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Er ist nur ein einfacher Bauer, der mit seiner Frau und seinen Kindern einen Hof im Allgäu bewirtschaftet. Er hat nicht studiert und nie ein Managementtraining besucht. Aber wenn die Chefs der Milchkonzerne einen Mann fürchten, dann ihn: Romuald Schaber. Er gilt als knallharter Verhandler und als ein Mann, der in großen Zusammenhängen denken kann. 33 000 Milchbauern hat der Milchrevoluzzer aus dem Bauernverband herausgeführt, weil die sich dort verraten und verkauft vorkamen. Für die europäischen Milchbauern ist er schlicht ein Held. Sie wissen, nur "Romi" kann sie vor dem Untergang bewahren.…mehr

Produktbeschreibung
Er ist nur ein einfacher Bauer, der mit seiner Frau und seinen Kindern einen Hof im Allgäu bewirtschaftet. Er hat nicht studiert und nie ein Managementtraining besucht. Aber wenn die Chefs der Milchkonzerne einen Mann fürchten, dann ihn: Romuald Schaber. Er gilt als knallharter Verhandler und als ein Mann, der in großen Zusammenhängen denken kann. 33 000 Milchbauern hat der Milchrevoluzzer aus dem Bauernverband herausgeführt, weil die sich dort verraten und verkauft vorkamen. Für die europäischen Milchbauern ist er schlicht ein Held. Sie wissen, nur "Romi" kann sie vor dem Untergang bewahren. Romuald Schabers Buch ist die bewegende Geschichte eines Mannes, der seine Familie, seinen Beruf und seine Heimat liebt und deshalb gegen das Bauernsterben in Europa kämpft. Seine Geschichte und sein Hilferuf gehen uns alle an: "Der Milchpreis, den uns die Konzerne diktieren, ist der Preis, an dem die Bauern sterben. Billige Milch ist Blutmilch!"
Autorenporträt
Romuald Schaber, geboren 1957, ist der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter. Er ist verheiratet und Vater von fünf Kindern. Der Bauer aus Petersthal im Allgäu bewirtschaftet einen fünfunddreißig Hektar großen Grünlandbetrieb mit vierzig Kühen und Nachzucht. 1998 gründete er in Konkurrenz zum Deutschen Bauernverband den eingetragenen Verein Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM e.V.), der inzwischen mit 33.000 Mitgliedern rund ein Drittel der 100.000 Milchviehbetriebe in Deutschland vertritt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.05.2011

Der grüne Wutbauer
Ein wunderbar wütendes Pamphlet eines Milchbauern

Romuald Schaber ist wie sein Vater und dessen Väter Bauer im Allgäu, ist Vater von fünf Kindern, hat 40 Kühe. Und eines Tages, wenn er nicht mehr von früh bis spät im Kuhstall und auf der Weide steht, will er eine Wallfahrt mitmachen. Neuerdings steht er den Grünen nahe.

Denn Romuald Schaber ist besorgt. Er fürchtet, dass Bauern wie er keine Zukunft haben. Aber er sorgt sich nicht nur um seine Zunft, sondern beobachtet, dass - nicht nur im Allgäu - die Provinz dahinsiecht, die Einkaufsstraßen sich mehr und mehr gleichen, jeder Mensch beim Aldi kauft, Zirkusse und Buchverlage aber sterben. All das treibt ihn um, wenn er in seinem wütenden Pamphlet "Blutmilch" davor warnt, dass die Existenz seines Handwerks bedroht ist, das Tradition hat und Teil der Kultur ist.

Also kämpft der Bauer. Er sieht sich als Teil der Kultur, weil er Wiesen und Felder und Wege pflegt und hortet, das Tier noch beim Namen kennt, anders als die modernen Agraringenieure. Natürlich bietet so eine Kampfschrift viel Angriffsfläche: Man kann sie romantisierend und verklärend nennen, weltfremd oder fragen, wieso dann nicht jeder arbeitslose Buchbindermeister oder Zirkusclown zum Kulturkampf aufruft. Oder man liest sie mit Sympathie und lernt daraus, warum ein Konservativer dem "Kapitalismus" abschwört.

Der Bauer hat Angst vor dem "Wachstum". Ihn fröstelt es angesichts der liberalistischen Ideologie, weil er ahnt, dass sie ihn nicht in die Freiheit führt, sondern sie ihm nimmt. Er ist nicht gegen die Marktwirtschaft, sondern sagt, niemand kenne den Markt besser als der echte, selbständige Bauer. Doch der Kapitalismus zerstöre die Märkte: Von Subventionen ("Schweigegeld") befeuert, ist dauerhaft zu viel Milch auf dem Markt. Die werde verramscht, schreibt er, damit die Industrie (Molkereien, Lebensmittelkonzerne) Umsätze mache. Zigtausend Bauern gegen zwei Discounter, die Preise diktieren. Die ehrlichen Arbeiter würden mit Kampfbegriffen torpediert, damit sie sich schwach fühlten: Weltmarkt, die Chinesen, Globalisierung; der Bauer "als Subventionsempfänger verhöhnt" - Leute, die den ganzen Tag arbeiten und davon kaum leben können.

