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Das Ergebnis der Wahlen in Palästina hat für Unruhe gesorgt, nicht nur in Israel, sondern auch bei den europäischen und amerikanischen Verbündeten. Den neuen israelischen Ministerpräsidenten Ehud Olmert erwartet eine schwierige Aufgabe. Denn auch die Drohungen aus dem Iran sind nicht zu überhören, eine weitere Annäherung von Iran und Hamas ist zu befürchten. Dazu kommt die instabile Lage im Irak. Der Nahe und Mittlere Osten bleibt ein Krisenherd. Sind nun weitere islamistische Terroranschläge wie in Madrid und London zu befürchten? Avi Primor, langjähriger Experte für Nahost-Fragen, analysiert…mehr

Produktbeschreibung
Das Ergebnis der Wahlen in Palästina hat für Unruhe gesorgt, nicht nur in Israel, sondern auch bei den europäischen und amerikanischen Verbündeten. Den neuen israelischen Ministerpräsidenten Ehud Olmert erwartet eine schwierige Aufgabe. Denn auch die Drohungen aus dem Iran sind nicht zu überhören, eine weitere Annäherung von Iran und Hamas ist zu befürchten. Dazu kommt die instabile Lage im Irak. Der Nahe und Mittlere Osten bleibt ein Krisenherd. Sind nun weitere islamistische Terroranschläge wie in Madrid und London zu befürchten? Avi Primor, langjähriger Experte für Nahost-Fragen, analysiert die aktuelle Situation und die Rolle Europas sowie der USA. Er zeigt auf, wie eine friedliche Fortentwicklung in der Krisenregion Naher Osten aussehen könnte.
Autorenporträt
Avi Primor, geboren 1935 in Tel Aviv, ist Gründer des Zentrums für europäische Studien an der Universität Herzliya in Tel Aviv und leitet dort einen trilateralen Studiengang für israelische, palästinensische und jordanische Studenten.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.12.2008

Süßes aus Furchtbarem
Avi Primor will den Terror mit dem Islam bekämpfen / Von Wolfgang Günter Lerch

Die Zahl der Muslime auf der Welt wird in offiziellen Statistiken mit 1,2 Milliarden angegeben, vielleicht sind es auch hundert Millionen mehr. Wie viele von ihnen denken wie Al Qaida und andere terroristisch-islamistische, dschihadistische Gruppen? Da dies niemand genau wissen kann, gibt es darüber nur Schätzungen: zwischen sieben und zehn Prozent, heißt es, sympathisierten ganz offen mit deren Mitteln und Zielen. Doch was ist mit den anderen? Gibt es auch unter den moderaten Muslimen denn nicht viele, die zwar den Terror ablehnen, aber seinen Zielen doch etwas abgewinnen können? Die islamische Welt insgesamt hat den Eindruck, sie habe vom "Westen" nichts als Demütigungen erfahren und müsse sich gegen ihn "wehren".

In seinem neuen Buch wirbt Avi Primor, von 1993 bis 1999 Botschafter Israels in Deutschland und jetzt publizistisch tätig, dafür, den "Krieg gegen den Terror" auch auf andere Weise zu führen: nämlich mit dem Islam gegen den Terror, nicht gegen den Islam. Die Idee ist nicht neu, wird aber in dieser Form eher selten geäußert. Man gilt schnell als blauäugig, wenn man das tut. Primor ist zwar unter den Israelis zweifelsohne eine "Taube", doch blauäugig kann man ihn nicht nennen.

Primor schildert kurz die Entstehung des Islams und das religiöse und politisch-militärische Wirken Mohammeds. Ein Rückblick auf Salafija und Wahhabismus im 18. Jahrhundert legt die Quellen des modernen islamischen Fundamentalismus offen. Die Karriere des Saudi-Arabers Usama Bin Ladin und die politischen Ziele des Radikalismus, der sich zunächst gegen die Saudis selbst, dann mehr und mehr gegen die Vereinigten Staaten und den Westen sowie Israel richtete, werden abgehandelt. Es geht den islamischen Utopisten darum, das Kalifat der Muslime wiederzuerrichten und die "Ungläubigen" aus dem "dar al islam", der islamischen Hemisphäre, zu vertreiben. Eine in vielem problematische Politik, die zunächst sogar (gegen die Sowjetunion) die muslimischen Radikalen einschließlich der Taliban unterstützte, hat jenen Knoten zu schnüren geholfen, den zu lösen bisher unmöglich gewesen ist.

