROLAND REUß Handschrift in Druckschrift. Zur Diskussion des Verhältnisses von Kalligraphie und Typographie bei Paul Renner, Gerrit Noordzij und Stanley Morison
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Überzeugend findet Rezensent Malte Kleinwort diesen von Martin Stingelin, Davide Giuriato und Sandro Zanetti herausgegeben Band über "Schreibszenen im Zeitalter der Manuskripte". Im Zentrum sieht er die Frage nach der technischen und handwerklichen Seite des Schreibens. Besonders instruktiv scheint ihm hier Michael Stolzls Aufsatz über den mittelalterlichen "Schreibakt". Indem Stolzl diesen als Teil eines vielgestaltigen "Arbeitsprozesses" vorstellt, würden traditionelle Vorstellungen von Text, Autor und Werk problematisiert. Eine Stoßrichtung, die nach Ansicht Kleinworts die meisten anderen Beiträge bestimmt. Er bescheinigt den Aufsätzen durchgehend eine hohe Qualität und unterstreicht insbesondere ihre Theorieoffenenheit und Textnähe.

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