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Die Tiefen des Wassers. Die Untiefen der Gefühle. Rabea Edels Romandebüt über zwei Schwestern, die zu Rivalinnen werden.
Zwei Schwestern haben sich, nachdem ihre Mutter die Familie verlassen hat, gegeneinander verschworen: Jede will mutiger sein als die andere, schlauer und begehrenswerter. Sie provozieren sich, stellen sich Prüfungsaufgaben, als sie sich aber in denselben Mann verlieben, verkehrt sich das Spiel in harten Wettstreit. Das Debüt einer jungen deutschsprachigen Autorin; ein Roman voller Poesie und in ihrer sprachlichen Genauigkeit berührender Bilder über eine Liebe, deren…mehr

Produktbeschreibung
Die Tiefen des Wassers. Die Untiefen der Gefühle. Rabea Edels Romandebüt über zwei Schwestern, die zu Rivalinnen werden.

Zwei Schwestern haben sich, nachdem ihre Mutter die Familie verlassen hat, gegeneinander verschworen: Jede will mutiger sein als die andere, schlauer und begehrenswerter. Sie provozieren sich, stellen sich Prüfungsaufgaben, als sie sich aber in denselben Mann verlieben, verkehrt sich das Spiel in harten Wettstreit. Das Debüt einer jungen deutschsprachigen Autorin; ein Roman voller Poesie und in ihrer sprachlichen Genauigkeit berührender Bilder über eine Liebe, deren Gefahren zwei heranwachsende Frauen zu spät bemerken ...

Die Geburt des Mädchens Lina stellt das Leben ihrer Familie vollkommen auf den Kopf. Denn Linas Mutter zieht sich von da an mehr und mehr in sich zurück. Oft steht sie lange stumm am Fenster, scheint weder Lina zu hören noch ihre ältere Schwester und spricht nur noch in Ausnahmefällen. Während der Vater sich in sein Arbeitszimmer einschließt, beginnen die beiden Mädchen die ersten Wettkämpfe im stillen auszutragen. Jede triumphiert über die andere, wenn sie glaubt, von der Mutter mehr ins Vertrauen gezogen worden zu sein. Bis die Mutter eines Tages der Familie ganz den Rücken kehrt und das gemeinsame Haus am See verlässt.
Seitdem haben sich die beiden Schwestern miteinander verschworen und gegeneinander ebenso. Sie wollen herausfinden, wer von ihnen beiden die Mutigere, Schlauere, Begehrenswertere ist. Sie kämpfen um alles, ohne Rücksicht und ohne nachzugeben: um Frisuren, Schulnoten, den Nachbarn und darum, wer wie lange tauchen kann. Als die Schwestern dann aber bei demselben Mann herausfinden wollen, was Liebe ist, wird aus dem Spiel bitterer Ernst, und beide treiben unaufhaltsam auf einen Abgrund zu.

Rabea Edel ist eine neue, aufregende Stimme in der deutschen Literatur. Meisterhaft versteht sie es, wechselvolle Stimmungen und Gefühle zu beschreiben; präzise und hellsichtig seziert sie den fatalen Konkurrenzkampf und Liebestanz der beiden Schwestern. Das macht »Das Wasser, in dem wir Schlafen« zu einem Romandebüt von seltenem poetischen und erzählerischen Glanz.
Autorenporträt
Rabea Edel wurde 1982 geboren, wuchs in Cuxhaven auf und lebt in Berlin. Sie studiert an den Universitäten in Berlin und Siena, hat das Prosawerkstatt-Stipendium der Jürgen-Ponto-Stiftung (2005) erhalten und ist Preisträgerin des 12. Open-Mike-Wettbewerbs (2004).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.05.2006

Abgehärtet gegen das Glück
Kontrollierte Zerstörung: Das Romandebüt von Rabea Edel

Das ist die Beschreibung einer Familie in der Endlosschleife. Der Vater konnte die Mutter nicht glücklich machen und die Mutter den Vater auch nicht. Die beiden Töchter konnten in dieser neurotischen Beziehungsmaschine nicht glücklich werden und später nicht mit einem Mann. Das ist die verhängnisvolle Geschichte einer Familie, die immer weitermachte, als ob nichts geschehen wäre, und hinter der Glücksfassade allmählich zugrunde ging.

Die vierundzwanzigjährige, in Cuxhaven geborene Open-Mike-Preisträgerin Rabea Edel legt mit dem Roman "Das Wasser, in dem wir schlafen" ihren Erstling vor. Sie ist eine typische Exponentin ihrer Schriftstellergeneration - mit allen Vor- und Nachteilen. Ihr Porträt einer Patchworkfamilie ist auf irritierende Weise korrekt bis zur Altklugheit, aktuell bis zum Überdruß und konstruiert bis zur Künstlichkeit. Untalentiert ist Rabea Edel deswegen nicht. Ihre Schilderung einer verfahrenen Kindheit ist in vielen Passagen von poetischer Dichte und anrührender Schlichtheit. Mehr unkontrolliertes Schreibtemperament und weniger Kunstwille hinter den Sätzen würden allerdings den Text authentischer machen und den Leser aus dem Zwiespalt erlösen, zwar dauernd zustimmend nicken zu müssen, aber das Buch doch merkwürdig unberührt aus der Hand zu legen.

