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Naïn hat den perfekten Lebenslauf: Politikstudium, Auslandssemester in Barcelona, Assistenz bei einem Mitglied des Bundestages. Zum Stolz seiner Familie avanciert, bricht er ein. Plötzlich sieht er sich außerstande, ohne die grüne Strickmütze seiner Großmutter das Haus zu verlassen. Die Fallhöhe wird immer größer, er stürzt sich ins Nachtleben, schwankt zwischen ekstatischen Phantasien und surrealen Wahrnehmungen. Der Versuch, mit Freunden eine internationale, internetbasierte, vermeintlich basisdemokratische Organisation zu gründen, scheitert. Sein Leben ist an einem Tiefpunkt angelangt, als…mehr

Produktbeschreibung
Naïn hat den perfekten Lebenslauf: Politikstudium, Auslandssemester in Barcelona, Assistenz bei einem Mitglied des Bundestages. Zum Stolz seiner Familie avanciert, bricht er ein. Plötzlich sieht er sich außerstande, ohne die grüne Strickmütze seiner Großmutter das Haus zu verlassen. Die Fallhöhe wird immer größer, er stürzt sich ins Nachtleben, schwankt zwischen ekstatischen Phantasien und surrealen Wahrnehmungen. Der Versuch, mit Freunden eine internationale, internetbasierte, vermeintlich basisdemokratische Organisation zu gründen, scheitert. Sein Leben ist an einem Tiefpunkt angelangt, als eines Morgens ein überdimensionales Schaf vor seinem Bett steht und mit ihm die Lösung seiner Mützenproblematik.
Autorenporträt
Thomas Martini, 1980 geboren, studierte Philosophie, Ökonomie und Politik. Sein Romandebüt »Der Clown ohne Ort« erschien 2013 bei der FVA. Der Autor lebt und arbeitet in Berlin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.07.2013

Exzesse einer Monade
Weltekel oder Berlin-Ekel? Thomas Martinis Debüt

Zum üblichen Berlin-Roman von Autoren der jüngeren Generation gehört ein Personal, das die vierzig noch nicht überschritten hat, unter Sinn- und Lebenskrisen leidet, nachts in Clubs tanzt, Drogen konsumiert, beruflich was mit Kunst oder Medien macht und nicht ungern Sex mit wechselnden Partnern hat. Auch "Der Clown ohne Ort", das Debüt des 1980 in Transsilvanien geborenen Thomas Martini, ähnelt hierin Romanen wie "Strobo" von Airen oder "Axolotl Roadkill" von Helene Hegemann.

Erzählt wird "Der Clown ohne Ort" aus der Sicht von Naïn. Nach einem schnellen und erfolgreichen Studium der Politikwissenschaft in Barcelona und Bayreuth, nach guten beruflichen Angeboten, nach einer Trennung und einem psychischen Zusammenbruch, für den "die Diagnose" fehlt, lebt Naïn in Berlin. Schon der Gleichklang seines Namens mit dem Wort "Nein" deutet das Programm des Romans an, dessen Zeitdiagnose dann auch entsprechend düster ausfällt: "Die Zeiten sind so niederschlagend leer, dass uns die Luft zum Atmen, geschweige denn zum Schreien oder Protestieren fehlt. Alles ist nur noch Fassade, fahl glänzende Notwendigkeit." Vor diesem tristen Hintergrund bleibt den Figuren erwartungsgemäß wenig Handlungs- und Entwicklungsspielraum.

Naïn füllt seine Zeit mit Sex, Drogen, Clubbesuchen und Kochen. Aus der Tristesse hilft auch nicht das aus reiner Verzweiflung begonnene Praktikum bei einer Off-Theatergruppe, die, passend zum melancholisch-hypochondrischen Grundrauschen des Romans, Molières "Der eingebildete Kranke" probt. Halbherzig stellt Naïn schließlich seine Intelligenz und alte Seminararbeiten Freunden zur Verfügung, die ein politisch-künstlerisches Weltverbesserungsprojekt ankurbeln wollen, für das sich dann auch tatsächlich schnell EU-Fördergelder auftreiben lassen, das aber ebenso schnell wieder versandet.

All das kann wenig überraschen, der Roman ist damit allerdings noch nicht zu Ende. Doch auch der zweite Abschnitt, der Naïns Liebesbriefe an seine Verflossene aneinanderreiht, und ein dritter, in dem sich Naïn immer tiefer in den Abgründen seines Inneren verliert, sich an die grüne Mütze klammert, die ihm die Großmutter gestrickt hat, bringen das dürftige Geschehen, das von den halluzinatorischen Denkbewegungen der Hauptfigur flankiert wird, wenig voran und überraschen noch weniger. Immerhin schafft Martinis Sprache mit Slang- und Szenewörtern wie "verspult", "gesignt", "mittig", "wikipedelnd", "sirrbeinig", "bukowskynisch", "schnalzig" oder "staccatofiebrig" eine Atmosphäre, die das weitgehend schlaf- und richtungslose und öde Leben eines depressiven Jungakademikers zwischen Friedrichshain und "Kreuzkölln" plastisch werden lässt.

Die Ursachen von Naïns Weltekel bleiben allerdings weitgehend im Dunkeln. Exkurse zu Nietzsche und Heidegger sind verworren und diffus, und Martinis mindestens eigenwillig zu nennender Umgang mit Tempus und Grammatik bringt irritierende Sätze hervor: "Die Zimmerdecke wirft noch immer ihr gleiches, von zu viel Nikotin und Staub leicht bräunlich anmutendes Weiß in meine schlaftrüben Augen - ein Teil der streng linear perforierten Oberfläche ist durch Wassereinwirkung dalísiert." Nicht selten gerät die Sprache ins Schwimmen, stilistische Ungeschicklichkeiten häufen sich. Naïns seltsam beziehungsloses Leben, in dem das "Regiment der Monade" herrscht, wird darüber immer ungreifbarer, wodurch sich - durchaus passend zur Programmatik dieses Berlin-Romans - die Affekte des Lesers so sehr abkühlen, dass schon vor dem Ende der Lektüre nicht allzu viel von ihnen übrig sein dürfte.

