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Sie haben es geschafft. Haben ein Dach über dem Kopf und Arbeit. Die Mühen der Einwanderung liegen hinter ihnen. Aber ist auch das Herz in der neuen Heimat gelandet? In seinen brillanten Geschichten erzählt Ha Jin von den Schwierigkeiten, in einer fremden Kultur wirklich anzukommen. Ein junger Komponist erkennt, dass der kleine Papagei seiner Freundin sein einziger treuer Gefährte ist; zwei Kinder ändern ihre Namen, damit sie amerikanischer klingen, womit sie ihre Großmutter tief verletzen; ein Englischprofessor, der nicht nach China zurückkehren will, versteckt sich bei einem ehemaligen…mehr

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Produktbeschreibung
Sie haben es geschafft. Haben ein Dach über dem Kopf und Arbeit. Die Mühen der Einwanderung liegen hinter ihnen. Aber ist auch das Herz in der neuen Heimat gelandet? In seinen brillanten Geschichten erzählt Ha Jin von den Schwierigkeiten, in einer fremden Kultur wirklich anzukommen. Ein junger Komponist erkennt, dass der kleine Papagei seiner Freundin sein einziger treuer Gefährte ist; zwei Kinder ändern ihre Namen, damit sie amerikanischer klingen, womit sie ihre Großmutter tief verletzen; ein Englischprofessor, der nicht nach China zurückkehren will, versteckt sich bei einem ehemaligen Studenten vor den Behörden. Innerlich zerrissen ringen Ha Jins Figuren mit dem unbedingten Willen, in der Fremde heimisch zu werden und dennoch ihrer Herkunft verbunden zu bleiben.
Autorenporträt
Ha Jin, geb. 1956 in der nordchinesischen Stadt Jinzhou, wo sein Vater, ein Offizier, stationiert war, trat mit 14 trat in die Volksbefreiungsarmee ein. 1977 wurden die im Zuge der Kulturrevolution geschlossenen Universitäten wieder eröffnet und Ha Jin begann an der Heilonjiang Universität Englisch zu studieren. Er wechselte einige Jahre später an die Shandong Universität, wo er seine Frau Lisha Bian kennen lernte, eine Mathematikdozentin. 1985 ging er in die USA, um an der Brandeis University in Waltham zu promovieren. 1987 begann er Gedichte in englischer Sprache zu verfassen, seit 1989 auch literarische Prosa. Er hat seit 1993 eine Professur für Englische Literatur an der Emory University inne und lebt mit seiner Frau und seinem Sohn Wen in der Nähe von Atlanta. Seit 1997 ist er amerikanischer Staatsbürger. Von den Eltern seiner Frau, die Ärzte bei der Armee waren, hörte er die Geschichte eines Militärarztes, der 18 Jahre auf seine Scheidung wartete. Anfang der Neunziger begann

er 'Warten' zu schreiben.

Susanne Hornfeck, Dr. phil, ist Germanistin und Sinologin, Autorin und Übersetzerin. Fünf Jahre lebte und lehrte sie in Taipei. 2007 wurde sie mit dem renommierten C.H. Beck Übersetzerpreis ausgezeichnet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.02.2017

Aufbruch ohne Ende
Ha Jins Erzählungsband "Papagei über Bord"

Der chinesische Auswanderer, der in den Vereinigten Staaten sein Glück sucht, betritt den fremden Boden nicht als unbeschriebenes Blatt. Er hat die unerfüllten Sehnsüchte der Zurückgeblieben im Gepäck. In dem Erzählungsband "Papagei über Bord" des chinesischen Schriftstellers Ha Jin ist das etwa die Schwester, die sich ein neues Auto wünscht und den Bruder, den sie für einen gemachten Mann hält, mit erpresserischen Mails verfolgt. Der Emigrant, der für fünf Dollar die Stunde Burger brät, würde das Glasfaserkabel in die Heimat am liebsten durchbeißen, spürt aber den Druck, in einem Land, in dem der Erfolg viel gilt, den eigenen zu beweisen. Geschlagen kehrt keiner gerne zurück.

Einem anderen sitzt die Heimat noch dichter im Nacken: Die Großmutter ist zu Besuch und traktiert ihre amerikanische Schwiegertochter mit chinesischen Geschlechtervorstellungen. Die Ehe droht zu scheitern, bis sich der Sohn, nach zähem Kampf, vom Loyalitätsdruck befreit. Der Dritte, ein Geschichtsstudent, ist sich nicht zu schade, Chauffeurdienste für eine Prostituierte zu leisten, in die er sich absehbar verliebt. Zuvor muss der Schlepper ausbezahlt werden.

Der chinesische Schriftsteller Ha Jin hatte es selbst nicht leicht, als er 1985 seine Heimat verließ, um in Boston zu studieren, wo er heute als Professor für Literatur lehrt. Erst nach dem Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens wusste Ha, dass er sein Land für immer verlassen hatte. Bald stellten sich literarische Erfolge ein, gekrönt vom National Book Award für seinen Roman "Warten". Has frühe Romane kreisten um die Frage, wie er sich zur kommunistischen Heimat verhalten solle, die ihm fremd geworden war. In seinen neuen Erzählungen mutet er diese Erfahrung seinen Protagonisten zu.

Sie stranden in niedrigen, herkunftsbestimmten Milieus und lernen schnell die schonungslose Einschätzung der eigenen Möglichkeiten. Kann es sich eine Mittvierzigerin leisten, das Heiratsangebot eines dementen Achtzigjährigen abzulehnen, wenn dafür 140 Dollar pro Woche winken? Wer im Rennen bleiben will, sagt ja und findet, wie der Prostituierten-Chauffeur, zu neuen Einsichten: "Schließlich verkaufe auch ich meine Arbeitskraft."

Das Leben in der Neuen Welt ist geprägt von einem harten Realismus und der Furcht vor der glanzlosen Rückkehr. Die meisten Protagonisten handeln unter Erpressungsdruck, im Scheiternsfall von der Abschiebung bedroht und ohne soziale Sicherungen. Die Einbürgerung sind Lektionen in Improvisationskunst und einer fallbezogenen, trickreichen Moral.

Has Erzählungen sind Lehrbuchgeschichten, auf Pointen gearbeitet, die noch in der ausweglosesten Situation die Lücke finden. Sprachlich ohne besonderen Reiz, sind sie eher als soziologische Milieustudien interessant. Amerika, lautet ihre Botschaft, ist ein weites Land. Frei ist, wer bereit ist, sich im Provisorischen einzurichten und mit dem Erreichten zu brechen; und glücklich, wer jemanden findet, der sich mit dem eigenen Schicksal verbündet.

THOMAS THIEL.

Ha Jin: "Papagei über Bord". Stories.

Aus dem amerikanischen Englisch von Susanne Hornfeck. Arche Verlag, Zürich 2016. 289 S., geb., 19,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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