Das Buch ist in seiner frischen Aggressivität ein schonungsloser Angriff auf die Bürokraten und Funktionäre mit Festanstellung und Pensionssicherung, die ständig mehr Marktwirtschaft fordern, jedoch: "Sollen sie doch einmal versuchen, ihre Sprüche auf dem freien Markt zu Geld zu machen!" Die EU-Beamten seien weiter von der Realität entfern als jeder Bauer, den jene Beamten ständig auf die "Realitäten" der Weltmärkte hinwiesen. Der Bauer, der die Grünen wählt, weil die wenigstens noch Träume haben, sieht sich als Marktwirtschaftler: "Wir wollen kein Wolkenkuckucksheim und kein planwirtschaftliches Pseudoparadies. Wir wollen Freiheit und Markt (...) Mir sind zehn Familienbetriebe lieber als eine Kapitalgesellschaft, die Leute ausbeutet".

Dem zwischen offenem Wutausbruch und Vernunft changierendem Schaber kann man vorwerfen, dass er immer wieder die Selbständigkeit des Familienbetriebs verklärt als Gegenbild des Städters, den er als entfremdet und entwurzelt vom wahren Leben beschreibt, wie die Bürokratie, die Industrie, Konzerne auf ihrem "Eroberungsfeldzug", und tatsächlich auch noch, wie im 16. Jahrhundert: der Adel. Diese Leute, so Schabler, wollten den Bauern vernichten. Schaber liebt das Denken in Kategorien: Seele gegen Profilsucht, Heimatliebe gegen Größenwahn, Lügner und Raubritter gegen den Bauern, der von früh bis spät malocht. Bis der sich überschuldet und tot im Stall hängt - "Blutmilch". Immer wieder kippt Schabers heiliger Zorn ins Totalitäre: "Die Sache der Bauern ist die Sache aller Menschen." Schaber fürchtet sich vor der Proletarisierung des Bauern, lässt den Gedenken aber nicht zu, dass das vielleicht gar nicht so schlimm wäre, wenn der Bauer nun zum Industriearbeiter wird.

Gern bemüht er auch Klischees aus dem 19. Jahrhundert. Etwa das Selbstbild des "ganzen Bauern", der mit dem Hof, der Landschaft und den Tieren quasi eins ist, dem Herrgott ein wenig näher. Er will den letzten wahren Familienbetrieb retten, wo auch die Kleinsten und die Alten noch eine Aufgabe haben, das ist auch wieder rührend und leider so weltfremd. "Blutmilch", das als wütende Anklage beginnt, wird nach den ersten Kapiteln aber immer sachlicher. Etwas nervtötend sind die langen Passagen, in denen der Bauern, der auch Präsident des konservativen Milchbauernverbandes BDM ist, von den Heldentaten des Verbands berichtet: wie Bauern den Politikern eine Fuhre Mist vor die Lackschuhe kippten, als seien dies Ereignisse der Weltgeschichte.

Das Buch regt zum Anregen nach, weil es immer wieder jene Freiheit thematisiert, die verlorengeht, wenn sie als Wert an sich zählt. Da zitiert der Bauer auch den Papst Johannes Paul II.: Der sieht eine grundlegende und positive Rolle des Unternehmers da, wo aus Privateigentum Verantwortung erwachse und die menschliche Freiheit in den Dienst von ethischem ( religiösem) Handeln gestellt wird. "Weil wir nach dem Sinn von Wirtschaft fragen, sind wir noch lange keine Planwirtschaftler", schreibt Schaber. Mit Bildern der DDR schreibt er gegen den Liberalismus an: "Wir werden den Kampf gewinnen".

JAN GROSSARTH.

Romuald Schaber: Blutmilch. Wie die Bauern ums Überleben kämpfen.

Verlag Pattloch. München 2010, 272 Seiten, 18 Euro

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Wer in 10 Jahren noch gute Milch trinken will, muss dieses Buch heute lesen. Ein ernstes Thema, locker, ja beinahe unterhaltsam geschrieben. Große Klasse!" -- SWR3 Buchtipps, 09.12.2010

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Was macht der Milchbauer in Brüssel? Timo Frasch weiß es, nachdem er Romuald Schabers  verständiges und teils poetisches Plädoyer für eine andere Viehwirtschaft gelesen hat: Er versucht zu vermitteln zwischen den Bürokraten und einer prekären bäuerlichen Erfahrungswelt, bevor es zu spät ist und die Alm verwüstet. Na ja, ganz so dramatisch wird es nicht sein, meint Rasch, der ein wenig mehr Differenzierung und Sachlichkeit ganz gut gefunden hätte, wie übrigens auch eine Straffung des Ganzen. An der Eindringlichkeit des Appells ändert das für ihn nichts.

© Perlentaucher Medien GmbH