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Zur Erweiterung der Europäischen Union um zehn Mitgliedsstaaten im Mai 2004 hat Karl-Markus Gauß zehn Reisereportagen verfasst. Der literarische Kartograph des unbekannten Europa ist von Estland bis nach Malta, von Litauen bis nach Slowenien gereist und hat sich seinen eigenen Weg durch diese Länder gesucht, von denen wir eigentlich nur wenig wissen.Mit melancholischem Witz fängt Gauß in zehn Reisebildern aus den zehn Beitrittsländern ein, was Daten und Statistiken nicht vermitteln können: die widesprüchliche Wirklichkeit des neuen, alten Europa.

Produktbeschreibung
Zur Erweiterung der Europäischen Union um zehn Mitgliedsstaaten im Mai 2004 hat Karl-Markus Gauß zehn Reisereportagen verfasst. Der literarische Kartograph des unbekannten Europa ist von Estland bis nach Malta, von Litauen bis nach Slowenien gereist und hat sich seinen eigenen Weg durch diese Länder gesucht, von denen wir eigentlich nur wenig wissen.Mit melancholischem Witz fängt Gauß in zehn Reisebildern aus den zehn Beitrittsländern ein, was Daten und Statistiken nicht vermitteln können: die widesprüchliche Wirklichkeit des neuen, alten Europa.
Autorenporträt
Karl-Markus Gauß, geb. 1954, schreibt für große Zeitungen wie die 'ZEIT', die 'FAZ', die 'NZZ' und 'Die Presse'. Er ist Autor und Herausgeber der Zeitschrift 'Literatur und Kritik' und lebt heute in Salzburg. Der Essayist erhielt 2006 für sein Gesamtwerk den 'Georg-Dehio-Buchpreis' des Deutschen Kulturforums östliches Europa sowie den 'Manès-Sperber-Preis', 2007 den 'Mitteleuropa-Preis' und 2009 den 'Donauland-Sachbuchpreis'. Im Jahr 2010 wurde ihm der Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay verliehen, 2014 der Österreichische Kunstpreis in der Kategorie Literatur.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.03.2005

Hier ist die Grenze!
Karl-Markus Gauß erzählt von neuen Hindernissen in den Ländern Osteuropas
Nach Riga ist er gefahren und nach Krakau, das schon. Ansonsten aber hat sich Karl-Markus Gauß den „schäbigen Rand” der neuen EU angesehen. Vor Jahresfrist hatte der Wiener Standard den Schriftsteller in die zehn Beitrittsländer entsandt, das unbekannte Europa zu erkunden. Die als Reisereportagen bezeichneten Texte sind nun mit einigen Schwarzweiß-Fotografien von Kurt Kaindl zusammengefasst in dem Band „Wirtshausgespräche in der Erweiterungszone”. Dem liegt eine CD bei, auf der der Autor die Geschichten liest.
Reportage ist allerdings ein zu großes Wort für Gauߒ Texte, die nur fünf bis sechs großbedruckte Buchseiten lang sind. Der Standard ist eine kleine Zeitung, die Welt muss darin auf wenigen Zeilen erklärt werden. Karl-Markus Gauß gelingt dieses Kunststück. Weil er seine Miniaturen weder mit Eindrücken überfrachtet noch durch Verknappung simplifiziert. Er sucht vielmehr nach konkreten, mitunter grotesken, aber durchaus alltäglichen Situationen, an denen er Grundsätzliches festmachen kann. Karl-Markus Gauß ist ein ausgewiesener Kenner des östlichen Europas, der sich zuerst über die Literatur dieser Länder, später durch viele Besuche über Jahre ein differenziertes Bild gemacht hat. Und so zeigt er seinen Lesern auf wenigen Zeilen wie nebenbei neue Welten, sei es in einer Anekdote oder zwischen den Zeilen.
Dabei enden diese Feuilletons immer wieder an einem Punkt: bei der Willkür nämlich, mit der in Europa Grenzen gezogen sind. Die Erweiterung der EU hat es wohl mit sich gebracht, dass einerorts Grenzen verschwunden, an anderer Stelle ebenso viele neue errichtet worden sind. Gauß erzählt von Semjon aus Narva in Estland, der nun, um das Grab seiner Frau am jenseitigen Flussufer zu besuchen, ein Visum braucht. Denn der Friedhof liegt in der anderen Hälfte der Doppelstadt, in Iwangorod, Russland.
Nach Zypern ist Gauß nicht gefahren. Er hat statt dessen ein griechisches Lokal in seiner Heimatstadt Salzburg aufgesucht und mit dem Kellner geplaudert, den alle Nikos nennen, der aber Ömer heißt und türkischer Zypriote ist. Das ist die Kehrseite zu den beschriebenen Grenzen: Europa wächst zusammen. Viele von Gauߒ Geschichten handeln davon. Die Ungarn-Episode spielt im Zug, im Bártok-Béla-Express, zwischen Salzburg und Wien. Und in der östlichen Slowakei bekommt Gauß überwiegend italienisches Essen serviert. Außer in einem Lokal mit einem italienischen Namen. Dieses hatte der Autor gewählt in der Hoffnung, dass man wenigsten dort etwas verstünde von italienischer Küche. Das nun nicht - aber um so mehr von der einheimischen Kost.
Karl-Markus Gauß
Wirtshausgespräche in der Erweiterungszone
Otto Müller Verlag, Salzburg Wien 2005. 88 Seiten mit CD, 17 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Vom österreichischen "Standard" beauftragt hat Karl-Markus Gauß im Frühjahr und Herbst 2004 die neuen EU-Mitgliedstaaten bereist und seine dort geführten "Wirtshausgespräche" in zehn Reportagen aufgezeichnet, informiert Ilma Rakusa. Diese liegen jetzt in Buchform vor, auf knapp 90 Seiten, angereichert mit Fotografien und ergänzt um eine CD, über deren Inhalt die Rezensentin uns jedoch leider nicht aufklärt. Gauß' Berichte von der europäischen Peripherie haben sie jedoch schwer begeistert. Auf sachliche, neutrale, vorurteilsfreie und mitunter "lakonische" Weise gebe er seine Eindrücke wieder und porträtiere unterschiedlichste Menschen: ambitionierte slowakische Studenten ("die Zukunft Europas") ebenso wie "ausgemergelte Desperados, heimatlose Melancholiker oder unbeirrte Tito-Anhänger". Ein im Westen eher unbekanntes Terrain finde sich hier in "'Momentaufnahmen'" abgebildet, welche sowohl Aufbruchstimmung als auch "schmerzliche Widersprüche" durchscheinen ließen, in jedem Fall aber die Neugierde der Rezensentin zu wecken vermochten. Hilfreich findet Rakusa schließlich auch die eingestreuten landeskundlichen und regionalhistorischen Exkurse.

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