Der "11. September" ist nach Primor ein Epochenereignis. Er hat den Terror globalisiert und eine asymmetrische Front geschaffen. Das ist der Unterschied zu früherem Terrorismus, etwa der RAF oder der baskischen Eta. Der Irak-Krieg hat diese Front nicht entlastet, obwohl der Israeli Primor das amerikanische Eingreifen dort weniger kritisch sieht als die Europäer. Saddam Hussein hatte sein Land mit vierzig Fernraketen beschossen und Kriege gegen zwei Nachbarländer in der Region geführt: Iran und Kuweit. Kuweit hatte er von der Landkarte ganz getilgt. Dann analysiert der Autor die Art und Weise, wie Frankreich, Deutschland und Großbritannien, aber auch die Niederlande und Dänemark sowie die UN und die Nato auf die terroristische Herausforderung geantwortet haben. Deutschland, aus bekannten Gründen, am zurückhaltendsten: zwischen "Solidarität und Verweigerung", wie er meint. Die EU muss Sorge dafür tragen, dass sich die muslimischen Einwanderer vom Islamismus und Terrorismus distanzieren und demokratische Praktiken akzeptieren, "ohne Wenn und Aber". Die muslimischen Regime zeichnet der Autor als zerrissen, am besten wohl am Beispiel Saudi-Arabiens; aber auch Indonesiens, wo Fundamentalisten mächtiger werden. Die Terrorszene porträtiert Primor kenntnisreich bis nach Thailand und zu den fernen Philippinen.

Primors Hauptthese lautet: Es ist dennoch möglich, zwischen den Radikalen, den Islamisten und Dschihadisten einerseits und dem Islam andererseits zu unterscheiden, ja sogar notwendig. Man muss die Empfindlichkeiten der Muslime besser verstehen lernen und auf die zur Verständigung Bereiten unter ihnen zugehen. Neben den Sicherheitsmaßnahmen und der militärischen Rüstung muss mehr Wert auf die Weltsicht der Muslime gelegt werden, deren Aspekte oft genug vernachlässigt wurden und werden.

Das ist nicht einfach. Primor wird sich von manchen Seiten, vor allem auch in seiner Heimat, vor allem mit der Frage auseinandersetzen müssen, wie das alles praktisch zu verwirklichen sei angesichts der Programmatik, die etwa für die radikalislamische Hamas oder Iran verbindlich ist. Mit der Hamas sollte nach Primors Meinung durchaus gesprochen werden. Im Unterschied zu den vielen pessimistischen Stimmen glaubt Primor, dass eine Friedensregelung mit den Palästinensern möglich ist, allerdings nicht ohne Hilfe von außen. Er war immer Optimist und will es auch bleiben. "Blaupausen" für eine Regelung gibt es genug. Wenn sie pragmatisch und ehrlich in die Tat umgesetzt werden, wird das jene Muslime beeindrucken, die der Gewalt überdrüssig sind.

Sosehr man der Grundtendenz dieses Buches auch zustimmen mag, so ratlos bleibt man doch ein wenig angesichts möglicher Überlegungen, wie die richtigen Gedanken im Blick auf die Tiefendimension des Konflikts und die Vielzahl der Schauplätze und ihrer Ausdehnung in konkretes politisches Handeln verwandelt werden können, wie schließlich "Süßes aus Furchtbarem" werden kann, wie die Bibel sagt.