BEATE TRÖGER

Thomas Martini: "Der Clown ohne Ort". Roman.

Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 2013. 254 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Einen Berlin-Roman ohne Überraschungen hat Beate Tröger zu verreißen. Allerdings scheint der Text von Thomas Martini mit seinen altbekannten Ingredienzien, Sinnkrisen, Clubs, Sex mit wechselnden Partnern etc. die Rezensentin nicht mal richtig in Rage zu bringen. Der von Tröger attestierte geringe Handlungsspielraum der Figuren und das dürftige Geschehen im Text scheint sich hier auf die arme Rezensentin zu übertragen. Da hilft auch die von Tröger quasi gähnend erlauschte Szenesprache und die so erlangte Plastizität eines Daseins in Berlin-Mitte oder Kreuzkölln nichts.

© Perlentaucher Medien GmbH
Exzesse einer Monade
Weltekel oder Berlin-Ekel? Thomas Martinis Debüt

Zum üblichen Berlin-Roman von Autoren der jüngeren Generation gehört ein Personal, das die vierzig noch nicht überschritten hat, unter Sinn- und Lebenskrisen leidet, nachts in Clubs tanzt, Drogen konsumiert, beruflich was mit Kunst oder Medien macht und nicht ungern Sex mit wechselnden Partnern hat. Auch "Der Clown ohne Ort", das Debüt des 1980 in Transsilvanien geborenen Thomas Martini, ähnelt hierin Romanen wie "Strobo" von Airen oder "Axolotl Roadkill" von Helene Hegemann.

Erzählt wird "Der Clown ohne Ort" aus der Sicht von Naïn. Nach einem schnellen und erfolgreichen Studium der Politikwissenschaft in Barcelona und Bayreuth, nach guten beruflichen Angeboten, nach einer Trennung und einem psychischen Zusammenbruch, für den "die Diagnose" fehlt, lebt Naïn in Berlin. Schon der Gleichklang seines Namens mit dem Wort "Nein" deutet das Programm des Romans an, dessen Zeitdiagnose dann auch entsprechend düster ausfällt: "Die Zeiten sind so niederschlagend leer, dass uns die Luft zum Atmen, geschweige denn zum Schreien oder Protestieren fehlt. Alles ist nur noch Fassade, fahl glänzende Notwendigkeit." Vor diesem tristen Hintergrund bleibt den Figuren erwartungsgemäß wenig Handlungs- und Entwicklungsspielraum.

Naïn füllt seine Zeit mit Sex, Drogen, Clubbesuchen und Kochen. Aus der Tristesse hilft auch nicht das aus reiner Verzweiflung begonnene Praktikum bei einer Off-Theatergruppe, die, passend zum melancholisch-hypochondrischen Grundrauschen des Romans, Molières "Der eingebildete Kranke" probt. Halbherzig stellt Naïn schließlich seine Intelligenz und alte Seminararbeiten Freunden zur Verfügung, die ein politisch-künstlerisches Weltverbesserungsprojekt ankurbeln wollen, für das sich dann auch tatsächlich schnell EU-Fördergelder auftreiben lassen, das aber ebenso schnell wieder versandet.

All das kann wenig überraschen, der Roman ist damit allerdings noch nicht zu Ende. Doch auch der zweite Abschnitt, der Naïns Liebesbriefe an seine Verflossene aneinanderreiht, und ein dritter, in dem sich Naïn immer tiefer in den Abgründen seines Inneren verliert, sich an die grüne Mütze klammert, die ihm die Großmutter gestrickt hat, bringen das dürftige Geschehen, das von den halluzinatorischen Denkbewegungen der Hauptfigur flankiert wird, wenig voran und überraschen noch weniger. Immerhin schafft Martinis Sprache mit Slang- und Szenewörtern wie "verspult", "gesignt", "mittig", "wikipedelnd", "sirrbeinig", "bukowskynisch", "schnalzig" oder "staccatofiebrig" eine Atmosphäre, die das weitgehend schlaf- und richtungslose und öde Leben eines depressiven Jungakademikers zwischen Friedrichshain und "Kreuzkölln" plastisch werden lässt.

Die Ursachen von Naïns Weltekel bleiben allerdings weitgehend im Dunkeln. Exkurse zu Nietzsche und Heidegger sind verworren und diffus, und Martinis mindestens eigenwillig zu nennender Umgang mit Tempus und Grammatik bringt irritierende Sätze hervor: "Die Zimmerdecke wirft noch immer ihr gleiches, von zu viel Nikotin und Staub leicht bräunlich anmutendes Weiß in meine schlaftrüben Augen - ein Teil der streng linear perforierten Oberfläche ist durch Wassereinwirkung dalísiert." Nicht selten gerät die Sprache ins Schwimmen, stilistische Ungeschicklichkeiten häufen sich. Naïns seltsam beziehungsloses Leben, in dem das "Regiment der Monade" herrscht, wird darüber immer ungreifbarer, wodurch sich - durchaus passend zur Programmatik dieses Berlin-Romans - die Affekte des Lesers so sehr abkühlen, dass schon vor dem Ende der Lektüre nicht allzu viel von ihnen übrig sein dürfte.

BEATE TRÖGER

Thomas Martini: "Der Clown ohne Ort". Roman.

Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 2013. 254 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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