Produktdetails
  • Verlag: Müller (Otto), Salzburg
  • 4. Aufl.
  • Seitenzahl: 433
  • Abmessung: 40mm x 132mm x 212mm
  • Gewicht: 625g
  • ISBN-13: 9783701310326
  • ISBN-10: 3701310327
  • Artikelnr.: 00864560
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.06.2001

Europa

"Mani" von Patrick Leigh Fermor. Otto Müller Verlag, Salzburg 2001. 436 Seiten, eine Karte. Gebunden, 43,50 Mark. ISBN 3-7013-1032-7.

Mani, eine der Landzungen an der Südspitze des Peloponnes, ein Land, wo es nur Hitze und Steine gibt, wo das Totenritual noch dramatisch zelebriert wird und monumentale Wohntürme sich als Mahnmal der Familienfehden erheben. Obwohl der Autor in seinem Vorwort zur zweiten Auflage schreibt, daß zwischen der ersten Fassung von 1952 und dem Erscheinen des Buches sechs Jahre später sich bereits einiges verändert hat, gibt er ein unverfälschtes, sehr lebendiges Bild der Gegend. Das Werk "ist keinesfalls ein Reiseführer, tatsächlich in gewisser Weise sein Gegenteil", warnt er den Leser - was nicht zuletzt daran liegt, daß Mani kein Touristenland ist, zum Glück. Auch heute verirren sich dorthin nur wenige exzentrische Reisende und eine Handvoll Archäologen auf der Suche nach Ruinen. Es ist eine unbequeme Reise, die sich lohnt. Von immenser Kenntnis des antiken und neuen Griechenland und schier unerschöpflichem kulturhistorischem Wissen, führt Patrick Leigh Fermor den Leser in eine kaum erforschte Gegend, wo er, heute fünfundachtzig Jahre alt, noch lebt. Globetrotter und Widerstandskämpfer während der deutschen Besatzung in Griechenland, ist er ein Schriftsteller, der in Deutschland kaum bekannt ist, im angelsächsischen Raum jedoch höchste Verehrung genießt. Selbst eine legendäre Figur, scheint er bestens geeignet, das mythische Mani zu schildern. Das tut er in brillantem Stil, in dem sich große Gelehrsamkeit wie natürlich mit Poesie verbindet. Durch seine Abgeschiedenheit vom übrigen Festland hat die Halbinsel kulturelle Formen entwickelt, die sie von anderen Teilen Griechenlands radikal unterscheiden; etwa einen ausgesprochenen Synkretismus. Mögen die Bauern auch ihren Popen haben, so rufen sie doch oft, und sogar die Popen mit ihnen, die alten Götter zur Hilfe an - und nicht etwa die olympischen, offiziellen, antiken, sondern die pelagischen Urgottheiten. Es gibt eine wunderbare Kontinuität frühen Glaubens, und es ist ergreifend, zu erfahren, wie die kosmischen Kräfte im Volksbewußtsein immer noch lebendig sind. Gebannt verfolgt der Leser auch die Verwandlung und Ambivalenz, die Gottheiten wie Pan, Helios und vor allem Artemis im Lauf der Zeiten geprägt haben; dazu gibt die Etymologie ganz unerwartete Schlüssel, und der Leser staunt über manche Entdeckung. Ein originelles und außerordentliches Werk; unbedingt empfehlenswert. (G.W.M.)

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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Karl-Markus Gauß ist beglückt, dass dieses 1958 im Original erschienene Buch nun endlich wieder neu aufgelegt wurde. Fermors Begeisterung für diese Gegend Griechenlands scheint dem Rezensenten überaus verständlich, sein Entsetzen über Moderne und Tourismus nur teilweise. Schließlich sei Mani zwar mittlerweile "touristisch erschlossen, aber doch beileibe nicht ruiniert". Dennoch zeichne der Autor ein äußerst einfühlsames Porträt des südlichen Teils des Peloponnes, mit einem guten Blick für Flora und Fauna und die Landschaft. Zudem gebe Fermor zwar viel kulturhistorisches Wissen preis, sei dabei aber nicht schulmeisterisch, und gebe sehr einfühlsame Beschreibungen der Bewohner, lobt Gauß.

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