Avi Primor: Mit dem Islam gegen den Terror, Droste Verlag, Düsseldorf 2008, 256 Seiten, 16,95 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.03.2009

Obama kann nicht helfen, aber Europa
Da die USA in ihrer Nahost-Politik gelähmt sind, muss die EU Verantwortung übernehmen, meint Avi Primor
Von Barack Obama erwartet die Welt mit einigem Recht Großes, eines aber sollte sie sich abschminken: Auch dem 44. US-Präsidenten wird es nicht gelingen, Frieden im Nahen Osten zu stiften. Dieser Satz steht nicht im jüngsten Essay Avi Primors, des langjährigen israelischen Botschafters in Berlin, seither gern gesehener Talkshowgast, wo immer es einer aufgeklärten, deutschsprechenden Stimme aus Israel bedarf. Dieser Satz stammt deshalb nicht von Primor, weil sein Text kurz vor der jüngsten US-Wahl erschien, aber heute würde er ihn schreiben müssen, denn seiner Einschätzung nach werden die USA „weder jetzt noch in der Zukunft” eine aktive Rolle bei der Lösung des israelisch-palästinensischen Konfliktes spielen können.
Die Gründe dafür sieht er vordergründig im anhaltenden Desinteresse der amerikanischen Bevölkerung an der Außenpolitik, was dazu führe, dass seit Pearl Harbour Angriffe von außen die Mehrheit der Amerikaner stets überraschen und „in Panik versetzen”. Aus dieser Panik heraus hätten sie auch nach dem 11. September „Araber, Moslems, Afghanen, Iraker” in den Topf der Bösen geworfen. Israel sei dagegen, egal was komme, auf unabsehbare Zeit bei den Freunden Amerikas einsortiert. Vor allem, weil bereits 80 Millionen Amerikaner der „Gemeinschaft der Christfundamentalisten” angehörten, die glauben, dass Jesus wiederkehren werde, sobald „die Juden ins heilige Land zurückgekehrt sind und den Tempel wieder aufgebaut haben.”
Kein Frieden also durch Obama. Dabei wäre es ein Leichtes, die nötigen Etappen zu beschreiben. Zuerst wird Israel einen Friedensvertrag mit Syrien abschließen. Syrien wird dabei den größten Teil der Golanhöhen zurückerhalten, die allerdings auf Dauer entmilitarisiert werden. Israel wird sich eine gewisse Kontrolle über die Zuflüsse des Jordan ausbedingen, was Syrien ohne Gesichtsverlust zugestehen kann. Vor allem aber wird die libanesische Hisbollah ihre Waffen aus dem Iran nicht mehr über den Landweg erhalten können und ihre Macht dadurch – hoffentlich – verkümmern. Ein Frieden mit Syrien wird also auch friedlichere Verhältnisse im Libanon nach sich ziehen, und Israel wird so zum ersten Mal in seiner Geschichte seit 1948 nicht mehr im Kriegszustand mit seinen Nachbarn stehen.
Dies wird der historische Moment sein, den Palästinensern die Hand zu reichen. Auch hier sind die Randbedingungen auf beiden Seiten unstrittig. „Wo hauptsächlich Israelis leben, soll der Staat Israel bestehen bleiben. Dort, wo überwiegend Palästinenser leben, soll der palästinensische Staat entstehen.” Da so die größeren Siedlungsblöcke im Westjordanland an Israel fallen werden, erhalten die Palästinenser andernorts Teile des israelischen Kernlands als Entschädigung.
Die Nachkommen der arabischen Flüchtlinge von 1948/49 werden von Israel mit Hilfe des Westens materiell entschädigt werden und können entscheiden, ob sie in ihrer aktuellen Heimat bleiben oder ins neue Palästina zurückkehren wollen. Jerusalem schließlich wird entlang der heute bestehenden demographischen Grenzen politisch, aber ohne eine Mauer geteilt werden, und es wird „aus dem Ostteil die Hauptstadt des palästinensischen Staates hervorgehen”. In der Folge eines solchen Friedens wird Israel von allen arabischen Staaten anerkannt werden.
