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Produktdetails
  • Verlag: Stocker
  • Seitenzahl: 200
  • Deutsch
  • Abmessung: 21mm x 158mm x 236mm
  • Gewicht: 565g
  • ISBN-13: 9783702009311
  • ISBN-10: 3702009310
  • Artikelnr.: 09976837
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.05.2002

Seenot und Landtod

NATIONALSOZIALISMUS. Am 13. Mai 1939 verließ das Hapag-Luxusschiff MS "St. Louis" mit zirca 900 Juden an Bord, die zum Teil unmittelbar aus Konzentrationslagern kamen, den Hamburger Hafen. Ziel war Kuba, das die Flüchtlinge vorübergehend aufnehmen sollte, damit sie von dort nach Aufruf ihrer zeitlich festgelegten Einwanderungsnummer in die Vereinigten Staaten weiterreisen konnten. Jedoch widerrief die kubanische Regierung die Aufenthaltsgenehmigungen und verweigerte die Ausschiffung der Flüchtlinge. Ein Versuch des Kapitäns Gustav Schröder, einigen Passagieren heimlich einen "Ausstieg" an der Küste von Miami zu ermöglichen, scheiterte an der amerikanischen Küstenwache, die durch Presseberichte unterrichtet war. Danach verzögerte der Kapitän die unvermeidliche Rückkehr des Schiffes nach Cuxhaven, damit jüdische Hilfsorganisationen Gelegenheit zu weiteren Verhandlungen mit der kubanischen oder einer anderen Regierung erhielten, um so einen Asylort für die Flüchtlinge zu finden. Schließlich nahmen Großbritannien, Frankreich, Belgien und die Niederlande widerstrebend die Juden auf. Doch der Kriegsbeginn 1939 brachte diejenigen, die wieder auf dem europäischen Kontinent gelandet waren, zurück in den nationalsozialistischen Herrschaftsbereich. Viele starben in den Vernichtungslagern. Der Verfasser kann eine Reihe von Vorgängen an Bord der "St. Louis" rekonstruieren, bleibt aber bei den politischen Hintergründen auf Spekulationen angewiesen. So nennt er den deutschen Abwehrchef Wilhelm Canaris als einen der Urheber der Fahrt. Bisher wurde vermutet, daß Canaris das Schiff benutzt habe, um Spionagematerial aus Kuba nach Deutschland zu transportieren. Mautner Markhof geht nun davon aus, daß Canaris den Spionagefall lediglich konstruiert habe, um Juden eine Gelegenheit zur Ausreise zu bieten. Er liefert dafür keine Beweise. Es geht ihm vor allem darum, im nationalsozialistischen Deutschland "Freunde der Juden" nachzuweisen (der zweifellos sehr umsichtig und human handelnde Schröder dient ihm als Vorbild) und in der westlichen Welt "Feinde der Juden" auszumachen (beispielsweise Präsident Roosevelt, der sich weigerte, die Passagiere aufzunehmen). Diesen Eindruck verstärkt er noch dadurch, daß er sich vornehmlich dem Schicksal der auf dem Kontinent "gestrandeten" Passagiere in den französischen und niederländischen Lagern zuwendet. (Georg J. E. Mautner Markhof: Das St. Louis-Drama. Hintergrund und Rätsel einer mysteriösen Aktion des Dritten Reiches. Leopold Stocker Verlag, Graz/Stuttgart 2001. 200 Seiten, 21,10 Euro.)

FRANZ-JOSEF KOS

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

In seinem Buch "Das St. Louis-Drama" untersucht Georg J.E. Mautner Markhof die Hintergründe des undurchsichtigen Falls um das Hapag-Luxusschiff MS "St. Louis", das im Mai 1939 mit 900 Juden an Bord von Hamburg nach Kuba aufbrach, um die Flüchtlinge in Sicherheit zu bringen, berichtet Rezensent Franz-Josef Kos. Markhof kann dabei nach Einschätzung von Kos zwar eine Reihe von Vorgängen an Bord der "St. Louis" rekonstruieren, bleibt aber bei den politischen Hintergründen der Aktion auf Spekulationen angewiesen. Wie Kos ausführt, behauptet Markhof beispielsweise entgegen bisherigen Vermutungen, dass der deutsche Abwehrchef Wilhelm Canaris unter dem Vorwand, Spionagematerial aus Kuba nach Deutschland zu transportieren, Juden eine Gelegenheit zur Ausreise bieten wollte - eine These, für die Markhof laut Kos keine Beweise liefern kann. Nach Ansicht des Rezensenten geht es dem Autor vor allem darum, im nationalsozialistischen Deutschland "Freunde der Juden" nachzuweisen und in der westlichen Welt "Feinde der Juden" auszumachen.

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