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Wie bereit sind wir, uns selbst zu betrügen, in unserer Sehnsucht, geliebt zu werden?
Wer verlässt, spürt keinen Schmerz. Wer verlässt, braucht nicht zu reden. Wer verlässt, ist fertig. Das ist der große Schmerz. Wer verlassen wird, muss dagegen bis in alle Ewigkeit reden. Und dieses ganze Gerede ist nur der Versuch, dem anderen zu sagen, dass er sich geirrt hat. Wenn er nur einsähe, wie die Dinge wirklich liegen, würde er sich nicht so verhalten, dann würde er den anderen lieben. Bei dem Gerede geht es nicht darum, sich Klarheit zu verschaffen, was der Redende behauptet, sondern darum, zu…mehr

Produktbeschreibung
Wie bereit sind wir, uns selbst zu betrügen, in unserer Sehnsucht, geliebt zu werden?

Wer verlässt, spürt keinen Schmerz. Wer verlässt, braucht nicht zu reden. Wer verlässt, ist fertig. Das ist der große Schmerz. Wer verlassen wird, muss dagegen bis in alle Ewigkeit reden. Und dieses ganze Gerede ist nur der Versuch, dem anderen zu sagen, dass er sich geirrt hat. Wenn er nur einsähe, wie die Dinge wirklich liegen, würde er sich nicht so verhalten, dann würde er den anderen lieben. Bei dem Gerede geht es nicht darum, sich Klarheit zu verschaffen, was der Redende behauptet, sondern darum, zu überzeugen und zu überreden."

Ester Nilsson ist 31 Jahre alt. Sie ist Dichterin und Essayistin, eine vernünftige Person mit einer vernünftigen Beziehung. Eines Tages erhält sie den Auftrag, einen Vortrag über den Künstler Hugo Rask zu halten. Im Publikum sitzt der Meister höchstpersönlich, und danach treffen sie sich zum ersten Mal. Dieser Augenblick verändert alles. Eine auf den ersten Blickvöllig harmlose, unverbindliche Kommunikation nimmt ihren Anfang, in deren Verlauf es zu einer Kette von Ereignissen kommt, die katastrophal für die liebesblinde Ester enden.
Autorenporträt
Lena Andersson (geb. 1970) ist Journalistin und Autorin. Sie arbeitet als Literaturkritikerin für Svenska Dagbladet und ist Kolumnistin bei Dagens Nyheter, Schwedens größter Tageszeitung. Sie wuchs in einem Vorort von Stockholm auf, wechselte aber als Jugendliche nach Torsby, um ihrer Leidenschaft fürs Skifahren nachzugehen. Andersson fuhr jahrelang wettkampfmäßig Ski, lebt inzwischen aber wieder in Stockholm, wo sie sich einen Namen als streitbarste zeitgenössische Kritikerin des Landes gemacht hat. Für "Widerrechtliche Inbesitznahme" bekam sie den renommiertesten Literaturpreis Schwedens, den August-Preis, verliehen. Der Roman stand monatelang auf Platz eins der Bestsellerliste.

Dr. Gabriele Haefs studierte in Bonn und Hamburg Sprachwissenschaft. Seit 25 Jahren übersetzt sie u.a. aus dem Dänischen, Englischen, Niederländischen und Walisischen. Sie wurde dafür u.a. mit dem Gustav- Heinemann-Friedenspreis und dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet, 2008 mit dem Sonderpreis für ihr übersetzerisches Gesamtwerk. 2011 wurde Gabriele Haefs als Königlich Norwegische Ritterin des St.Olavs Ordens in der Norwegischen Botschaft in Berlin ausgezeichnet u.a. für ihre Übersetzungen, für die Vermittlung von norwegischen Büchern nach Deutschland sowie für das Knüpfen von Kontakten im Kulturbereich ganz allgemein.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.07.2015

Zu selbstverliebt für eine Affäre
Schweden in Not: Lena Anderssons Roman "Widerrechtliche Inbesitznahme" ist so schmal wie aufgebläht