So einfach, wie sich der Frieden skizzieren lässt, so unmöglich aber ist er umzusetzen, weiß Primor. Denn es ließe sich zwar derzeit für jeden einzelnen Schritt eine Mehrheit in der israelischen Bevölkerung finden, nicht aber für den Friedensschluss insgesamt. „Der Grund dafür ist, dass die einzige echte Sorge der israelischen Bürger in diesen Friedensentwürfen nicht berücksichtigt ist.” Diese Sorge heißt Sicherheit. Sicherheit, dass syrisches Militär nicht auf den Golan zurückkehrt. Sicherheit, dass die Hisbollah nie wieder in der Lage sein wird, Israel anzugreifen. Vor allem aber Sicherheit, dass die Bürger des neuen Palästina Israel nicht werden terrorisieren können.
Da eine palästinensische Regierung dies in den Augen der Israelis niemals garantieren könne, die USA wie beschrieben gelähmt seien, fordert Primor: „Eine internationale Truppe im Westjordanland muss von einer beachtlichen politischen Macht die Aufgabe erhalten, Sicherheit herzustellen und dies notfalls mit Waffengewalt. Diese politische Macht kann nur die Europäische Union sein.” Dies ist Primors Botschaft. Sie ist klar und unmissverständlich: Nur wenn die Europäer die politische und militärische Hauptverantwortung im Nahen Osten übernehmen, kann es dort Frieden geben.
Schade nur, dass Primor erst auf den letzten Seiten seines Essays zu dieser gut begründeten Klarheit findet. Zuvor langweilt er sein deutsches Publikum – und nur auf Deutsch ist der Text bisher erschienen – 180 Seiten lang mit massenmedial längst durchgekautem Faktenbrei. Fast hat es den Anschein als habe der Verlag zwei unabhängige Texte aneinandergenagelt. Vor der erhellenden Nahost-Analyse, für die Primor fraglos als Experte durchgeht, im Stakkato die Entstehung islamistischer Bewegungen und die zähe Aufzählung der Terroranschläge und staatlichen Gegenmaßnahmen in den USA, in Europa und einigen asiatischen Ländern.
Das Ausmaß der islamistischen Unterwanderung in Indonesien und auf den Philippinen mag hierzulande immerhin noch weitgehend unterbelichtet sein. Doch gerade hier unterläuft Primor ein schwerer Lapsus, da er wie ein „in Panik” geratener Amerikaner Pakistanis, Indonesier und Philippinos der „arabischen Welt” einverleibt. Eine Peinlichkeit, die man Avi Primor gar nicht zuschreiben mag. Auch der Titel bleibt im Lichte von Primors zentraler Botschaft ein Rätsel. Hoffentlich war es beides Mal das Lektorat. LORENZ BECKHARDT
Avi Primor
Mit dem Islam gegen den Terror
Droste Verlag, Düsseldorf 2008. 256 Seiten, 16,95 Euro.
So einfach, wie sich der Frieden skizzieren lässt, so unmöglich aber ist er umzusetzen
„Eine internationale Truppe im Westjordanland muss von einer beachtlichen politischen Macht die Aufgabe erhalten, Sicherheit herzustellen und dies notfalls mit Waffengewalt. Diese politische Macht kann nur die Europäische Union sein.” So heißt es im Buch des früheren israelischen Botschafters in Deutschland, Avi Primor. Hier ein steinewerfender palästinensischer Junge am Rande einer Demonstration gegen israelische Luftangriffe bei Hebron im Westjordanland. action press
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Durchwachsen findet Lorenz Beckhardt diesen Essay von Avi Primor. Das Buch macht auf ihn den Eindruck, der Autor habe zwei nicht zusammengehörige Texten zusammengepresst. Auf den ersten 180 Seiten hat sich Beckhardt regelrecht gelangweilt, bietet der langjährige israelische Botschafter in Berlin doch hier längst durchgekauten "Faktenbrei". Der Rest des Buchs aber zeichnet sich für ihn durch eine instruktive Nahost-Analyse und das klar und gut begründete Pädoyer aus, Europa solle im Nahen Osten Verantwortung übernehmen und mit einer internationalen Truppe für Sicherheit sorgen. Der Titel des Buchs, "Mit dem Islam gegen den Terror", bleibt für Beckhardt allerdings ein Rätsel.

© Perlentaucher Medien GmbH