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Wyomings Weite ist überwältigend, das Leben dort hart und manchmal unglaublich. Ideales Terrain für Annie Proulx, eine der "besten lebenden Schriftstellerinnen " (Time Magazine), die mit diesem Erzählband in ihre Wahlheimat zurückkehrt: Elf tragikomische Geschichten über Cowboys, Wildhüter und Barfrauen, exzentrische Aussteiger und Underdogs, die sich in einer grandiosen, aber unwirtlichen Landschaft behaupten.
Wyoming, Land der Taugenichtse und Träumer, hat Annie Proulx schon einmal zu unvergeßlichen Geschichten inspiriert. Ihr neuer Band über diese traumhaft schöne, aber dürregeplagte,
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Produktbeschreibung
Wyomings Weite ist überwältigend, das Leben dort hart und manchmal unglaublich. Ideales Terrain für Annie Proulx, eine der "besten lebenden Schriftstellerinnen " (Time Magazine), die mit diesem Erzählband in ihre Wahlheimat zurückkehrt: Elf tragikomische Geschichten über Cowboys, Wildhüter und Barfrauen, exzentrische Aussteiger und Underdogs, die sich in einer grandiosen, aber unwirtlichen Landschaft behaupten.

Wyoming, Land der Taugenichtse und Träumer, hat Annie Proulx schon einmal zu unvergeßlichen Geschichten inspiriert. Ihr neuer Band über diese traumhaft schöne, aber dürregeplagte, von Stürmen und Winden heimgesuchte und von Industriegiften verseuchte Landschaft erzählt von Menschen, die den Widrigkeiten des Lebens trotzen, ihre Schrullen pflegen und jeden mit Misstrauen beäugen, der aus der "roten Hölle" außerhalb der Staatsgrenzen kommt.

In "Was für Möbel Jesus aussuchen würde" muß der Rancher Gilbert Wolfscale, dem sein Land heilig ist, miterleben, wie ihn nicht nur Frau und Söhne, sondern auch Glück und Geld verlassen und er mit liberalen ökologen an einem Strang zieht. Ein künstlerisch angehauchtes Ehepaar aus New York entdeckt in "Mann kriecht aus dem Wald" seine Gegensätzlichkeit: Er verliebt sich in Gabelantilopen und die leuchtendgelbe Weite der Prärie, sie bricht nach dem ersten Winter und einer schlimmen Erfahrung die Zelte ab. In "Der Wolf von Wamsutter" lernt ein erfolgloser Glücksucher die Freuden und Gefahren des Lebens in einem Trailerpark kennen; und in den drei weithin bekannten Bars des winzigen Ortes Elk Tooth, der Schauplatz mehrerer denkwürdiger Erzählungen ist, sollte man tatsächlich mal vorbeischauen ...

Mit unvergleichlicher Sprachgewalt, Phantasie und messerscharfer Ironie fängt Annie Proulx die ganz eigene Welt des Westens ein und zeigt ihre große Sympathie für jene störrischen Menschen, die von dem leersten aller Staaten nicht lassen wollen.
Autorenporträt
Edna Annie Proulx wurde 1935 in Connecticut geboren, begann Anfang der neunziger Jahre zu schreiben und wurde mit allen wichtigen Literaturpreisen Amerikas ausgezeichnet, dem PEN/Faulkner Award, dem Pulitzerpreis, dem National Book Award, sowie dem Irish Times International Fiction Prize. Annie Proulx lebt in Denver und Wyoming.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.08.2005

Das großartige Schaufeln
Hinterwald der Fiktion: Neue Kurzgeschichten von Annie Proulx

Bevor man sich E. Annie Proulx widmet, kann ein kurzer Blick auf die Landkarte nicht schaden, um sich der genauen geographischen Position von Wyoming zu vergewissern: im Nordwesten der Vereinigten Staaten, in gehörigem Abstand vom Pazifik zwischen Montana im Norden und Colorado im Süden. Ein Teil ist Prärielandschaft, den großen Rest durchziehen die Rocky Mountains.

