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Wie wurde aus dem saarländischen Dachdecker der mächtige DDR-Staats- und Parteichef? Völklein zeichnet das Bild eines Arbeiterjungen aus kleinen Verhältnissen, den die totalitären Ideologien des 20. Jahrhunderts durchs Leben trieben. Die kenntnisreiche und gut recherchierte Biographie ordnet ihn ein in die Kämpfe und Irrtümer seiner Zeit, ohne schuldhaftes Handeln zu verschweigen. Mit erstmals veröffentlichten Dokumenten der Gauck-Behörde, des Archivs des ZK der KPdSU und zahlreichen Gesprächen mit Zeitgenossen Honeckers.

Produktbeschreibung
Wie wurde aus dem saarländischen Dachdecker der mächtige DDR-Staats- und Parteichef? Völklein zeichnet das Bild eines Arbeiterjungen aus kleinen Verhältnissen, den die totalitären Ideologien des 20. Jahrhunderts durchs Leben trieben. Die kenntnisreiche und gut recherchierte Biographie ordnet ihn ein in die Kämpfe und Irrtümer seiner Zeit, ohne schuldhaftes Handeln zu verschweigen. Mit erstmals veröffentlichten Dokumenten der Gauck-Behörde, des Archivs des ZK der KPdSU und zahlreichen Gesprächen mit Zeitgenossen Honeckers.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.05.2003

Bild der Dummheit

ERICH HONECKER war 1980 auf dem Höhepunkt seiner Macht. Damals erschien in einem der Verlage von Robert Maxwell die Autobiographie des ersten Mannes in der SED. Das Buch kam in einer Reihe "Führer der Welt" heraus, was Honeckers Eitelkeit geschmeichelt haben dürfte. Die Ausgabe in der DDR besorgte der für alle SED-Parteischriften zuständige Berliner Dietz-Verlag. Honeckers Autobiographie hatte mit der Wirklichkeit nur wenig zu tun. Die Intrige etwa, mit der er 1971 Walter Ulbricht entmachtet und sich an die Spitze der Partei gesetzt hatte, ist aus folgendem harmlosen Satz nicht herauszulesen: "Auf der 16. Tagung am 3. Mai 1971 wählte mich das Zentralkomitee der SED einstimmig zu seinem Ersten Sekretär." Dennoch galt "Aus meinem Leben" fortan als offizielle SED-Geschichtsschreibung. Das macht das Buch noch heute zu einer Quelle. Auch der Journalist Ulrich Völklein greift häufig darauf zurück. Seine aktuelle Honecker-Biographie und "Aus meinem Leben" von 1980 haben nicht nur den Gegenstand gemeinsam. Es ist beiden Büchern nicht zu entnehmen, was für ein Mensch Honecker war. In "Aus meinem Leben" war das Absicht. Für den ersten Mann in der SED und seinen Apparat war es eine politische Aufgabe, ein zwar nicht wahres, aber schönes Porträt Honeckers zu zeichnen und den Sozialismus der DDR in den hellsten Farben, einschließlich der Fotos, zu malen. Völklein jedoch hat offenbar nach all seinen Recherchen kein Bild von Honecker gewonnen. Oder ist über Honecker schon alles gesagt, wenn man ihn als eine flache, geistig nicht besonders rege Persönlichkeit darstellt? Vieles spricht dafür. Aber kann tatsächlich Dummheit einen Staat oder eine Art Staat, wie es die DDR war, regieren? Statt seinem Porträt etwas Erzählerisches zu geben und auf diese indirekte Weise dem unnahbaren Honecker näher zu kommen, hat Völklein seine Kraft auf Nebenschauplätzen vergeudet. Er schreibt viel zu ausführlich über die politische Situation im Saarland zur Zeit von Honeckers Geburt. Er vergleicht, für den Leser nur schwer nachvollziehbar, in einem Exkurs Herbert Wehner und Honecker. Er widmet sich zu ausführlich Walter Ulbricht, der auch bei ihm wie in anderen Veröffentlichungen zuvor auf einmal zu einem Reformer wird. Schließlich fühlt Völklein sich gedrängt, nachzuweisen, daß Kanzler Kohl keinen Anteil an der deutschen Einheit habe. Da wird es polemisch, und das nimmt dem Buch die Seriosität. (Ulrich Völklein: Honecker. Eine Biographie, Aufbau Taschenbuch Verlag, Berlin 2003. 468 Seiten, 12,50 [Euro].)

F.P.

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Ulrich Völkleins Biografie über das einstige Staatsoberhaupt der DDR, Erich Honecker, hat den F.P. zeichnenden Rezensent nicht wirklich überzeugt. So macht er zunächst auf eine Gemeinsamkeit zu der 1980 erschienenen Autobiografie Honeckers "Aus meinem Leben" aufmerksam: beide Büchern verraten nicht, "was für ein Mensch Honecker war". Während "Aus meinem Leben" zwar kein wahres, aber schönes Porträt Honeckers zeichne, habe Völklein nach allen Recherchen gar "kein Bild von Honecker gewonnen", tadelt der Rezensent. Anstatt seinem Porträt etwas Erzählerisches zu geben, um dem "unnahbaren Honecker" näher zu kommen, vergeude Völklein Kraft auf Nebenschauplätzen, wenn er etwa "viel zu ausführlich" über die politische Situation im Saarland zur Zeit von Honeckers Geburt schreibt, Herbert Wehner und Honecker vergleicht und "zu ausführlich" auf Walter Ulbrich eingeht. Unseriös, weil polemisch wird es für den Rezensenten, wenn Völklein zeigen will, dass Kohl keinen Anteil an der deutschen Einheit habe.

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