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Produktbeschreibung
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Autorenporträt
Horaczek, Ninageboren 1977 studierte Politikwissenschaften. Seit dem Jahr 2000 arbeitet sie als Politredakteurin bei der Wiener Wochenzeitung "Falter". Darüber hinaus veröffentlichte sie u. a. Beiträge im jüdischen Kulturmagazin "Nu" und in der Wochenzeitung "Die Zeit".

Tóth, Barbarageboren 1974, ist Historikerin, Buchautorin und Journalistin. Nach Stationen beim "profil", "Format" und "Standard" schreibt sie seit 10 Jahren für die Wiener Wochenzeitung "Falter" über die Themen Politik, Gesellschaft und Zeitgeschichte. Ihre Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet.

Gruber, Reinhard P.geboren 1947 in Fohnsdorf in der Steiermark, studierte Theologie und Philosophie in Wien, lebt heute als freier Schriftsteller in Stainz. Zahlreiche Veröffentlichungen, darunter das Kultbuch "Aus dem Leben Hödlmosers", mit dem er 1973 den Durchbruch schaffte. Zahlreiche Auszeichnungen, u.a. Literaturpreis des Landes Steiermark 1982, manuskripte-Preis des Forum Stadtpark 1995, Würdigungspreis für Literatur der Republik Österreich 2002. Zuletzt bei Residenz erschienen: "Aus dem Leben Hödlmosers" (2012).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.12.2017

Eilmarsch durch die Institutionen
Die erste Kurzbiografie. Nina Horaczek und Barbara Tóth nähern sich dem künftigen österreichischen Kanzler. Sein Prinzip: der ständige Wandel
An Vergleichen mangelt es nicht: Anfangs wurde gern Mozart genommen, weil der ja auch so ein österreichisches Wunderkind war. Dann wurde es doch noch politisch: Emmanuel Macron musste herhalten, wegen „Bewegung“, oder Viktor Orbán, der harten Anti-Flüchtlingshaltung halber. All dies wurde bemüht, um sich einem Phänomen anzunähern: Sebastian Kurz, der mit 31 Jahren Österreichs Wählerherzen fast im Sturm eroberte. Bei der Nationalratswahl im Oktober wurde „seine“ ÖVP mit 31,5 Prozent stärkste Partei, gerade verhandelt Kurz mit der FPÖ über eine Koalition. Gerecht aber wird man mit diesen Vergleichen weder Kurz noch den anderen. Man muss schon tiefer schürfen, um zu klären, was diesen jungen Aufsteiger ausmacht und antreibt, wo er herkommt und hin will.
Höchste Zeit also für eine Biografie, auch wenn Kurz noch in einem Alter ist, in dem sonst nur Sportler damit bedacht werden, und die haben den Zenit dann meist überschritten. Nina Horaczek und Barbara Tóth, die beide beim linksliberalen Wiener Magazin Falter arbeiten, haben sich nun an diese Aufgabe gewagt, und dass ihre Kurzbiografie mit knapp 130 Seiten eher schlank geriet, ist eh klar: Einerseits musste es schnell gehen nach diesem rasanten Aufstieg, anderseits ist so viel auch noch nicht geschafft in diesem Politikerleben. Da ist viel Luft nach oben und gegebenenfalls Platz für Fortsetzungen.
Fürs Erste aber gibt dieses Buch, das erklärtermaßen „weder eine Jubelbiografie noch ein Abrechnung“ sein will, gute Auskünfte darüber, mit welchen Mitteln und Methoden sich Sebastian Kurz auf den erfolgreichen Eilmarsch durch die Institutionen gemacht hat. Als Leitfaden dienen dabei sechs Schlagworte beziehungsweise Perspektiven, die das Buch übersichtlich in Kapitel gliedern: Macht, Familie, Freiheit, Leistung, Sicherheit und Veränderung.
Über allem aber steht ein Begriff, der als Schlüssel zum Kurz‘schen Kosmos gilt: Kontrolle. Zum einen ist das die Selbstkontrolle, die sich auch unter höchster Anspannung in eiserner Freundlichkeit äußert. Zum andern ist es das unbedingte Verlangen nach Kontrolle über alles Geschehen. Nichts überlässt er dem Zufall und natürlich hat er auch die Machtübernahme lange schon mit einem Zirkel enger Vertrauter geplant, wie gut belegt gezeigt wird.
Kein Wunder also, dass er sich auch den beiden Biografinnen entzogen hat, von denen er keine Hagiografie erwarten durfte. Ein paar dutzend Weggefährten haben dennoch Auskunft gegeben, und so lernt man einen jungen Mann kennen, der sehr traditionell und sehr normal erscheint – und all das zu nutzen weiß, um sich zum Erneurer zu stilisieren. Aus seiner Erziehung „auf Augenhöhe“ im bürgerlichen Wiener Elternhaus wird sein unerschütterliches Selbstbewusstsein abgeleitet, vom Bauernhof der Großeltern in Niederösterreich die Bodenhaftung. Dass er „in beiden Welten zu Hause ist“, der urbanen und der ländlichen, wird als Teil seines Erfolgsrezepts beschrieben.
Vor allem aber erscheint er als ein Kind seiner Zeit, mit neoliberaler Prägung und dem Schliff durch seine konservative Volkspartei, der er mit 16 Jahren begeistert beitrat. Bald war er Chef der Jugendorganisation und gab sich frech bis provokant. Mit 24 Jahren trat er ins Kabinett ein als Staatssekretär für Integration. Hier zeigte er sich früh gereift und brach noch Lanzen für die Willkommenskultur. Als Außenminister, berufen mit 27 Jahren, präsentierte er sich dann als Kämpfer gegen die „illegale Migration“, bis er im Wahlkampf 2017 schließlich ganz auf die von der rechten FPÖ übernommene „Ausländer-Sündenbock-Strategie“ setzte.
Bei diesem ständigen Wandel muss die Frage unbeantwortet bleiben, wer Sebastian Kurz eigentlich ist. Er ist ganz viel, eine „Kunstfigur“, wie Horaczek und Tóth schreiben, und er „geht nur dorthin, wo es für ihn etwas zu gewinnen gibt“. Auch als „mitfühlenden Konservativen“ könne man sich Kurz in ein paar Jahren vorstellen, ebenso gut aber als knallharten „Law-and-Order“-Kanzler. Klären kann dies nur die Fortsetzung dieser Biografie, und auch das wohl nur vorläufig.
PETER MÜNCH
Nina Horaczek,
Barbara Tóth:
Sebastian Kurz. Österreichs neues Wunderkind?
Residenz-Verlag, Wien 2017, 128 Seiten, 18 Euro.
E-Book: 12,99 Euro.
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