"Weit draußen", der hiesige Titel ihrer zweiten Kurzgeschichtensammlung von 1999, faßt die Lage unmißverständlich zusammen. So dünn der Landstrich auch besiedelt ist, steckt er doch voller Geschichten. Die deutsche Übersetzung von Annie Proulx' drittem Kurzgeschichtenband, "Hinterland. Neue Geschichten aus Wyoming", ist gerade erschienen, pünktlich zu ihrem siebzigsten Geburtstag, den sie heute feiert.

Für den bisher letzten Neuanfang in ihrem Leben zog die Schriftstellerin in guter amerikanischer Pioniertradition nach Westen: Ende des vergangenen Jahrtausends ließ sie nicht nur die Initiale "E." hinter sich, die ihren Namen auf dem Cover ihrer ersten vier Bücher anführte, sondern auch das heimische Neuengland. Ihren Schreibtisch, an dem sie erst spät, im Alter von etwa fünfzig Jahren, begonnen hatte, Prosa statt journalistischer Artikel zu schreiben, nahm sie jedoch mit. Ebenso den genauen Blick für örtliche Eigenheiten, Traditionen und Landschaften, mit dem sie zuvor in ihren erfolgreichen Romanen "Postkarten" und "Schiffsmeldungen" vom Niedergang einer Milchfarmer-Familie in Vermont und dem harschen Alltag in einem neufundländischen Fischerkaff erzählt hat.

Ihr Sensorium für das Lokale, Versteckte und Aus-der-Zeit-Gefallene bewahrten sie stets davor, in Sentimentalität abzurutschen. Schroff und manchmal weit über die Ekelschwelle, spart sie die knochenharte Kehrseite des Landlebens ebensowenig aus wie die schier unlösbaren Probleme durch Industrialisierung, Klimaveränderungen und sich auflösende soziale Zusammenhänge. Von der Empfehlung, sich beim Schreiben auf das zu beschränken, was man kennt, hält Annie Proulx (die Endkonsonanten bleiben übrigens stumm) nichts.

Sie sammelt mündliche Überlieferungen und Folk Songs, durchstöbert Garagenflohmärkte und recherchiert exzessiv und mit großer Begeisterung, wie sie bekennt. In ihrem dritten Roman, der Einwanderer-Saga "Das grüne Akkordeon", schlägt sich dies in einer sehr langen Liste von Danksagungen an Experten und Bibliothekare nieder, die ihr während des "grand digging" - des "großartigen Buddelns" - weitergeholfen haben. Daß sie nicht nur mit der "metaphorischen Schaufel" (Proulx) gräbt, sondern, vom Spaten angefangen, mit vielen der Werkzeuge umgehen kann, die ihre Figuren benutzen, schützt ihre Geschichten weitgehend davor, zu papierenen Schaukästen bizarrer Wissensgebiete und fast vergessener Kulturtechniken zu werden.

Nicht ihr Realismus, der jedem nostalgischen Städter die Sehnsucht nach einem angeblich "besseren Leben" auf der Farm von Grandma und Grandpa austreibt - Stadtflüchtlinge sind ein wiederkehrendes Thema bei Proulx, selbst in den Siebzigern Angehörige der Zurück-aufs-Land-Bewegung -, macht in erster Linie die Faszination ihrer Erzählungen aus, sondern die Verwandlung von Dingen und Landschaften in Wegweiser, denen Figuren und Leser schlafwandlerisch hinterhersteigen. Sie begeben sich hinab in ein ungeordnetes Archiv, einen Keller voller Rumpelkammern, angefüllt mit den Geschichten, Wünschen und Träumen der Vergangenheit. Was sie finden, ist oft schmerzhaft, doch das Aufräumen lohnt sich.

Die vorliegende Short-Story-Sammlung hat dabei einen weit versöhnlicheren, leichteren Grundton als frühere Werke, die - vor allem "Postkarten" - so manche Leserseele auch schmerzten. Nur wenige der elf Kurzgeschichten klingen bitter und hoffnungslos, "Mann kriecht aus dem Wald" etwa oder "Was für Möbel Jesus aussuchen würde", in denen zerbrochene Beziehungen und die unaufhaltsame Zerstörung von Natur und Landschaft den Ton angeben. Von ätzender Bissigkeit ist die trailer-trash-Geschichte "Der Wolf von Wamsutter".