Rabea Edels Roman umfaßt den weiten Zeitraum von der Zeugung der jüngeren Schwester bis zu deren Selbstmord im Fluß. Lina wird im Auto ins Leben geholt. Die Mutter scheuert sich dabei den Rücken an der Handbremse auf, und das Mädchen muß später ihr rotes Mal vor dem Zubettgehen mit Coldcrème einschmieren. Das Kind sitzt unter einem Baum und sieht Mutters Atemkreise an der Scheibe und ihren starren Blick, der auf einen Punkt weit hinten im Feld gerichtet scheint. Es bemerkt den Vater über ihr und den Motorradfahrer, der in den Parkplatz einbiegt, das Visier seines Helms hochschiebt und die Mutter beobachtet. Als die Mutter später im Badezimmer immer wieder neue Plastikstäbchen eintaucht, bis der blaue Streifen nicht mehr zu ignorieren ist, sagt sie dem Kind: "Ich trage deine Schwester aus." In solchen Passagen zeigt sich das unrealistische Überziehen der Kinderperspektive. Es ist kaum denkbar, daß ein dreijähriges Kind die turbulenten erotischen Ereignisse adäquat einordnen kann.

Ein paar Monate später liegt die kleine Schwester da, eingewickelt in Alufolie, auf den Brüsten der Mutter. Von jetzt an wird die ältere Tochter zur altklugen Gesprächspartnerin der Mutter und zur vertrauten Komplizin der Schwester. Sie liegt auf der Lauer, wenn die Mutter fremde Männer ins Haus nimmt und mit ihnen schläft. Sie sieht den Vater, der fremd im eigenen Haus wird. Sie bemerkt, wie sich die Eltern immer stärker entfremden. Als die Mutter die Familie abrupt verläßt, wird sie mit dem sprachlosen Unglück des Vaters konfrontiert.

Alles nimmt in dieser Familie zwanghaft seinen Lauf, ohne daß jemand nach Ursachen forschen oder der zerstörerischen Mechanik Einhalt gebieten würde. Selbst Evà, die der Vater nach einiger Zeit kommentarlos ins Haus holt, vermag das verhängnisvolle System nicht zu stoppen. Zwar ist die neue Ersatzmutter ein leuchtender Turm an Normalität und setzt für kurze Zeit die neurotischen Gesetze außer Kraft. Als die beiden Schwestern denselben Mann lieben und sich gegenseitig betrügen und verletzen, gibt sie erschöpft auf. Ebenso unvermittelt, wie sie gekommen ist, verläßt sie das Haus.

Die beiden Schwestern nämlich, das sieht sie auf einen Schlag ein, haben sich inzwischen "nicht nur gegen das Glück abgehärtet, sondern auch gegen alles andere, was uns passieren könnte". Wie die Mutter den Vater allmählich schweigend mit Schattenmännern ersetzte, so ersetzt jetzt die jüngere Schwester die ältere bei deren Freund Gregor. Beide Mädchen sind gefühlsmäßig amputiert, beide sind sie im Herzen versehrt. Es gelingt ihnen nicht mehr, Glück von Unglück zu unterscheiden und Verwegenheit von Nähe. Rabea Edel beschreibt mit ihrer fatalen Beziehungsgeschichte die erotische Verwirrung einer Generation. Würde sie etwas weniger exemplarisch daherkommen und ein wenig uneindeutiger ausgehen, sie gewönne an Überzeugungskraft.

PIA REINACHER

Rabea Edel: "Das Wasser, in dem wir schlafen". Roman. Luchterhand Literaturverlag, München 2006. 160 S., geb., 16,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Dieser "kleine" Debütroman hat was, kann man der sehr empfindsamen Rezension von Lea Streisand entnehmen. Allerdings wird nicht ganz klar, was genau. Zwar lässt die Rezensentin das Schicksal der beiden traurigen Schwestern im Zentrum des Romans nicht kalt, besonders, weil die Jüngere der beiden im Laufe der Handlung ertrinkt. Trotzdem ruft die Vielzahl der Motive aus bereits existierenden Romanen und Filmen Irritation hervor. Von Jeffrey Eugenides' "Virgin Suicides" bis zu Hitchcocks "Vögeln" reicht die Referenzliste, die die Rezensentin präsentiert. Auch scheint die Autorin das Unglück gelegentlich etwas zu dick aufzutragen. Streisands Unbehagen angesichts von Motivkompilation und stilisierter Düsternis im Roman wird jedoch durch den Ton der jungen Autorin deutlich gemildert, die sie immer wieder mit Nüchternheit und einer "fast abgebrühten" Erzählhaltung immer wieder beeindrucken kann.

© Perlentaucher Medien GmbH
Ihre Sprache ist von dieser merkwürdigen zeitgemäßen Poesiehaftigkeit geprägt, die die Dinge nah heranholt und gleichzeitig entrückt, die das Leben in einer Schwebe hält und dabei den Alltag ins Künstliche verklärt. Die Zeit