Sie stellt sich vor, "er sei eine einsame Gestalt mit einem Spalt aus Sehnsucht in sich, den sie füllen könnte", und das ist bestimmt ein Problem: Wie lange lässt sich die Zuneigung einer aufstrebenden Kulturschaffenden erwidern, wenn sich die Dame als Großmeisterin des Dahinschwurbelns erweist? Dem Künstler Hugo Rask gelingt die Erwiderung jedenfalls nur in Maßen, und das kann man ihm nicht verdenken - Ester Nilsson, eine junge Geisteswissenschaftlerin, die dichtet und von Vorträgen, Artikeln und Übersetzungsarbeiten lebt, bedrängt ihn wie eine Besessene, seit er ihren halbstündigen Vortrag über sein Werk gelobt hat.

Allerdings ist Rask ein selbstverliebter Wichtigtuer. Weshalb es ein schwieriges Unterfangen ist, in Lena Anderssons schmaler, mit bedeutungsschwangeren Sätzen auf 220 Seiten gepumpter Liebeskummer-Geschichte "Widerrechtliche Inbesitzname" eine Figur auszumachen, auf die man sich einlassen mag. Rask ist ein alternder, sich selbst überschätzender Kulturmensch, der mit den Mäuschen, die ihn umschwirren, zu spielen versteht. "Es war Leidenschaft", wirft er Ester nach erotischen Momenten abgeklärt zu. "Die hat von uns Besitz ergriffen, wie Leidenschaften das eben so tun. Vielleicht besonders von dir." Puh.

Ester wiederum ist so verkrampft und verkopft, dass man ihr weder den Kerl abnimmt, mit dem sie vor der Begegnung mit Rask dreizehn Jahre lang zusammengelebt haben soll, noch den "Chor der Freundinnen", der die auf Enttäuschung programmierte Beziehung zu Rask gelegentlich kommentieren darf: "Sie müsse sich befreien, sagte der Chor, und sie sprach es ihm nach: Ich muss mich von dieser Idiotie befreien." Als schmachtende Intellektuelle ist sie einfach zu anstrengend, um mit ihr ein gemeinsames Buch zu verbringen.

Die 1970 geborene schwedische Schriftstellerin Lena Andersson, die für große Tageszeitungen als Literaturkritikerin und Kolumnistin arbeitet, hat für die "Widerrechtliche Inbesitznahme" trotzdem den renommierten Augustpreis des Jahres 2013 erhalten. Damals wurde in Schwedens Kulturszene leidenschaftlich darüber diskutiert, ob sie mit der Figur von Rask womöglich den Filmregisseur Roy Andersson gemeint haben könnte, der von einer Affäre mit der Kolumnistin erzählte. Vor allem aber hieß es, sie habe "mit derbem Humor und herausragender Präzision" den "systematischen Selbstbetrug der Verliebtheit" freigelegt. Sollte es diesen Humor und diese Präzision im Original wirklich geben, ist von ihnen nach der Übertragung ins Deutsche bedauerlich wenig übrig geblieben.

MATHIAS HANNEMANN.

Lena Andersson: "Widerrechtliche Inbesitznahme". Ein Roman über die Liebe.

Aus dem Schwedischen von Gabriele Haefs. Verlag Luchterhand, München 2015. 220 S. geb., 18,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Die schwedischen Auszeichnungen hat Lena Anderssons Roman laut Rezensent Aldo Keel verdient. Die Geschichte der selbstzerstörerischen obsessiven Liebe einer Schriftstellerin zu einem Großkünstler erzählt die Autorin laut Rezensent auf gelungene Weise. Wie die Heldin Stück für Stück ihr eigenes Ich verliert, scheint dem Rezensenten plastisch nachvollziehbar, und er erinnert sich an eigene unglückliche Liebeserfahrungen. Spannung bezieht der Text vor allem aus der Differenz zwischen dem dramatischen Inhalt und der nüchternen Form einer präzisen Sprache, erklärt Keel.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Ein grandioses literarisches Lehrstück über Liebeskummer." Westdeutsche Allgemeine Zeitung