Oft wurde angesichts ihrer ausschließlich männlichen Hauptfiguren festgestellt, daß Annie Proulx Frauen anscheinend langweilig findet. Sie selbst hat die Bevorzugung nicht abgestritten und mit den für sie interessanteren, traditionell extrovertierten Tätigkeiten der Männer begründet. Doch auch die weniger spektakuläre, überkommene Lebenswelt der Frauen findet sich in ihren Werken nicht weniger sorgfältig beschrieben. Auch im vorliegenden Band gibt es eine wunderbare kitchen story, eine Art Wyoming-Version von Aladins Wunderlampe, nach deren Lektüre man niemals einen alten Teekessel wegwerfen wird.

Etwa die Hälfte der Stories ist humoristisch und heftet sich an die Stammbelegschaft des Pee Wee, der beliebtesten von drei Bars in Elk Tooth. Es handelt sich um oft mit leichter Hand ausgeführte Skizzen, in denen sich herausstellt, daß die sogenannten Hinterwäldler ein feines Ohr für die sprachlichen Eigenheiten von Durchreisenden haben und sogar fünf Tee bestellende Mönche aus Tibet in ihrer Kneipe nicht über ihren Horizont gehen. Im Kampf mit der Dürre, unverschämten Wildfrevlern aus der Stadt und gigantischen Farmfabriken bleibt den Einheimischen allerdings nur ihr Galgenhumor. Sie verteidigen ihre Würde mit drastischen Mitteln, und man hofft wider besseres Wissen, daß sie nicht nur die Schlacht, sondern auch den Krieg gewinnen mögen. Vor allem der erfinderischen Amanda Gribb - Barfrau im Pee Wee, Kuh-Hasserin und heimliche Vegetarierin in einem vom Fleischkonsum lebenden Landstrich - wünscht man für die einmalige Art, auf die sie sich gegen die gartenverwüstende Rinderherde eines Fleischkonzerns wehrt, ein wunderbares weiteres Leben.

ANNETTE ZERPNER

Annie Proulx: "Hinterland". Neue Geschichten aus Wyoming. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Melanie Walz. Luchterhand Verlag, München 2005. 240 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Zu Annie Proulxs siebszigstem Geburtstag preist Annette Zerpner nicht nur diesen neuesten Band mit Kurzgeschichten, sondern lässt auch das Werk der Autorin Revue passieren. Sie preist den "Sinn fürs Lokale", der die Romane und Geschichten der amerikanischen Autorin prägt und sieht sie durch ihren genauen Blick, mit dem sie vor allem den "harschen Alltag" auf dem Land im Westen der USA einfängt, vor "Sentimentalität" gefeit. Die neuen Kurzgeschichten allerdings haben, gemessen an ihren früheren Büchern, einen "weit versöhnlicheren, leichteren Grundton" und ungefähr die Hälfte der Texte sind "humoristisch", stellt die Rezensentin fest. Sie ist von den "mit leichter Hand ausgeführten Skizzen" begeistert, wobei sie besonders von den Stories, die sich um die Stammbelegschaft einer Bar mit Namen "Elk Tooth" ranken, sehr eingenommen ist. Am meisten hat es ihr offensichtlich die Figur der Barfrau Amanda Gribb angetan, die als "heimliche Vegetarierin" in der von der Fleischindustrie existierenden Gegend lebt.

© Perlentaucher Medien GmbH
Die neuen Geschichten der Pulitzerpreisträgerin Annie Proulx wirken so wunderbar leicht - man möchte gleich Country-Lala von Shania Twain auflegen, die Fransenjacke überziehen und auf einem Schaukelstuhl in den Sonnenuntergang von Wyoming wippen. Aber sicherheitshalber eine Schrotflinte neben den Schaukelstuhl legen!" Neue Ruhrzeitung